𓆩 James 𓆪

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Seit ich ihr gesagt habe das ich sie liebe und deswegen verschwinden werde, weint sie noch schlimmer als zuvor. Immer wieder landet ihre Hand an ihrem Herzen, als hätte sie Angst es würde brechen. Oder vielleicht ist es schon gebrochen und sie versucht die Scherben zusammen zu halten...

So oder so, ich bin schuld. Ich habs mal wieder komplett vergeigt, nicht nachgedacht. Wütend wische ich meine Tränen ab, während ich am Fenster stehe und zwischen dem Nachthimmel und Ava hin und her wechsle.

Alan hält sich im Hintergrund. Auch wenn er mich am längsten und besten kennt, so hat er mich doch nie weinen sehen. Und er hat von mir auch noch nie die 3 Worte gehört, die sovielen Menschen alles bedeuten. Vielleicht empfindet er gerade im Moment Mitleid mit uns beiden, Ava und mir.

Das ich mich an vieles erinnern kann, weiß keiner. Viele Erinnerungen haben sich, als wir im Bordell waren, unter meine bereits überkochende Wut gemischt, sich langsam ausgebreitet und ihre gänzliche Kraft dann entfesselt, als ich versehentlich Ava schlug.
Ich erinnere mich an Crocktown, an das schwarze Kleid, an das Restaurant in dem wir waren. Und an den Sex den wir anschließend hatten. Jedes Detail wird immer deutlicher. Ich bin vielleicht vollkommen falsch mit allem umgegangen, aber es war zu viel für mich. Deswegen bin ich hier gelandet, deswegen habe ich mich überhaupt auf die Kellnerin eingelassen. Ich kannte nie eine andere Methode mit so viel Stress und Leid umzugehen.

Ich kneife die Augen zusammen, kämpfe gegen die aufkommenden Kopfschmerzen, als ich Alan plötzlich neben mir stehen sehe. Er sagt nichts, schaut genauso hinaus wie ich.

Als ich mich in Bewegung setze und zur Tür will, hält er mich jedoch auf. Er fasst mir an die Schulter und schüttelt den Kopf. Ein stummer Versuch mich abzuhalten.
Mein Blick fällt zurück zu Ava, die den Kopf gesenkt und auf den Knien abgelegt hat. Ihre Arme schlingt sie um sich, als könnte sie das vor allem schrecklichem auf der Welt schützen. Alans Blick folgt meinem, ehe er mich wieder ansieht.
Ich will das er auf sie aufpasst. Das er sie beschützt, bis alles geregelt ist.

Denn es gibt nur eines was ich jetzt tun kann. Dafür sorgen das sie ihr restliches Leben leben kann, ohne Angst vor meinem Vater haben zu müssen. Also werde ich ihn besuchen und das ganze beenden.

Bevor ich gehe gebe ich ihm ein stummes Zeichen in ihre Richtung. Er versteht es und nickt ebenfalls.
Dann verlasse ich das Zimmer, gehe die Straßen entlang zur Bar. Beim Auto bleibe ich stehen und sehe mich um. Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los beobachtet zu werden. Ich steige ein, starte den Motor und wenig später bin ich in Stanton.

In meinem Zimmer greife ich nach der Tasche, packe all meine Habseligkeiten hinein und schaue mich nochmal um, bevor ich den Raum wieder verlasse. Etwas wehmütig laufe ich den Gang entlang, dann zur Küche, in der man immer noch ein paar Spuren des Kampfes zwischen mir und Alan sehen kann.

Schublade für Schublade durchsuche ich den Inhalt, bis ich finde was ich brauche. Einen Zettel und einen Stift. Ich lasse meine Tasche fallen, setze mich an die Theke und beginne zu schreiben.....

"Meine Kleine,

Worte können nicht beschreiben wie unsagbar enttäuscht ich von mir selbst bin. Und wie unsagbar traurig, erneut dafür verantwortlich zu sein, das es dir schlecht geht.. Ich wollte dir nie weh tun, auch wenn du mir das nicht glaubst und meine Taten etwas anderes erzählen.
Was passiert ist kann man nicht verzeihen oder entschuldigen, das ist mir klar. Doch ich hoffe inständig das du mir eines Tages vergeben wirst... Als ich dir sagte, das ich dich liebe, war das ernst gemeint. Noch nie zuvor hab ich für einen Menschen so empfunden wie für dich. Es bricht mir das Herz, das ich es nicht früher getan habe. Das ich keinen anderen Weg für mich gesucht habe, als den den ich letztendlich eingeschlagen habe.
Niemand auf der Welt bedeutet mir soviel wie du es tust. Und das war von Anfang an so, obwohl ich es mir nicht eingestehen wollte.
Ich werde dich beschützen, selbst wenn ich nicht bei dir bin. Und ich werde dafür sorgen das deine Ängste sich ein für allemal in Luft auflösen, das du ohne Angst dein Leben verleben kannst.

Ich werde dich immer lieben.

James"

Ich falte den Brief und schreibe ihren Namen darauf, damit sie weiß das er für sie ist. Schmerz macht sich in mir breit, liegt tonnenschwer auf meinem Herzen.

Dann stehe ich auf, greife nach meiner Tasche und verlasse das Haus. Ich werde etwas Vorbereitung brauchen, um mich meinem Vater zu stellen.

An einer Telefonzelle halte ich an und wähle die Nummer von Kelly. Sie hat mir schon einmal geholfen und sie wird es wieder tun, sofern der Preis stimmt. Als sie abhebt und ich ihr meinen Plan offenlege wehrt sie sich erst dagegen, willigt jedoch dann ein. Sie verfügt über Kontakte und die nötigen Ressourcen, kennt genügend Veteranen und Söldner die sich für das passende Kleingeld auf jedes Schlachtfeld begeben.

Sie gibt mir eine Adresse durch, nicht weit weg von Stanton. Ihr Feriendomizil. Ich mache mich direkt auf den Weg dorthin, will keine Zeit mehr vergeuden.

Selbst wenn ich dabei draufgehen sollte will ich sicherstellen, daß mein Vater mir in die Hölle folgt.

Dark Temptation - Im Schicksal vereint Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt