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Um mich herum Dunkelheit.
Ich versuche mich durch dorniges Gestrüpp durchzuschlagen, ohne zu wissen wo ich hin will oder wo ich rauskommen werde.
Meine Hände sind übersät mit winzigen, brennenden Kratzern.
Ein Ast schlägt mir wie eine Peitsche ins Gesicht. Ich lasse mich dennoch nicht aufhalten. Ich bin meinem Ziel so nah. Licht scheint durch die immer weniger werdenden Zweige.
In der Ferne steht ein Mann, ich bin jedoch zu weit weg, um zu erkennen wer es ist. Als hätte er im selben Moment erkannt, dass sich ihm jemand nähert, dreht er sich um.
"Ryan!" Hatte ich gerade seinen Namen gesagt? Mein Mund ist staubtrocken. Ich kann nicht sprechen. "Du verdienst es" sagt er, doch ich erkenne seine Stimme nicht wieder. Sein Gesicht liegt im Schatten. Wieso sagt er sowas? "Du verdienst es, für das was du deiner Mutter angetan hast!" Brüllt er. Automatisch wisch ich ein paar Schritte zurück. Ich würde gerne etwas erwidern, doch ich kann nicht. Das Geäst umgibt mich wieder. Ich höre ihn nurnoch gedämpft immer wieder das selbe sagen. Wieso hört er nicht auf?!

Wind bläst mir ins Gesicht. Ich umklammerte etwas weiches.
Ich war nicht richtig da aber irgendwie war ich es doch. Langsam verschwand dieser Nebel in meinem Kopf und ich öffnete die Augen. Die Fensterläden klapperten und sofort sprang ich auf um das Fenster zu schließen, damit nicht noch mehr Blätter meinen Fußboden zierten.
Was war das für ein Traum? Warum spinnt sich mein Unterbewusstsein etwas derartiges zusammen?

Wie viel Uhr war es eigentlich?
Ich sah auf mein Handy und wurde erstmal von dem grellen Licht geblendet. 23:13h.
Ob er wohl trotzdem auf mich wartet?
Ich war mir eigentlich ziemlich sicher, dass er nach unserem heutigen Gespräch weiß, dass unsere Verabredung dahin ist, trotzdem spielte ich mit dem Gedanken dort hin zu gehen, auch wenn ich mir sicher war ihn dort nicht anzutreffen

Der Wind nahm ab, bis ich mich umgezogen hatte und rausschleichen konnte.

In jeder Ecke raschelte oder knackste es, aber das hatte mich noch nie verängstigt. Die Gefahr hier überfallen zu werden war sehr gering und von einem wilden Tier angefallen zu werden ebenfalls. Mir machen Städte viel mehr Angst. Manchmal verspürte ich sogar sowas wie leichte panik, vermutlich sah man es mir nie an, aber plötzlich schlägt mein Herz schneller. Ich spüre etwas in meiner Kehle das mir das Gefühl gibt mir ganz langsam die Luft abzuschnüren, das Gefühl in meinen Fingern verschwindet und mein einziger Wunsch wäre es, einfach irgendwo hin zu können, wo niemand ist außer mir. Ich habe dieses Gefühl nicht oft, aber wenn ich es habe ist es schrecklich.

Ich war fast da. Die Zweifel nagten an mir. Ich war naiv zu denken, dass er, nach dem heutigen Gespräch, hier war und auf mich warten würde.

Noch fünf Schritte und es würde sich zeigen.
Vier
Drei
Zwei

Für einen kurzen Moment blieb ich stehen und starrte ihn an. Seine Haare wurden von dem Wind der langsam wieder zunahm in alle Richtungen geweht. Er hatte echt breite Schultern warum ist mir das noch nie aufgefallen?
Stella war die erste die mich bemerkte.
Ich streichelte sie lächelnt, konnte aber nicht ignorieren wie Ryan sich mit ausdrucksloser Miene zu mir umdrehte.

"Ich hab gehofft dass du hier bist" flüsterte ich als ich auf ihn zu kam. Ich schenkte ihm ein kaum wahrnehmbares lächeln, was meine Augen aber nicht erreichte.
Meine Augen fingen an zu brennen. Ich durfte jetzt nicht heulen, unter keinen Umständen durfte ich jetzt heulen. Der Ausdruck in seiner Miene wurde weicher. "Ich wollte mich nicht einmischen" Seine Stimme war nicht mehr als ein Hauch.
Das kam überraschend. Ich schluckte und versuchte zu begreifen was er gerade gesagt hatte. Versuchte er sich gerade bei mir zu entschuldigen?
Ich schmunzelte, da die tatsache, dass er sich bei mir entschuldigte so absurd war, dass es nicht real sein konnte. Seine Hand zeigte mir aber das das Gegenteil der Fall war. Seine Hand, die erst meine Fingerspitzen berührte, als wollte er testen, ob es okay für mich war. Ich fühlte ein wohliges gribbeln dort wo er meine Hand berührte. Ich kam ihm zuvor und legte meine Hand in seine. Ich hatte das Gefühl, als hätte meine Hand feuer gefangen, aber ich zog sie nicht reflexartig weg, sondern ließ sie einfach weiter brennen.

Broken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt