Ich wusste, dass Benno sauer auf mich war, weil ich Flynn vorgeschoben hatte, damit er mir nicht folgte.
Es war gemein von mir diese Karte auszuspielen, aber da ich wusste, dass Benno niemals grundlos Zeit mit seinem Gefährten verschenken würde, konnte ich nicht anders. Benno durfte nichts von dem Eindringling erfahren. Zwar war ich mir sicher, dass er es für sich behalten würde, aber würde mich dennoch dazu drängen wollen, es zu veröffentlichen, um das Rudel nicht in Gefahr zu bringen und das wollte ich mit allen Mitteln verhindern.
Da Benno keine richtige Begründung hatte, warum er mich unbedingt begleiten musste, ließ Flynn sich auch nicht abwimmeln. Ich wusste, dass ich am Morgen, wenn ich Flynn abholen würde, mir eine Standpauke von ihm anhören durfte, da Benno ihm mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit alles erzählen würde.
Benno war was Flynn betraf ein richtiges Ratschkattl, was dazu führte, dass Flynn alles wusste, was Benno wusste.
Meine Beine trugen mich zielsicher durch den Wald. Ich lauschte auf jedes Geräusch, analysierte jeden Geruch und achtete auf jede sichtbare Bewegung. Dass Benno mir so lange unbemerkt folgen konnte, hatte meine Instinkte nur geschärft, sodass ich zwar nicht mehr alle Kraft in die Suche nach meiner Gefährtin steckte, aber dafür meine Umgebung wieder etwas besser im Blick hatte.
Benno hatte schon Recht. Es war dumm kopflos herumzulaufen, deswegen konnte ich verstehen, warum er mich begleiten wollte. Aber da ich nun aus diesem Fehler gelernt hatte, würde mir so etwas nicht noch einmal passieren.
Als der liebliche Geruch aus dem Nichts plötzlich seinen Weg in meine Schnauze fand, begann meine Rute augenblicklich wild zu wedeln, während ich der diesmal deutlich stärker Spur folgte. So stark wie heute war sie noch nie, was meine Hoffnung, meine Gefährtin endlich zu finden, nur schürte.
Der Duft nahm meine Sinn dermaßen ein, dass ich kaum realisierte, dass ich unsere Reviergrenze ohne zu zögern übertrat und mich gleich in einem fremden Revier befand.
Ich wusste von den zahlreichen Lehrstunden mit meinem Vater, dass dieses Revier einem unbekannten Alpha gehörte. Großvater hatte damals, als er noch Alpha war ein Abkommen mit ihm gemacht, wodurch eine Allianz unmöglich wurde und wir uns gegenseitig absoluten Frieden versprachen. Seither hatte niemand mehr etwas von diesem fremden Alpha gehört, geschweige denn jemals gesehen oder auch nur gerochen. Angeblich gehörte zu diesem Alpha auch ein Rudel, aber von diesem fehlte ebenso jede Spur.
Ich hatte mich nie sonderlich dafür interessiert, vor allem da Dad auch kaum etwas darüber wusste. Solange Frieden herrschte, konnte der Alpha und sein Rudeln von mir aus sonst wo bleiben.
Ich wusste nicht, welche Folgen es für unser Abkommen hatte, wenn ich sein Revier betrat, aber darüber machte ich mir gerade auch keine Gedanken. Ich wollte einfach nur die erste, richtige Spur seit Wochen nicht verlieren.
Als ein seichter Wind aufkam, der meine Spur zu meinem Frust davon trug, blieb ich an Ort und Stelle stehen und sah mich neugierig um. Der Wind kam von vorne, trug sämtliche bekannten Düfte in meine Richtung, ohne dabei einen Anhaltspunkt auf ein fremdes Rudel zu geben. Erst jetzt fiel mir auf, dass es nicht einmal Grenzmarkierungen gab.
Der anhaltende, seichte Wind und die Kuriosität über die fehlenden Gerüche dieses angeblichen Rudels ließen mich einen Moment unachtsam. Ein Geräusch nur wenige Meter vor mir zog meine Aufmerksamkeit darauf, sodass ich einen Augenblick nicht darauf achtete, was hinter mir war.
In diesem Moment ertönte ein lautes Knurren, ehe sich ein großer Wolf auf meinen Rücken schmiss und sich schmerzhaft in meinem Nacken verbiss. Ich versuchte ihn abzuschütteln, doch sein Gewicht brachte mich aus dem Gleichgewicht, sodass wir zur Seite umfielen.
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wild wolf ✓
Loup-garouDer junge Alpha Iacob ist noch nicht bereit dazu, den Posten des Rudeloberhaupts zu übernehmen und bis Ende des Jahres, im November plant sein Vater seinen Rücktritt, erst recht nicht. Auf der Suche nach etwas Freiraum begegnet Iacob zufällig einem...