EPILOG

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Ein leises Quengeln riss mich aus meinem tiefen Schlaf. Im ersten Moment war ich verwirrt, wusste nicht so ganz, wo ich war, aber Janus Arme, die fest um meinen Körper lagen und mich an seine breite Brust drückten, gaben mir die nötige Bestätigung, dass ich an einem sicheren Ort war.

„Er wird wach", wisperte jemand und noch völlig im Traumland versunken, konnte ich nicht ausmachen, wer da redete. Seltsamerweise wusste mein Unterbewusstsein jedoch, dass von demjenigen keine Gefahr ausging, denn ich nickte sogar zurück in den Schlaf.

Zumindest solange bis ein weiters Quengeln zu hören war. Diesmal rührte sich auch Janus hinter mir. Er festigte seinen Griff um mich und drückte sein Gesicht dabei fester in meinen Nacken. Sein heißer Atem prallte dort gegen die empfindliche Haut und lockte mir gleich eine vielversprechende Gänsehaut über den Körper, die sofort die Erinnerungen an letzte Nacht aufleben ließ.

Wir hatten uns endlich richtig gebunden.
Ich konnte es noch immer kaum glauben. Ich spürte Janus Macht durch meinen Körper pulsieren und fühlte mich dabei lebendiger als jemals zuvor. Zum ersten Mal in meinem Leben fühlte ich mich wirklich angekommen und akzeptiert. Und dass nur dank einem Wolf, der die längste Zeit nicht mit mir kommuniziert hatte.

Obwohl ich müde war und am liebsten weitergeschlafen hätte, konnte ich nicht anders als durch die zahlreichen Glücksgefühle in meinem Körper sanft zu lächeln. Ich spürte Janus Herz sachte in meiner Brust klopfen. Es war im perfekten Einklang mit meinem und durch unsere Verbindung konnte ich nun auch endlich spüren, dass Janus mir gegenüber genauso empfand wie ich ihm gegenüber.
Janus war genauso Hals über Kopf in mich verliebt. Das wusste ich zwar vorher auch schon, aber es endlich selber zu spüren, gab mir eine nie dagewesene Sicherheit.

Dass mein Leben endlich in die richtige Richtung verlief und dann auch noch mit jemand so perfekten wie Janus an meiner Seite, hätte ich mir noch vor wenigen Wochen nicht erträumt. Und jetzt? Jetzt war mein Leben sogar noch besser als jeder Traum.
Wenn es nicht so schön wäre, mit Janus zu kuscheln und in seinen Armen aufzuwachen, würde ich wohl mein restliches Leben auf Schlaf verzichten.

Ich wollte unbegeistert aufbrummen, als Janus sich plötzlich etwas von mir löste und sich spürbar auf die Ellenbogen stemmte.

„Na, wenn haben wir denn da?", wisperte seine raue Morgenstimme, die sofort eine weitere Gänsehaut über meinen Körper jagte. Ich spürte, wie er seinen Arm bewegte und wartete sehnsüchtig darauf, dass er mich gleich berührte.
Doch Janus griff einfach über mich hinweg.

Das ließ mich schlussendlich doch die Augen öffnen und als mein Blick auf Janus große Hand fiel, die einem kleinen Säugling mit vollstem Fingerspitzengefühl den Flaum von der Stirn strich, schossen mir augenblicklich Tränen in die Augen.

Erst im zweiten Moment realisierte ich Benno und meinen Bruder. Flynn, der am Fußende meines Bettes saß und einen zweiten, noch viel kleineren, Säugling auf dem Arm hielt, während uns beide breit entgegen grinsten.

„Was?", brachte ich sprachlos heraus und senkte meinen Blick wieder auf den Säugling, der direkt neben mir lag, während Benno neben dem Bett stand und darauf achtete, dass dem Baby nichts passierte.

Mein verschlafenes Gehirn brauchte viel zu lange, um zu verstehen, was hier los war. Schlussendlich war es Janus, der meine wirren Gedanken mit seinen Worten sortierte.

„Sind sie letzte Nacht auf die Welt gekommen?" Sein großer Daumen strich ein weiteres Mal sanft über die Wange des Babys. Es war wach und beobachtete mit aufgeweckten Augen Janus Hand. Es war schon so groß, dass ich mir kaum vorstellen konnte, dass es nur wenige Stunden alt sein sollte.

„Kurz vor Mitternacht", grinste Benno stolz und ging neben dem Bett in die Knie, um mit seinem Kind auf Augenhöhe zu sein. „Es ging ganz schnell."

„Es war wirklich einfach", lächelte auch Flynn und wiegte das schlafende Baby in seinen Armen etwas hin und her. Dass er schon wieder auf den Beinen war und die Arztpraxis verlassen durfte, wunderte mich, aber ich wusste auch, dass Flynn der letzte war, der sich selber in Gefahr bringen würde. Erst recht nicht, nachdem seine Kinder nun auf der Welt waren.

wild wolf ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt