Part 10: Die Hinreise (2)

741 31 6
                                    

Point of view: Tobi

,,Ich seh, dass was nicht stimmt. Bist mir keine Erklärung schuldig. Setz dich einfach auf meinen Platz hin, dann sitzt du neben Julius am Fenster.", flüsterte Max mir unauffälig zu und zwängte sich an mir vorbei, um sich dann auf meinen eigentlichen Platz zu setzen. Dankbar sah ich ihm noch nach, ehe mein Blick wieder auf Rewi fiel. Auf einen verwirrten Rewi.
Wir hielten noch eine Weile Augenkontakt ehe Julius mich vorsichtig auf meinen Platz schob. Leider genau vor Rewi. Zwar besser als genau neben ihm zu sitzen aber immerhin etwas. Er sah nicht nur verwirrt sondern auch ziemlich müde aus und das lag nicht nur am mangelnden Schlaf. So gut kannte ich ihn schließlich! Er war psychisch müde. Normalerweise glich er das immer gut mit schlafen aus aber den hatte offensichtlich in der letzten Zeit nicht. Und dann... ja dann war er komplett zerstört. Rastete eigentlich auch immer schnell aus und war nicht zu stoppen aber heute sah das irgendwie anders aus. Viel zu ruhig.

Seufzend schnallte ich mich an, brachte mein Handy in den Flugmodus, machte mir Musik an und sah aus dem Fenster. Leise bekam ich im Hintergrund noch die Sicherheitsanweisungen mit, bevor das Flugzeug Geschwindigkeit aufnahm und abhob. Ich legte meinen Kopf gegen das Fenster und beobachtete die Wolken beim vorbeiziehen. Nach wie vor eine der vielen Sachen, die mich faszinierten. Wolken.

So leicht und doch so schwer. Manchmal, vorallem beim fliegen, hab ich einfach das Verlangen aus dem Flugzeug zu steigen um mich auf eine Wolke zu legen, um sich nur für diesen Moment frei zu fühlen. Dort liegen zu bleiben und alles vorbei ziehen lassen. Hinein zu greifen und ein Stück der Wolke zu probieren. Den blauen Himmel zu beobachten mit all den Strukturen und in der Nacht nach den Sternen greifen. War ich dann nicht theoretisch schon im Himmel? Oder war das nur immer eine Metapher? Wurden Wolken nur mit dem frei seien verglichen, weil man direkt durchfiel in eine Leere sobald man drin lag? Klar, es gab schon etliche Versuche mit Wolken und vieles davon ließ sich eigentlich von alleine erklären, aber ich wollte es am eigenen Leibe spüren.

Verträumt sah ich noch auf die Landschaften, ehe ich ruckartig aus meiner Trance gezogen wurde, indem mich jemand an meiner Schulter angestubbste. Erschrocken drehte ich mich zu Julius, welcher mich nur verwundert ansah und nahm einen Kopfhörer aus dem Ohr.
,,Was ist?"
,,Du... meine Schulter. Hast du mich ange..."
In dem Moment wurd mir schlagartig bewusst, dass es von hinter mir kommen musste. Konnte er mich nicht mal beim Fliegen in Ruhe lassen? War das so schwer? Genervt drehte ich mich um und sah ihn an.
,,Was willst du?"
,,Ich äh... also... ich wollte Julius..."
Julius. Klar. Der hat ja auch nicht gesehen, dass ich mich hier hingesetzt hatte. Aber gut. Wenn er etwas von Julius wollte kann er gerne mit Julius reden. Ich ließ mich wieder in meinen Sitz fallen und mein Sitznachbar sah mich irritiert an. Mit einem Nicken in Rewis Richtung machte ich ihm klar, dass dieser etwas von ihm wollte. Jetzt drehte sich auch Julius zu Rewi um.
,,Kannst du kurz Filmen? Für den Vlog."

Ach und das konnte ich nicht machen oder was?! War ich dazu nicht in der Lage oder wie soll ich das verstehen? Wütend steckte ich mir wieder die Kopfhörer ins Ohr und versuchte runterzukommen. Meine Hände verkrampften sich in den Sitz und ich spannte meinen Kiefer an. Wieso war er so drauf und warum wurde ich immer so schnell gereizt? Egal, einfach nicht daran denken. Definitiv leichter gesagt als getan und um den Prozess zu beschleunigen, schloss ich meine Augen und lehnte mich zurück um mich zu entspannen. Einatmen. Ausatmen. Runterkommen. Nicht immer provozieren lassen. Vorallem wenn es nichts zum diskutieren gab. Nach einer Zeit kam meine Atmung auch wieder in den Normalzustand. Mit einer Hand strich ich mir übers Gesicht und strich dann meine Haare zurück. Julius hatte sich schon bereits wieder neben mich fallen gelassen und legte jetzt seine Hand auf meine Schulter.
,,Leg dich schlafen. Ich weck dich rechtzeitig auf."
Dankbar lächelte ich ihm zu ehe ich wieder aus dem Fenster sah und dann irgendwann meine Augen schloss und einschlief.

Was auf Madeira passiert bleibt auf Madeira... || RewiskationWo Geschichten leben. Entdecke jetzt