Grippewelle

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Na wer sagte es denn. Das Weihnachtstreffen war gesitteter denn je von statten gegangen und auch wenn Kaiou ziemlich unbefriedigt ihren Artikel schrieb, war doch das ein oder andere spannende Sätzchen dabei.
Wer konnte schon ahnen, dass die Jungs sich so gut benahmen? Das war ja schon fast unheimlich. Nicht, dass sie erwartet hatte, dass sie sich in der Luft zerreißen, aber auf etwas Aktion hatte sie schon gehofft. Ändern konnte sie es ohnehin nicht, wieso also das ganze schlechtreden? Vielleicht war es auch ganz gut, dass sie nur Positives zu verzeichnen hatte. Immerhin musste ja nicht jede Rivalität auf Hass aufgebaut sein.
Trotzdem war sie unzufrieden. Obwohl ihr Abend auch besser endete als erwartet, aber doch fehlet irgendetwas ... nur kam sie einfach nicht darauf, was es war oder sein könnte.
Gefrustet seufzte sie und sah sich das an, was sie bisher geschrieben hatte.
Zufriedenheit fühlte sich irgendwie anders an, aber was sollte sie noch großartig daran ändern?
Überrascht zuckte sie hoch.
Worauf waren denn diese Gedanken plötzlich bezogen? War sie schon im Begriff sich selbst zu verwirren? Das war ja die reinste Meisterleistung, das konnte ihr so schnell niemand nachmachen.
Bevor sie noch weiter in Selbstironie versank, beschloss sie es für heute dabei zu belassen und fuhr den PC runter. Etwas wirklich Produktives würde ohnehin nicht mehr herauskommen, dafür war ihre Laune einfach zu schlecht und sie irgendwie niedergeschlagen.

Im krassen Gegensatz wiederum stand Momoi. Die rosahaarige Managerin sprang geradezu durch die Schulflure. Die Weihnachts- und Neujahrs- Ferien standen an und das Spiel Seirin gegen Kaijo. Aber das war es nicht, was ihr die gute Laune ins Gesicht trieb. Kuroko hatte sie angerufen und gefragt ob sie ihm wohl aushelfen könne und da ließ sich die Managerin nicht zweimal bitten.
Außerdem musste sie ohnehin mit dem Phantom sprechen. Zwar musste sie versprechen Aomine mitzubringen, aber das war in Ordnung, schließlich war er ja der eigentliche Ansprechpartner in der Angelegenheit. Leider erreichte sie ihn nur ziemlich schwer über sein Handy. Aber dafür gab es ja Plan B.

Im Hause Kagami herrschte ebenfalls Verwirrung. Skeptisch und mit gesundem Misstrauen hatte sich Kagami-chan mitten in ihr Zimmer gestellt und schaute auf die, ehemals leere Stelle neben ihrem Bücherregal.
»O-ba-san? Was ist das?«, fragte der Rotschopf, blinzelte ein paar Mal verwirrt und beäugte irritiert das Schuppige Ungetier, welches in einem großen Holzterrarium war, welches mit allerlei Ästen und Erde gestaltet war und neben ihrem Fenster stand, oder eher thronte.
»Das ist ein Bartagam«, sagte ihre Tante unschuldig und als ob es etwas ganz normales wäre.
»Ich weiß, dass es ein Bartagam ist, aber warum ist es hier?«
»Ich dachte, dass es dir ganz gut tun würde, wieder Verantwortung für ein Tier zu übernehmen. Durch den Unfall damals musstest du Sandro und Carlos weggeben und ich hab das Terrarium im Keller gefunden«, erklärte die Schwarzhaarige. »Es ist ein männliches Tier, er braucht nur noch einen Namen.«
Mit gemischten Gefühlen sah sie zu dem Reptil, welches an einem Ast empor kletterte, um der Wärmelampe näher zu sein. Dabei sah sie wie sich der schlanke Körper geschmeidig bewegte und war schon jetzt total von diesem Tier fasziniert, der aussah wie ein kleiner Drache aus einem Fantasybuch, nur ohne Flügel.
Konnte Mayu ihr keine Rotknievogelspinne schenken? Musste es gleich so ein monströses Prachtexemplar seiner Gattung sein?
»Der Zeitpunkt ist aber nicht gut gewählt, eigentlich müsste er doch in der Winterruhe sein«, bemerkte Kagami-chan und beäugte ihren neuen Mitbewohner argwöhnisch.
Plötzlich seufzte Mayu kurz auf und fuhr sich durch die langen Haare.
»Ehrlich gesagt, hat eine Kollegin ihn abgeben müssen und sie wollte ihn in guten Händen wissen und da du ja mal Leguane hattest, dachte ich an dich und sie hat eingewilligt.«
Abschätzend legte Kagami-chan den Kopf schief und nickte etwas geistesgegenwärtig mit dem Kopf.
»Er sieht aus wie ein Pepito«, sagte sie da plötzlich, was Mayu ein sanftes Lächeln entlockte und sie ihrer Nichte liebevoll die Schulter tätschelte.
Nun hatte der Bartagam also nicht nur einen Namen, sondern auch ein neues Zuhause.

Keine Stunde später, hatte Aomine sich bei ihr eingefunden um sie abzuholen, da sie eigentlich einen kleinen Bummel machen wollten. Aber etwas anderes hatte bereits seine volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen und so stierte er missmutig auf Kagami-chans neuen Mitbewohner herab.
»Was zum Teufel ist das da?«, wollte Aomine wissen und deutete abfällig auf das grünbraun geschuppte Echsenwesen, welches ihn mit großen Augen aus dem Holzkasten mit dem Plexiglas ansah und sich nicht rührte.
Geräuschvoll atmete der Rotschopf aus und drückte dem Hünen im Vorbeigehen einen Salatkopf in die Hand.
»Das ist Pepito, er ist ein Bartagam«, erklärte sie.
Da blickte er Kagami-chan fragend an und legte die Stirn kraus.
»Ein Bartagam? Wie bist du denn zu dem gekommen?«, fragte er und beäugte eingehender die Echse.
»Meine Tante war der Meinung das ein Haustier mir ganz gut tun würde, aber da ich Angst vor Hunden habe, Katzen nicht leiden kann, Mäuse und Ratten zu klein sind und Vögel zu laut, meinte sie ich solle mich an Reptilien versuchen und hat mir diesen Burschen mitgebracht, ... von einer Kollegin«, sagte sie und zuckte mit den Schultern.
»Aber der scheint wahnsinnig viel Arbeit zu machen, ... ich meine Reptilien zu halten scheint mir nicht sehr einfach«, sagte der Power Forward nun und begutachtete Pepito genauer, der sich noch immer nicht regte und wie festgewachsen auf den Ast saß, der sich in dem Terrarium befand.
»Ich hatte als Kind mal zwei Leguane, ... das ist fast das Gleiche.«
Verständnislos und ungläubig sah er sie an und schüttelte dann schließlich den Kopf.
»Du bist eine Reptilienliebhaberin, dass hätte ich nie gedacht, ehrlich gesagt«, gestand er und zupfte nun ein paar Salatblätter vom Kopf ab, den sie ihm vorher in die Hand gedrückt hatte.
»Ich muss zugeben, dass ich wirklich eine Schwäche für Amphibien und Reptilien habe, die sind geduldig, recht pflegeleicht und sie wollen nicht die ganze Zeit bespaßt werden.«
»Unsere Katze verlangt mir schon alles an Führsorge ab«, murrte Aomine, was nun Kagami-chan dazu brachte fragend dreinzublicken.
»Ihr habt eine Katze? Wieso hab ich die nie gesehen?«, wollte sie wissen und zupfte ein weiteres Blatt ab um es selbst zu essen, bevor sie Aomine die Restlichen abnahm und sie in eine Schüssel legte, die in Pepitos Glaskasten stand und in dem sich noch anderes Gemüse befand.
»Er ist ein eigensinniges Mistvieh und Freigänger. Der kommt nur wenn er Hunger hat, oder was anderes will.«
»Ein Kater?«
»Ja, und zwar ein unglückbringender schwarzer Kater. Hinterhältig und irgendwie eingebildet«, sagte der Blauhaarige und zupfte sich ebenfalls ein Salatblatt ab, was er dann aß.
Das entlockte ihr ein Lachen.
»Eingebildet? Das ist genau das, was ich meinte, warum ich Katzen nicht leiden kann. Die wirken alle so als würden sie über den Dingen stehen.«
»In Ägypten wurden sie wie die Götter verehrt.«
»Ja, ... Mistkäfer auch, du weißt schon. Skarabäen«, feixte die Rothaarige und nahm Aomine den Salatkopf wieder ab.
»Es gibt mit deinem neuen Freund nur ein Problem«, sagte der Power Forward und tippte mit einem Finger gegen die Plexiglasscheibe, doch der Bartagam rührte sich nicht und ignorierte den Hünen einfach.
Stirnrunzelnd sah sie ihn an.
»Welches da wäre?«
»Mit ihm im Zimmer fühle ich mich irgendwie beobachtet.«
Etwas perplex blickte sie den Blauhaarigen an, nach einem kurzen Moment verzog sich ihr Gesicht zu einem fiesen Grinsen und sie hob eine Braue.
»Du hegst wegen eines Haustieres Paranoia?«
Da richtete er sich wieder ganz auf und schritt auf den Rotschopf zu.
»Macht es dich nicht nervös wenn er uns beobachten könnte bei ...«
Er hatte seinen Satz nicht beendet, da fuhr ihr die Röte heftig ins Gesicht und sie sah ihn verdattert an.
»Aomine, du hast auch nur das eine im Sinn«, mahnte sie mit hochrotem Kopf und überschlug sich fast in ihrer Stimme.
Da schüttelte er lachend den seinen und tippte ihr gegen die Stirn.
»Nein, ich habe ausnahmsweise nicht daran gedacht, lediglich du hast diese hocherotischen und versauten Gedanken, Hexe.«
Der Rotschopf fühlte sich total erwischt und bloßgestellt. Waren ihre Gedanken gerade schon wieder so entgleist?
Peinlich berührt packte sie sich mit ihrer rechten Hand an die Stirn und die andere stemmte sie in die Seite.
»Himmel, was ist denn nur in mich gefahren?«
»Also mir kann es nur Recht sein.«
Bei der Äußerung ließ sie die Hand sinken und bedachte ihn mit einem genervten Blick.
»Das glaub ich dir auf's Wort.«
Ein heller Piepton ließ plötzlich den Rotschopf etwas fraglich aufschauen. Ging das schon wieder los, mit dem Handy. Wo hatte sie das nur wieder hinverschlampt?
»War das dein Handy?«, fragte Aomine belustigt, als er sah, dass sie hektisch danach suchte.
»Ja, das blöde Ding hat sich schon wieder in Luft aufgelöst«, sagte sie und durchwühlte ihren Rucksack. »Und ich kann es einfach nicht finden, das hat doch hier gepiept, oder?«
Kurz darauf erklang ein weiterer Ton, doch aus der ganz anderen Richtung. Feixend hatte Aomine sich dem Geräusch entgegen gedreht und sah das Telefon schon unliebsam auf dem Schreibtisch liegen, zwischen Fotoalben und einer Wechselglühbirne für die Wärmelampe im Bartagam-Gehege.
»Hey, Hexe!«, sagte er und in dem Moment, in welchem sie sich zu ihm umdrehte, warf er ihr das Handy zu.
»Du bist mein Handy-Detektor.«
»Irgendwer muss ja in deinem Chaos den Durchblick behalten.«
»Ich weiß, ich bin halt nicht so ordentlich wie du«, gestand sie leicht verlegen und öffnete die Nachricht, die sie bekommen hatte.
""Ist Dai-chan bei dir? Wenn ja, er soll mich mal anrufen.""
»Momoi verlangt nach dir«, sagte die Fotografin und reichte ihm das Handy.
Stirnrunzelnd nahm er das Mobiltelefon entgegen und las die zweite Nachricht.
""Es ist wichtig, Kuroko hat mich angerufen. Er braucht Hilfe.""
Mit dem Satz hatte Momoi den Power Forward natürlich aus der Reserve gelockt. Wenn es um Kuroko ging, konnte Aomine das nicht ohne weiteres ignorieren, egal welchen Zwist sie hatten. Nachdem das Phantom auf ihn zugetreten war und sich zeigen lassen hatte wie man richtig warf, hatten sich die Wogen ein wenig geglättet, also sah er auch keinen Grund darin der Bitte jetzt nicht nachzukommen. Auch wenn es ihn etwas wunderte.
Skeptisch sah er auf die Uhr.
»Haben Seirin und Kaijo nicht gleich das Spiel?«, fragte er und gab das Handy zurück an die Besitzerin.
»In ein paar Stunden«, bestätigte der Rotschopf und steckte das Handy in die Hosentasche.
»Da sollten wir uns wohl mal bei Satsuki blicken lassen.«


Ein paar Wochen später war der Wintercup so gut wie erledigt, lediglich das Spiel Rakuzan gegen Seirin stand noch an, da Seirin Kaijo mit ach und krach geschlagen hatten.
Das Momoi vor dem Spiel Alarm geschlagen hatte, lag nur daran, dass Kagami und Kuroko wohl alles andere als Sorgsam mit ihren Schuhen umgingen und sich in der ganzen Stadt dumm und dämlich suchten.
Aber Rettung nahte.
Da Aomine und Kagami-kun die gleiche Schuhgröße hatten, war die Sache zum Glück schnell vom Tisch, auch wenn der blauhaarige Power Forward es sich nicht nehmen lassen konnte, seinem Rivalen vorher eine kleine Lektion mit auf dem Weg zu geben, was die Fotografin zum Glück eher belustigt aufnahm.
Egal wie sehr sie sich offensichtlich hassten und wie tief die Antipathie der beiden war, so schienen sie sich auf einer unscheinbaren Ebene irgendwie zumindest zu respektieren und das beruhigte sie ein wenig.
Zumindest hieß es für sie, dass sie keine Angst haben musste, dass die beiden sich den Kopf erneut einschlugen.
Die Tage vergingen ruhig und ereignislos.
Aber immer wenn man dachte es könnte nicht schlimmer kommen, oder das es zu langweilig war, hob irgendwer die Hand und rief lautstark: „Hier!"
Dieser Jemand war dieses Mal Momoi.
Die Rosahaarige hatte die milden Temperaturen unterschätzt und quälte sich nun mit einer hausgemachten Erkältung herum, die schwer an ihr zehrte und sie über die Neujahrsferien ins Bett beförderte.
Momoi sah aus wie das Elend in Person. Als wäre sie innerhalb kürzester Zeit verwahrlost. Die Haare zerzaust, das Gesicht bleich, die Nase rot und die Augen rot unterlaufen und leicht geschwollen. Tiefe Augenringe zeichneten sich unter ihren sonst so strahlend rosa Augen ab und ließen sie noch erschöpfter wirken. Sie war ein Häufchen voll mit Bazillen und anderen Erregern, deren Namen vermutlich niemand Fehlerfrei schreiben oder auch nur aussprechen konnte.
Wenn man sie so sah, konnte man schon Mitleid mit ihr haben. So eine miese Erkältung wünschte man vermutlich nicht einmal seinem Feind. ...
Wobei so ein paar Bazillen, konnten bei manchen Personen vielleicht wahre Wunder wirken. Doch Kaiou und Kagami-chan brachten ihr gerade alles an Führsorge und Mitgefühl entgegen, zu deren sie fähig waren.
Und nicht Gefahr liefen sich an zu stecken.
Ein wehleidiges Schniefen und Röcheln kam von der Managerin und sie schlug ein wenig ihre Decke zurück, weil ihr einfach viel zu warm war. Fieber, aber das zurück schlagen der Decke war niemals eine gute Idee. Also griff Kaiou beherzt zu und packte ihre kranke Freundin wieder ein.
»Du musst die Erkältung rausschwitzen. Ist zwar nicht sonderlich angenehm, aber es hilft«, mahnte die Azurblauhaarige.
Genervt verdrehte der blauhaarige Power Forward die Augen. Er wurde gerade Zeuge wie Muttihaft sich Mädchen untereinander benehmen konnten. Da übertrafen sie sich wahrlich gegenseitig.
»Du hast eine Erkältung, davon stirbt man nicht gleich«, kommentierte Aomine nüchtern. Er hatte es kaum ausgesprochen, da erntete er einen bösen Blick von Kagami-chan, die ihrer kranken Freundin die Schale mit der heißen Suppe reichte.
»Das ausgerechnet von dir zu hören ist irgendwie eigenartig«, röchelte Momoi leise und nahm dankbar die Suppe entgegen.
»Stimmt wohl, gerade Jungs jammern und klagen wie verrückt wenn sie krank sind«, konterte die Rothaarige. »Da kann ein Schnupfen schon mal eine lebensgefährliche Grippe sein.«
»Du hattest ja auch noch nie eine echte „Männererkältung"«, verteidigte sich der Power Forward ganz ungeniert.
»Hab du erstmal einmal im Monat ein Blutbad zu verantworten, dann weißt du was das Licht am Ende des Tunnels zu bedeuten hat.«
Bei dem Wortgefecht verschluckte sich die Managerin an der heißen Hühnersuppe und stellte die Schale neben sich auf das Nachtschränkchen.
»Ihr seid, wenn man krank ist noch unerträglicher«, raunte die Rosahaarige erschöpft. Was nun auch Kaiou ein genervtes Stöhnen entlockte und sie nur leicht fassungslos den Kopf schüttelte.
»Ihr könnt eure Liste von tödlichen Krankheiten draußen ergänzen, denn hier seid ihr keine sonderlich große Hilfe, ihr Todesengel«, mahnte die Azurblauhaarige und schob die beiden Streithähne vor die Tür.
Etwas verdutzt blickten sich der Power Forward und die Fotografin an.
Bis Aomine sich den Kommentar, der ihm auf der Zunge lag nicht mehr verkneifen konnte.
»Du scheinst gerade deine Tage zu haben, oder?«


Ein paar weitere Tage darauf, musste auch Kagami-chan feststellen, dass sie sich wohl irgendwie bei ihrer Freundin angesteckt hatte. Sie wurde eigentlich so gut wie nie krank und war in der Hinsicht unzerstörbar. Ihr Immunsystem war dicker als eine Elefantenhaut und so eine Erkältung würde es schon aushalten. Zumindest dachte sie das bisher.
Momoi schien es wohl wieder besser zu gehen, zumindest laut ihrer Mutter. Aber was hatte eine kurzzeitige Besserung schon groß zu sagen?
Dafür machten sich bei ihr seltsame Temperaturschwankungen bemerkbar.
Vielleicht kam sie ja in ihre Wechseljahre? ... Mit 17. Tja, warum nicht? Aber so wie ihre Nase lief, war es wohl eher eine Erkältung.
Auch das noch. Auf einen Schnupfen hatte sie gar keine Lust. Sie war so selten krank, dass sie den Luxus einer rotzfreien Nase für selbstverständlich hielt und sich auch keine Gedanken um Halsschmerzen machte.
Aber schon einen Tag darauf zeigte ihr Körper ihr ihre Grenzen auf und strafte sie mit allem, was eine waschechte Erkältung so mit sich bringen konnte.
Blöd nur, dass sie unterwegs war. Sie hatte Momoi den Gefallen getan und ihr ein paar Dinge vorbei gebracht. Und weil es der Fotografin eigentlich ganz ok ging, machte sie sich sofort auf den Weg.
Es stand bei Momoi sogar die Vermutung einer Grippe im Haus, was natürlich wirklich lange dauern konnte, diese wieder loszubekommen.
Aber so lange es ihrer Freundin nicht gut ging, hatte sie sich bereit erklärt ihr ab und an ein wenig Gesellschaft zu leisten. Schließlich war es nun auch egal, da sie ohnehin schon einen Schnupfen hatte.
Und die Ferien krank alleine zu Hause im Bett zu verbringen, war etwas, was einen noch mehr runterziehen konnte.
Doch irgendwie fiel ihr mit jedem Schritt den sie machte auf, dass es wohl auch ihr nicht ganz so gut ging.
Langsam bekam sie den Eindruck, dass sie ihre kleine lächerliche Erkältung ein kleinwenig unterschätzt hatte. Ihr war ganz schwindlig und in ihren Ohren breitete sich ein unangenehmer Druck aus.
Wie sie Schnupfen hasste. Vielleicht sollte sie doch langsam nach Hause gehen und sich ebenfalls ins Bett legen.
Aber die Leute warteten noch immer auf die Fotos von der Weihnachtsfeier, die sie verschicken musste. Also keine Zeit zum Ausruhen. Erschöpft fuhr sie sich über die Stirn.
Ihr war ganz warm und sie fühlte sich auch irgendwie fiebrig. Sie sollte sich lieber auf den direkten Weg machen, bevor sie auf allen Vieren Heim kroch.

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