Fronten

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Kaiou Suki hatte derweil ihre ganz eigenen Probleme. Ihr Projekt war zum Scheitern verurteilt und sie kam einfach auf keinen grünen Zweig. Vielleicht sollte sie sich einfach mal eine Auszeit gönnen. Ob sie wollte oder nicht, man konnte Leistung nicht erzwingen. Und aktuell lief alles was mit dem Club zu tun hatte völlig ins Leere. Genervt stöhnte sie auf und verließ langsam das Schulgelände. Nach Hause wollte sie noch nicht, da wäre sie wieder versucht an ihren Berichten zu schreiben und das wollte sie ja gerade nicht und tunlichst vermeiden. Überlegend schaute sie auf ihre Handy. Seit ein paar Tagen meldete sich auch Kagami-kun nicht mehr und sie hatte den Eindruck er wäre sauer. Was ihr einen zusätzlichen Stich ins Herz versetzte.Der Gedanke ihn einen Besuch abzustatten, machte sich in ihrem Unterbewusstsein breit. Um die Uhrzeit müsste er sich eigentlich noch in der Schule aufhalten, da er heute mehr Stunden und danach auch Training hatte. Was hatte sie zu verlieren? Mehr als wegschicken konnte er sie nicht und so beschloss sie die nächste Haltestelle anzusteuern, in einen Bus zu steigen und zur Seirin-High zu fahren.Als sie dort nach einiger Zeit angekommen war, machte sie ein paar vorsichtige Schritte auf das Grundstück. Sie war noch nie hier gewesen und erst in den Moment wo sie Ziellos und Planlos die Turnhalle suchte, beschlich sie der Gedanke, das es vielleicht eine ziemlich dumme Idee war unangemeldet einfach so aufzutauchen. Verunsichert ging sie über das Gelände und versuchte die fragenden Blicke der anderen Schüler zu ignorieren. Sie erkannten natürlich anhand ihrer Uniform das sie von der Tōō-High war und da stellt sich ihnen natürlich die Frage, weshalb sie den nicht ganz unweiten Weg zu ihrer Schule gekommen war. Diese Frage stellte sich auch die blauhaarige Journalistin immer mehr. Es war einfach eine Kurzschlussreaktion gewesen. Eine Flucht aus dem ganzen Stress und Enttäuschungen. Und durch ihr ganzes Grübeln hindurch bemerkte sie plötzlich, dass sie vor der Turnhalle stand. Angestrengt lauschte sie und versuchte irgendwie herauszuhören, ob jemand drin war und ob es schon der Basketball-club war. Doch außer das Quietschen von Sportschuhen auf dem Hallenboden, hörte sie nichts weiter. Tief atmete sie durch und schluckte schwer. Ballte eine Faust und sprach sich selbst Mut zu.»Komm schon. Mehr als wegschicken können sie dich nicht«, nuschelte sie und öffnete vorsichtig die Hallentür.Prüfend warf sie einen Blick durch den kleinen Spalt der Tür. Sie wagte es nicht die Tür weiter zu öffnen, doch sie musste mehr sehen, also öffnete sie die Tür noch ein wenig weiter. Diese Aktion blieb allerdings nicht so unbemerkt wie sie es gerne gehabt hätte. Ein schwarzhaariger Junge bemerkte sie und ging auf sie zu. Wenn sie sich recht erinnerte hieß er Izuki. »Hi. Kann ich dir helfen?«, fragte er freundlich, doch als er sie genauer ansah hellte sich sein Gesicht noch ein wenig mehr auf. »Du bist doch Suki-chan, oder? Willst du zu Kagami?«Etwas überrumpelt und verlegen nickte sie mit gerötetem Ohren und ihr Griff um ihre Tasche festigte sich vor Nervosität ein wenig.»Hey, Kagami!«, rief Izuki ganz ungeniert quer durch die Halle, was natürlich auch die anderen aufhorchen ließ.»Ja?«, hörte sie seine tiefe Stimme genervt knurren und sah wie er sich mit seinem T-Shirt Kragen den Scheiß abwischte. Rikos Blick wanderte zu Izuki, der laut nach ihrem Power Forward gerufen hatte und erstarrte kurz als sie die Schülerin der Tōō-High sah. Doch als sie erkannte das es sich nicht um Momoi oder die Schwester des Rotschopfes handelte wurde ihr Blick ein wenig kritischer. Also stimmten die Gerüchte um ihren Power Forward und er hatte mit einer Schülerin der Tōō-High angebandelt. Ihr konnte es ja eigentlich getrost egal sein mit wem Kagami-kun seine Zeit verbrachte, aber leider kam sie zu einem ziemlich ungünstigen Zeitpunkt. Nämlich mitten im Training. Und das schien wohl auch Kagami-kun aufgefallen zu sein, denn als er das blauhaarige Mädchen sah wechselte er sofort einen fragenden Blick mit Riko. Als Kagami- kun schließlich zunächst auf Riko zuging, stellten auch die anderen ihr Training ein und auch Kuroko beobachtete das Geschehen mit Argusaugen. »Ihr macht weiter!«, rief sie den Jungs zu, die nach und nach das Training wieder aufnahmen. In Kaious Brust wurde es ganz eng, doch als sie sah das er kurz mit ihrer Trainerin etwas besprach und diese schließlich nickte, ging er zielstrebig auf sie zu. »Kagami-kun, ...«, begann Kaiou, doch er deutete nur hinter sie.»Lass uns raus gehen.«Als die beiden draußen standen schwiegen sie sich zunächst eine Weile an, bis der Hüne schließlich das Wort ergriff.»Was willst du hier Suki?«»Ich wollte nur nach dir sehen.«»Nach mir sehen?«»Ja, ich ... nun. Ich wollte mich auch entschuldigen das ich mich so lange nicht gemeldet habe«, sagte sie mit gesenktem Blick. Das war leider die Untertreibung des Jahres, denn sie hatte ihn wegen ihrer Arbeit im Club tatsächlich sogar ignoriert. Und selbst ein Kagami Taiga spürte es wenn man ihn abblockte und die kalte Schulter zeigte. Wenn man weder auf Anrufe noch auf Nachrichten reagierte.Kurz schnaufte er und rieb sich den angespannten Nacken.»Aber der Club, ich musste ...«»Du bist mir keine Rechenschaft schuldig«, fuhr er ihr scharf ins Wort. »Aber eine kurze Nachricht, das es gerade unpassend ist, wäre nicht verkehrt gewesen.«»Entschuldige«, sagte sie bedauernd.»Vielleicht habe ich mich zu entschuldigen. Vermutlich habe ich dich zu sehr bedrängt.«»Nein!«, sagte sie forsch und mit verletzter Miene. »Ich hab es einfach übertrieben. Allem voran mit dem Club. Erst als ich bemerkt habe das einfach nichts mehr klappt, ... das ich es einfach nicht erzwingen kann, ist mir bewusst geworden das ich dich weggestoßen habe.«Überraschung legte sich auf sein Gesicht.»Ich will dich aber nicht wegstoßen.«»Suki, ...«, begann er, da hatte sie schon den Abstand zwischen sich und dem Spieler überwunden und fest die Arme um ihn geschlungen.»Es tut mir Leid. Bei all den Trubel um mich herum hab ich ausgerechnet dich aus den Augen verloren.«Überrumpelt hatte er einen Moment die Luft angehalten. Schließlich atmete er entspannt tief durch und tätschelte der kleinen Journalistin frech den Kopf.»Ist schon okey. Schließlich hast du den ganzen Weg auf dich genommen und bist hergekommen«, sagte er und sie hörte das sein Tonfall wieder etwas weicher wurde. »Warte kurz hier. Ich mach mich nur eben frisch und bring dich nach Hause.«Doch sie hob ihren Blick und legte ihr Kinn auf seiner Brust ab, während sie ihn aus ihren großen blauen Augen ansah.»Ich möchte dir aber lieber ein wenig beim Training zusehen. Darf ich denn?«»Ich denke Riko macht eine Ausnahme, komm mit«, sagte er und nahm sie an der Hand um sie wieder in die Turnhalle hinein zu führen. »Danke das du zugestimmt hast. Das wird Suki mehr als freuen«, sagte Kagami-chan angespannt und setzte die Kappe auf ihre Linse, ehe sie die Kamera in ihrer Tasche verstaute.»Nichts zu danken. Ich hatte schließlich zugestimmt.«»Schon, aber die Fotos und die Interviews sind ihr persönliches Highlight des Jahres. Und ich bin froh das du die anderen noch umstimmen konntest«, bedanket sie sich erneut und strich sich nervös eine widerspenstige Haarsträhne hinter ihr Ohr. Eine unangenehme Stille breitete sich plötzlich zwischen den beiden aus, die weder sie noch er so kannten. Die Anspannung die sich aufbaute, war untypisch, dafür das sie bisher immer recht entspannt mit der Situation umgegangen waren.»Was ist los?«, fragte Miura schließlich ernst. Ihre Gesichtszüge waren ernst geworden und sie wog wohl ab, wie sie am besten antwortete. »Ich weiß nicht, wie ich ... unsere Situation zu verstehen oder einzuschätzen habe«, gestand sie.»Im welchen Sinne?«»Naja, ... bist du einfach nur nett, oder hast du eine Schwäche für geteilte Langeweile? Du weist schon.«»Vielleicht bin ich ja beides?«Fragend zog sie die Brauen zusammen.»Versteh mich nicht falsch, Kagami-san, ich denke meine Absichten waren in letzter Zeit offensichtlich, aber interessanterweise bist du in der Hinsicht nicht so aufmerksam, wie bei kleinen Insekten, oder dem Schattenspiel der Bäume.«Augenblicklich schoss ihr die Röte in den Kopf und sie wusste nicht was sie antworten sollte. Er hatte also tatsächlich ernstes Interesse an ihr. Es war keine Einbildung und keine Fehlinterpretation. Aber wie sollte sie damit umgehen? »Das hab ich schon öfter gehört«, sagte sie gestehend und versuchte nun seinen Blick irgendwie zu meiden.Ihre Äußerung entlockte ihn ein halbherziges kurzes Lachen.»Es gibt nicht viele Ursachen, warum ein Mädchen das entgegengebrachte Interesse ... ignoriert, oder ausschlägt.«Aufhorchend sah sie ihn nun doch wieder direkt an.»Entweder ist es Desinteresse, oder ein fester Freund.«Stumm nickte sie nur leicht vor sich hin, bis die nächste Frage sie vollends traf.»Also. Wer ist nun dieser Aomine von dem alle erzählen?«, fragte er fast mit beiläufiger Naivität, aber der festen Absicht eine genaue Antwort zu bekommen. Und da wusste sie, das er genau wusste, dass Grund nummer zwei die richtige Antwort war. Er hatte die Frage noch nicht ganz gestellt, da machte sich sofort eine Art unheimliches Gefühl in ihr breit. Ein kalter Hauch strich ihr über den Nacken, wie ein Ahnungsschauer breitete sich eine fiese Gänsehaut auf ihren Armen aus. »Nun ... also ...«, stammelte Kagami-chan unbeholfen und sah das Golf-Ass unsicher an. »Dreimal darfst du raten«, erklang wie aus dem Nichts die ihr so vertraute raue tiefe Stimme, direkt hinter ihr. Ihrem kleinen Ich entglitt augenblicklich alles an Mimik und alle Farbe aus dem Gesicht.Die beiden Sportler sahen sich fast eine gefühlte Ewigkeit grimmig an. Wobei man nicht unterscheiden konnte wer wem mehr versuchte einzuschüchtern, da keiner der beiden nachzugeben schien. Nachdem noch immer niemand etwas sagte versuchte der Rotschopf sich vorsichtig einzumischen. »Wir können gehen. Ich habe die Bilder die Suki wollte«, sagte sie etwas kleinlaut und versuchte zwischen Aomine und Miura etwas Abstand zu bekommen, indem sie den Power Forward etwas zurück schob. Doch dieser Stand wie eine unüberwindbare Wand vor ihr und schien nicht weichen zu wollen ehe nicht ein paar Dinge geklärt waren. Und Kagami-chan wusste wie die Sache ausgehen würde, wenn sie nicht bald Aomine dazu brachte mit ihr einfach zu gehen. Im direkten Vergleich wirkte Miura nicht sonderlich kleiner oder weniger beeindruckend, aber Aomine war trotzdem fast einem Kopf größer als sein Gegenüber und jetzt sah und spürte man mehr denn je die einschüchternde und gefährlichen Aura die den Blauhaarigen umfing. Es gab bisher kaum Situationen in der sie ihm so erlebt hatte und selbst wenn er mal auf Konfrontation war, gab es immer irgendwie eine Möglichkeit es zu verhindern. Erneut startete sie einen Versuch die beiden voneinander zu trennen, indem sie das Basketball-Ass am Arm nahm und vorsichtig etwas versuchte mit sich zu ziehen. »Jetzt komm schon. Bitte«, sagte sie leise und eindringlich. »Du bist also der Kerl über den alle seit Tagen reden?«, fragte Aomine mit einem herausfordernden und finsteren Lächeln. »Ich meine mehr über dich zu hören, als über unseren Club«, versuchte Miura offensichtlich die Situation etwas zu entschärfen. Doch der Blauhaarige schüttelte leicht den Kopf. »Ich spreche nicht über euren Club. Die Rede ist schon genau von dir.«»Lass es gut sein«, knurrte die Fotografin.Miuras Mine verfinsterte sich und er schien sich auch anzuspannen. Das entging der Rothaarigen nicht und es beunruhigte sie. »Ich denke ich muss nicht allzu deutlich werden, daher ein gut gemeiner Rat von mir«, von einem Moment zum nächsten verschwand Aomines finsteres Lächeln und seine Miene wirkte mehr als bedrohlich. »Die kleine Hexe hier, ist vergeben. Also spar dir die Annäherungsversuche für jemand anderen auf.«Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen da schoss ihr die Röte in die Wangen und sie warf Aomine einen etwas verunsicherten Blick zu. So eine unmissverständliche Ansage hätte sie ihm nicht zugetraut. Und auch wenn er eine kleine Beleidigung mit einbaute, so wurde es plötzlich ganz warm in ihrem Bauch. Ein schiefes Lächeln breitete sich auf Miuras Gesicht aus und er nickte kurz mit dem Kopf, als er seufzend die Hände in den Hosentaschen vergrub. »Fronten geklärt.«

Alter EgoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt