𓆩 James 𓆪

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Mikael steht neben Ava und sorgt dafür das sie nichts versucht.

Ich stehe mit der Champagner Flöte etwas abseits und beobachte das treiben. Mich kotzt diese Scharade schon dermaßen an, aber ich bleibe ruhig.

Die "Versteigerung" beginnt als mein Vater eine Dessertgabel gegen sein Glas schlägt. Alle im Raum verstummen.

Anfangsgebot für eine Nacht mit einer "Jungfrau" liegt bei 500.000 Dollar. Die Bieter sind noch zurückhaltend also führt Mikael Ava vor. Mein Blut kocht. Ava ist verängstigt, legt schützend ihre Arme um ihr Dekolleté.
Die Bieter, darunter ein Scheich aus Dubai, kommen langsam in Fahrt.

Der Preis steigt und verzweifelt sucht Ava immer wieder meinen Blick. Am Ende steht die Summe bei 3,4 Millionen Dollar. Ein stolzer Preis für eine Nacht.
Der Höchstbietende wiegt sich in Sicherheit, bis ein unscheinbarer junger Mann aus der Masse hervorsticht, mit lauter, klarer Stimme 5 Millionen bietet. Keiner sagt mehr was und der Deal ist besiegelt.

Ava steht mit weit aufgerissenen Augen da, ehe sie von Mikael weg geführt wird.

"Meine Herren" ergreife Ich das Wort. "Ich bedanke mich für diesen interessanten Abend und werde den Höchstbietenden nun zu seinem Preis führen. Den restlichen Anwesenden wünsche ich bei Speis und Trank noch viel Vergnügen."

Mir fällt es schwer zu lügen, aber ich kann Ihnen ja auch nicht sagen, dass sie sich alle mal ins Knie f*cken sollen.
Der Gewinner kommt auf mich zu und nickt mich fröhlich an.

"Ich stelle einen Scheck aus. An wen soll ich ihn adressieren?" fragt er. Ich rufe einen der Männer und lasse die beiden den Scheck ausfüllen, warte ungeduldig bis wir endlich weiter können.

Dann setzt der Gewinner sich in Gang und wir gehen hinaus zum Garten, durchqueren die Rosenbeete, bis wir an der Scheune ankommen. Die Tür ist bereits geöffnet, also treten wir ein, gehen weiter zur Tür, die hinunter führt.
Unten angekommen sehe ich schwach das Licht aus dem Verlies von Ava. Wenn sie wüsste das einige Türen weiter Bob ist, würde sie durch drehen. Dieser ist aber ausgeschaltet, sediert und unfähig sich bemerkbar zu machen.

Wir kommen zu dem Zimmer in dem Ava ist. Sie steht dort mit dem Rücken zu uns, Mikael direkt neben ihr. Er spricht mit ihr, doch sie ignoriert ihn. Dann gemerkt Mikael unsere Anwesenheit.

"Hat er bezahlt?" fragt er.

Der Unbekannte reicht Mikael einen Nachweis über die Aushändigung des Schecks und Mikael beäugt alles genau ehe er wortlos den Raum verläßt.

"James, ich warte draußen auf dich."

Ich nicke und er geht.

Ava dreht sich langsam rum, sieht erst den Unbekannten und dann mich an. Ich mach es so kurz und schmerzlos wie möglich und trete den Rücktritt an. Ava hält mich auf.

"James, warte." Ich bleibe stehen, sehe sie an. In ihren Augen spiegeln sich so viele Emotionen wider, das es mir schwer fällt wenigstens eine benennen zu können.

Sie greift nach meiner Hand.

"Ich möchte mich nur verabschieden. Entspann Dich."

Ich habe nicht gemerkt wie ich mich versteife, doch Ihre Berührung ist merkwürdig tröstlich. Tränen in ihren Augen sammeln sich und bevor alles zu schwer für sie wird, drücke ich ihre Hand und wende mich dann zum gehen, schließlich wartet Mikael auf mich.

Ich schließe die Tür und höre wie der Unbekannte zu sprechen beginnt, laufe schneller um Mikael zu erreichen und bleibe schließlich draußen neben ihm stehen.

"Schöne, klare Nacht, was?" sagt er und starrt nach oben, betrachtet die Sterne.

Ich sage nichts, bleibe nur steif neben ihm stehen. Natürlich bemerkt er das und sieht mich fragend an. Ich betrachte die Rosenbeete, die Blumen die meine Mutter geliebt und gepflegt hat und die als Beweis ihrer einstigen Anwesenheit hier dienen.

Irgendwann sehe ich ihn dann an.

"Du warst uns immer ein treuer Mensch, Mikael." beginne ich das Gespräch. Er horcht auf.

"Natürlich, James. Eure Familie war immer gut zu mir. Das versuche ich auf jeden Fall zurück zu geben."

"Du bist loyal und das schätze ich sehr." fahre ich fort. "Daher glaube ich auch nicht das du mich an lügen würdest, wenn ich dich etwas frage, richtig?"

Mikael nickt zögernd, sieht mich skeptisch an.

"Wo ist meine Mutter, Mikael?"

Mikaels Gesichtsfarbe wechselt von Natur auf kreidebleich. Jetzt sitzt er in der Zwickmühle.

Er überlegt lange, bevor er antwortet. Mit den Händen in den Hosentaschen kickt er einen imaginären Stein über den Rasen.

"Sie ist schon lange tot, James."

Meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiten sich.

"Wie ist sie gestorben?" frage ich.

Mikael schaut mich an als sei ich ein Geist. Als er registriert das ich hinter meinem Rücken langsam meine Waffe mit Schalldämpfer hervorhole, lacht er kurz auf, sieht mich dann aber schockiert an.

"Das wagst du nicht..."

Ich richte meine Waffe auf ihn, entsichere sie.

Wieder frage ich ihn, wie sie starb. Ich muss es wissen.

"Dein Vater hat sie getötet." antwortet er schließlich. Und alles bricht in sich zusammen.
All die Jahre in denen ich glaubte sie hätte uns verlassen, in denen ich wütend war auf sie, sie gehasst habe... Ich war meinem Vater treu ergeben.

Ich Ziele auf Mikaels Kopf und er beginnt zu gestikulieren.

"Wenn du das machst, jagt dein Vater dich!"

Ich justiere noch etwas, drücke dann ab.

"Dann sollte er es besser erstmal nicht erfahren, hm?" flüstere ich.

Seine sterblichen Überreste schleppe ich runter, weit weg von Ava oder Bob. Ich taste ihn ab, nehme ihm die Schlüssel seines SUV's, sein Walkie sowie sein Handy weg und zerstöre beide Kommunikationswege, damit man ihn nicht orten kann.

Vor Ava's Tür bleibe ich stehen. Ich atme tief ein bevor ich die Tür öffne.
Beide schauen zu mir auf.

"Ist es erledigt?" fragt der Fremde.

Ich nicke.

Dark Temptation - Im Schicksal vereint Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt