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Nervös. Dieses Wort beschrieb meinen momentanen Zustand nichtmal annähernd. Meine Haare standen zu Berge und wollten sich nicht bändigen lassen. Wie oft hatte ich mir vorgenommen neues Haarspray zu kaufen und habe es dann doch wieder vergessen?
Ich hatte ein hell blaues Abendkleid an, dass an der Seite des Kleides einen Schlitz hatte, der ungefähr bis zur Mitte meines Oberschenkels ging. Ab der Taille aufwärts war es mit ebenso blauer Spitze verziert.

Meine Haare ließ ich mit leichten Locken, offen über meine Schultern fallen.

Ein letzter prüfender Blick in den Spiegel und dann musste ich auch schon los. Ich hielt mich am Geländer der Treppe fest und starrte in das dunkle Erdgeschoss. Ich hatte keine Lust Linda oder sonst jemandem über den Weg zu laufen, der einen dummen Spruch bringen würde und mir somit den ganzen Abend vermiesen würde. Als ich mir sicher war, dass die Luft rein war, stöckelte ich Stufe für Stufe die Treppe hinunter und hielt mich dabei mit beiden Händen am Geländer fest. Ich hatte es schon unter leichteren Bedingungen geschafft die Treppe runter zu kullern statt zu gehen, da durfte ich jetzt kein Risiko eingehen. Hoffentlich sah das nicht total affig aus da ich nicht gerade geübt war in hohen Schuhen zu laufen. Ich musste zwar hin und wieder, wenn meine Stiefmutter die intension hatte, ein Fest zu geben, sowas tragen, aber da ließ ich mich auch nie länger als nötig blicken.

Nachdem ich das Grundstück verlassen hatte bog ich in die nächste Straße ein. Von weitem konnte ich schon die grellen Scheinwerfer von Ryan's Wagen erkennen.

Ich spürte ein gribbeln in der Magengegend. Meine Mundwinkel wanderten nach oben, als er aus dem Auto ausstieg und mich ebenso anlächelte.
Sein Gesicht lag im Schatten, dennoch konnte ich seine markanten Gesichtszüge erkennen und die Grünen Augen, die etwas in mir auslösten, dass ich nicht beschreiben konnte.

"Hi" meine Stimme war ein halbes flüstern. "Hi" sagte er ebenfalls und trat einen Schritt auf mich zu um mir die Autotür zu öffnen. " Was ein Gentleman" sagte ich gespielt überrascht und zog dabei die Augenbrauen übertrieben in die höhe. Ich stieg ins Auto und versuchte dabei das Kleid nicht in der Wagentür einzuklemmen.

"Du siehst toll aus" sagte er, als er sich neben mich ins Auto setzte. Ich sah kurz verlegen aus dem Fenster und versuchte die Röte aus meinem Gesicht zu bekommen. "Du siehst auch nicht gerade schlecht aus" erwiderte ich und versuchte es mit einem selbstbewusten lächeln das eher zu einer Fratze wurde die jemand ihn einen Halloween Kürbis schnitzen würde, so vermutete ich es zumindest. Ein schiefes lächeln huschte über seine Lippen, nachdem er seinen Blick von mir löste und den Wagen startete. "Also..." Ich strich über den Stoff meines Kleides und versuchte diese Stille, die im Wagen herrschte zu brechen. "Wie läuft es mit Football?"

"Ich bin dabei." Antwortete er nach wenigen Sekunden strahlend. "Wenn ich mich anstrenge könnte ich im nächsten Spiel schon dabei sein und müsste nicht auf der Ersatzbank versauern" erzählte er.
"Das ist doch großartig"  Ich erwiderte sein lächeln und sah in die dunkelheit, in der die Häuser und Bäume an denen wir vorbei fuhren und von den Scheinwerfern hell beleuchtet wurden. Ich wusste nicht was es war, aber irgendwas in mir war in diesem Moment so glücklich, dass meine Augen für einen kurzen Moment wässrig wurden. Ich konnte nicht genau bestimmen woran es lag, aber diese Stille war mir kein bisschen unangenehm mehr. Es entspannte mich, stumm neben jemandem zu sitzen, der mir ein gutes Gefühl gab und die leise Musik aus dem Radio, die an mein Ohr trang, machte es nur noch schöner.

"Lebst du gerne hier?" Fragte er nach ein paar Minuten und sah mir flüchtig in die Augen bevor er wieder auf die Straße sah. Stirnrunzelnt sah ich ihn an. Sollte ich ihm nicht diese Frage stellen? Schließlich war er doch derjenige, der gerade hergezogen war.

"Was verstehst du unter gerne?" Stellte ich eine Gegenfrage und erhaschte ein kurzes zucken seiner Mundwinkel, als hätte er mit einer Gegenfrage gerechnet.

"Glücklich zu sein, an diesem Ort und nicht den drang zu verspüren so schnell wie möglich von hier weg zu kommen"

Ein Kloß bildete sich in meiner Kehle. Ich denke er bezog diese Frage auf die Stadt in der wir wohnten, aber alles an das ich denken konnte, wenn ich lebst du gerne hier hörte war das teure Haus in dem ich lebte und dem Monster darin.

"Nein" antwortete ich ehrlich. "Wenn ich könnte würde ich nie wieder zurückkehren"

Er nickte ohne mich anzusehen, als hätte ich nur das bestätigt was er ohnehin schon dachte.

Ich dachte wieder an mein blaues Handgelenk und legte meine andere Hand darüber. Man konnte kaum etwas sehen, da ich es so gut wie möglich überschminkt hatte und ein Armband darüber drug, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass er es trotzdem gesehen hat und mir genau deswegen diese Frage gestellt hat.

Hey 😊 Wie hat es euch gefallen?
Habt ihr wünsche, was so passieren soll?

Broken Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt