17. Kapitel

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>Ich weine nicht, weil ich traurig bin. Ich weine, weil ich zu lange stark war.< Johnny Depp (Abgewandte Form)

~Allein~

Es ist vier Tage her. Vier Tage, in denen alles wieder schlimmer wurde. Das Mobbing, mein Vater, der rückfällig geworden ist und meine düsteren Gedanken mit voller Wucht zurück gekehrt sind. Vier Tage, seitdem Leo und sein Bruder wegzogen und die Schule gewechselt haben und der Sturm mich in voller Fahrt erwischt, durchgeschüttelt und als mein altes Ich zurück gelassen hat.

Letzten Freitagabend war einer meiner schlimmsten aber auch einer meiner schönsten Abende, denn ich bin mit Leo mein allererstes mal feiern gegangen. Wir haben auf unseren letzten, gemeinsamen Abend angestoßen.

Als ich noch nüchtern war, habe ich so geweint. Leo musste sich echt gedacht haben, dass ich gar nicht mehr aufhöre. Schließlich haben wir so viel getrunken, dass wir total neben der Spur waren und ich mich, zu meinem Bedauern, nur noch an den Anfang dieser Nacht erinnern kann.

Was ich jedoch noch weiß ist, dass die Badboys auf einmal aufgetaucht sind. Auch bereits total drauf. Was danach passiert ist? Filmriss. Kein Plan.

Aber das wichtigste; Ich bin alleine und vor allem angezogen, wieder in meinem Zimmer aufgewacht.

Ich habe mich also soweit beherrschen können, keinen Kerl heim zu schleppen! Was, so nebenbei, auch gar nicht mein Stil ist!

Heute ist Dienstag. Lustlos und alles andere als ausgeschlafen, trotte ich auf den Schulhof. Sofort bemerke ich Ayden, wie er grinsend auf mich zu kommt, seine Freunde im Schlepptau.

Einen Moment spiele ich mit den Gedanken, einfach umzudrehen und mich für heute krank zu melden, doch tue es dann doch nicht, auch wenn es im nachhinein um jeden Preis schlauer gewesen wäre.

"Hallo Schulopfer. Na? Gut gepennt?" Ich antworte auf die Frage Damons nicht, sondern will die Clique umrunden, doch da packt mich Vitus am Unterarm und hält mich fest. Nur mit ach und krach kann ich ein schmerzvolles aufwimmern vermeiden.

Die Verletzungen an meinem Unterarm sind ziemlich tief und teilweise sehr frisch, erst von heute Morgen.

Bitte lass es nicht anfangen zu bluten!

"Wohin denn so eilig?" grinst Ronny böse. "Wir haben uns mit dir ja noch gar nicht unterhalten." Ayden kommt mir mit jedem Wort immer näher. Automatisch will ich ebenfalls zurück weichen, doch Vitus packt mich fester. Leicht verziehe ich das Gesicht.

Scheiße, tut das weh!

"Naww. Hat da etwa jemand Angst?" spöttet Levy. Jonny lacht und meint: "Wo ist denn dein Beschützer? Wie hieß diese Schwuchtel noch gleich? Ach ja, Leo."

Autsch! Eine Wunde ist aufgegangen, verdammt.

"Jetzt bist du wieder ganz allein. Genau so, wie jemand wie du sein sollte." Ich kämpfe bei Aydens leider teilweise wahren Worten gegen die Tränen.

Ich bin allein, wieder mal. Auf mich gestellt, wieder mal.

~

458 Wörter

Mobbingopfer - Ganz klein✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt