❁ Ava ❁

202 16 0
                                    

Hektisch und noch immer geschockt über das was ich eben gesehen habe, suche ich meine Tasche. Ich eile in das Zimmer in dem ich zuvor schlief, schaue in den Schrank, unters Bett. Aber nichts.
Mike muss sie weg geschafft haben. Verdammt.

Ich suche James, der noch immer im Eingangsbereich des Hauses steht. Er schaut mich wütend an.

"Das ist nicht dein Ernst, oder?" sagt er. Er ringt um Fassung.

Ich erkläre ihm, daß ich sicher bin, daß Mike sie weg geschafft hat. Sein Kiefer mahlt und er überlegt. Dann nickt er und läuft durch die Räume, hilft mir.

Auch nach 20 Minuten finden wir die Tasche nicht. Mein Blick fällt auf den kleinen unscheinbaren Garten, der hinter dem Haus ist. Dort steht eine große Mülltonne.

"James!"

Er erscheint neben mir, folgt meinem Blick. Dann betreten wir gemeinsam den Garten, unser Ziel ist die Mülltonne. Er öffnet sie, aber es ist zu dunkel etwas zu erkennen. Einen Handgriff später hat er eine Taschenlampe in der Hand.

Ich erhasche einen Blick auf meine Tasche, die tatsächlich im Müll gelandet ist, will mich vorn über beugen, doch bin zu klein um die Tasche zu erreichen.

James beäugt mich amüsiert, streckt seine Hand aus und fischt die Tasche mit Leichtigkeit heraus. Er hält sie mir hin und ich nuschle ein leises Danke.

Eilig öffne ich die Tasche, wühle herum und ertaste die Fotos. James hält die Hand auf, er will sie sehen. Dann krame ich weiter in der Tasche bis ich gott sei Dank endlich das finde wonach ich fieberhaft gesucht habe. Ich reiche den Brief weiter an James, unsere Finger berühren sich. Für einen Moment sagt keiner etwas, keiner rührt auch nur einen Muskel.

James ist dann der erste, der sich rührt.

"Wir gehen rein. Du kannst deine Tasche mit nehmen. Pack die Fotos wieder rein." Er reicht sie mir und ich verstaue sie. Dann folge ich ihm hinein.

In der Küche setzt er sich, knallt seine Waffe auf den Tisch und atmet hörbar aus. Dann fixiert er mich und ohne ein weiteres Wort weiß ich, er will das ich mich setze.

Dann faltet er den Brief auseinander, legt ihn auf den Tisch, schaut mich noch einmal an und richtet seinen Blick dann auf das Papier unter ihm. Von Zeile zu Zeile kann ich sehen, wie seine Gesichtsfarbe und sein Ausdruck sich ändert. Wütend mahlt sein Kiefer, seine Augen sind dunkel.

"Glaubst du Mir jetzt?" frage ich spöttisch, wohlwissend dass das keine gute Idee ist. Er scheint extrem aufgebracht zu sein.

Anstatt mir zu antworten zückt er sein Handy. Er tippt kurz etwas und hält es sich dann ans Ohr, steht auf und beginnt auf und ab zu laufen.

"Ich bins. Nein, es ist alles in Ordnung.", dann lauscht er kurz, bevor er zum Reden ansetzt.

"Ich habe eine Frage. Und ich will das du mir diesmal nicht ausweichst.
WAS ist mit der Frau von de la Russo geschehen?"

Wieder lauscht er. Wer auch immer auf der anderen Leitung ist, ist dafür verantwortlich, daß James sich mehr und mehr versteift.
Er sagt nichts mehr und legt nach einer Weile einfach auf.
Dann schaut er mich an. In seinen Augen tobt ein Sturm von Emotionen.

"Tja. Wies aussieht gibt es Dinge die ich tatsächlich nicht wusste. Die ich nie wissen sollte.
Aber all das sollte die Sache nicht ändern. Sie warten auf unsere Ankunft."

Mit offenem Mund starre ich ihn an. Ich habe ihm Beweise geliefert, das ich die Wahrheit sage und es ändert nichts?
Das kann nicht sein.
Zorn überkommt mich als ich auf James zugehe. Mein Zeigefinger tippt ihm auf die Brust während ich mich in Rage Rede.

"Ich habe nicht gelogen. Und du weißt das jetzt. Und trotzdem willst du mich dorthin bringen, mich ausliefern? Du weißt was sie mit mir machen. Du weißt, daß mein restliches Leben, ganz gleich wie lange es sich hinzieht eine einzige Tortur wird, voller Schmerz und Leid.
Kannst du damit leben?"

"Kleine, es ist mir schlicht egal, ok."

"Nein, ist es nicht. Das glaube ich nicht. Wenn es dir so egal ist, dann drück ab. Heb deine Waffe, Ziel auf meinen Kopf und drück ab." sage ich, blicke fest in seine Augen. Aber er bewegt sich nicht. Er starrt mich förmlich nieder, aber ich will nicht einknicken.

Er beobachtet mich wie ich zum Tisch gehe und nach der Waffe greife. In seinen Augen blitzt Zorn auf, doch noch immer rührt er sich nicht.

"Knallst du mich jetzt ab?" fragt er höhnisch.

Aber anstatt auf ihn zu Zielen, halte ich mir den Lauf an den Kopf. Ich schüttele den Kopf, schließe meine Augen. Ein kurzer Klick und alles wäre vorbei. Ich muss nur den Abzug betätigen.

Doch dazu kommt es nicht. James nutzt die Sekunde in der ich meine Augen schließe und entreißt mir die Waffe. Seine Nasenflügel beben.

Er entfernt das Magazin, holt die Kugel aus dem Lauf und steckt die Waffe ein.

"Wir gehen. Na los." sagt er, schiebt mich aus dem Haus Richtung Auto. Nachdem er sich wieder in den Verkehr eingefädelt hat, schaut er stur gerade aus. Aber etwas scheint ihn zu beschäftigen.

Als sein Handy zu klingeln beginnt, schaltet er es auf Vibration.
Doch das hindert den Anrufer nicht, durchgehend anzurufen. Zornig fährt er sein Fenster herunter und wirft sein Handy mit einer solchen Wut und Wucht heraus.

"Verfluchte Scheiße!" schreit er plötzlich und schlägt mehrfach aufs Steuer.
Seinen Ausbruch will ich nicht kommentieren. Er ist ein Pulverfass.
Und ich weiß nicht, was er tut wenn ich ihn aufziehe.

Dark Temptation - Im Schicksal vereint Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt