Hirngespinste

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  »Und was habt ihr am Freitag so gemacht?«, fragte Kaiou ihre beiden Freundinnen auffallend scheinheilig, während sie an ihrer Cola nippte und sich auf einen der freien Stühle niederließ, die an dem runden Tisch standen. Nach der Schule hatten Kaiou, Momoi und Kagami-chan beschlossen gemeinsam etwas essen zu gehen. Es war zu lange her gewesen, dass sie einfach mal faul irgendwo herumsaßen und in Ruhe tratschten. Und das wurde nun prompt nachgeholt.
»Naja, ich war mit Tetsu-kun weg. Ihr wisst schon. Kino, Eis essen ...«, sagte Momoi verträumt und ganz offensichtlich drifteten ihre Gedanken weit ab vom aktuellen Geschehen.
»Ich bin die mit dem Muskelkater«, brummte Kagami-chan und aß ein paar ihrer Pommes. Etwas irritiert und fragend sahen die beiden anderen den Rotschopf an, der dann den Kopf schüttelte und die Sache aufklärte.
»Nicht weswegen ihr denkt. Ich habe mit Aomine Basketball gespielt.«
»Todessehnsucht?«, rutschte es Momoi trocken heraus.
»Doch ein kleiner Masochist, oder?«, stichelte Kaiou unverblümt und biss in ihren Hamburger.
»Macht euch nur drüber lustig«, knurrte der Rotschopf.
»Und du? Hast du dich mit Kagami-kun getroffen?«, platzte plötzlich Momoi mit ihrer Frage an Kaiou heraus.
Die Frage hätte auch von der Fotografin kommen können und genau diese sah die Azurblauhaarige ebenfalls neugierig an.
Augenblicklich schoss Kaiou die Röte so heftig ins Gesicht das sie kaum in der Lage war ihren Satz anständig zu beginnen und drohte fast an ihrem Bissen zu ersticken. Als sie sich wieder ein wenig gefasst hatte, legte sie den Burger auf den Teller und schob sich eine ihrer widerspenstigen Haarsträhnen hinters Ohr.
»Ich ... wir ... waren zu Hause«, sagte sie kurz und knapp.
»Bei ihm, oder bei dir?«, fragte Momoi.
»Oder bei euch?«, hing Kagami-chan feixend an, da sie wusste das ihr Zwilling allein wohnte, war es nicht ganz abwegig, dass Kaiou in einem Anfall von zu vielen Hormonen, bei ihm eingezogen sein könnte.
»Ha-chan!«, rief Kaiou empört aus und ihre Gesichtsfarbe wurde noch ungesunder. »Bei ihm. Ok?«
»Weiter?«, fragten Momoi und Kagami-chan unisono und mussten sich sichtlich ein Lachen verkneifen.
»Nichts "weiter"!«, entfuhr es der Blauhaarigen etwas zu schnell und erregt.
»Willst du mir weiß machen, dass ihr absolut nichts gemacht habt?«, half die Fotografin ihrer Freundin breit grinsend auf die Sprünge und stocherte mit ihrem Strohhalm in ihrem Milchshake herum.
Mit hochroten Wangen und weit aufgerissenen blauen Augen stierte sie Kagami-chan an.
»Hat er etwa irgendetwas erzählt?«, fragte sie panisch.
Da schüttelte der Rotschopf langsam den Kopf ohne das ihr hinterhältiges Grinsen verschwand.
»Aber deine Reaktion war eine reizende Antwort. Also raus damit.«
»Sie hat Recht. Wir wollen Details«, hing Momoi neugierig an.
»Ganz so viel Detail will ich nun wieder nicht«, sagte Kagami-chan und schüttelte sich leicht.
»Da war nichts. Ok? Wir haben zusammen etwas gekocht, anschließend einen Film gesehen und ... nichts.«
Skeptisch und ungläubig stieß sich der Rotschopf etwas vom Tisch ab und schüttelte den Kopf.
»Warum lügst du?«, wollte die Rothaarige wissen.
»Er hat also doch etwas erzählt? Oh MEIN GOTT! Was hat er gesagt?!«, fragte Kaiou beschämt und vergrub ihr Gesicht in den Händen.
»Das würde mich ja auch brennend interessieren«, sagte Aomine und setzte sich ungefragt auf einen anderen leeren Stuhl zwischen Kaiou und Momoi. Kaiou blickte den Power Forward mit großen Augen und noch immer feuerroten Wangen an.
»Dai-chan, das ist eine Frauenrunde. Verschwinde«, nörgelte seine Jugendfreundin und versuchte ihn von dem Stuhl zu stoßen auf den er Platz genommen hatte. Plötzlich stellte er einen Vanille-Shake vor Momoi ab, woraufhin ihre Augen anfingen zu strahlen.
»Trinken, ruhig sein. Und du kleines Luder sagst jetzt gefälligst was los war«, sagte er dann direkt zu Kaiou und feixte sie frech an.
»Wieso interessiert dich das so brennend?«, fragte Kagami-chan den Blauhaarigen ernst.
»Weil Tetsu und dein Bruder, aka dein Freund, ...«, erst deutete er auf Kagami-chan und anschließend auf Kaiou. »Mir am Tag danach entgegenkam und dabei geradezu gefedert ist und glaubt mir, ich kenne diesen Gang.«
»Gefedert?«, entfuhr es Kaiou.
»So meine liebe Suki, nun wird es aber wirklich Zeit für eine Aufklärung«, sagte Momoi die dem Milch-Shake nach ein paar Schluck erstmal keine weitere Beachtung schenkte.
»Was wohl? Ein federnder gang kann nur eins bedeuten«, hörten sie plötzlich eine weitere Männerstimme sagen. Überrascht drehten sie sich alle dem Störenfried entgegen.
»Entschuldigt. Er war nicht zu bremsen«, sagte Sakurai und verbeugte sich mit hochrotem Gesicht, während er sich noch ein paar Mal entschuldigte. Wakamatsu hingegen sah ziemlich unbeeindruckt aus und nahm direkt neben Kagami-chan auf dem freien Stuhl Platz. Sakurai hingegen setzte sich neben Wakamatsu und war besonders explizit darauf bedacht mit niemandem Blickkontakt aufzunehmen.
»Du musst ja ein richtiger Experte auf dem Gebiet sein, Wakamatsu«, stichelte Kagami-chan und schob ihm ihre Pommes rüber die sie nicht mehr wollte.
»Ein Gentleman genießt und schweigt«, entgegnete der blonde Center und nahm sich auch schon direkt eine.
»Ein Gentleman federt und schweigt«, berichtigte ihn der Rotschopf auch schon und erntete einen etwas missmutigen Blick von dem Center, der es jedoch ohne weiteren Kommentar hinnahm.
»Um die Sache abzukürzen. Ja oder Nein?«, erbarmte sich schließlich die rosahaarige Managerin und stellte die Frage aller Fragen.
Sichtlich mit sich hadernd begann Kaiou zu stammeln bis sie ihren Kopf auf die Tischplatte fallen ließ und einen Moment schwieg.
»Ja.«
Kurz breitete sich Stille an dem Tisch aus, die jedoch von Kagami-chan unterbrochen wurde.
»Ich wusste es«, sagte der Rotschopf trocken wie Puffreis.
Erwartungsvoll blickte die Journalistin ihre Freundin an, einen großen kreisrunden Fleck auf ihrer Stirn habend.
»Ist es auch wirklich in Ordnung? Ich meine wir sind Freunde und ...«, begann Kaiou verunsichert.
»Suki, es ist mir egal was du, beziehungsweise mein Bruder mit dir anstellt. OK?«
»Er war nur so ... so ...«, begann Kaiou, fand jedoch nicht die passenden Worte.
»Verklemmt? Hatte Hemmung? Oder gar Anzeichen von einem plötzlich eintretenden Herzinfarkt?«, fragte Aomine dreist und etwas schadenfroh, weil er beinahe darauf wetten würde das ihr Zwilling genauso war wie die Fotografin.
»Also ich hatte ja beim ersten Mal den Wunsch mich aus dem Fenster zu stürzen«, äußerte Kagami-chan schonungslos.
»Beim nächsten Mal erfüll ich dir den Wunsch, Hexe«, knurrte der Blauhaarige und die beiden funkelten sich herausfordernd an.
»Nein, er war nicht verklemmt, oder dergleichen«, schoß Kaiou gleich dazwischen. »Im Gegenteil.«
Plötzlich nahm ihr Gesicht wieder die Farbe einer überreifen Tomate an und sie konzentrierte sich auffallend auf ihre Cola. »Verdammt, warum erzähl ich euch das überhaupt?«, schloss sie kleinlaut an.
»Und will ich das wirklich wissen?«, fragte Kagami-chan mehr sich selbst und versuchte diese unangebrachten Gedanken zu verscheuchen.
»Warum nicht?«, warf Wakamatsu ein und aß noch ein paar Pommes. »Übrigens, Kagami, hat mein Tipp funktioniert?«, fragte er wenig diskret den Rotschopf neben sich.
Überrascht über diese Frage nickte sie und grinste eine Braue heben vor sich her.
Missmutig und etwas Skeptisch beobachtete Aomine die beiden. Wenn er es nicht besser wüste, würde er behaupten das sie etwas ausgeheckt hatten und es missfiel ihm die beiden so "vertraut" zu sehen.
»Es war nicht leicht. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten, aber irgendwie ... ich würde sagen je nach Einsatz und Provokationsgrad liegt die Erfolgsgarantie bei 80 bis 90 Prozent. Also vier von fünf Sternen«, sagte Kagami-chan an Wakamatsu gerichtet.
»Und gefedert?«, fragte der Center nüchtern. Nach Wakamatsus Äußerung wollte sich auch ein Anflug von Röte auf Aomines Ohren zeigen, doch der Power Forward würde sich so leicht nicht die Blöße geben und ballte unweigerlich die Fäuste.
»Deswegen ja nur vier Sterne«, brummte der Rotschopf.
»Das ist ein gefährliches Terrain auf den ihr euch bewegt«, warnte der Blauhaarige.
»Gekränktes Ego?«, riet Wakamatsu.
»Eher Unterzucker«, entgegnete Kagami-chan und gab Wakamatsu so zu verstehen, dass sie sich gegen den ganzen Schokoladen-Terror entschieden hatte. Mit sichtlich zufriedener Miene nickte der Center und nahm sich noch ein paar Pommes bevor er sich von dem Stuhl erhob. Sakurai war in den Augenblick die Erleichterung deutlich anzusehen und er erhob sich ebenfalls.
»Dann wünsche ich noch einen schönen Tag, man sieht sich morgen in der Schule«, sagte Wakamatsu mit einem leichten Hohn in der Stimme.
Missmutig und finster warf Aomine der Fotografin einen Blick zu der nach der Aufklärung dieser Situation verlangte, doch sie zuckte nur mit den Schultern und nippte scheinheilig an ihrer Cola.


Am nächsten Tag ging Aomine dem Rotschopf so gut es ging aus dem Weg. Es beschäftigte ihn unterbewusst, was sie am Vortag mit Wakamatsu besprochen hatte.
Denn plötzlich hatte dieser nette Nachmittag mit ihr einen fiesen Beigeschmack, den er sich beim besten Willen nicht erklären konnte. Es arbeitete in ihm drin und ließ ihm keine Ruhe.
Selbst bis in den Sportunterricht hinein bekam er einfach nicht den Kopf von seinem wilden Fantastereien frei.
Das sie sich so mit Wakamatsu verbündete gefiel ihm nicht. Natürlich hatte ihm der Nachmittag gefallen und durchaus amüsiert, aber es wäre ihm lieber gewesen, wenn sie es allein ausgeheckt hätte, ohne Hilfe des Centers.
Grimmig knurrte er leise vor sich hin, den Ball fest in seinen Händen und stierte finster zu den Mädchen herüber, die auf der anderen Seite der Halle ihre Übungen absolvierten.
Er sah es quasi vor seinem Geistigen Auge wie Kagami-chan und Wakamatsu an diesem Plan tüftelten, dabei den ein oder anderen Tee tranken und lachten und sich annäherten.
Annäherten!?
Wo kamen den plötzlich diese unsinnigen Gedanken her? Das hatte ja fast den Eindruck als wäre er eifersüchtig?
Er doch nicht! Aomine wusste das er gar keinen Grund hatte überhaupt einen leichten Anflug von Eifersucht zu verspüren, nicht bei dem Rotschopf. Aber es wurmte ihn irgendwie. Die Vorstellung von ihr und Wakamatsu gefiel ihm absolut nicht. Woher diese Unsicherheit kam, konnte er sich nicht erklären, aber sie war da. Definitiv. Und leugnen konnte er es auch nur bedingt.
Aber wieso musste er immerzu daran denken? Zugegeben, sie verstanden sich gut. Aber mehr auch nicht und das wusste er. Dessen war er sich sogar ziemlich sicher. Aber sein Hirn spielte immer wieder diese kleinen heimtückischen Szenarien ab.
Nun platze ihm aber der Kragen. Mit einer weit ausholenden Bewegung holte er behände Schwung und warf den Ball so fest er konnte nach der Fotografin, die bei den anderen Mädchen stand und der Aufforderung des Lehrers nachkam sich aufzuwärmen.
Dabei erwischte Aomine sie an der Schulter und sie machte überrascht einen Ruck nach vorne, auf eine ihrer Klassenkameradinnen zu, die erschrocken von der Rothaarigen zurück gewichen war.
Sich böse nach dem Werfer umblickend rieb sie sich die schmerzende Stelle und funkelte schließlich Aomine finster an, als sie ihn als Werfer ausgemacht hatte.
Gleichgültig und mit gespielte Reue zuckte er mit den Schultern und drehte ihr provokativ den Rücken entgegen.
Bis ihn plötzlich unvorbereitet ein Ball am Kopf traf und ihm aus dem Gleichgewicht brachte. Als der Power Forward sich wieder gefangen hatte, drehte er sich mit einem Ruck herum und sah das Kagami-chan finster grinsend zu ihm herüber sah und ihn unmissverständlich zu verstehen gab, dass sie sich diese Aktion merken würde und ihm im Auge behielt.
Sollte sie doch. Der nächste Ball würde sie ganz bestimmt nicht an der Schulter erwischen.

»Kann es sein das ihr Ärger habt?«, fragte Momoi nüchtern als sie sich erneut zur Seite beugte und dehnte.
»Wie?«, entfuhr es der Fotografin als sie sich zur Rosahaarigen umdrehte, da sie nicht aufgepasst hatte und noch immer Aomine finster hinterher gestiert hatte.
»Ich fragte: ob ihr schon wieder gestritten habt?«, wiederholte sie die Frage und streckte sich.
»Eigentlich nicht. Ich weiß auch nicht was er hat«, grübelte Kagami-chan.
»Ich kenne den Ausdruck bei ihm und bei der Miene die er zieht, muss irgendetwas vorgefallen sein.«
Überlegend schüttelte Kagami-chan den Kopf.
»Ehrlich, ich habe keine Ahnung. Er geht mir heute schon den ganzen Tag aus dem Weg und die einzige Interaktion war gerade der Bewurf.«
Tief atmete Momoi durch und stemmte die Hände in die Seite, als erwarte sie eine etwas plausiblere und ehrlichere Antwort von ihrer Freundin.
»Ha-chan, was ist schon wieder?«, fragte sie mit Nachdruck.
»Ich weiß es wirklich nicht. Ich ...«, doch plötzlich hielt die Fotografin inne und verzog das Gesicht, als sie sich den Rest ihres Satzes verkniff. »Mist.«
»Ich kenne auch diesen Ausdruck in deinem Gesicht«, sagte die Managerin und verdrehte genervt die Augen. »Also doch.«
Im Augenwinkel bemerkten die beiden Mädchen wie Aomine sich beim Lehrer abmeldete und die Turnhalle verließ. Was absolut untypisch für ihn war.
Weder meldete er sich ab, noch schwänzte er den Sportunterricht.
»Ich glaube ich weiß was es ist. So ein Idiot«, brummte der Rotschopf und senkte schließlich die Stimme als sie weiter mit Momoi sprach. »Meinst du, du könntest die Lehrerin kurz ablenken, damit ich mich einen Augenblick absetzten kann?«
»Ich sag ihr einfach das du dich nicht gut fühlst und dich kurz frisch machst«, sagte die Managerin nickend.
Gesagt, getan.
Heimlich stahl sich die Fotografin aus der Turnhalle und sah sich suchend nach dem Power Forward um. Aomine musste sich irgendwo in der Nähe aufhalten, doch sie fand ihn nicht. Es war als hätte er sich in Luft aufgelöst.
Nach ein paar Minuten, die sie umher gegangen war, seufzte sie frustriert und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Er konnte sich doch unmöglich so schnell entfernen. Oder doch?
»Ich hätte ja beinahe darauf gewettet das du dich auch davon machst«, erklang eine vertraute Stimme hinter ihr. Flink drehte sie sich ihm entgegen und blickte ihn sogleich ernst an. Doch bei dem Blick den er ihr zuwarf, geriet fast ihr Herz ins straucheln.
»Was sollte das eben?«, fragte sie und versuchte so entspannt wie möglich zu klingen, versuchte keinen Hauch von Vorwurf oder Ärger mitklingen zu lassen, weil sie seine Anspannung spürte. Sie wollte keinen neuen Streit.
»Nur eine kleine Strafe, aber ich habe es verbockt. Der Ball sollte dich anders erwischen.«
»Strafe?«, entfuhr es ihr beinahe lachend. Das war lächerlich. »Was habe ich den schonwieder verbrochen?«
»Du verbündest dich mit Wakamatsu und tüftelst irgendetwas im Geheimen mit ihm aus. Weiß Gott was.«
Vor Überraschung weiteten sich ihre Augen und sie hatte Mühe nicht laut los zu lachen.
War er etwa eifersüchtig? Auf Wakamatsu? Das war ja unglaublich! Das war absurd!
»Was regst du dich denn so auf? Mein eigentlicher Verbündeter war nicht Wakamatsu«, erklärte sie und versuchte sich wirklich das Lachen zu verkneifen, da es ihm sichtlich missbilligte das sie so feixte.
Die Arme abwehrend vor der Brust verschränkt, verlangte sein eindringlicher und strenger Blick nach der Aufklärung dieses, offensichtlich amüsanten Missverständnisses.
»Pepito.«
Mit dem Aussprechen des Namens schoss eine seiner Brauen in die Höhe und er bedachte sie mit seinem besten "Willst-du-mich-verarschen-Blick".
»Wie bitte?"
»Pepito, war mein Verbündeter.«
»Deine Echse?«, entfuhr es ihm noch fragender, woraufhin sie kurz nickte.
»Bartagam. Ja, Wakamatsu hat mir eigentlich nur gut zugesprochen, dass ich mir vielleicht etwas einfallen lassen sollte. Ich fand aber den ganzen Schokoladenkram zu ... langweilig und hab mit meinem Bartagam alles Weitere besprochen«, gestand sie mit roten Wangen und kratzte sich verlegen hinter dem Ohr. »Wakamatsu hat mir quasi nur einen kleinen Schubs gegeben« sagte sie Schulterzuckend.
Seine Miene spiegelte eine Mischung aus Verärgerung und Unglaube wieder, doch nach einem kurzen Moment nickte er gedankenverloren den Kopf und ließ die Arme sinken.
»Das würde zumindest dein seltsames Verhalten erklären. Doch, ... ja, das scheint plausibel«, sprach der blauhaarige Hüne mehr zu sich und fuhr sich mit seiner Hand über sein Gesicht. »Sie spricht mit ihrer Echse. Wieso sie? Wieso musste es von allen Frauen Japans ausgerechnet sie werden?«, motzte er vor sich hin und steuerte die Turnhalle wieder an.
»Was soll das?! Glaubst du etwa ich lüge?«, rief sie ihm hinterher und ging ihm beschämt nach.
»Du bist eine verdammte Irre und eine lausige Lügnerin, das macht das Ganze leider sehr glaubhaft. Ich weiß nicht ob es mir lieber ist, dass du mit Wakamatsu darüber sprichst, oder mit deiner Echse.«
»Bartagam!«, knurrte sie und stach ihn mit einem Finger in seine Seite.
Scharf zog er die Luft ein und rieb sich die schmerzende Stelle während er kopfschüttelnd lachte und sich schließlich den Rotschopf packte und in den Schwitzkasten nahm. Woraufhin auch sie anfangen musste zu lachen.
Manchmal waren einige Situationen schlicht zu einfach und lächerlich, dass es nur in einem riesen Missverständnis enden konnte. Man konnte sich natürlich auch alles unnötig schwer machen.
Man konnte es sich aber auch vereinfachen, wenn man einfach mal ehrlich aussprach wie sehr man am anderen hing und wie wichtig einen dieser war.
Diese Einsicht drängte sich dem Power Forward immer mehr auf. Einfach ehrlich sein, zu sich ... zu ihr.
Doch etwas hinderte ihn daran und er konnte nicht ausmachen ob es sein Stolz, oder sein Selbstvertrauen war, das er sich ihrer Zuneigung sicher sein konnte. Wenn sich nicht vermehrt diese Zweifel bei ihm einschleichen würden, wäre es fast zu perfekt um wirklich wahr zu sein. Und ihm beschlich das Gefühl das diese kleinen Missverständnisse nicht ausbleiben würden, solange sein Stolz sich so in den Vordergrund drängte.
Aber zumindest schien für den Augenblick, wie die beiden lächelnd die Turnhalle wieder betraten, alles in Ordnung zu sein.
Und nur Augenblicke zählten.  

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