08. Job

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Oh, we've got to hold on, ready or not
You live for the fight when it's all that you've got
Woah, we're half way there
Woah, livin' on a prayer
Take my hand, we'll make it I swear
Woah, livin' on a prayer


Bon Jovi - Livin On A Prayer


< N I A L L >

Eine ganze Woche trug ich die Sache mit mir herum.

Ich sprach mit absolut niemandem über die nächtliche Begegnung an meinem Fenster, doch am Samstag hielt ich es nicht mehr aus und Liam war der Erste, den ich einweihte.

Wie bei jedem Besuch, den ich meinem Cousin im Gefängnis abstattete, saßen wir einträchtig an einem der Tische und tranken Cola. Zuerst berichtete ich über die Formulare, die ich hatte ausfüllen müssen und Liam hörte interessiert zu.

„Dir ist schon klar, dass du bald ein neues Leben startest, Kleiner?", meinte er und nahm einen Schluck aus der Plastikflasche. Kurz räusperte ich mich, denn seit dem letzten Sonntag keimte das Gefühl in mir auf, dass meine Vergangenheit mir hinterherlief. Letztendlich ließ ich die Bombe platzen.

„Zayn ist letztes Wochenende bei mir aufgetaucht."

Das Gesicht meines Cousins spiegelte gleichzeitig Überraschung aber auch Besorgnis wider.

„Halte dich von ihm fern, Niall", wisperte er mit dumpfer Stimme, gefolgt von einem tiefen Seufzen: „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mir gerade wünschen, wieder draußen zu sein und dem Arsch zu zeigen, wo der Hammer hängt."

„Ich kann es mir vorstellen", sprach ich angespannt und berichtete dann, wie unser kurzes Gespräch verlaufen war.

Liam schmunzelte und zog die Ärmel seines Overalls zurück: „Der Pisser war bestimmt nicht erfreut, weil du ihn hast abblitzen lassen."

„Mir egal. Ich hoffe, er kommt nicht wieder."

Nachdenklich kratzte sich Liam am Kinn: „Weiß Louis schon Bescheid?"

Als ich den Kopf schüttelte, meinte Liam: „An deiner Stelle würde ich ihn schleunigst einweihen. Dann hast du einen Verbündeten, solange ich noch das Knastleben genieße."

Sein Sarkasmus war einzigartig und ich grinste prompt: „Mache ich auf jeden Fall."

„Gut, dann schlafe ich beruhigter."

Während Liam erneut von seiner Cola trank, beäugte ich die Tattoos an seinen Armen. Da war ein Neues hinzugekommen und mir kam es so vor, als würde er jede Woche unter der Nadel des Knasttätowierers liegen, der sein neues Kunstwerk auf Liams Haut verewigte.

Mein Cousin folgte meinen neugierigen Blicken und ließ Sprüche los, die absolut typisch für ihn waren: „Normalerweise kosten die Tattoos einen Arschfick, aber für mich sind sie gratis. Du musst dir also keine Sorgen machen, Kleiner. Mein Arsch bleibt Jungfrau."

„Dann ist es ja gut."

Im Moment wollte ich gar nicht wissen, was so alles im Knast abging, war mir aber sicher, dass Liam irgendwann, wenn er hier rauskam, ein bisschen erzählen würde. Nach wie vor wirkte er gechillt, wenngleich auch sehr viel erwachsener als früher.

„Wie sieht es mit der Liebe aus? Hast du wieder was am Start, Niall?", unterbrach Liam meine Gedanken und ich grinste schwach.

„Na ja, nichts Ernstes. Wir treffen uns jeden Freitag und Samstag im Groove und vergnügen uns zwischendurch im Auto ihres Bruders."

Lauthals lachte mein Cousin los. „Das ist nicht unbedingt das Schlechteste. Dir geht es auf jeden Fall besser als mir. Mein Schwanz rostet hier langsam ein."

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