21. Kapitel

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>Nichts ist gewisser als der Tod, nichts ungewisser, als seine Stunde.< Anselm von Canterbury

~Abschiedsbrief~

Die restliche Woche komme ich nicht in die Schule. Meiner Mutter spiele ich vor, dass ich krank sei... Was ich in gewisser Weise ja auch bin.

Die letzten Tage habe ich größtenteils mit nachdenken verbracht und bin zum Endschluss gekommen, dass es so nicht weiter gehen kann. Ich will nicht so leben. Nicht mit andauerndem Mobbing ohne Freunde und vor allem, ohne meinen Bruder.

Selbst, wenn das Mobbing eines Tages aus unerklärlichen Gründen aufhören sollte, wäre danach nichts mehr wie zuvor. Ich bin gebrandmarkt vom Mobbing und auch von der Situation hier, zu Hause.

Mein Vater ist vor zwei Tagen rückfällig geworden und befindet sich nun wieder in der Entzugsklinik, meine Mutter arbeitet von früh bis spät und hat kaum noch Zeit für mich.

Ich will hier raus! Aus diesem bescheuerten, nutzlosen Leben! Und ich komme hier raus! Ich werde alles beenden! Das Mobbing, meine inneren wie auch äußeren Verletzungen und meine Gefühle! Und vor allem; Der Schmerz. Er wird endlich vorbei sein! Alles wird schnell vorbei sein und dann bin ich nur noch das Mädchen, das aufgegeben hat und in den Gedanken bestimmter Personen lebt, die es kannten, bis diese ebenfalls sterben, sie in Vergessenheit gerät und sich irgendwann niemand mehr an sie, an diesen einen Vorfall an diesem gewissen Ort, erinnern kann.

Montag morgen verlasse ich ziemlich früh das Haus.

Endlich, es ist soweit!

Heute wird alles sein Ende haben!

Ein letztes mal sehe ich zurück, zu meinem zu Hause, denke an den Zettel, der am Küchentisch liegt.

Mama, ich kann nicht mehr gegen alles und jeden ankämpfen, habe meine letzte Kraft dafür aufgebraucht. Die Schule ist Horror, einfach die Hölle. Immer werde ich fertig gemacht, gemobbt und das ist auch der wahre Grund, weshalb ich zu Hause geblieben bin. Aber heute hat das alles ein Ende, denn ich werde zu meinem Bruder, in den Himmel fliegen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich mich freue, ihn wieder zu sehen! Ich vermisse ihn so sehr! Niemand war da, mit dem ich hätte reden können. Das soll aber kein Vorwurf sein! Ich bin dir nicht böse, aber meine Zeit auf der Erde ist abgelaufen. Ich hab dich lieb und Papa auch, bitte sag ihm das! Wir sehen uns sicher wieder. Spätestens im Himmels, als vollkommene Familie. Bis dann!

Deine Hope

~

387 Wörter

Mobbingopfer - Ganz klein✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt