Rose stand vor dem Schild Lebensgefahr und überlegte. Wenn sie es tun würde, wären all ihre Sorgen auf einen Schlag weg. Sie war hier im Wald, es würde sie wohl nicht wieder jemand davon abhalten. Tun sie es nicht!, hörte sie Jacks Stimme in ihrem Kopf. Wenn sie es tat, waren sie wieder zusammen! Mit einer gewissen Vorfreude kletterte Rose über die Abzäunung.
Das Laub raschelte unter ihren Füßen, als sie vorsichtig voran schritt. Sie kam der Schlucht immer näher. Plötzlich rutschte sie aus und schrie ganz kurz auf. Rose spürte, dass ihr Herz stehengeblieben war. Langsam ging sie weiter. Sie war nun knapp drei Meter vor dem Abgrund und konnte sehen, dass sich unten das reißende Wasser, alles nahm was es kriegen konnte.
Gespenstische Stille breitete sich in der Luft aus. Rose fing an zu zittern und merkte, dass sie Angst bekam. Reiß sich zusammen Rose, es ist gleich vorbei, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. Nun stand sie direkt vor dem Abgrund. Rose setzte zum Sprung an...
Etwa eine halbe Stunde vorher verließ auch Aubrey, auf der Suche nach Rose die Stadt. Sie eilte über den Weg und sah sich ganz genau um. Wo konnte Rose nur sein? Sie würde doch nicht auf die Idee kommen sich etwas anzutun, oder? »Rose!« rief Aubrey aus voller Kehle. Ihre alten Knochen konnten jedoch nicht mehr so viel Belastung standhalten und ihre Beine knickten weg. Wohl oder über musste sie sich setzten und sich ein bisschen ausruhen um nicht umzufallen. Sie war immerhin schon 70 Jahre alt und kein junges Reh mehr.
Es ist gleich vorbei, dachte Rose. Dann viel sie. Sie viel tief, dann schlug sie auf dem Boden auf. Ach ne. Das war Illusion. Sie stand noch immer. Doch sie wollte springen, sie musste.
Aubrey stand wieder auf. Sie wusste, dass sie weiter gehen musste, da sie ein ungutes Gefühl hatte. Natürlich konnte sie nicht wissen, wie kurz Rose vor einem Selbstmord stand.
Gleich ist es vorbei. Warum war sie nur so ängstlich? Sie traute sich schon wieder nicht. Ok, nochmal.
»Rose!« brüllte Aubrey durch den Wald in dem sie sich nun befand. »Rose wo bist du! Sag doch was!« Ihre Stimme hallte zwischen den Bäumen wieder. Doch es kam keine Antwort. »Rose!« Alles war still. Nur Aubreys rufe waren zu hören.
Rose hatte sich schon wieder nicht getraut, sondern sich im letzten Moment gerettet. Nun stand sie am Abgrund und spähte in die Schlucht hinunter. Der Fall war nicht das was ihr Angst machte. Es war eher das Wasser. Es ist gleich vorbei, dann bist du Tod. Dann bist du wieder bei Jack!
Aubrey lief. Ihr ungutes Gefühl erdrückte sie fast. »Rose! Antworte!« schrie sie und merkte wie sie Panik bekam. Was wenn sie sich wirklich was antun wollte? Rose war Aubreys einzige Freundin und sie mochte sie. Mehr als sie zugeben wollte.
»Miss. Was machen sie denn da?« ein Mann, der nichts Ahnend mit seinem Hund spazieren gehen wollte wurde auf Rose aufmerksam, die da noch immer stand und sich nicht rührte. Nun drehte sie sich um: »Kommen sie nicht näher! Lassen sie mich sterben!« Der Mann, der über die Absperrung klettern wollte hielt inne und fragte verwirrt: »Warum wollen sie denn das?«
»Mir wurde alles genommen. Jack hätte wahrscheinlich nicht gewollt, dass ich mich umbringe, aber ich will bei ihm sein. Ich kann ohne ihn nicht leben!« antwortete Rose, zitternd vor Angst. Der Mann wich zurück und entschloss sich, Hilfe zu holen. »Komm Ruby!« rief er seinen Beagle und sie sprinteten los. Rose sah ihnen verdutzt nach.
»Rose!« rief Aubrey gerade wieder, als ihr ein kleiner Beagle vor die Füße rannte. Der kleine Hund wedelte aufgebracht mit dem Schwanz. »Na, was willst du denn? Ich habe jetzt keine Zeit dich zu streicheln!« genervt schob Aubrey ihn weg, doch dann sah sie einen Mann anrennen. »Hey! Sie!« schrie er und rang nach Luft. »Was ist los?« fragte Aubrey verwundert.
»Da hinten ist eine junge Frau. Sie will sich umbringen.« keuchte der Mann. »Was!?« stieß Aubrey hervor und rannte los. Der Mann und Ruby, der Hund, folgten.
Gleich ist es vorbei! Wiederholte Rose nun zum gefühlt 1000. Mal. Und dann wollte sie wirklich springen. Sie hörte noch wie Aubrey schrie: »Tu es nicht!« auch der Mann schrie: »Stopp!« Doch der einzige der wirklich etwas wirksames tat war Ruby. Er packte Rose hinten am Kleid und zog sie mit aller Kraft zurück. Noch ehe Roses Füße den Boden verließen, verlor sie das Gleichgewicht.
Hart schlug Rose auf dem Boden auf. Mit schmerzverzerrtem Gesicht rappelte sie sich auf und blickte in zwei treue Hundeaugen. Sie atmete schnell. Ziemlich schnell. Dann waren auch der Mann und Aubrey bei ihr. Beide knieten neben ihr nieder. »Geht es ihnen gut?« fragte der Mann fürsorglich. Aubrey nahm Rose in den Arm und flüsterte: »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Mach sowas nie wieder! Versprochen?«
Rose nickte schwach. Sie wollte nach Hause und nur noch schlafen. Liebevoll streichelte sie den kleinen Hund, der ihr das Leben gerettet hatte. »Du bist genau wie Jack.« wisperte sie Ruby zu, der sie ableckte. »Wer ist Jack?« fragte der Mann. Rose senkte traurig den Blick und murmelte: »Jemand den ich mal gekannt hab. Er hat mir auch, mehr als einmal, das Leben gerettet.« der Mann nickte. »Komm Rose! Ich bring dich nach Hause.« schlug Aubrey vor und nahm sie an die Hand.
Zu Hause legte sich Rose sofort in ihr warmes, sicheres Bett und atmete tief ein. Der Mann, der sich als Conor Leo entpuppt hatte, hatte sie noch bis zur Unterkunft begleitet. Rose war eigentlich nicht zum Lächeln zur Mute, aber als sie die feuchte Hundeschnautze auf ihrer Wange spürte, musste sie es doch tun. Conor hatte ihnen erlaubt, Ruby bis morgen bei ihnen zu lassen.
Rose war froh darüber, denn sie musste nicht alleine in ihrem Bett liegen. An Ruby gekuschelt schlief sie ein und der kleine Hund leckte ihr immer mal wieder liebevoll über die Wange. Aubrey beobachtete diese Szene mit einem Lächeln. Vielleicht half der Hund Rose über den Tod von Jack hinweg zu kommen.
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Titanic - You jump, I jump, remember?
FanfictionLiebe Leserinnen und Leser. Ich denke die meisten von euch kennen den Film Titanic und den herzzerreißenden Moment in dem Jack für immer im Ozean verschwindet. Aber was wäre, wenn er es doch irgendwie überlebt hätte. Für meine andere Geschichte Win...