13. Wellnessresort

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„Wo zum Teufel warst du?!" Benno kam mir langen Schritten auf mich zu und baute sich verärgert vor mir auf, kaum hatte ich einen Schritt auf den großen Platz gewagt, der sich vor dem Rudelhaus erstreckte.

„Weißt du eigentlich, was für Sorgen ich mir gemacht habe?!", fügte er schnaufend hinzu und folgte mir auf Schritt und Tritt, als ich ohne zu antworten an ihm vorbei in Richtung Haus ging.
„Kannst du mir mal antworten?!"

„Lass mich in Frieden, Benno", murrte ich nur genervt und schob mich an ihm vorbei, als er sich erneut vor mir aufbauen wollte.

„Wo warst du?!", fragte er erneut energisch nach und erdreistete sich dann auch noch nach dem Türgriff zu greifen, damit ich die Tür nicht öffnen konnte.

„In Sicherheit. Habe ich dir doch gesagt." Ich warf ihm einen auffordernden Blick zu, damit er mich endlich weitergehen ließ, doch Benno war das anscheinend nicht Antwort genug.

„Und wo ist bitte 'in Sicherheit'? Sicherlich nicht in deinem Bett. Da habe ich nämlich gestern nachgesehen", zischte er und drängte sich zwischen mich und die Eingangstür.

„Ich habe dir mein Wort gegeben, dass ich mich in deine dubiosen Angelegenheiten nicht einmische, aber nachdem du dich auch nicht an dein Wort hältst, ist meines wohl auch hinfällig. Wo zum Teufel warst du also wieder?! Bei diesem komischen anderen Rudel, das keiner kennt, mit dem du angeblich irgendetwas aushandeln möchtest?!" Der spöttische und gleichzeitig verärgerte Tonfall seinerseits, zusammen mit den gestrigen Ereignissen, triggerte meinen Alpha sehr, sodass ich nur ein tiefes Knurren ausstoßen konnte.

Am liebsten hätte ich ihn direkt wieder zurecht gestutzt, aber dafür hatte ich momentan weder die Lust noch die Zeit. Die Nacht mit meinem Gefährten hatte mir trotz des Sturms einen erholsamen Schlaf ermöglicht, sodass mein Körper fit und ausgeruht war. Außerdem waren meine Wunden über Nacht gänzlich verheilt, was nicht nur an meinen ohnehin schnellen Selbstheilungskräften als Alpha lag, sondern auch an der Anwesenheit und Zuneigung meines Gefährten.
Jetzt konnte ich gut verstehen, warum Flynn immer gesünder war, wenn er bei Benno war.

„Ich habe zu tun, Benno", kam es viel kälter, als gedacht über meine Lippen, ehe ich mit festem Griff sein Handgelenk packte und von der Türklinge zog. Mit einem letzten warnenden Blick, dass er mir ja nicht folgen sollte, trat ich ins Hausinnere und schlug ihm die Tür vor der Nase zu.

Hingegen seinen haltlosen Annahmen war ich heute morgen tatsächlich mit einer Idee erwacht.

Ich musste nur ein paar andere Jungs aus unserem Rudel zusammentrommeln und meinem Dad dann ein Wochenende mit meinen Freunden verkaufen. Als Argument hatte ich, dass ich die letzten zwei Wochen überdurchschnittlich viel trainiert hatte und meine Freunde deswegen noch mehr als sonst vernachlässigt hatte. Ich würde einfach damit argumentieren, dass ich eine Bindung zum Rudel aufbauen musste, wenn ich später ein einflussreicher Alpha sein wollte und wo fing man besser an, als bei der störrischen Jugend?

Dass Flynn noch dazu momentan so krank war und ich ihn schlecht alleine zuhause lassen konnte, würde ich ihn einfach mitnehmen. Dad würde ich dann einfach die Wahl überlassen, ihn mir entweder mitzugeben oder sich selbst um ihn zu kümmern. Und da ich meinen Vater kannte, war ich mir fast sicher, dass er es zulassen würde.
Zumindest, wenn ich meine vorherige Argumentation gut verkaufen würde.

Wäre zwischen Benno und mir momentan keine derart dicke Luft und wäre er kein so ein Sturkopf, hätte ich es ihm wohl schon längst erzählt, aber in Anbetracht der Dinge, wollte ich es vorerst für mich behalten.
Zum Schluss war ich auch noch der Schuldige, wenn es, aus welchem Grund auch immer, doch nicht funktionieren würde.

Schritt eins meines Plans war es also ein paar meiner Kumpels dazu zu bringen, ein Wochenende wegfahren zu wollen. Das sollte sich nicht als allzu schwierig erweisen und nachdem ich den Jungs geschrieben hatte, von denen ich wusste, dass ich ihnen auch vertrauen konnte, dass sie nicht an die große Glocke hängen würden, wenn Flynn und Benno Zeit miteinander verbrachten, konnte ich nur zufrieden Lächeln.

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