12. Sturm

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Mein Weg führte mich automatisch in das Revier meines Gefährten und direkt in unsere Höhle. Ich konnte Kaspar und Benno in meinem Kopf hören, wie sie versuchten mich aufzufordern zurück zu kommen und wie Benno sich noch unzählige Male entschuldigte. Aber davon wollte ich nichts hören.
Ich wollte mich einfach nur an meinen Gefährten kuscheln, das Geschehene vergessen und nicht an das Zukünftige denken müssen.

Leider wartete mein Gefährte nicht wie Abends bereits in unserer Höhle, weshalb mich nur gähnende Leere begrüßte. Es stimmte mich traurig, dass ich nun bis zum Anbruch der Nacht warten musste, um ihn wiedersehen zu können, anstatt einfach direkt zu ihm gehen zu können. Aber bis sich das änderte, würde wohl noch einige Zeit vorübergehen müssen.
Ich leckte so gut wie möglich meine Wunden, ärgerte mich dabei über Bennos unmögliches Verhalten und rollte ich dann zu einem engen Ball zusammen.

Ich wusste, dass es Benno ärgerte, dass ich in seinen Augen nichts unternahm, um ihm und Flynn zu helfen, aber mir waren eben auch die Hände gebunden. Ich konnte nicht einfach so irgendetwas entscheiden. Noch war ich nicht der Alpha und so sehr ich meinen Bruder und meinen besten Freund auch liebte, so wenig wollte ich bereits jetzt das Amt übernehmen.

Ich wusste, dass sich vor allem für die Beiden einiges ändern würde, sobald ich der Alpha war, aber noch fühlte ich mich einfach nicht bereit dazu. Mein Großvater hatte mir von klein auf eingebläut, dass ein Alpha selbstlos sein musste und sich bestmöglich um sein Rudel kümmern sollte, damit es jedem gut ging. Mein Vater war alles andere als selbstlos und gutmütig zu seinem Rudel und ich wusste, dass mein selbstloser Akt wohl die frühzeitige Amtsübernahme wäre, die das Rudel von meinem Tyrann von Vater befreite.

Vielleicht war ich egoistisch, weil ich meinen Vater noch länger im Amt haben wollte und nicht alles daran setzte, dass Flynn und Benno glücklich sein konnten oder das Rudel von seinem jetzigen Alpha befreite, aber mein eigenes Glück wollte ich deswegen auch nicht hinten anstellen.
Vor allem nicht, wenn ich ohnehin schon mit der Gesamtsituation unglücklich war. Ich war schlichtweg noch nicht bereit dazu.

Außerdem dauerte es ohnehin nicht mehr lange und so gemein es auch war, bis dahin würden Flynn und Benno auch noch durchhalten. Das Rudel war die ruppigen Umgangsformen meines Vaters mittlerweile auch gewohnt, wodurch auch sie es noch länger aushalten würden.

Ich stieß angestrengt heiße Luft durch meine Schnauze aus.

Das war alles scheiße.
Flynn war krank, Dad hatte schlechtere Laune den je, mein bester Freund war wütend auf mich und mein Gefährte sprach nicht mit mir, außerdem musste ich zeitnah einen Posten übernehmen, den ich noch nicht wollte.
Noch schlechter konnte es momentan kaum werden.

Wenigstens hing der Duft meines Gefährten unverkennbar in der Luft und das weiche Moos, das auch deutlich nach ihm roch, beruhigte mich sehr. So sehr, dass ich sogar einschlafen konnte.

Ich zuckte überrascht zusammen als eine Schnauze sanft über mein Gesicht fuhr und eine heiße Zunge über meine Ohren schleckte. Der Duft meines Gefährten hatte sich schlagartig intensiviert und entlockte mir ein zufrierendes Brummen.

Er war zu mir gekommen.

Ein winselndes Geräusch kam von dem Alpha, ehe er meine Wunden inspizierte und liebevoll sauber leckte. Seine Rute hatte er dabei zwischen die Hinterläufe gezwickt, während er traurig die Ohren hängen ließ.
Es gefiel mir nicht den kräftigen Alpha so klein zu erleben.

Hey murmelte ich verschlafen und nahm meine Kraft zusammen, um ihn mit einem sanften Stups meiner Schnauze zu begrüßen. Kurz stellte er seine Ohren auf und leckte ein weiteres Mal über meine Ohren, ehe er seine Schnauze an meine heran brachte und sie sich kurz berührten. Das war wohl das, was einem Kuss am nächsten kam.
Wie die letzten Male auch, lockte die Berührung unserer feuchten Schnauzen ein angenehmes Kribbeln durch meinen Körper, wodurch meine Rute automatisch zu wedeln begann.

wild wolf ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt