Überlebende der Titanic

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Ruby war für Rose ein guter Gefährte, aber kein Ersatz für Jack. Der Hund konnte sie zwar für ein paar Minuten wieder glücklich machen, aber dann kehrten die Erinnerungen an Jack zurück und alles war wieder beim Alten.

An einem warmen Tag, an dem Rose und Aubrey wieder einmal durch den Stadtpark gingen, hatte Aubrey eine Idee. Sie wusste das Rose empfindlich auf dieses Thema reagierte, doch sie wollte es wenigstens versuchen. »Du... Rose.« begann Aubrey vorsichtig. Rose sah sie an und flüsterte: »Ja?« Aubrey holte tief Luft. Sie bedeutete Rose sich auf eine Bank zu setzen. Diese wurde immer nervöser. Was wollte Aubrey ihr sagen. »Also.« raunte Aubrey Rose ins Ohr die zusammen zuckte.

»Was?« wisperte sie ängstlich und Aubrey holte nochmal tief Luft. Dann erklärte sie Rose ihre Idee: »Hör zu. Ich weiß, dass du das immer noch nicht weggesteckt hast. Also die Nacht vom 14. auf den 15. April. Aber du und Jack waren nicht alleine an Bord. Es gibt auch noch andere die überlebt haben. Vielleicht könnten wir uns mit ihnen austauschen... über das was sie auf der Titanic erlebt haben.«

Rose schwieg. Sie wusste nicht was sie erwidern sollte. Doch sprechen konnte Rose sowieso auch nicht. »Und? Was sagst du?« fragte Aubrey mit sanfter Stimme. Rose sagte immer noch nichts. Sie bebte am ganzen Körper und sah aus als ob sie jeden Moment in Tränen ausbrechen könnte. Doch Rose riss sich zusammen. Irgendwann nickte sie schließlich schwach: »Ok. Von mir aus.«

Aubrey überredete Rose so lange, einen Aufruf an die Zeitung zu schicken in dem sie Überlebende suchten, bis diese endlich nachgab. Und so schrieb Aubrey:

Survivor gesucht
Wir suchen Überlebende des Untergangs der Titanic. Gesprächsbedarf. Treffen bei uns: New York, Northstreet 55 am 16. Mai um 14 Uhr. Bringen sie Zeit mit um über ihre Erlebnisse auf der Titanic zu reden. Danke und bis bald.

Als sie fertig war verdrehte Rose die Augen. »Übertrieben. Bringen sie Zeit mit. Aubrey! Mich interessiert doch eigentlich nicht was die sagen! Es wird wahrscheinlich sowieso niemand kommen.«

Rose sollte unrecht haben. Am 16. Mai war das Wohnzimmer rappelvoll. Rose und Aubrey mussten sogar noch einen Haufen Stühle anschleppen, damit ihre Gäste nicht stehen mussten. Als schließlich alle da waren und niemand mehr zu kommen schien wurde die Stimmung ernst. Die Menschen im Wohnzimmer sahen erwartungsvoll zu Aubrey und Rose die dicht neben der Tür nebeneinander saßen.

Rose spielte nervös mit ihren Haaren und sah zu Boden. Aubrey ergriff das Wort. »Wir teilen alle ein ähnliches Schicksal.« sagte sie mit starker Stimme. Etwas ruhiger fuhr Aubrey fort: »Wir alle haben mindestens einen Menschen verloren. Einen Menschen der uns nahe stand oder weniger nahe. Niemand wird gezwungen zu sprechen, aber ich möchte nicht, das Rose sich alleine mit ihrem Schicksal fühlt. Deswegen würden wir gerne ein paar Geschichten hören.« Aubrey sah Rose flehend an. Diese seufzte.

Ein junger Mann meldete sich. Er hatte haselnussbraune Haare und grüne Augen. In seinen Augen spiegelte sich Trauer. Doch Rose musste sich eingestehen, dass er wohl mit seiner Geschichte besser zurechtkam als sie mit ihrer eigenen. Der Mann erhob seinen Blick und seine Augen sahen direkt in Roses. Schnell sah Rose wieder zu Boden. Der Mann begann etwas schüchtern: »Ich war mit meinen Eltern und meiner jungen Geliebten Passagier auf der Titanic.

Da ich Passagier der 1. Klasse war hatte ich Glück, dass ich noch einen Platz im letzten Rettungsboot gekriegt habe. Meine Geliebte und meine Mutter waren schon in einem der Boote die schon vorher zu Wasser gelassen wurden. Mein Vater... hatte einen Herzinfarkt und starb daran. Kurz bevor die Besatzungsmitglieder das Signal gegeben hatten, dass die Männer nun auch in die Boote durften.

Ich hatte nicht viel Zeit um mich von meinem Vater zu verabschieden, da ich sonst keinen Platz mehr gekriegt hätte. Ich hatte keine Ahnung was mit meiner Geliebten und meiner Mutter war. Ich hoffte sie waren in Sicherheit. Was ich nicht wusste war, dass meine Geliebte nicht auf meine Mutter gehört hatte.

Kaum war ich außer Sichtweite, sprang sie ins Wasser um zurück zum Schiff zu schwimmen. Sie ist eine wirklich gute Schwimmerin gewesen, doch das hatte selbst sie nicht überlebt. Und meine Mutter ist in Depressionen wegen meinem Vater.« der Mann schwieg und alle anderen schienen betroffen. »Das tut mir leid.« flüsterte Rose. Sie verstand ihn. Die nächste war eine ältere Frau, die ihren Mann ebenfalls auf dem Schiff verloren hatte. Sie kam immer noch nicht mit dem Verlust ihrer großen Liebe klar. Genau wie Rose.

Nun erzählte eine Frau, die etwa in Roses alter war ihre Geschichte. Sie schien jedoch ziemlich arrogant und hielt sich für was besseres. Rose erinnerte sie an ihre Mutter. Ihren Vortrag beendete die junge Frau mit den Worten: »Wenigstens meinem Mann hätten sie ein Platz in dem Boot reservieren sollen. Ich meine er gehörte zu mir. Ist doch klar dass er viel mehr Wert war als die anderen.« Plötzlich sah Rose auf. Auch alle anderen waren fassungslos. Für wen hielt die junge Lady sich nur?

Rose wurde wütend. Niemand war mehr wert als die anderen! Das gleiche hätte sie für Jack ja auch behaupten können. Auch die Gäste tuschelnden fassungslos und sauer miteinander. Rose sprang von ihrem Stuhl auf, der krachend umfiel. Sie hatte gehört, dass die anderen ihrer Meinung war. So konnte sie wohl auch aussprechen was alle anderen dachten. »Das ist doch Quatsch. Niemand ist mehr wert als andere Menschen. Jeder Mensch hat es gleichermaßen verdient zu leben.«

Rose stiegen die Tränen in die Augen. Sie wollte nicht das jemand sie weinen sah, also verlies sie den Raum und stürmte auf den Flur, wo sie schluchzend stehen blieb und hoffte, dass niemand kam. Im Wohnzimmer war Aubrey geschockt. Das hatte sie mit ihrer Aktion nicht bezwecken wollen. Im Gegenteil. Sie hatte eigentlich gewollt, dass Rose neuen Mut fand. Das Leben ging schließlich weiter.

So flink wie ihre alten Knochen das erlaubten, eilte sie ihrer Freundin hinterher. Dort erlebte sie jedoch eine Überraschung.

Titanic - You jump, I jump, remember?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt