Es war ein Tag wie jeder andere. Naja fast. Jack fühlte sich ein bisschen wie in einem Verhör, als er am Wohnzimmertisch saß und von den beiden Fischern angestarrt wurde. »Hab ich was verbrochen?« fragte Jack unsicher. Charles lächelte und schüttelte den Kopf. Julian erhob seine Stimme: »So Jack. Der Moment der Wahrheit. Nun wird sich zeigen, ob du die wieder erinnern kannst, oder ob deine Erinnerungen für immer im Atlantik verschollen sind.« »Im Atlantik?« Jacks Frage wurde von den andern beiden nicht beachtet.
Stattdessen fuhr Charles fort: »Die Titanic war das größte bewegliche Objekt, dass Menschen je schufen. Das größter der Welt. Und damit gleichzeitig auch das größte Schiff aller Zeiten. Erinnerst du dich?« Jack horchte in seinen Kopf hinein. Da war nichts. Nur leere und die Visionen die er gehabt hatte. Die Frau ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Auch nicht ihr Kuss. Wenn er an sie dachte spürte er etwas was neu für ihn war. Dann kribbelte es in Jacks Brust und in seinem Bauch breitete sich ein angenehmes Ziehen aus.
Ein ganz bestimmtes Glücksgefühl strömte ihm dann durch den Körper. Aber was sollte dieses Gefühl wenn er sich noch nicht mal an sie erinnern konnte? Von einem Schiff war jedoch, in seinem Kopf, weit und breit keine Spur. Obwohl.
Er war mit seinem Vater früher einmal auf einem Fischerboot gewesen. Aber das Fischerboot war überhaupt nicht groß gewesen. Eher klein. Also schüttelte Jack den Kopf. »Dieses Schiff...« begann Julian, : »Hat am 14 April einen Eisberg gerammt und verschwand am frühen Morgen darauf circa 2:20 im Atlantik. Untergegangen. Es sind um die 1500 Menschen umgekommen und nur in etwa 710 Menschen haben überleben können.« Jack riss betroffen die Augen auf.
»Nicht im Ernst!?« stieß er ungläubig hervor und schüttelte schockiert den Kopf. »Doch. Es ist leider so.« nickte Charles und sah Jack durchdringend an, »Erinnere dich!« »Ja an was denn?« Jack war sichtlich empört: »Mich interessiert gerade mehr, wie denn so viel bei diesem Schiff schieflaufen konnte.« »Ok. Dann werden wir dir wohl auch die Details erzählen müssen.« stimmte Julian zu und Charles begann mit dem erzählen:
»Weißt du, der Captain hatte zu viel Erfahrung. So dachte er, dass man alles was groß genug wäre um das Schiff zu versänken, rechtzeitig sehen würde. Doch so war es nicht. Sie sahen den Eisberg zu spät und ihnen blieb nicht mehr genug Zeit um zu drehen oder anzuhalten. Und was auch entscheiden war, war dass es viel zu wenig Rettungsboote an Bord gab. Es hätte noch wenigstens Platz für die Hälfte der Passagiere gegeben, wenn die Boote voll besetzt worden wären.« Charles hielt inne und nahm mit Jack Blickkontakt auf.
Der starrte ihn fassungslos an: »Und sie waren nicht?« Julian schüttelte traurig den Kopf. »Es gab sogar Boote die für 65 Personen gebaut worden waren, wo aber nur 12 Menschen drinsaßen.« Julian rief sich den Artikel in Erinnerung, der nach dem Untergang auf der Titelseite der Zeitung geprangt hatte.
Plötzlich war es so, als würde sich in Jacks Kopf ein Tonband abspielen. Menschen schrien und kreischten voller Panik und riefen Namen. Der Schmerz in ihrer Stimme war nicht zu überhören. Und dann hörte er einen Dialog der ihm seltsam bekannt vorkam.
»Ich geh nicht ohne dich!«
»Doch das wirst du!«
»Nein, Jack«
»Doch Rose, Steig in das Boot.«
»Nein.«
Nun mischte sich noch eine dritte Stimme ein:
»Doch Rose Du steigst in das Boot. Ich habe eine Abmachung mit einem Boot auf der anderen Seite. Jack und ich kommen ohne Gefahr von Bord.«
»Siehst du Rose. Ich muss mir mein eigenes Boot suchen.«Und dann war da ein ganz kurzer Clip in seinem Kopf, der zeigte wie die Junge Frau zu ihm empor sah. Sie war in einem Rettungsboot doch ihr Blick spiegelte, Angst, Sorge und Sehnsucht wieder. Dann war Jack zurück im hier und jetzt. »Panik. Angst.« murmelte er. »Du erinnerst dich!« freute sich Julian. Doch Jack schüttelte den Kopf: »Nicht richtig. Nur an Bruchteile.« lehnte er ab. Julian und Charles sahen Jack enttäuscht an.
Dieser wusste nicht warum. Schließlich war es so wie es war. Aber er musste dazu sagen, dass ihm die junge Frau mit den schönen blauen Augen gefiel. Sie hatte etwas anmutiges und doch liebliches an sich. Jack schloss für einen kurzen Moment die Augen um sie jedes Detail der Frau in seinem Kopf einzuprägen. Julian sah ihn von der Seite an und sagte dann mit ruhiger Stimme: »Versuche dich zu erinnern.«
Jack kam der Aufforderung nach und strengte seine Gehirnzellen an. Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und sein Rücken sank in die weichen Polster ein. Charles fing an aufgeregt mit seinem Stuhl zu kippeln und Julian rückte auf dem Sofa näher an Jack dran. »Und?« fragte er neugierig. Jack schüttelte den Kopf. Doch dann...
Dunkelheit. Kälte. Und Schmerzen wie tausend Messerstiche. Er zitterte am ganzen Körper und blickte in die sorgenvollen Augen der Frau die er auch geküsst hatte und die in diesem Rettungsboot gewesen war. Warum war sie hier. Um sie herum nichts als Wasser, Menschen und Dunkelheit. Es stank furchtbar nach Tod und Angst. Die Frau lag auf irgendetwas drauf. Etwas flaches. Aber da war noch Platz oben. Wieso war er also im Wasser?
»Jack! Ich liebe dich!«
»Nein, lass das sein. Fang nicht an dich zu verabschieden.«
Verabschieden? Was war los?»Jack? Alles klar? Hallo? Jack?«
»Was ist los mit ihm?«
»Keine Ahnung.«»Und sie finden dieses wurzellose Dasein ansprechen.«
»Ja. Allerdings. Ich habe alles was ich benötige bei mir. Ich habe Luft in meinen Lungen und ein paar leere Blatt Papier. Ich finde es schön morgens aufzuwachen ohne zu wissen was passiert. Oder wem man begegnet.«
Besteck Geklirre.
»Weil jeder Tag zählt.«
Gläser klirren gegeneinander.
»Weil jeder Tag zählt!«»Jack?«
»Ich glaub er träumt.«»Ich bin Jack Dawson.«
»R...«Julian winkte mit seiner Hand vor Jacks Augen hin und her. Dieser starrte starr und ausdruckslos vor sich hin. Augenblicklich zuckte Jack zusammen und war wohl wieder im Hier und Jetzt. Doch er schien nicht froh darüber zusein. »Sag mal spinnst du? Ich war nah dran mich zu erinnern! Ich hätte fast ihren Namen herausgefunden!« Jack sprang aufgebracht auf und haute mit der Faust auf den Holztisch. »Wenn ihr mich nicht abgehalten hättet!«
»Jack wir wussten nicht was mit dir los ist. Es hätte sonst was mit dir sein können.« versuchte Charles die Situation zu retten. Vorsichtig legte er Jack die Hand auf den Arm, doch dieser stoß ihn grob weg. Jack fühlte sich nicht mehr länger hilflos und schwach. Er hatte seine Krankheit gut überstanden. Doch Julian und Charles sahen in ihm wahrscheinlich einen kleinen Jungen, der nicht alleine überleben konnte. Oh doch. Noch während Jack aus dem Raum stürmte, dachte er: Ich werde es ihnen zeigen! Ich werde es ihnen allen zeigen.

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Titanic - You jump, I jump, remember?
FanfictionLiebe Leserinnen und Leser. Ich denke die meisten von euch kennen den Film Titanic und den herzzerreißenden Moment in dem Jack für immer im Ozean verschwindet. Aber was wäre, wenn er es doch irgendwie überlebt hätte. Für meine andere Geschichte Win...