Nichts, außer ein Name

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Julian und Charles hatten durch Zufall ein Besatzungsmitglied der Titanic aufgegabelt, der die Passagierliste besaß. Mit der Liste setzten sie sich an den Schreibtisch und Arbeiteten sie Stück für Stück ab. »Isidor und Ida Strauß. Isidor. Meinst du das könnte passen?« Julian sah erwartungsvoll von der Liste auf. Charles lachte ihn jedoch nur aus: »Der war über 60. Und außerdem ist er zusammen mit seiner Frau und der Titanic untergegangen.«

»Na gut. Wie wäre es denn mit Timo O'Brien?« versuchte Julian es weiter. Doch auch dagegen hatte Charles etwas einzusetzen. Timo O'Brien wurde mit seiner Schwester sicher zurück nach New York gebracht.

»Caledon Hockley? Thomas Ryan?« nannte Julian entmutigt den letzen Männer auf der Liste. Charles nickte plötzlich. Endlich. »Caledon Hockley! Der würde vom Alter her ungefähr passen.« »Na dann. Los! Fragen wir ihn!« spornte Julian seinen Kumpel an und spazierte voraus. »Wohin?« rief Charles ihm hinterher.

»Zu ihm!« brüllte Julian über die Entfernung und grinste. Verwirrt folgte Charles ihm. Unten im Krankenzimmer setzten sie sich ans Bett des Kranken und Julian übernahm das Reden. Dem Kranken ging es zwar schon besser, aber seine Stimme war immer noch heiser und er hatte etwas Fieber.

»Caledon Hockley?« weckte Julian ihn sanft. Der Kranke wachte auf. Seine schönen blauen Augen blickten in zwei Gesichter, die ihn freundlich anblickten, doch er sah nur dass was sich in seinem Gehirn abspielte:

Er saß an einem Tisch mit anderen. Er hatte seine blonden Haare zurückgekämmt und trug einen Anzug. Plötzlich standen alle auf, außer eine junge Frau und er. »Würde sie nicht interessieren.« sagte ein Mann mit braunen Haaren, der etwa so alt war wie er gerade. »Caledon?« wurde der Mann plötzlich von einem anderer feinen Pinkel gerufen. Caledon drehte sich um. Dann warf er ihm ein Feuerzeug zu und rief: »Und Jack! Danke fürs kommen!«

Jack? Sein Name war also Jack. Aber... was würde ihn nicht interessieren? Und wer waren die ganzen Leute? Und vor allem... wer war diese hübsche junge Frau? »Mein... mein Name ist Jack.« sagte Jack plötzlich schwach und mit heiserer Stimme. »Jack?« fragte Charles überrascht. »Ja, sein Name ist Jack, hast du doch gehört!« erwiderte Julian. »Ja, aber es stand kein Jack auf der Liste!« wandte Charles ein.

»L...Liste?« fragte Jack unsicher. »Eine Liste auf der alle Passagiere der Titanic drauf stehen. Oder... so gut wie alle.« erklärte Julius ihm ruhig. »Titanic? Was ist das?« fragte Jack leise weiter. »Warte! Du weißt nicht was die Titanic ist! Bist du von einem anderen Planeten oder so?« belustigt schüttelte Charles den Kopf.

Julian legte Jack sanft die Hand auf die Schulter: »Du fragst etwas zu viel. Werd erstmal richtig gesund.«

»Ich glaub es nicht! Er weiß nicht was die Titanic ist?« rief Charles aufgebracht, als er wenigspäter mit Julian am Strand entlang ging. »Komm. Er erinnert sich wahrscheinlich nur vorübergehend nicht.« versuchte Julian ihn zu beruhigen. Die Wellen peitschten gegen den Sandstrand und die untergehende Sonne tauchte den Himmel und den Ozean in ein magisches Licht.

»Ja, und wenn nicht?« fragte Charles und kickte einen einzelnen Stein über den Sand. »Dann muss er sich erinnern!« erwiderte Julian entschlossen. »Ja und wie soll das gehen? Ich meine wir wissen ja auch nichts über ihn außer seinen Vornamen. Aber der bringt uns nichts! Wir brauchen mehr, um herauszufindenden wer er ist.«

Die Suche nach Jacks Vergangenheit und danach wer er war, führte Julian und Charles schließlich nach New York. Sie wissen ob es an Bord der Titanic einen Jack gegeben hat.  Und wo konnte man das besser herausfinden als dort, wo die Titanic eigentlich hätte ankommen sollen.

»Hallo! Wissen sie ob es einen Jack an Bord der Titanic gegeben hat?« brüllte Julian durch die Stadt. Einige sahen ihn nur verwirrt an. Andere warfen ihm jedoch auch ein »Nein!« oder ein »Keine Ahnung!« hin.

Rose ging mit Aubrey ebenfalls durch die Stadt. »An die Passagiere der Titanic: Kennt irgendjemand einen Jack!« Rose schreckte auf. Einen Jack? Das konnte nicht sein. Jack war Tod! Tod! Rose fing an orientierungslos durch die Gegend zu laufen. »Rose? Alles ok?« erkundigte Aubrey sich besorgt bei ihrer Freundin.

Julians Aufmerksamkeit lenkte sich plötzlich auf eine Junge Frau mit roten Locken. Sie schien verunsichert und nicht zu wissen was sie nun tun sollte. »Hallo. Entschuldigen sie. Kennen sie einen Jack? Und wissen sie, ob er Passagier der Titanic war?« Rose sah ihn verstört an und rief dann: »Nein! Keinen Jack! Keine Titanic! Nein!« an Aubrey gewannt fügte sie hinzu: »Lass mich! Folg mir bitte nicht!«

Mit diesen Worten quetschte sie sich durch die Menschen und verschwand in der Stadt. »Was ist denn mit ihr los?« erstaunt sahen Julian und Charles ihr nach. »Keine Ahnung. Sie steht nur immer noch unter Schock, da sie beim Untergang jemanden verloren hat, den sie sehr geliebt hat.« Aubrey zuckte mit den Schulter und missachtete Roses bitte indem sie ihr hinterher eilte. »Das tut uns leid!« rief Charles ihr nach.

Rose lief. Sie lief weiter auch wenn sie keinen Plan hatte wohin sie rannte. Aber es war ihr auch egal. Ihre Beine wurden langsam müde, doch sie musste weiter laufen. Wenigstens bis sie die Stadt verließ. Und dann war es endlich so weit. In der Ferne erkannte sie die letzten Häuser der Stadt und ließ sie hinter sich. Keuchend verringerte sie ihr Tempo.

Erschöpft ließ Rose sich auf einen Stein fallen, der am Wegesrand stand. Dort heulte sie einfach los. Sie realisierte, dass ihr ohne Jack, jede Kraft fehlte um zu leben. Rose konnte nicht mehr. Sie war so kraftlos, wie damals, als sie von der Titanic springen wollte. Rose fasste einen folgenschweren Entschluss: Sie hatte keine Lust mehr auf ihr trauriges Leben. Auf ihre dunklere Welt. Was wenn sie jetzt einfach einen Schlussstrich ziehen würde?

Es gab doch sowie niemanden, der sie vermissen würde. Und auch niemanden, der sich für sie interessierte. Entschlossen stand Rose von ihrem Stein auf, wich vom Weg ab und stapfte durch den Wald. Als sie ungefähr 30 Minuten in einem schnellen Tempo gelaufen war, kam sie zu einem Abgezäunten Bereich. Dort stand ein Schild mit der Aufschrift: Lebensgefahr

Titanic - You jump, I jump, remember?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt