Die hellbraune Wölfin stand tatsächlich auf der Lichtung, die unsere Höhle umgab und sah mir abwartend entgegen. Kaum, dass ich einen Schritt auf die bemooste Wiese gemacht hatte, setzte sie sich bereits in Bewegung und preschte, sobald sie sich vergewissert hatte, dass ich ihr folgte, mit einem Affenzahn durch den Wald. Wir entfernten uns immer weiter von meinem Rudel und kamen immer tiefer in den dichten Wald.
Als ich nach meinem Gefährten gesucht hatte, war ich nicht auf die Idee gekommen, hier her zu kommen. Die Bäume hatten tiefhängende Äste und hohes Gestrüpp, sodass man sich schwerfällig hindurch bewegen konnte. Die hellbraune Wölfin hatte mir ihrem eher kleineren Körperbau weniger Probleme als ich und wusste genau, an welchen Stellen, sie sich am geschicktesten hindurch winden konnte, während ich schon fast ungeschickt wie ein junger Welpe hindurch stolperte.
Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass es hier irgendetwas geben konnte und kurz befürchtete ich schon, dass sie mich in einen Hinterhalt führen könnte, als wir auf einer großen Lichtung ankamen.
Hohe Bäume und das dichte Gestrüpp verhinderten, dass man von außen erahnen konnte, dass es hier etwas gab und gleichzeitig konnte man von hieraus aber auch nicht wissen, was draußen los war.
Ein kleiner Bach speiste diesen abgelegenen Ort. Zahlreiche, frühreife Blumen blühten auf der Wiese und ließen diesen Ort idyllisch und fast unwahr wirken. Einige große Felsen, ziemlich in der Mitte der Lichtung, spendeten Schutz und verdeckten die Höhleneingänge, die in den Boden hinein in den Untergrund führten.
Ein schwarzer Wolf lag am Ufer des plätschernden Baches und schenkte uns keine Aufmerksamkeit, als die hellbraune Wölfin mich über die Wiese auf ein provisorisch gebautes Dach, das auf wackligen Beinen vor den Felshaufen stand, führte.Ein zierlicher Mann mit roten Haaren kniete auf einer karierten Decke und lehnte sich über irgendetwas, während ein weiterer hellbrauner Wolf neben ihm stand und verdeckte, worüber sich der Mensch beugte.
Die hellbraune Wölfin, die mich hergeführt hatte, warf einen Blick in meine Richtung, ehe sie zu dem provisorischen Verhau nickte und dann auf den anderen hellbraunen Wolf zu trabte. Er begrüßte sie mit einem unsanften Stoß in die Seite, während der Mensch ihr kaum Aufmerksamkeit schenkte, sondern sich gleich suchend auf der Lichtung umsah, bis sein Blick auf mich fiel.
Ein erleichtertes Lächeln trat auf seine Züge, ehe er sich an dem kräftigen, hellbraunen Wolf neben sich einhielt und sich an dessem Körper nach oben zog. Als er sich dann in meine Richtung drehte und auf mich zu kam, bemerkte ich auch die ansehnliche Kugel, die er vor sich hertrug.
Der hellbraune Wolf merkte schnell, wo der Rothaarige hinwollte und trabte ihm eilig hinterher. Es war nicht schwer zu sehen, dass die beiden zusammengehörten und der hellbraune Wolf der Vater der ungeborenen Welpen war.„Hallo", rief der Rothaarige freudig aus, als er in meiner Nähe war und hob seine Hände, um mir mit beiden entgegen zu winken.
Mein Blick fiel jedoch an ihm vorbei auf den Fellhaufen, der unter der Überdachung lag. Das dunkelgrau-braune Fell würde ich überall sofort erkennen, wodurch ich ohne auf den rothaarigen Omega zu achten, an ihm vorbei preschte und zu meinem Gefährten eilte.
Er hatte alle Viere von sich gestreckt, sein Kopf lag auf einem kleinen Kissen und er schien zu schlafen, während das Fell an seiner Seite blutdurchtränkt war. Ich verwandelte mich augenblicklich in einen Menschen und strich ihm einmal beruhigend durch das weiche Fell zwischen seinen Ohren, genoss das Gefühl ihn mit meiner nackten Haut berühren zu können ins Unermessliche und wollte sein relativ entspannt wirkendes Gesicht mit liebevollen Küssen übersähen, stattdessen zog ich jedoch mit zittrigen Fingern das ebenfalls blutdurchtränkte Tuch von seiner Seite.
Ein tiefer, etwa zehn Zentimeter langer Schnitt, der unschön aufklaffte, offenbarte sich sofort an seinem Brustkorb und ließ mich angestrengt schlucken. Das sah ganz und gar nicht gut aus.
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wild wolf ✓
WerewolfDer junge Alpha Iacob ist noch nicht bereit dazu, den Posten des Rudeloberhaupts zu übernehmen und bis Ende des Jahres, im November plant sein Vater seinen Rücktritt, erst recht nicht. Auf der Suche nach etwas Freiraum begegnet Iacob zufällig einem...