𓆩 James 𓆪

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Es ist dunkel und kalt.
Ich schlinge meine Arme um mich, versuche mich zu wärmen.
Ava ist nicht bei mir. Ich taste mich langsam vorwärts, immer weiter, in der Hoffnung das ich irgendwas greifen kann. Dann höre ich laute Schritte, Männerstimmen und die Tür geht auf. Das Licht des Flurs blendet mich.

"Na Dornröschen, auch mal wach?"

Es ist mein Vater.
Er hat sich vor mir aufgebaut, drohend. Dieser kleine Wixxer. Ich widerstehe den Impuls nach vorn zu preschen und ihn zu würgen, weil ich immer noch Schmerzen habe.
Die Tritte gegen meinen Kopf und gegen meine Rippen fordern ihren Tribut.

Er schnappt sich einen Stuhl aus der Ecke, dreht ugb mit der lehne zu mir und setzt sich vor mich.
Ich taxiere ihn mit den Augen, will meinem Blick so viel Ausdruck verleihen, daß er weiß was ich von ihm halte ohne es sagen zu müssen.

"Du hast mich schwer enttäuscht. Als einziger Erbe und Nachkomme der Devill's hattest du nur eine Aufgabe. Mir bedingungslos zu gehorchen. Und selbst das hast du vergeigt."

Er spricht ruhig und eine Spur von Fröhlichkeit liegt in seiner Stimme.

"Was mache ich also jetzt mit dir?" fragt er. Ich antworte nicht.

Seine Hände ruhen auf der Lehne des Stuhls, dann hebt er eine an sein Kinn und fährt sich Gedanken verloren durch seinen leichten Bart. Seine braunen Augen liegen auf mir.

"Die Kleine." beginnt er schließlich und ich richte mich automatisch auf. Sitze gerade vor ihm, mit geballten Fäusten.

"Sie wird das tun, wofür sie vorgesehen ist. Ob sie es möchte oder nicht."

Übelkeit steigt in mir auf. Am liebsten würde ich diesem Schwein ins Gesicht kotzen.

Er beginnt zu philosophischen Phrasen zu greifen, rechnet hoch wie viel er mit ihr als Stute verdienen wird, besonders, da sie ja noch Jungfrau ist.
Da lache ich und mein Vater verstummt direkt.

Ich schüttele den Kopf, kann es mir nicht verkneifen.
Als er langsam begreift, wird er zornig.

"Du elender Mistkerl!" schreit er. "Hattest du deinen Schwanz nicht im Griff?" Wütend springt er auf, wirft den Stuhl in die Ecke, der daraufhin unter der Wucht nachgibt und zerbricht.

Laut schnaufend läuft er auf und ab und ich glaube das er mich am liebsten umbringen würde, aber er zögert. Dann bleibt er schließlich stehen, hebt den Kopf gen Himmel und schließt die Augen.

Er wirkt gefasster, als er wieder spricht.

"Du wirst zusehen. Jedes einzelne Mal, wenn sie vergewaltigt wird. Wie sie gequält wird. Du kannst ihr beim Sterben zu sehen. Na, wie findest du das?"

Adrenalin und Zorn lassen mich meinen Schmerz vergessen, ich springe auf, direkt auf ihn zu und attackiere ihn. Damit hat er gerechnet, zieht die Waffe und drückt sie mir an den Kopf.

"Du bist zwar mein Sohn und siehst mir optisch ähnlicher, aber du bist viel schwächer als ich. Deine Gefühle für diese kleine Hure haben dir das Gehirn vernebelt."

Da erkenne ich, daß er Recht hat. Von Anfang an war ich fasziniert von Ava, habe sie beschützt und jeden der mir in die Quere käme, getötet. Die Erkenntnis trifft mich mit voller Wucht und verunsichert mich gleichermaßen, habe ich doch stets ein gesundes Maß an Abstand zu den Gefühlen jeder Art gehalten. Ich wollte nie eine Frau dauerhaft in meinem Leben. Bis Ava kam.

Mein Vater erkennt mein zögern, lacht laut und lässt die Waffe sinken.

Lautes Poltern im Flur lässt mich aufhorchen. Dann höre ich sie. Sie weint, scheint sich zu wehren. Wer auch immer gerade bei ihr ist, murmelt sie solle sich nicht so anstellen und weiter laufen.
Mein Blick wechselt zwischen meinem Vater und dem Flur, ich schätze meine Chancen ab ihn zu übermannen und raus zu rennen.
Aber er weiß es.

"Das würde ich lassen mein Junge. Ich habe die Präsenz der Männer auf dem ganzen Anwesen erhöht. Selbst wenn du raus kommen würdest mit der Kleinen, kämst du nicht weit genug um zu fliehen.

Ich sag dir was. Ich werde das Zimmer von ihr mit einer Kamera ausstatten. Damit du es von deinem Zimmer aus siehst, wie alle Spaß haben werden mit ihr."

Sein Lächeln ist dämonisch. Er schnappt sich sein Walkie und weist einen seiner Männer an, seine Idee umgehend umzusetzen.
Ehe ich mich versehe, habe ich einen kleinen Monitor in meinem Zimmer, der mir Ava zeigt, wie sie ängstlich und zusammen gekauert auf dem Bett in ihrem Raum liegt.

"Dich direkt zu erschießen, wäre zu einfach. Du darfst leiden, zusehen wie alles leben aus ihrem Körper entweicht. Und dann, aber auch nur vielleicht, erlöse ich dich und schicke dich geradewegs in die Hölle."

Damit macht er auf dem Absatz kehrt, schließt die Tür und sperrt mich ein.
Meine Gedanken rasen. Ich sehe mich um, was durch das spärliche Licht des Monitors schwer ist, versuche eine Möglichkeit zu finden, zu ihr zu gelangen.

Auf dem Gang ist es jetzt sehr still. Wir sind vollkommen alleine. Leise rufe ich nach ihr. Doch sie antwortet nicht. Ich versuche es noch einmal, diesmal etwas lauter. Mit den Augen auf dem Monitor, sehe ich wie sie sich auf richtet als sie mich hört.

"Ava!?" schreie ich fast. Sie erwidert meine Rufe und je lauter sie schreien muss, desto mehr ahne ich, daß sie am anderen Ende des Flurs in einem Zimmer ist, nicht direkt neben mir, wie ich erhofft hatte.

"Ich hab Angst, James... So schreckliche Angst..." sagt sie.
Sie sackt gegen die Tür, vergräbt ihr Gesicht in ihren Händen.

"Ich hol dich da raus. Ich verspreche es." rufe ich. Doch Sie rührt sich nicht mehr.

Verzweifelt lasse ich mich vor dem Bildschirm nieder, mit dem Blick fest auf Ava.

Und überlege, wie ich mein Versprechen halten kann.

Dark Temptation - Im Schicksal vereint Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt