Ich bin stinksauer.
Nachdem Alan mir erzählt hat, daß James ihn angerufen hat und mich sprechen wollte, hat es mich ziemlich viel Überredungskunst gekostet um hierher zu kommen.
Doch die Bar von der James gesprochen hatte war bereits geschlossen.Ein paar Leute saßen noch, mit Bierflaschen bewaffnet, vor der Bar, erzählten uns das die Kellerin einen jungen Mann abgeschleppt hatte.
Da James Auto noch hier stand, war ich sicher das er gemeint war.
In Orten wie diesem weiß jeder alles von jedem, also zeigte man uns das Haus der Kellnerin.Gerade als Alan protestierend neben mir auf der Straße her läuft, öffnet sich die Tür des vermeintlichen Hauses und James kommt dicht gefolgt von einer jungen Frau im Bademantel heraus.
Sein Gang wirkt schwankend was nur bedeuten kann, daß er zu viel getrunken hat.".... Der F*ck war gut, mehr aber auch nicht. Trotzdem wollte ich kein Arsch sein, der dich draußen...." schnauzt die junge Frau, unterbricht sich jedoch als sie in James Rücken hinein läuft und uns auf der Straße schließlich entdeckt.
Der was?
Meine Nasenflügel blähen sich auf und ich starre James nieder. Alan schüttelt nur den Kopf, hat die Hände in der Hosentasche und kickt mit dem Fuß einen Stein weg. Sein Blick ist gesenkt.
Langsam kommt James auf mich zu und als er dicht genug vor mir steht hole ich aus. Die Ohrfeige hinterlässt direkt einen zart roten Handabdruck auf seiner Wange. Meine Hand brennt wie Feuer.Die Tussi lacht leise und nuschelt was von Drama, als ich sie ins Visier nehme. Ich laufe auf sie zu, willens ihr sämtliche Knochen zu brechen. Alan hält mich nicht auf, im Gegenteil. Er sorgt dafür das James mir nicht hinterher läuft.
"Was?" blafft sie mich an. "Hat dein Macker dir erzählt das er länger arbeitet oder was? TJA! Ich glaube das man das was wir miteinander getan haben, nicht als Arbeit bezeichnen kann." Wieder lacht sie.
Meine Faust trifft ihre Nase ohne Vorwarnung. Es kracht und plötzlich läuft Blut. Aufgeschreckt greift sie sich an die Nase, schnaubt vor Wut und heult gleichzeitig.
"Was bist du für eine Psycho F*tze?!?" schreit sie. Wieder schlage ich zu. Diesmal treffe ich die Wange, ihr Kopf wird herum gerissen.
Bevor ich weiter auf sie einprügeln kann, stoppt mich Alan in dem er mich weg zieht."Genug."
Mehr sagt er nicht.
Sein Hand liegt wie ein Schraubstock um meinen Arm, als er mit seiner freien Hand auch James mit sich schleift.Wir steigen in Alan's Wagen, fahren ein Stück, doch halten ein paar Straßen weiter wieder an. Das große Neon Schild vor mir zeigt, daß es ein Motel ist. Alan steigt aus, geht zur Rezeption und kommt wenig später zurück.
"Es gab nur noch ein Zimmer. Aber das wird reichen. Wir bleiben hier bis er ausgenüchtert ist und selbst fahren kann." sagt er, wenig begeistert. Und auch meine Begeisterung hält sich in Grenzen.
James schweigt die ganze Zeit über, selbst dann, als wir das Zimmer betreten. Sein Gesicht ist aschfahl, nur der Handabdruck zaubert ihm etwas Farbe auf die Wange.
"UND WIE LANGE SOLL DAS JETZT NOCH SO WEITER GEHEN?" schreit Alan, stampft auf James zu und packt ihn am Kragen.
"Du bist ein Idiot. Ein absolut hoffnungsloser Fall! Wir reißen uns den Arsch auf, auch für dich! Und alles was du tust, sobald ein Problem auftaucht ist, los zu ziehen und irgend eine Schlampe aufzugabeln? Du solltest dich schämen, Gott verdammt!"
James macht keine Anstalten sich zu wehren. Selbst wenn er betrunken ist, so könnte er sich doch zumindest zur Wehr setzen. Doch er sieht Alan nur direkt in die Augen.
Meine Wut auf diesen Mann verraucht etwas und wird von der Trauer des Verrats ersetzt. Ich stelle mich direkt neben die beiden, sehe James an.
"Hast du mit ihr geschlafen?" frage ich nur. Ich will es von ihm hören, auch wenn mir die Antwort nicht gefallen wird.
Sein Blick fällt auf mich, seine Augen werden glasig. Er beginnt zu stammeln, versucht Entschuldigungen und Ausreden zu finden um zu rechtfertigen was er getan hat.
"Ja oder Nein, James. Mehr nicht." sage ich.
Er atmet tief ein, ehe er mich wieder ansieht.
"Ja." sagt er schließlich.
Wieviel Schmerz ein Mensch ertragen kann bis er zusammen bricht, egal ob seelisch oder körperlich, merke ich erst jetzt. Ich schlage mir die Hand vor den Mund, kann meine Tränen nicht aufhalten. Meine Beine geben nach und ich lande mit dem Po auf dem Boden.
Haltlos weine ich, was Alan nur noch wütender und James nur noch verzweifelter werden lässt."Du bist das allerletzte, ohne scheiß. Nach allem was passiert ist,.... Wie kannst du so etwas nur machen? War es das wert?" pfeffert Alan ihm entgegen, lässt ihn jedoch los. Frustriert lässt er sich auf eines der Betten fallen.
James kommt langsam wankend auf mich zu. Als er sich neben mich kniet und versucht mich anzufassen, schlage ich ihm ins Gesicht. Wieder und wieder. Ich schreie ihm alle möglichen Schimpfworte entgegen, die mir einfallen, doch nichts hält ihn davon ab mich in den Arm zu nehmen. Leise flüstert er an meinem Ohr, das es ihm leid tut, wiederholt es immer wieder. Seine Stimme klingt erstickt.
Als er sich von mir löst um mir direkt ins Gesicht sehen zu können, sehe ich die Tränen die ihm ungehindert die Wange hinunter laufen.
"Ich.. Es tut mir leid. So unendlich leid. Bitte... Ava... Kleine... Ich war einfach so... Es..." stammelt er.
"Weißt du was das schlimmste ist?" frage ich ihn. "Jemanden derart zu lieben, daß man für ihn sterben würde. Und gleichzeitig.... Ihn so sehr zu hassen, daß man sich wünscht er würde verschwinden...."
Angsterfüllt sieht er mich an, sucht in meinen Augen nach etwas wonach er greifen kann. Dann rappelt er sich auf, geht ins kleine Badezimmer. Als er wieder kommt - offensichtlich hat er den Kopf unter Wasser gehalten, weil seine Haare noch vollkommen nass sind - kniet er sich wieder vor mich hin. Er nimmt meine Hand in seine, lässt nicht zu das ich sie ihm entziehe.
"Ich liebe dich." sagt er schließlich. So laut und klar, das Alan ruckartig in eine Sitzposition auf dem Bett wechselt.
"Und genau deswegen werde ich verschwinden."
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Dark Temptation - Im Schicksal vereint
Misterio / SuspensoAva Sheera erfährt an ihrem 20. Geburtstag von dem dunklen Geheimnis ihrer Familie und flüchtet. Doch schon kurze Zeit später wird ihr bewusst das die Flucht womöglich umsonst gewesen ist und sie nicht unbeschadet aus der Sache heraus kommen wird. D...