„Na, wie geht es dir?" Neo kam mit einem breiten Lächeln auf den Lippen zu mir gejoggt und klopfte mir, kaum dass er nah genug war, kräftig auf die Schulter.
Seine Freude hatte auch einen guten Grund. Nachdem die Wehen bei Dylan auch nach einer Woche noch immer nicht eingesetzt hatten und die Jungen langsam viel zu groß für seinen kleinen Körper wurden, hatte der Arzt entschieden sie morgen auf die Welt zu holen. Also würde Neo am morgigen Tag bereits ein frisch gebackener Vater sein und obwohl er bisher immer noch Angst hatte, freute er sich nun umso mehr. Seit der Arzt ihnen seine Entscheidung mitgeteilt hatte und die beiden zugestimmt hatten, lief er mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen durch die Welt und steckte mit seiner Vorfreude alle anderen an.
Dylan ging es da natürlich nicht anders. Auch wenn er mittlerweile bettlägerig war und die Arztpraxis seit drei Tagen nicht mehr verlassen hatte. Nicht nur die werdenden Eltern sehnten die Welpen herbei, auch das restliche Rudel. Sie waren alle solche Fans von Dylan, dass sie kaum erwarten konnten, seine Jungen endlich kennenzulernen. Die große Mehrheit war sich sicher, dass Neo und Dylan die perfekten Eltern sein würden.Inzwischen waren sie auch schon in ihr neues Zuhause eingezogen. Wobei Dylan nur zwei Nächte dort verbracht hatte, bevor er ins Krankenhaus umgezogen war. Neo und Benno hatten dafür umso mehr Kraft und Zeit in das kleine Häuschen gesteckt, damit die Babys sich dort auch pudelwohl fühlen konnten, sobald sie da waren.
Ich hätte auch gerne geholfen, aber meine Arbeit holte mich natürlich wieder ein, sodass ich kaum Zeit zum Durchatmen hatte. Die wenige freie Zeit, die ich hatte, verbrachte ich ausschließlich bei Janus. Und das nahmen mir die Anderen zum Glück auch nicht übel.Noch war Janus nicht aufgewacht, dafür wirkte er nun schon viel wacher als zuvor. Fast so als wäre er nur noch in einem seichten Schlaf. Seine Augenlider zuckten, man konnte regelrecht die Pupillen darunter sehen, wie sie sich bewegten, er drehte seinen Kopf auf dem Kopfkissen sogar schon etwas hin und her und ab und an zuckten auch seine Hände.
Es war also nur noch eine Frage von wenigen Tagen oder vielleicht sogar nur Stunden bis mein Gefährte endlich aufwachen würde.Einerseits freute ich mich ungemein darauf, andererseits fürchtete ich mich vor seiner Reaktion. Zudem war ich durchgehend am Beten, dass er sich nicht direkt wieder zurück in einen Wolf verwandeln würde, sondern dem Menschsein vielleicht eine kleine Chance gab.
„Das fragst du noch?", erwiderte ich ebenfalls schmunzelnd. Er und seine Glücksgefühle waren echt ansteckend. „Ich habe Stress pur, aber Janus wird vielleicht bald wach, das hält mich bei Verstand", antwortete ich ehrlich und obwohl ich darüber lachte, wussten wir beide wie ernst meine Worte waren.
Janus war momentan wirklich das Einzige, das mich noch halbwegs am Laufen behielt. Ich musste dringend eine Wahl für einen nachfolgenden Beta treffen, damit ich zumindest irgendwen hatte, der mir unter die Arme griff. Das Rudel versuchte mir zwar so viel wie möglich abzunehmen, aber in manche Belangen konnte ich keine x beliebige Person auswählen, die mir dann bei heiklen Themen half. Dafür brauchte es einen Beta, der diese Position ehrenvoll besetzte.Nach reichlichem Überlegen und auch zahlreichen Gesprächen mit meinem Großvater hatte ich bald so ziemlich jeden Beta in meinem Rudel ausgeschlossen. Ich hatte immerhin meine Gründe, warum ich von Anfang an Benno gewählt hatte. Mein Rudel war super und ich könnte mir kein besseres Wünschen, aber die Beta-Auswahl war doch eher bescheiden. Nicht, dass ich es keinem der Betas gönnen würde, es war einfach niemand dabei, der auch zu mir gut passen würde.
Ein Alpha und sein Beta sollten immerhin ein eingeschweißtes Team sein, das gemeinsam gute Arbeit leisten konnte. Das war ja schlussendlich auch der Grund, warum ich mich gegen Benno entschieden hatte. Wir waren zwar eingeschweißt, aber als Team zusammenzuarbeiten würde auf kurz oder lang katastrophal scheitern.
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wild wolf ✓
WerewolfDer junge Alpha Iacob ist noch nicht bereit dazu, den Posten des Rudeloberhaupts zu übernehmen und bis Ende des Jahres, im November plant sein Vater seinen Rücktritt, erst recht nicht. Auf der Suche nach etwas Freiraum begegnet Iacob zufällig einem...