Eine Klassenfahrt, die ist lustig, eine Klassenfahrt, die ist schön ...

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»Wieso ist es denn nur so kalt, ich würde die Jungs viel lieber in etwas weniger Kleidung sehen«, maulte eine kleine Schwarzhaarige und sah hinüber zu den Jungs, die vor dem Lehrer standen und den Tagesablauf besprachen.
»Also Tenou-kun ist ja kein sonderlicher Hingucker, aber Aomine-kun oder Sakurai-kun würde ich mir schon gerne genauer anschauen«, kicherte da eine andere leise vor sich her.
Momoi und Kaiou witterten schon den Ärger, der heraufzog und wechselten besorgte Blicke.
»Nachher im Bad kannst du ja versuchen ihn ganz ausversehen zu überraschen, wer weiß, was du alles zu Gesicht bekommst«, trällerte eine andere heiter, woraufhin sie zur Belohnung für ihre Äußerung das Kichern der anderen erntete.
»Wer weiß, ...«, begann dann eine weitere Schülerin und deutete auf Kagami-chan, die ihre Kamera reinigte. »... vielleicht bekommst du dann auch mal etwas ganz anderes zu sehen.«
Kaiou sprang der drohende Ärger geradezu entgegen und sie verkrampfte sofort die Hände. Diese Miststücke provozierten ihre Freundin nach allen Regeln. Diese miesen kleinen M---....
»An ihm ist nichts dran, was ich nicht schon irgendwie gesehen hätte«, äußerte Kagami-chan trocken wie Puffreis und ziemlich unbedacht, denn augenblicklich wurden ihr reihenweise vernichtende Blicke zugeworfen, bei denen sie besser daran täte sich abzuducken. Doch sie hatte viel zu spät begriffen, dass sie sich wohl irgendwie ungeschickt ausgedrückt hatte, auch wenn es ausnahmsweise der Wahrheit entsprach. Das es reine Provokation sein sollte, war im ersten Moment irgendwie an ihr vorüber gezogen.
Finster dreinblickend fixierte eine ihrer Klassenkameradinnen die Fotografin mit ihrem Blick.
»Warum ausgerechnet du es geworden bist, ist uns ohnehin schleierhaft. Er könnte jede haben, aber begnügt sich mit dir«, knurrte sie abfällig und verständnislos und bedachte den Rotschopf mit abwertendem Blick.
»Mach dir nichts draus Miko-chan, vermutlich hat er noch ganz andere nebenher laufen«, kicherte eine andere gehässig, was ein paar andere mit einem zustimmenden Nicken abtaten.
Kaiou blickte sofort zu ihrer rothaarigen Freundin um ihre Reaktion zu beobachten, aber diese blieb wiedererwarten erstaunlich gelassen. In aller Seelenruhe steckte sie das Putztuch weg, mit dem sie bis eben die Linse ihres Objektives gereinigt hatte und grinste hämisch vor sich her.
Kaiou kannte dieses Lächeln, es war eines ihrer seltenen „Ich weiß es besser als ihr"- Lächeln, doch sie setzte noch einen drauf.
»Schon mal daran gedacht, dass er mir vielleicht nicht genügt?«
Da hatte sie ja nun was geäußert, wo andere vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen würden und sogleich Deckung suchten, aber nicht Kagami-chan.
Völlig perplex und fassungslos starten die Mädchen sie an, während sie ihre Kamera in der Tasche verstaute und sich völlig entspannt von der Gruppe entfernte.
Momoi und Kaiou wechselten erneut einen Blick und konnten sich nicht so recht entscheiden, ob sie ebenso sprachlos und verdattert da stehen sollten wie der Rest oder einfach hemmungslos laut loslachen sollten.
»Wie anmaßend und überheblich von ihr, was bildet die sich eigentlich ein?«, wetterten da einige wild drauf los.
»Was für ein Miststück, die betrügt ihn bestimmt.«
Nun war die Gerüchteküche ja wieder schön am Brodeln und die Fotografin war selbst daran schuld.
Es dauerte auch keine halbe Stunde, da war das erste Weibsbild auf Aomine zugerannt und hatte ihr Bedauern kund getan. Zunächst hatte er sie etwas skeptisch angesehen, doch schließlich glitt ein schiefes Grinsen über sein Gesicht.
Hätte Momoi ihm nicht vorher gesagt, was wirklich vorgefallen war, hätte er vermutlich ganz schön dumm aus der Wäsche geschaut, aber da er informiert wurde, über Kagami-chans eigenwillige und interpretierbare Äußerung, konnte er auch dementsprechend reagieren.
»Lass sie doch, wenn es ihr Spaß macht«, war seine kurze Antwort. Etwas fragend sah das Mädchen zu ihm auf.
»Du fändest es in Ordnung, wenn sie sich mit anderen Typen trifft und dich vielleicht sogar betrügt?«, fragte sie noch einmal nach.
»Von mir aus, an mir hat sie schließlich schon alles gesehen.«
Der Schlag kam tief und unvorbereitet. Als hätte sie mit nassen Händen ein blankes Stromkabel angefasst, stand die Schülerin sprachlos vor ihm und stierte ihn nur verständnislos an.
Was war nur los mit diesen beiden?
Aber die Antwort war ziemlich simpel, sie machten sich einfach einen Heidenspaß daraus, ihre Mitschüler auf eine falsche Fährte zu schicken und zu verwirren. Alles andere würden sie ohnehin nicht glauben, oder schlecht reden und bevor sie dies tun konnten, beschlossen die beiden einfach dem schon von vornherein entgegen zu wirken.
Feuer mit Feuer bekämpfen, oder Öl ins Feuer geben. So oder so, sie konnten sich daran die Hände verbrennen.
Sollten die anderen doch denken was sie wollten, solange es Aomine und Kagami-chan besser wussten war alles in bester Ordnung. So ein Theater wie im Jahr davor würden die Beiden sicherlich nicht wieder zulassen, eher schickten sie selbst die Gerüchte in Umlauf .

Währenddessen hatte es sich der Rotschopf auf der Veranda der Herberge etwas bequem gemacht. Die anderen befassten sich ohnehin mit ihrem Plan: „Wie überrasche ich die Jungs beim Baden".
Da hatte sie zumindest mal etwas Zeit für sich. Eigentlich war sie ja mit Kaiou und Momoi verabredet und sie wollten die Umgebung am Tage mal etwas unsicher machen und schauen ob sie herausfanden, was es mit dem „Nebel" im Wald auf sich hatte. Doch sie legte sich lieber flach auf den Rücken und ließ die Beine über die Kante der Veranda hängen. Das tat ihrem Rücken ganz gut, diese nächtliche Kletteraktion und das lange Warten auf dem Baum in dieser ungesunden Haltung, hatten ihr einiges abverlangt.
Es war zwar noch immer ein wenig frisch, aber man spürte deutlich das der Frühling sich langsam ankündigte. Schnee lag schon lange keiner mehr, aber die Temperaturen waren einfach noch nicht mild genug, als dass sich schon ein paar Blumen gen Himmel streckten.
Ach, der Himmel. Dieses Gemisch aus grau, weis und blau war irgendwie ganz hübsch.
Herzhaft gähnte die Fotografin und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Diese blöde Nachtwanderung. Dadurch hatte sie kaum Schlaf bekommen und durch die Geistergeschichten der anderen wurde sie auch wach gehalten. Nicht weil sie sich gruselte, sondern weil die Weiber ihre Klappe nicht hielten und ununterbrochen Schnatterten.
Und so holte sie den Schlaf eben auf der Terrasse nach. Ohne es eigentlich zu wollen, aber ihr Körper war einfach zu entspannt und die frische Luft gab ihr den Rest.
Plötzlich schreckte sie etwas zusammen.
Wie spät war es? Und wo waren denn nur Kaiou und Momoi?
»Na? Gut geschlafen?«
Feixend blickte er sie an, während sie noch immer verwirrt gegen das Sonnenlicht blinzelte, welches sich durch die Wolken drängte.
»Was ist los? Was grinst du so?«, fragte sie noch ganz schlaftrunken.
»Komm hoch mit dir, du schläfst schon viel zu lange auf der Veranda, es ist noch zu kalt«, mahnte Aomine und versuchte abzulenken.
»Sag schon, was du so grinst«, wollte sie weiter wissen und ließ sich von ihm hoch helfen.
»Du ... nun, du redest im Schlaf«, sagte der Power Forward schließlich schelmisch grinsend.
Erst sah sie ihn ungläubig an, bis sich plötzlich Überraschung und dann Scharm in ihrem Gesicht breit machte. Ein leichter Rotschimmer legte sich über ihre Wangen.
»Tu ich überhaupt nicht«, stritt sie ab.
»Meinst du?«, fragte er, weiter das süffisante Grinsen im Gesicht habend. »Der Traum schien ja wirklich erheiternd gewesen zu sein, wenn du auch noch so vor dich her grinst.«
Fieberhaft versuchte sie sich an den Traum zu erinnern, doch es wollte ihr partout nicht einfallen. Hatte sie überhaupt geträumt oder geschlafen? Das war doch eher Dösen! Oder?! ODER?!
Wollte er sie vielleicht nur aufziehen und veräppelte sie hier gerade? War das nur ein weiterer Versuch aus ihr heraus zu bekommen, was sie damals geträumt hatte?
Skeptisch sah sie ihn an, ihr Blick mahnte ihn stumm zur Vorsicht, denn für schlechte Scherze war sie definitiv zu müde.
»Ach? Und von was könnte ich deines Erachtens nach geträumt haben?«, wollte sie wissen und ihr kleines Ich stellte sich buchstäblich in Abwehrposition hin. Leicht nach vorn gebeugt und einen Arm vor sich halten, bereit ihn in feinster Amarican-Foodball- Manier von seinem Ross runter zu holen.
»Ich hoffe bei den Geräuschen und Fratzen die du gemacht und gezogen hast, von mir«, gab er nüchtern zur Antwort.
»Was bitte für Geräusche?«, fragte sie genervt, doch da grinste er sie wieder so spitzbübisch an.
»Die kann ich hier in aller Öffentlichkeit unmöglich nachahmen«, flüsterte er schief grinsend und hob eine Braue, da hatte ihm die Rothaarige bereits einen leichten Klapps gegen den Arm verpasst.
»Lass den Unsinn«, knurrte sie und stapfte mürrisch an dem Blauhaarigen vorbei.
»Das war mein Ernst.«
»Ich meine das auch ernst.«
Doch mit wenigen Schritten hatte er zu ihr aufgeschlossen und hielt sie am Arm fest.
»Hey, nicht abhauen«, sagte er und sie hörte sein verdammtes Grinsen, dafür musste sie sich ihm nicht einmal entgegendrehen. Doch er hatte sie fester gepackt, als sie gedacht hatte und drehte sie mit einer geradezu erschreckenden Leichtigkeit zu sich um. In den Moment, in dem sie sich zu ihm umdrehte, fixierte sie ihn drohend mit ihren dunkelroten Augen.
»Wenn du mich verarschen willst, wirst du die nächsten Tage sowas von leiden«, drohte Kagami-chan mit funkelten Augen. »Also sei brav und veräpple mich nicht.«
»Wenn du die Geräusche nochmal bei mir im Bett von dir gibst, versuch ich brav zu sein. Aber glaub mir, ich verarsch dich nicht, du klangst wirklich wie ein obszöner Anruf.«
»Wie bitte?!«, entfuhr es ihr schrill. »Willst du damit sagen, ich hätte ...?«, doch ehe sie den Satz zu ende gesprochen hatte, nickte er bestätigend und ein schmieriges Grinsen zierte sein Gesicht.
»Wie gesagt, ich hätte gerne eine Wiederholung, aber dann etwas privater.«
»Vergiss es!«, spie sie ihm entgegen. »Schon vergessen? Ich hatte danach so schlimmen Muskelkater, das ich fast vier Tage nicht richtig gehen konnte.«
»Das Hexe, lag nicht am Muskelkater, das garantier ich dir«, sagte er ihr ganz ungeniert ins Gesicht, daraufhin schoss ihr ein Schauer durch den Körper, als hätte sie eine nasse Gabel in den Toaster gesteckt.
Dieser Typ war unglaublich!
»Wir sind auf Klassenfahrt, also benimm dich«, versuchte sie sich zu retten, doch das entlockte ihm ein kurzes hohles Lachen.
»Ich bin ganz brav, aber vergiss nicht, der Wald ist groß, ... die Nächte dunkel und lang.«
Verdammter Mist.
»Du bist ein Gentleman«, versuchte sie seine nette Seite anzusprechen. »Du würdest nie auf solch böswillige Gedanken kommen.«
Nun fuhr sie harte Geschütze auf und setzte ihre beste Mitleidsmiene auf und hob ihre Stimme etwas an, damit sie niedlicher klang. »Und vergiss nicht den Keiler. Du solltest mich zartes, ängstliches und wehrloses Wesen beschützen und davor bewahren, dass mir kein Leid angetan wird.«
Bei der fast bühnenreifen Darstellung von ihr, schnippte eine seiner Brauen in die Höhe und er musste sich sichtlich das Lachen verkneifen. Aber was sie konnte, konnte er schon lange.
»Du arme, kleine, wehrlose, zarte Butterblume. Soll ich dir vielleicht das Händchen halten, während du von Todessehnsucht getrieben durch den Wald schreitest?«
»Ich bitte darum«, sagte sie nun etwas forscher und stemmte die Hände in die Seite, um etwas ernster zu wirken. Aber leider konnte sie nicht sonderlich ernst bleiben und versuchte krampfhaft ihre ernste Miene aufrecht zu halten, was leichter gesagt war, als getan.
»So walltet Eures Amtes und beschützt, was Euch lieb und teuer ist.«
Nun war es vorbei und er musste doch über ihre Inszenierung lachen.
»Du hättest den Drama-Club wählen sollen. Ich fürchte da bist du besser aufgehoben«, entgegnete er belustigt und ging die drei kleinen Stufen der Veranda hinab um sich die Beine etwas zu vertreten.
»Ich bin die geborene Schauspielerin, oder?«, sagte sie spielerisch nach Bestätigung suchend und folgte ihm.
»Oh ja. Lügen kannst du nicht, aber du hast definitiv eine theatralische Ader.«
»Die scheinst du auch zu haben, Daiki
Nach diesem Satz hielt er auf der Stelle inne und wirkte wie festgefroren.
Hatte er sich gerade verhört? Es war zwar nicht mehr als ein Flüstern, aber relativ deutlich. Etwas überrascht drehte er sich ihr entgegen.
»Was hast du gerade ge- ...«, doch sie schnitt ihm das Wort ab, indem sie ihm völlig unvorbereitet einen flüchtigen Kuss gab, und ihm kokett zuzwinkerte, als sie sich von ihm gelöst hatte.
»Hm? Hast du was gehört?«, mit einem schelmischen Grinsen und dem Satz war sie die Stufen zur Veranda wieder hochgegangen und durch eine Tür in die Herberge verschwunden.
Noch immer verwundert über ihre Aktion stand er da und starrte die Tür an.
Dieser Trip schien ihr sichtlich gut zu tun und das entlockte ihm doch glatt ein Lächeln, bis er seine kalt werdenden Hände in die Hosentaschen steckte und seines Weges ging.

Ihr kleines Ich quietschte aufgeregt in feinster Chibi-Manier vor sich hin und rollte sich liebestaumelnd von einer Seite auf die Andere, während unzählige kleine Herzchen in die Höhe flogen und wie kleine Seifenblasen zerplatzten. Was für ein Kitsch, aber ihre Welt nahm wirklich einen zarten Rosaton an.
Da hatte sie ja nochmal ganz geschickt abgelenkt. Dafür konnte man sich schon mal selbst auf die Schulter klopfen. Aber dieser verbale Schlagabtausch hatte ihr schon irgendwie Spaß gemacht und zugegeben, es ließ ihr Herz auf andere Weise etwas höher schlagen, als sonst, wenn sie alleine waren.
Vielleicht lag es auch einfach an ihrem neu entdeckten Mut. Wenn er sich über ihr Verhalten wunderte, konnte sie es ja auf die frische Luft und die Umgebung schieben, die sie heimtückisch dazu verleitete. Das klang doch nach einer glaubwürdigen Aussage, oder?
Aber irgendwie stimmte es auch. Die Umgebung, diese urige Pension, die frische Luft und das Wetter.
Naja, wenn sie wieder in ihr altes Muster zurückfallen würde, würde ihr kleines Ich es einfach auf den nahenden Frühling schieben und auf den Biologieunterricht, aber es war voll und ganz damit beschäftigt, kleine Herzen in die Luft zu malen und wie eine Verrückte durch ihr Unterbewusstsein zu tänzeln.
Hoffentlich war das nicht ansteckend, sonst verhielt sich womöglich jeder so beschränkt wie sie.
Aber aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen, bekam sie dieses siegessichere Grinsen nicht aus dem Gesicht.
»Gesichtslähmungen?«, hörte sie da plötzlich die stichelnde Stimme ihrer azurblauhaarigen Freundin, die sie schälmisch angrinste.
»Was? Wieso?«, doch selbst jetzt, wo sich der Rotschopf irgendwie ertappt fühlte, konnte sie nicht aufhören vor sich hin zu grinsen.
»Was ist denn tolles passiert, dass du so strahlst?«, wollte nun auch Momoi wissen, die neben Kaiou erschienen war.
»Nichts weiter«, doch plötzlich besann sich Kagami-chan eines Besseren. »Ihr habt mich versetzt.«
»So würde ich das jetzt nicht sagen ...«, sagte Kaiou verlegen und kratzte sich ablenkend an der Nase.
»Nein?«
»Wir haben verschlafen«, sagte Momoi ehrlich.
»Schon vergessen? Die Blödis mit ihren Geistergeschichten?«, sagte die Journalistin und gähnte einmal herzhaft um ihren Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, der eigentlich nicht nötig gewesen wäre. »Aber nun sind wir hellwach und voller Tatendrang. Also, was steht auf dem Plan, Mädels?«

Hätte Kaiou mal besser nicht so doof gefragt. Denn kaum eine Sekunde später kamen zwei weitere Klassenkameradinnen um die Ecke und zerrten die drei einfach mit sich.
In einer ruhigen Ecke, wo sie ungestört waren setzten sich die Mädchen und sahen sich verstohlen um, als würden sie eine heimliche Seancé abhalten und irgendwelche Dämonen beschwören wollen.
»Was ist denn mit euch los?«, wollte Kaiou wissen und warf den anderen Mädchen ein paar genervte Blicke zu.
»Ihr drei habt doch so super Kontakte zu den anderen Clubs, ist doch so, oder?«, fragte eines direkt und ohne lange um den heißen Brei herumzureden.
Etwas verdutzt wechselten Momoi und Kagami-chan einen kurzen Blick.
»Also eigentlich ...«
»Wie angelt man sich einen Sportler?«, platzte nun die andere heraus und stierte die drei vor ihr sitzenden mit großen Augen erwartungsvoll an.
»Wie bitte?«, entfuhr es Kagami-chan etwas überfordert.
»Du hast mich schon verstanden. Wie habt ihr das angestellt?«
»Was genau meinst du bitte?«, wollte Momoi wissen.
»Ich meine damit, dass ihr alle drei mit einem Jungen aus einem Sport-club ausgeht, die Tatsache mal bei Seite lassend, dass alle drei Basketballer sind.«
Überlegend runzelten Momoi und Kagami-chan die Stirn. Das Momoi mit Kuroko ausging und sie offensichtlich ein Fabel für Aomine hatte, war nicht zu übersehen und ein offenes Geheimnis, aber wieso alle drei? Da fiel es der Fotografin wie Schuppen von den Augen.
»Ist es etwa nun was ernstes zwischen dir und Tai?«, platzte sie heraus und wandte sich an ihre Freundin.
Just in diesem Augenblick schoss Kaiou die Röte ins Gesicht und sie wedelte ungeschickt und ablenkend mit den Händen herum.
»Also, nun ... ähm ..., ich dachte du wüstest es. Also, du weißt schon ... das mit Tai-kun und ... ... mir.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass ihr ... nun ...«
»Doch, irgendwie ... seit der Weihnachtfeier.«
Da heiterte sich plötzlich das Gesicht der Rothaarigen auf und sie drückte ihre Freundin fest und herzlich.
»Gott sei Dank. Er ist gerettet.«
Etwas verlegen nickte Kaiou und auch Momoi lächelte.
Die andern beiden sahen nichtverstehend ihre Klassenkameradinnen an.
»Moment mal. Kaiou-chan, ... «, begann die etwas größere der beiden skeptisch. »... du bist mit ...«, doch sie sprach es nicht aus, sondern deutete nur wortlos auf Kagami-chan.
»Ja, warum?«
»Das ist Schulübergreifend!?«, entfuhr es der anderen heiter. »Die haben noch ganz andere Kontakte.«
»Moment mal. Wir sind keine Partnerbörse«, machte Momoi die Mädchen drauf aufmerksam.
»Wir wollen auch nicht verkuppelt werden, sondern einen Geheimtipp, wie man das Interesse der Jungs weckt.«
»Mit Ignoranz und Desinteresse«, entfuhr es Kagami-chan trocken.
»Mit Mut und Eigeninitiative«, sagte Kaiou ernst.
»Mit Hingabe und Hartnäckigkeit«, schloss Momoi ab und nun waren die beiden völlig überfordert.
Fragend tauschten sie einen Blick.
»Welche Methode hat besser geklappt?«, fragte die Kleinere.
»Puh, ... schwer zu sagen. Jede irgendwie, auf seine Art«, gestand Kaiou und ihre beiden Freundinnen nickten zustimmend.
»Ihr seid keine sonderlich große Hilfe.«
Und nun gab Kaiou ihren allseits bekannten Supertipp zum Besten.
»Versuch macht klug.«

Am Abend starteten Momoi, Kaiou und Kagami-chan einen eigenen Versuch durch den Wald zu gehen. Immer im Hinterkopf habend, dass ein Wildschwein, oder vermutlich mehrere, ihnen jederzeit begegnen könnten.
Leider war die Rothaarige keine sonderlich große Hilfe. Sie hatte mehr Angst und Interesse an dem Keiler, als vor diesen ominösen Nebelerscheinungen, von denen Momoi und Kaiou überzeugt waren, dass es Geistererscheinungen waren, ruhelose Seelen. Fragmente von Toten.
Wie konnte man nur an so etwas glauben? Die Fotografin war nicht nur der skeptische Typ, sondern wohl auch der Rational denkende bei dem Thema. Erst wenn sie einen ihrer ach so verehrten Geister auf einen Foto hatte, würde sie eventuell mit weniger Spott an die Sache heran gehen. Aber nur eventuell.
Das Rascheln in den Sträuchern verunsicherte Kagami-chan viel, viel mehr, als ein durchsichtiger Schemen. Aber mutigen Schrittes gingen die drei Mädchen durch den Wald, immer darauf bedacht nicht allzu tief hinein zu gehen.
Mit zittrigen Händen hielt Kaiou die Taschenlampe vor sich und leuchtete den Abschnitt ab, in dem sie sich aufhielten. Außer das leise Säuseln des Windes in den Bäumen und das sachte Rascheln der Natur war nichts zu hören. Weder ein gruseliges Stöhnen, noch Kettenrasseln.
Genervt seufzte die Fotografin auf und rieb sich müde die Augen.
»Ich bin müde, können wir diese Nachtwanderung nicht abbrechen? Wir werden vermutlich ohnehin nichts finden.«
»Du quengelst wie ein kleines Kind wenn du unausgeschlafen bist«, murrte Kaiou.
»Denk mal scharf nach, warum ich nicht richtig schlafe«, konterte der Rotschopf mürrisch, doch die Äußerung nahm Kaiou schweigend hin und leuchtete weiter die Umgebung ab, bis ein kleiner dunkler Schatten direkt vor ihren Augen auftauchte. Reflexartig hob sie die Taschenlampe an und leuchtete den Schatten aus.
Ein spitzer Schrei entfuhr der Azurblauhaarigen und sie klammerte sich an ihre große Freundin, die ebenso erschrocken dreinschaue, weil Kaiou sie mit ihrem Schrei erschreckte. Entsetzt machten sie ein paar Schritte zurück, wobei das Laub und die kleinen Zweige unter ihren Schuhen laut knarrten und knackten.
Momoi hatte sich aus Angst ebenfalls an ihre wesentlich größere Freundin geklammert und sie sahen alle drei auf den, ... kleinen ..., Schatten ... ... Punkt, der sich direkt vor ihren Nasen abseilte und wie ein Pendel in der Luft hing.
Sichtlich erleichtert atmete Kagami-chan aus und schob die beiden anderen Mädels von sich.
»Das ist doch nicht euer Ernst, oder?«
»Ach, es ist nur eine Spinne«, sagte Kaiou nervös kichernd.
»Eine mords große Spinne«, ergänzte Momoi und versteckte sich hinter dem Rotschopf.
»Hier wimmelt es von Ungeziefer.«
»Darf ich euch daran erinnern, dass wir in einem Wald sind?«, sagte Kagami-chan tonlos.
»Ignoriert die Spinne, weiter jetzt«, mahnte die Journalistin und ging mutigen Schrittes, die Taschenlampe fest umklammert, voran.
»Ich hasse dich«, brummte Kagami-chan und folgte mit Momoi dicht auf den Fersen ihrer Freundin.
Nach endlos erscheinenden Stunden Fußmarsch durch den Wald, wurde es selbst Momoi zu viel. Sie fror und war müde und einen Schemen oder Geist hatten sie auch noch nicht gesehen. Alles in allem konnte man sagen, war der Ausflug enttäuschend. Das gewünschte Ergebnis blieb aus und sie liefen zwei Stunden ohne Erfolg herum.
Das einzig spannende, was passierte, war ihre Begegnung der dritten Art mit dieser Spinne.
Und schließlich musste auch Kaiou sich eingestehen, dass es einfach nichts brachte und so machten sich die drei Mädchen auf den Weg zurück in die Herberge, mit der Einsicht, dass die ominöse Erscheinung wohl doch nur einen natürlichen Ursprung hatte.
Doch nun sahen sich die Mädchen einer ganz anderen Herausforderung gegenüber. Prüfend sahen sie sich in der Gegend um und Kaiou leuchtete in jede erdenkliche Richtung.
»Mädels, ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht, welche zuerst?«, fragte die Blauhaarige.
»Die Schlechte«, antwortete Momoi etwas genervt, weil sie ahnte, was kommen würde.
»Wir haben uns ganz offensichtlich verlaufen.«
»Die Gute?«, wollte Kagami-chan nun wissen.
»Wir haben eine Taschenlampe und Handys.«
»Ihr habt ein Handy«, korrigierte die Rothaarige ihre Freundin.
»Du hast doch nicht etwa wieder das Ding liegen lassen?«, entfuhr es Kaiou etwas genervt.
»Naja, woher sollte ich denn wissen, dass wir alle so einen schlechten Orientierungssinn haben?«
»Da ist was dran«, pflichtete Momoi ihr bei und zog ihr Handy aus der Tasche.
Im Dunkeln leuchtete das Gesicht der Rosahaarigen unheimlich auf und tauchte alles um sie herum in ein seltsam blaues, diffuses Licht.
»Ich werd Dai-chan anrufen, der soll uns abholen.«
»Untersteh dich«, entfuhr es der Fotografin und sie wollte der Managerin das Handy entreißen.
»Wieso? Ha-chan, was soll das denn?«
»Wenn du ausgerechnet ihn anrufst muss ich mir Tagelang seine Lobeshymnen über sich selbst anhören und sein Gemecker, wieso wir so spät hier draußen herumstreunern.«
»Ich erkläre es ihm auch, ok?«
»Nichts ist ok. Könntet ihr ihn bitte da raus halten?«, bat sie erneut.
Doch plötzlich knackte es laut hinter ihnen und sie fuhren alle drei erschrocken zusammen und klammerten sich aneinander fest.
»Habt ihr das gehört?«, flüsterte Kaiou so leise, dass man sie kaum verstand.
Angestrengt lauschten die Mädchen in die Dunkelheit und versuchten irgendeine Silhouette in der Nacht auszumachen, was bei all den Sträuchern und Bäumen nicht ganz leicht war.
»Was ist, wenn es ein Geist ist?«, säuselte Momoi leise vor sich hin.
»Macht euch lieber darauf gefasst, auf einen Baum zu klettern«, sagte Kagami-chan leise.
»So, im Gleichschritt langsam vorwärts«, gab Kaiou die Anweisung und leuchtete mit der Taschenlampe die Richtung aus.
»Momo, ruf bitte doch Aomine an«, sagte die Fotografin ängstlich.
»... kann ... meine Hände nicht ... bewegen. Muss ... mich an dir ... festkrallen.«
Mit einem Schlag erklang ein weiteres lautes Knacken, viel näher als das Vorherige und vermischte sich in der Nacht mit einem lauten, nicht endenden Rascheln. Unaufgefordert ließen Kaiou und Momoi die Rothaarige los und alle drei legten einen Blitzstart vom feinsten hin. Als wäre der Leibhaftige hinter ihnen rannten sie wie die Irren quer durch den Wald, über Stock und Stein, ob sie nun in die richtige Richtung liefen oder nicht, war vorerst nicht von Belang. Sie rannten einfach weiter und weiter, bis ihre Lungen schmerzhaft brannten und sie helle Flecken erblickten und sich die Umrisse der Herberge abzeichneten.
Ehrleichtert verlangsamten sie ihre Schritte, bis sie schließlich vor der Tür stehen blieben. Kaiou setzte sich heftig schnaufend auf den kalten Boden und fuhr sich durch die langen, welligen, blauen Haare, während Momoi sich auf die Stufen des Einganges plumpsen ließ und ebenfalls schwer atmete.
Kagami-chan selbst dachte, sie würde jeden Moment ersticken, ihre Lungen brannten wie Feuer, ihre Hände zitterten. Völlig erschöpft stützte sie sich auf ihren Knien ab, in denen sich nun Wackelpudding zu befinden schien. Und ehe sie sich versah gaben diese auch schon nach und sie saß, schwer atmend neben Kaiou, die sich langsam wieder zu beruhigen schien.
»Ich ... hab ... die Schnauze voll«, keuchte die Journalistin und ließ die Taschenlampe unachtsam fallen. »Nie wieder Nachtwanderung, ... nie ... wieder. Scheiß auf die Geister ... oder Wildschweine.«
»Da sind ... wir schon ... zu zweit«, keuchte Kagami-chan und legte sich nun unbedacht auf den Rücken, alle Glieder von sich gestreckt. Das bisschen Dreck war nun auch egal.
»Ich bin total erledigt«, schnaufte die Rosahaarige und öffnete ihre Jacke, weil ihr vom Rennen warm war. »Was war das denn nur?«
»Ehrlich? Es interessiert mich nicht«, knurrte der Rotschopf und starte in den Himmel. Die kühle Nachtluft tat gut und kühlte die erhitzen Gemüter wieder ab.
»Wir haben es überlebt. Wir sind Überlebenskünstler«, äußerte Kaiou, die ihre Atmung wieder unter Kontrolle hatte. »Das pack ich in einen Artikel. „Nachts auf der Suche nach dem Unerklärlichen".«
»Wohl eher: „Im Wald außer Rand und Band"«, scherzte nun auch Kagami-chan wieder.
»"Die bekloppten Drei", würde besser passen«, hörten sie nun eine raue Stimme aus dem Dunkeln sagen.
Überrascht wandten sie sich der Stimme entgegen und erblickten an der Tür einen sichtlich genervten Aomine.
»Dai-chan? Woher ...«, begann Momoi und erhob sich von den Stufen.
»Du hast mich angerufen, schon vergessen?«
»Ich hab doch gar nicht gewählt, oder ...«, schnell sah sie auf ihr Handy welches sie noch immer festumklammert hielt und ihre Wangen wurden ganz rot vor Scharm. »Du hast das doch nicht etwa alles mitbekommen, oder?«
»Ähm, ... doch«, sagte er. »Und es war besser als jedes Hörspiel.«
»Da hat er recht«, hörten sie nun die belustigten Stimmen der anderen Jungen, die sich in die Tür gequetscht hatten.
Na da hatten sich die drei aber schön zum Gespött gemacht.
Momois Gesicht war tiefrot, Kaiou sah mehr als nur genervt aus und fixierte die Rosahaarige mit finsterem Blick, während Kagami-chan sich wieder auf den Rücken legte und vor sich her knurrte: »Ich hab kein Bock mehr.«

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