19. Talking

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How can you see into my eyes, like open doors
Leading you down into my core
Where I've become so numb
Without a soul
My spirit's sleeping somewhere cold
Until you find it there and lead it back home
Wake me up inside (save me)
Call my name and save me from the dark (wake me up)
Bid my blood to run (I can't wake up)
Before I come undone (save me)
Save me from the nothing I've become


Evanescene - Bring Me To Life


< N I A L L >

„Es ist nicht wichtig, woher ein Mensch kommt, sondern wohin er geht."

Robyns Worte zu verinnerlichen, dauerte einen Moment. Zu wissen, dass sie derart frei und unvoreingenommen urteilte, brachte Erstaunen in mir hervor.

Sie war so...anders.

Anders, als ich es angenommen hatte.

„Meinst du das ernst?", vergewisserte ich mich dennoch und bekam ein kräftiges Nicken zur Antwort.

„Absolut. Ich verurteile niemanden, weil er nicht in der Upper East Side aufgewachsen ist. Das wäre doch Blödsinn. Du bist so talentiert, ich komme mir wie eine Anfängerin vor, wenn ich dich Piano spielen höre", gestand Robyn.

„Bitte was? Du spielst super und so gut bin ich nun auch nicht. Da gibt es noch Steigerungspotenzial."

Robyns Antwort war klar und deutlich: „Du bist immer so bescheiden."

Für einen Augenblick herrschte Stille zwischen uns, aber keine, die peinlich wirkte. Eher ein stummes gegenseitiges Verstehen.

Plötzlich hatte ich das Bedürfnis, all die Lügen aufzuklären, die ich ihr aufgetischt hatte und ich schämte mich auch dafür.

„Da gibt es noch einiges, was du wissen solltest", begann ich und deutete mit einer Handbewegung an, dass sie sich auf mein Bett setzen sollte. Außer dem Stuhl vor dem Schreibtisch gab es in meinem Zimmer keine Sitzgelegenheit, weshalb das Bett herhalten musste.

Nachdem Robyn sich dort niedergelassen hatte, besorgte ich zwei Dosen Cola aus dem Kühlschrank. Nan warf mir einen unschuldigen Blick zu, doch ich sah ihr die Neugier an der Nasenspitze an.

„Wir reden nur", klärte ich sie auf und Nan konterte: „Ich habe auch nichts anderes vermutet."

Ob ich das glauben sollte?

Robyn tippte auf ihrem Handy, als ich mein Zimmer betrat, hob jedoch sofort den Kopf und legte es beiseite, als ich mich neben ihr niederließ. Ich reichte Robyn eine der beiden Dosen und meinte: „Wenn du etwas Stärkeres brauchst, sag Bescheid. Mein Cousin hat mir zum Geburtstag eine Flasche Jack Daniels geschenkt."

Sie öffnete die Coladose und taxierte mich von der Seite: „Ist die Wahrheit so schlimm?"

„Nicht für mich, aber du entscheidest", erwiderte ich.

„Dann leg mal los", forderte sie mich auf, doch als ich tief Luft holte, legte Robyn eine Hand auf meinen Arm: „Nein, warte. Erzähle mir bitte zuerst, welche Dinge der Wahrheit entsprechen."

Das leichte Kribbeln, dass ich spürte, als sie mich berührte, ließ den Kloß in meinem Hals dicker werden. Da gab es nämlich nicht viel.

„Wahr ist, dass ich ein Stipendium erhalten habe und dass mein Vater nicht mehr hier ist."

„Okay", sprach Robyn, „das sind zwei sehr wichtige Dinge."

Leicht schüttelte ich den Kopf: „Ich habe mir ein komplett neues Leben ausgedacht. Wie du siehst, lebe ich bei meiner Großmutter und nicht bei meiner Mutter."

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