56. neues Leben

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Ich wusste nicht, wohin mit meinen Gefühlen. Meine Emotionen spielten gerade völlig verrückt und am liebsten hätte ich einfach direkt zu weinen begonnen. Ich wollte unbedingt zu Janus. Ich wollte, dass er mich in den Arm nahm, mich küsste und mir für einen kurzen Moment Halt gab.

Tatsächlichen kamen Janus und Neo sogar gerade auf den Platz gelaufen. Neo in seiner menschlichen Form, während Janus nur knapp hinter ihm her trabte. Man sah dem Beta deutlich an, dass er gestresst war und es eilig hatte. Schweiß rann über seine nackte Brust und sein verängstigter Gesichtsausdruck zeigte mir deutlich, dass etwas passiert sein musste.

„Sie kommen!", rief Neo mir zu, als sein Blick auf mich fiel.

„Das ist doch ein Grund zur Freude", rief ich ihm noch hinterher als er direkt den Weg zur Arztpraxis einschlug. Trotz dem heillosen Durcheinander in meinem Inneren konnte ich trotzdem für einen Moment lächeln.
Ich freute mich so sehr für die Beiden und auch wenn Neo gerade noch Angst hatte, wusste ich, dass er sich umso mehr freute, sobald sie da waren.

Janus sah dem Beta noch kurz hinterher, ehe er zu mir kam. Seine Schnauze stupste er sanft gegen meine Brust und in seinen Augen konnte ich Sorge sehen. Durch unsere noch immer nur einseitig bestehende Verbindung, konnte er meine Gefühle spüren, während ich noch immer raten musste, wie es ihm wirklich ging.

Mein Gefährte zögerte nicht, sondern verwandelte sich zu meiner großen Überraschung mitten auf dem Platz und schloss mich im nächsten Moment in seine kräftigen Arme. Ich sackte sofort kraftlos gegen seine Brust, klammerte mich an ihm fest und versuchte gar nicht mehr länger meine Tränen noch zurück zu halten. Als Janus merkte, dass ich weinte, festigte sich sein Griff nochmal und er barg sein Gesicht in meinen Haaren, schenkte mir damit furchtbar viel Trost.

Gerade war es mir sogar egal, dass wir mitten auf dem Platz standen und uns theoretisch das ganze Rudel und auch mein Großvater sehen konnten. Gerade brauchte ich nur die Nähe zu meinem Gefährten.

„Dylans Welpen kommen auf die Welt!", hörte ich meinen Bruder fröhlich rufen und über das Kopfsteinpflaster auf uns zu laufen. Dass er überhaupt noch joggen konnte bei diesem Bauchumfang, wunderte mich, aber es funktioniert offenbar ganz gut.

Ich drückte mich nur enger an Janus und barg mein Gesicht an seiner Halsbeuge, damit niemand meine Tränen sehen konnte. Mein Gefährte verstand das ohne Worte und löste einen Arm von mir, als Flynn gerade an uns heran getreten war. Ich wusste nicht, wie die beiden miteinander kommunizierten, aber Flynn schien Janus und was auch immer er mit seiner Hand machte zu verstehen. Mein Bruder legte seine kleine Hand auf meine Schulter und drückte sie aufmunternd.

„Lasst uns zu Dylan gehen, damit unsere Alphas ihre neuen Rudelmitglieder gleich begrüßen können", lächelte Flynn, drückte meine Schulter ein weiteres Mal und ließ dann von mir ab.

„Kommt", strahlte er und ging dann davon.

Ich wusste, dass er nur so fröhlich redete, um mich ein wenig abzulenken und dafür war ich ihm wirklich dankbar. Außerdem hatte er Recht. Ich konnte es selber kaum erwarten, die neugeborenen Babys sehen zu können.

Auch Janus löste sich vorsichtig von mir und lächelte sanft auf mich hinunter, ehe seine Hände meine Wangen fanden und er mit seinen Daumenkuppen meine Tränen wegwischte.

„Es tut mir leid", wisperte ich ihm zu, während ich von seinen dunklen Augen völlig in den Bann gezogen wurde. Janus war so ein schöner Mann und dass er nur mir gehörte, ließ mich einen Stolz verspüren, denn ich noch nie gespürt hatte.

Er schüttelte aber nur den Kopf und lächelte dabei selig, als würde er genau wissen, wofür ich mich entschuldigte.
Mit einem zarten Kuss zeigte er mir dann, dass ich mir wegen ihm keinen Kopf machen brauchte und irgendwie kam daraufhin das Gefühl in mir auf, dass Janus vielleicht doch wusste, wofür ich mich entschuldigte.

wild wolf ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt