45. Arbeit

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Die weiteren Untersuchungen stellten schlussendlich heraus, dass nicht nur seine Rippen gebrochen waren, sondern auch seine rechte Schulter sowie sein Kiefergelenk. Der Arzt vermutete, dass die Brüche allesamt von seinem Sturz stammten und betonte dabei mehrmals, wie viel Glück mein Gefährte dabei gehabt hatte. Er hatte sich seinen Kopf wohl beim Sturz am Fels angeschlagen und dabei seinen Kiefer gebrochen. Wäre der Schlag etwas höher gewesen, hätte es ein Schädelhirntrauma auslösen und im schlimmsten Fall sogar seinen Schädelknochen brechen können.
Im Vergleich dazu waren seine Verletzungen eh noch glimpflich.

Sie kümmerten sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln um ihn, damit er schnellstmöglich wieder fit werden würde. Trotzdem konnte mir der Arzt nicht genau sagen, wann er wieder aufwachen würde. Es könnte bereits morgen sein, aber auch erst in ein paar Tagen oder vielleicht sogar Wochen. Je nachdem wie gut Janus Körper verheilte und dabei die Hilfe der Medikamente annahm.

Mit der Gewissheit, dass wir alles getan hatten, was wir tun konnten und Janus nicht in Lebensgefahr schwebte, konnte ich auch wieder richtig schlafen. Dafür hatte ich die Liege, ein richtiges Bett hatten sie nicht mehr frei, aber das war für mich mehr als ok, solange ich ihn Janus Nähe sein konnte, direkt an sein Bett geschoben. Es war ein interessanter Anblick einen so großen Wolf in einem menschlichen Bett liegen zu sehen, angeschlossen an zahlreiche Geräte und dabei auch noch von einer dünnen Leinendecke zugedeckt. Ich wusste, dass er mit seinem dicken Fell nicht frieren würde, aber ich irgendwie sah es so leer aus, wenn er ohne Decke im Bett lag, weshalb ich ihn zumindest mit dieser dünnen Decke zugedeckt hatte.

„Hey", lächelte Dylan, der leise das Zimmer betrat.
Ich war gerade wieder aus einem Mittagsschlaf wach geworden und saß noch an Janus Bett, bevor ich mich wieder aktiv an die Arbeit machen musste. In den letzten zwei Tagen, die ich fast ausschließlich hier verbracht hatte, war viel zu viel liegen geblieben. Der Gedanke nun aber ohne Franks Hilfe weiterarbeiten zu müssen, ließ mich fast wieder zurück ins Bett krabbeln. Ich wusste nicht, ob ich schon bereit dazu war, ohne ihm in meinem Büro zu sitzen.

„Hey", lächelte ich dem Omega entgegen, der ein Tablett mit Essen mir gegenüber auf einen kleinen Tisch stellte. Neo hatte ihn noch am selben Tag, nachdem klar war, dass Janus bei unserem Arzt in guten Händen war, zu uns geholt. Seit dem schliefen sie noch im Rudelhaus, bevor sie bald in ihr eigenes Häuschen einziehen konnten. Flynn und er sind sich dabei unweigerlich über den Weg gelaufen und sind innerhalb weniger Minuten zu den besten Freunden zusammengewachsen. Seitdem sah man die zwei trächtigen Omegas nur noch zu zweit oder mit ihren Gefährten rumlaufen. Dass man einen von ihnen mal alleine sah, war die Seltenheit.

Ich war froh, dass das Rudel vor allem Neo und Dylan so gut aufnahmen. Dass sich Dylan sofort in ihre Herzen geschlichen hatte, wunderte mich bei seiner lebensfrohen, aufgeschlossenen Art dabei kaum. Auch Neo fand trotz seiner eher mürrischen und manchmal ziemlich forschen Art schnell Freunde und hatten schon den ein oder anderen Teil zum Training mit den Jüngeren beigetragen.
Ich mochte den Beta und war froh, dass es allen anderen auch so zu gehen schien.

Was sie von den reinen Wölfen halten sollten und vor allem von Nyx, die sich teilweise ganz schön aufführen konnte, wussten sie noch nicht so ganz, aber immerhin akzeptierten sie ihre Anwesenheit.
Zumal die drei sowieso kaum hier waren, da sie in Janus Revier immer nach dem Rechten sahen. 

„Flynn, Neo und ich machen heute einen Spaziergang durch den Wald um wieder etwas raus zu kommen. Magst du mitkommen?" Er reichte mir ein Sandwich, das ziemlich nach Flynns Schaffen aussah, und ließ sich neben mich auf die Liege fallen.

„Ich würde gerne, aber dafür habe ich keine Zeit." Ich seufzte leise und biss herzhaft in das üppige Sandwich. Der frische Geschmack des knackigen Salates und der herbe Senf erfüllten gleich meine Geschmacksknospen und ließen mich zufrieden brummen. Egal wie simpel Flynns Essen war, es war immer furchtbar lecker.
Daraufhin kam von Dylan nur ein leises „Oh."

wild wolf ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt