36. in unserer Höhle

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Ich nickte irgendwann zusammengerollt und winselnd ein. Dass auch noch Janus das Weite gesucht hatte und mich in meiner momentanen Verfassung einfach alleine ließ, gab mir den letzten Rest und am liebsten hätte ich mich einfach zurück in einen Menschen verwandelt und zu weinen begonnen. Dafür müsste ich jedoch unsere Höhle verlassen und da es hier immer noch stark nach Janus roch, wollte ich zumindest das noch genießen.

Ein Rascheln direkt vor dem Höhleneingang riss mich jedoch recht bald wieder aus dem Schlaf und etwas benommen versuchte ich hören zu können, wer da war. Nur kurze Zeit später erschien Janus in meinem Blickfeld, der einen massigen Hirschen hinter sich her durch die verhältnismäßig schmale Öffnung zerrte. Das Geweih des Tieres verhängte sich dabei, was dem Alpha ein genervtes Schnauben entkommen ließ, ehe er davon abließ und mir beinahe stolz entgegen wedelte.

Er war also wirklich nur los, um etwas zu jagen. Mein Blick fiel sofort auf seine Seite, doch die Narbe sah noch immer gut aus und außer, dass Janus ziemlich schnaufte, sah er auch nicht so aus als hätte er Schmerzen. Zum Glück. Bei der Jagd hätte sonst etwas passieren können, erst recht mit so einem großen Tier.

Er leckte mir liebevoll über die Ohren, ehe er mir mit einer Kopfbewegung andeutete, zu fressen. Nur widerwillig machte ich mich über das noch warme Fleisch her. Mir war nicht zu essen zu mute, aber wenn sich Janus schon die Mühe gemacht hatte, anscheinend nur für mich, dieses Tier zu erlegen, dann wollte ich mich auch dankbar zeigen. Es war immerhin eine schöne Geste, auch, wenn ich mich stärker gefreut hätte, wenn er einfach bei mir geblieben wäre.

Nach den ersten scheuen Bissen wurde plötzlich doch mein Appetit geweckt und ich machte mich mit frischem Hunger über den Hirschen her. Janus sah mir derweil stolz zu, bis auch er sich an dem köstlichen Fleisch nährte und nur noch unser Schmatzen die Höhle erfüllte.
Kaum hatten wir unseren Hunger gestillt, schleppte Janus den restlichen Kadaver, ein ausgewachsener Hirsch war für uns zwei doch zu viel, aus der Höhle und brachte ihn wahrscheinlich an Stück abseits in den Wald, damit noch andere Tiere, vorzugsweise sein Rudel, davon fressen konnten.

Ich kugelte mich derweil wieder auf dem bequemen Moos zusammen und brummte zufrieden, als Janus zurückkam und sich gleich zu mir kuschelte. Er begann wieder über mein Fell zu lecken und reinigte mich dabei ein wenig von dem Blut, das nach dem Fressen nun an mir haftete. Er schnupperte hörbar an meinem Nacken, stieß seine Schnauze sanft gegen meine Ohren und leckte mir über die geschlossenen Augen. Ich konnte nur zufrieden brummen und lehnte mich weiter in seine Liebkosung, wünschte mir, dass er niemals damit aufhören würde.

Janus erhörte meinen stummen Wunsch jedoch nicht und stoppte plötzlich mit seinen Zärtlichkeiten. Bevor ich jedoch darauf reagieren konnte, schob sich der Alpha, wie zuletzt vor einigen Wochen, auf meinen Körper und bohrte gleichzeitig seine Zähne in mein Nackenfell.

Zum aller ersten Mal benutzte er dafür jedoch seine volle Kraft, drückte mich problemlos in das weiche Moos unter uns und gab mir keine Möglichkeit ihm zu entkommen. Die anderen Male hatte er immer auf mein Befinden geachtet und war nicht weitergegangen, wenn ich ihm signalisiert hatte, dass ich das nicht wollte. Diesmal schien es jedoch nicht so zu laufen.

Er drückte sich gegen meine Kehrseite und hielt meine Hüfte mit seinen Vorderläufen an Ort und Stelle, während er meinen Kopf anfangs noch sanfter, dann aber zunehmend kräftiger, da ich mich auch immer weiter versuchte zu wehren, auf den Boden drückte. Nur meine Rute, die ich angestrengt zwischen meine Hinterläufe presste, verhinderte, dass Janus weitergehen konnte.

Der Wolf ließ sich davon jedoch genauso wenig wie von meiner Gegenwehr abhalten, konnte meine Rute irgendwie wegschieben und drang im nächsten Moment unsanft und mit starken Druck in mich ein.

Mein wütendes Jaulen hallte in der kleinen Höhle wider, ehe der zunehmende Schmerz mich übermannte und ich nur noch hilflos Wimmern konnte. Ich wollte weinen, flehte stumm, dass er doch aufhören sollte und konnte gleichzeitig keine richtigen Worte formulieren. Ich konnte ihm nicht deutlich sagen, dass ich das nicht wollte.
Als ich realisierte, dass ich ihm nicht entkommen konnte, versuchte ich mich irgendwie davon abzulenken, den Schmerz auszublenden und etwas Fassung zu bewahren. Aber das gelang mir kaum. Zahlreiche schmerzverzerrte Töne kamen aus meinem Maul, was Janus jedoch nicht abzuhalten oder in irgendeiner Weise zu stören schien.

Sein Griff um mich wurde fester, seine Zähne in meinem Nacken langsam unangenehm und seine Bewegungen nahmen nochmal an Intensität zu. Ich wollte schreien.
Ich wollte ihn anschreien, dass er aufhören soll, dass er mir weh tat, dass ich das hier nicht wollte.

Warum tat er das überhaupt? Warum zwang er sich mir auf?
Weil ich seine letzten, netten Versuche verweigert hatte? Nahm er sich deswegen nun, was er wohl schon die ganze Zeit über wollte?

Warum trampelte er so auf meinen Gefühlen herum? Ob reiner Wolf hin oder her, dass eine derartige Gewalt seinem Gefährten gegenüber nicht normal war, musste sogar er wissen. Damit stärkte er das Band zwischen uns nicht, sondern trieb nur einen weiteren Keil zwischen uns. Erst der Angriff als ich mich verwandelt hatte und nun das hier.
Der Gedanke, dass ein zivilisiertes Zusammenleben mit ihm, einem reinen Wolf, auch gar nicht möglich war, nahm meine Gedankengänge komplett ein. Hatte ich mich die ganze Zeit über derart verrannt? War mir das durch die rosarote Brille bisher nicht aufgefallen?

Aber er war doch mein Gefährte. Ich wollte bei ihm sein. Ich wollte mit ihm kuscheln, ihm nahe sein. Ich liebte seine Zärtlichkeiten und kleinen Neckereien, wie sanft er sich um mich kümmerte. Dass er sich mittlerweile sogar an meine menschliche Form gewöhnt hatte, war doch auch ein Schritt in die richtige Richtung und vielleicht hatten wir ja doch eine richtige Chance?

Obwohl er mir gerade solche Schmerzen bereitete und meinem Herz damit einen starken Knacks verpasste, konnte ich nicht anders, als mich an diese Hoffnung zu klammern.
Vielleicht konnte ich ihm danach auch irgendwie klar machen, dass das so nicht funktionierte und dass er mir nur weh tat. Er musste doch bemerken, dass mir das keinen Spaß bereitete.
Ich konnte das nicht genießen.

Ob er es genoß? Ich konnte ihn nicht sehen, konnte ihn vor lauter Schmerz auch kaum spüren und die etwas abgehakten Atemzüge klangen auch nicht sehr lustvoll. Konnte es vielleicht sogar sein, dass er keinen Spaß hieran hatte?

Aber warum würde er es dann tun? Warum würde er mich mit so viel Kraft bei sich behalten, wenn selbst er es nicht genießen konnte?

Er spannte sich über mir immer weiter an, was mich hoffen ließ, dass es vielleicht bald zu Ende war.

Plötzlich löste er seine Zähne aus meinem Nacken. Sein Atmen wurde dadurch lauter und klang nun doch ein wenig so als würde es sich für ihn gut anfühlen. Sein heißer Atem stieß gegen das dünne Fell an meinen Ohren, was mir für einen kurzen Moment sogar einen wohligen Schauer bescherte.

Nur einen Wimpernschlag später bohrte er seine Zähne brutal an eine Stelle zwischen meinem Hals und meiner Schulter.

Ich erwartete weitere Schmerzen, bereitete mich bereits mental darauf vor und keuchte fast schon erschrocken auf, als statt Schmerz eine Welle der Lust durch meinen Körper schoss. Das Band, das daraufhin sofort zwischen uns entstand, unsere Herzen und Seelen für ein ganzes Leben lang aneinander band und gleich das Gefühl endlich Zuhause abgekommen zu sein in mir auslöste, brachte auch meinen Körper zum Beben.
Das Gefühlschaos, das plötzlich auf mich einstürzte, warf mich völlig aus der Bahn und dass ich trotz der Schmerzen, die ich auch weiterhin an meiner Kehrseite empfand, zum Orgasmus kam, realisierte ich gar nicht mehr richtig.

Janus tiefem Keuchen und Grunzen nach zu urteilen, war auch er im selben Moment gekommen und festigte dabei seinen Biss erneut. Ich spürte, wie ein Teil seiner Stärke und seiner Macht durch die Markierung auf mich überging und sich gleich in meinem Körper ausbreitete.
Meine Muskeln ächzten, verkrampften sich unter der Intensität, meine Sehnen spannten und ich meinte Knochen knacksen zu hören, bis ich plötzlich nur noch das laute Rauschen meines Blutes wahrnahm.

Dass Janus langsam von mir abließ, eilig über seinen Biss leckte und sich auch meiner Kehrseite zuwandte, realisierte ich schon nicht mehr.

Ich hörte nur noch Janus hilfloses Winseln, ehe alles schwarz wurde.  

wild wolf ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt