07. Codex

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Gloria, you're always on the run now
Running after somebody, you gotta get him somehow
I think you've got to slow down before you start to blow it
I think you're headed for a breakdown, so be careful not to show it
You really don't remember, was it something that he said?
Are the voices in your head calling, Gloria?
Gloria, don't you think you're fallin'?
If everybody wants you, why isn't anybody callin'?
You don't have to answer
Leave them hangin' on the line, oh oh oh, calling Gloria
Gloria (Gloria), I think they got your number (Gloria)
I think they got the alias (Gloria) that you've been living under (Gloria)
But you really don't remember, was it something that they said?
Are the voices in your head calling, Gloria?
A ha ha, a ha ha, Gloria, how's it gonna go down?
Will you meet him on the main line, or will you catch him on the rebound?
Will you marry for the money, take a lover in the afternoon?
Feel your innocence slipping away, don't believe it's comin' back soon


Laura Branigan - Gloria


< ROBYN >


Mit verzweifeltem Gesichtsausdruck stand ich vor dem riesigen Spiegel in meinem Schlafzimmer.

Das cremefarbene Kleid war mir eigentlich zu sexy. Es betonte jede Kurve meines Körpers, auch wenn diese eher sanft daherkamen. Aber wenn ich mein Vorhaben heute umsetzen wollten, dann blieb es unerlässlich, diesen Fummel anzuziehen.

Tief atmete ich ein und wieder aus, warf einen Blick durch die großen Fensterscheiben auf die Skyline New Yorks. Von der Upper East Side hatte man eine wundervolle Aussicht auf die Stadt, die niemals schlief.

Unzählige Lichter funkelten vor meinen Augen, wisperten mir zu, dass es Zeit sei, endlich den Schritt zu wagen. So, wie unser Kodex es vorsah. Ich wollte kein Feigling sein und vor allem nicht die Einzige, die sich dagegen sträubte.

Seufzend zupfte ich an meinem Kleid, als es plötzlich an der Tür klopfte.

„Robyn, kann ich reinkommen?"

Ein Grinsen schlich sich über mein Gesicht, während ich meiner besten Freundin antwortete: „Klar, komm rein, Kani."

Kani hieß mit richtigem Namen Kanako und über die Bedeutung dessen mussten wir oftmals lachen: 'Kind der Musik'. Dabei war Kani die unmusikalischste Person im ganzen Universum, die nicht einmal einen Bass von einer Gitarre zu unterscheiden vermochte. Sie hatte sich für ein Jurastudium eingeschrieben und für die Columbia University entschieden, obwohl sie die Möglichkeit besaß nach Yale oder Harvard gehen zu können.

„New Haven und Cambridge sind mir zu provinziell", lauteten ihre Worte, als sie mir letzte Woche ihre Entscheidung erklärte. Kani liebte New York zu sehr, als dass sie die Stadt für ein Studium verlassen würde. Im Gegensatz zu meinen Eltern, ließen ihre Eltern sie jedoch los. Sie durfte auf dem Campus der Columbia University einziehen, während ich zwar studieren, aber dennoch zuhause wohnen bleiben würde.

„Meine Güte, du bist ja nicht mal geschminkt, Robyn", stellte Kani kopfschüttelnd fest.

„Ich dachte es ist besser, wenn ich dich das machen lasse", erwiderte ich ehrlich und suchte im Bad nach den Schminkutensilien. De Facto besaß ich diese, um mein Gewissen zu beruhigen, denn außer Wimperntusche, Lidstrich und farbloser Lipgloss kam fast nichts davon zum Einsatz. Drei oder vier Partys im Jahr trugen auch nicht dazu bei, dass ich das Schminken wirklich lernte.

Kani nahm sich der Sache an und während sie mein Gesicht bearbeitete, drang der blumig-frische Duft ihres Lieblingsparfums in meine Nase; Bright Crystal von Versace. Ich selbst bevorzugte Coco Chanel, bekam jedes Jahr zu Weihnachten eine neue Flasche von meinen Eltern als kleine Beigabe zu den anderen Dingen geschenkt.

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