Valentienstags-Wahnsinn

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Es hatte zur Mittagspause geklingelt. Die meisten Schüler hatten sich schon auf dem Schulhof eingefunden und aßen zusammen mit Klassenkameraden oder machten ihre Aufgaben damit sie diese nicht zu Hause machen mussten. Aber um diese Jahreszeit hatte zumindest eine Hälfte der Schüler ganz andere Probleme. Es war Februar.
Nicht Winter, nicht Frühling.
Die Hormone tanzten "Cha-Cha-Cha", und einige sprangen zum Takt im Dreieck. Panik breitete sich bei einigen aus. Überwiegend bei den Mädchen. Die wie mit LSD vollgepumpte Eichhörnchen herumsprangen. Mit kleinen Heftchen bewaffnet in denen Rezepte für Schokolade ausgetauscht wurden. In Scharren trafen sie sich in kleinen Läden und berieten sich welche Sorte und Geschmacksrichtungen dieses Jahr wohl der Favorit wäre.
Die Rede war vom nahenden Valentinstag. Ein Tag den einige Mädchen und Jungen ernster nahmen als andere.
Auf der einen Seite des Wahnsinns hatte man die Übermacht, die Bestien, die Mädchen, welche selbstgemachte Schokolade verschenkten, welche sie wiederum wie kleine Hexen zuhause in den Küchen zusammen rührten und in kleine liebevoll verzierten Päckchen ihren Schwarm oder Liebsten überreichten.
Partei Nummer zwei waren die Jungs, die Beute. Sie waren schon eine Sparte für sich. Denn diese musste man leider in drei Lager zerteilen.
Lager eins waren die Jungs die jedes Jahr um die Aufmerksamkeit der Mädchen buhlten und doch leider immer als Verlierer und mit leeren Händen von dannen zogen. Aber nie aufgaben und es jedes Jahr aufs Neue versuchten, bis so ein seltendämliches Exemplar von Weibsbild aus Dummheit oder Mitleid dann doch mal eine Kleinigkeit verschenkte.
Dann gab es Nummer zwei. Die ewigen guten Freunde, sie waren gut genug um für die Probleme ihrer besten Freundin her zu halten, ihre Hausaufgaben zu machen oder den großen Bruder zu spielen. Würden es aber nie aus der sicheren "Friend-zone" raus schaffen. Aber aus Anstand oder als Dankeschön bekamen sie die selbstgemachte Schokolade. Und in Gegensatz zu Gruppe eins konnte man sich damit durchaus sehen lassen ohne das Gespött zu sein.
Und zum Schluss gab es Lager drei. Die Typen die absolut nichts dafür taten. Sie waren einfach nur da und schon allein ihre Anwesenheit begünstigte sie für die, unter Strapazen, Tränen und Schweiß, hergestellten Pralinen. Meist waren es die Schullieblinge. Modells, 1er Schüler oder Sportler. Die Elite der unerreichbaren. Gruppe drei war fast schon unfair und unverschämt.
Aber Mädchen waren simpel gestrickt. Sah jemand gut aus oder war gut in der Schule oder in einem beliebten Club hatte er so gut wie gewonnen. War er ein bisschen was von allem, nannte man die Sorte auch "Adonis" oder "Arschloch".
Und genau so ein "Arschloch" war auch das Ass des Basketball-Clubs der Tōō-High.
Der Blauhaarige machte sich nichts aus dem ganzen Trubel. Für ihn war es ein Tag wie jeder andere auch. Nur mit dem Unterschied das die Mädchen an den Tag noch aufdringlicher und offensiver waren. Manchmal war zwar auch ein kleines schüchternes Ding dabei, aber das war eher die Ausnahme.
Eigentlich stresste ihn der Tag sogar mehr als die anderen. Die Mädchen und Jungs machten einen riesen Aufriss wer von wem irgendetwas bekommen würde, das sie darüber hinaus alles andere vergaßen oder ignorierten.
Das Einzige was ihn zugegebenermaßen Beschäftigte war wie Kagami-chan wohl damit umgehen würde das man es ausnutzen würde um ihm gefahrlos anschmachten durfte. Der Rotschopf gab es zwar nicht zu, aber auch sie hatte ein gesundes Maß an Eifersucht. Was völlig in Ordnung war. Aber das würde ihr erster gemeinsamer Valentinstag sein und auf ihre Reaktion war er schon etwas gespannt. Wunder erwartete Aomine nicht, aber Neugier war erlaubt. Ob sie wohl genauso aufgescheucht umher rennen würde?
Belustig stellte er sich die Rothaarige vor wie sie total mädchenhaft tollpatschig in der Küche herumsprang und in Panik verfiel, weil es aus jedem Topf unheilvoll qualmte und meterhohe Stichflamen emporschossen. Augenblicklich fing er an zu lachen. Nur allein ihrer Gesundheit zur liebe und der Einrichtung ihrer Tante wegen, sollte sie darauf wohl verzichten. Weiter ging er seines Weges durch den Flur in Richtung seines Lieblingspausenplatzes. Er hoffte wie jedes Jahr das dieser Trubel und dieses affige Verhalten nicht ansteckend waren. Schon Tage vorher so ein Drama zu veranstalten, war mehr als peinlich. Und so versteckte er sich wie immer auf dem Dach um sich von diesem Drama erst gar nicht einnehmen zu lassen.

Währenddessen saß Kaiou Suki tief über ein paar Blätter gebeugt im Clubraum und kratzte sich hektisch überlegend am Hinterkopf, bis sie kapitulierend den Kugelschreiber auf den Tisch fallen ließ und ihr Kopf schwer auf der Tischplatte aufschlug. Wieso bekam sie keinen gescheiten Bericht auf das Papier? Das durfte doch gar nicht so schwer sein. Ein bisschen Liebe hier, ein bisschen Kitsch da und fertig. Aber dieser Valentinstags-Beitrag würde ihr noch das Rückgrat brechen. Dabei musste doch gerade sie eigentlich vor Gefühlen und Herzklopfen und Schmetterlingen im Bauch am besten berichten können. Noch immer den Kopf auf dem Tisch habend kramte sie in der kleinen Tasche ihres Schuluniformsrock und holte ihr Handy hervor. Sie brauchte Inspiration. Also wählte sie die Nummer von ihren persönlichen Lieblings- Power Forward. Leider tutete es nur ein paar Mal unbeachtet in den Hörer hinein. Was dachte sie sich auch dabei? Hatte sie wirklich gerade erwartet Kagami-kun würde an sein Handy gehen? Der hatte vermutlich anderes zu tun. Frustriert seufzte sie auf und legte das Handy vor sich auf den Tisch. Sie hatte noch ein paar Tage dann musste dieser Artikel fertig sein. Plötzlich schnippte ihr Kopf nach oben und sie saß aufrecht auf dem Stuhl. Sie brauchte noch die Fotos! Und mit so einem Kram wie ein abfotografiertes Stillleben, mit Blumen in einer kitschigen Vase, brauchte ihre Freundin Kagami-chan gar nicht ankommen. Sie wollte Hingebung, Leidenschaft, ... Liebe, auf diesen Fotos sehen. Aber das Unterfangen war bei Kagami-chan als Fotografin zum Scheitern verurteilt. Aufgebend seufze Kaiou und überlegte ob sie die Fotos dieses Mal nicht selbst in die Hand nehmen, oder lieber eine der anderen fragen sollte. Sie wusste wie unbeholfen sich der Rotschopf anstellte sobald bei etwas Gefühle im Spiel waren. Das würde nie was werden.
In dem Moment ging die Tür zum Club-Raum auf und wie beschworen betrat Kagami-chan diesen.
»DU!«, entfuhr es der Blauhaarigen ungehalten, mit einem Satz war sie von dem Stuhl aufgesprungen und zeigte mit drohend erhobenen Zeigefinger auf Kagami-chan die völlig irritiert sofort wie angewurzelt stehen blieb und ihre Freundin erschrocken ansah.
»Was hast du bisher für Fotos gemacht?!«
»Für was genau?«, stellte ihre Freundin die Gegenfrage und wagte sich vorsichtigen Schrittes an sie heran.
»Für den Valentinstags-Report, vielleicht?«
Da räusperte sich die Rothaarige peinlich berührt. Nur allein diese Geste beschwor den Dämon in Kaiou herauf.
»Willst du damit sagen, dass du nicht einmal angefangen hast?«
»Das habe ich nicht gesagt«, verteidigte sich die Fotografin sogleich. »Ich will damit nur sagen das es nicht leicht ist.«
Kritisch und auch etwas verärgert blickte die Azurblauhaarige ihre Freundin an. Sie hätte schlicht darauf wetten können und wäre vermutlich auch noch reich dabei geworden.
»Was hast du bisher?«
Kaiou ließ sich von Kagami-chan die Kamera reichen und sah die Bilder auf dem kleinem Display durch.
Ihr waren beim Betrachten der Fotos alle Gesichtszüge entglitten. Der Rotschopf hatte wirklich kitschige Blumengestecke und Deko fotografiert.
»Thema verfehlt, setzen sechs«, knurrte Kaiou und gab enttäuscht die Kamera zurück. Schwer seufzte Kagami-chan und verstaute die Kamera wieder.
»Was soll ich denn machen? Pärchen auflauern und sie fotografieren?«, fragte die Fotografin verzweifelt.
»So in etwa. Recherchiere von mir aus in der Bibliothek, oder fotografiere zur Not das "Pärchen Nummer 1" der Schule«, platzte es aus der Journalistin heraus. Plötzlich keine Sekunde später funkelte sie den Rotschopf an. »Ich vergaß, das wären dann du und Aomine-kun, oder?«
»Was?!«, entfuhr es dem Rotschopf mit hochrotem Kopf. Augenblicklich wollte sie Einspruch erheben, doch in dem Moment klingelte Kaious Handy.
»Kagami-kun? Oh, ähm ... ja, das war ich.«
Das war das Stichwort und Rettung, Kaiou war zunächst erstmal beschäftigt und sie konnte in Ruhe den Rückzug antreten. Ein Foto von ihr und Aomine, soweit käme es noch. Der Mann ließ sich nicht einmal Solo fotografieren, geschweige denn für so einen Kitsch und ihr selbst war bei der Sache auch nicht ganz wohl. Sie war Fotografin geworden, weil sie gern hinter der Kamera stand, ... nicht davor. Aber wie dem auch war, ihr Bruder bewies wieder ein super Timing. Und sie konnte sich in Luft auflösen.

Der Tipp mit der schuleigenen Bibliothek war gar nicht schlecht gewesen. Direkt nach dem Unterricht ging Kagami-chan in diese und schlenderte suchend durch die hohen vollgestopften Regale. Sie selbst hatte zwar ein paar Bücher über die Fotografie im Allgemeinen zu Hause, aber nichts was sich speziell auf das einfangen von Gefühlen beschränkte. Staunend hielt sie eines der Bücher in der Hand und betrachtete die Bilder. Just in dem Moment sank ihr Selbstbewusstsein in den Keller. Wie armselig war das denn? Sie selbst wollte Hochzeitsfotografin werden und schaffte es nicht einmal ein paar lausige Valentinstags-Fotos zu schießen die nicht aussahen als kämen sie direkt aus einer Zeitschrift für Bestattungsdekor. Ihr Auge ließ sie in der Hinsicht arg im Stich. Wieso fiel ihr das so schwer? Sie mochte es doch die Emotionen, diese seltenen wundervollen Augenblicke fest zu halten. Wieso konnte sie dann nicht einfach etwas "Romantisches" fotografieren? Ein frustriertes Seufzen entwich ihr. Daran musste sie aber wahrlich noch stark arbeiten.
»Das ist aber kitschig«, hörte sie eine tiefe Stimme nahe an ihrem Ohr und schreckte kurz auf.
»Falsches Thema. Alle anderen blättern wie wild im Kochbuch und du schaust dir Hochzeitsporträts fremder Leute an.«
Langsam hatte sie sich dem Störenfried entgegen gedreht. Es war der blonde Center und Kapitän der Basketballmannschaft, Wakamatsu, der ihr ungefragt das Buch aus der Hand nahm und ein paar Mal umblätterte ehe er erneut das Gesicht angewidert verzog.
»Wieso kochen?«, fragte Kagami-chan und bedachte ihn mit unwissendem Blick.
»Jetzt mach mich nicht schwach, Kagami«, sagte er und gab ihr das Buch zurück. »Hast du nicht gemerkt wie die anderen drauf sind?«
Doch ihre irritierte Miene verriet alles.
»Warum die alle so aufgescheucht umher rennen?«, fragte er erneut um ihr einen Tipp zu geben.
»Wegen den blöden Valentinstag?«, riet sie vorsichtig.
»Genau. Also solltest du nicht eher in einem Kochbuch stöbern statt dir Fotos von Pärchen anzusehen?«
»Ich wüsste jetzt nicht genau wieso«, gab sie ehrlich zu. In dem Moment kam Sakurai um die Ecke und seine angespannten Gesichtszüge entspannten sich wieder ein wenig als er Wakamatsu sah.
»Wakamatsu-san, ich hab es«, sagte er triumphierend, wank mit einem kleinen Buch und schenkte Kagami-chan ein kurzes Lächeln.
Ihr Klassenkamerad vermied es auffallend mit ihr zu sprechen, das lag vermutlich daran, wie Aomine ihn anstierte sobald er sich ihr auf zwei Meter näherte.
»Vergiss einen Augenblick dein Shakespeare«, brummte der Center.
»Nietzsche«, entgegnete Sakurai etwas eingeschnappt, was der Blonde nur kurz brummend zur Kenntnis nahm. Da nahm der Kleinere sich schon die Zeit und half dem Center bei einer Hausarbeit und wurde dann so abgefertigt.
»Du weißt schon was an den Tag dein Job ist?«
Überlegend verzog der Rotschopf das Gesicht.
»Du bist ja noch Begriffsstutziger als ich dachte«, sagte Wakamatsu etwas enttäuscht.
»Du bist doch mit Aomine-san zusammen, er erwartet vielleicht eine Kleinigkeit«, mischte sich nun Sakurai ein, der die Situation sofort erfasst hat.
»Jungs, ... was zum Teufel wollt ihr mir damit sagen?«, fragte sie etwas überfordert. Da schnappte sich der Center Kagami-chan indem er ihr einen Arm um die Schulter legte und zog sie mit sich.
»Du wirst jetzt Valentinstags-Tauglich gemacht.«
Und schon stand Sakurai überrascht und auch ein wenig genervt dreinblickend mit Nietzsche in der Hand da. Wie er den Valentinstag hasste.


Auf der Seirin-High ging es ähnlich turbulent zu. Die Spieler des Basketball-Clubs sinnierten aufgeregt darüber wer dieses Jahr wohl von einer heimlichen Liebe beschenkt werden würde. Kagami-kun hielt sich dahingehend lieber bedeckt. Wenn die Chaoten Lunte rochen das er mit einer Freundin seiner Schwerster anbandelte, würde es brodeln und er würde gar keine Ruhe mehr haben, weil es dann vermutlich in eine Art "Partnervermittlung" ausarten würde. Und er würde vermutlich von Riko eine Rüge bekommen, dass er sich auf das wesentliche konzentrieren sollte. Die Schule und dem Basketball. Genervt über den Gedanken und dem Ergebnis welches er daraus schloss, seufzte der rothaarige Power Forward vor sich hin. Als er aufsah, blickte er in ein fellbewachsenes Gesicht. Eine Hundeschnauze.
»Nigou!«,, entfuhr es ihm ängstlich und er wich automatisch zurück um Abstand zu dem Husky zu gewinnen, den Kuroko ihn dreist vor die Nase gehalten hatte.
»Du warst schon wieder weggetreten«, bemerkte Kuroko beiläufig und setzte seinen Hund wieder auf den Boden.
»Ich habe über etwas nachgedacht«, gestand Kagami-kun und kratzte sich ertappt am Hinterkopf.
Sein Schatten legte daraufhin fragend den Kopf leicht schief und wartete ganz offensichtlich auf die Aufklärung, die jedoch ausfiel.
»Also Kagami-kun, was beschäftigt dich?«, fragte der Kleinere nun ganz direkt, da er sonst lange auf eine Antwort warten konnte.
»Nichts weiter. Ist völlig unwichtig und überhaupt ..., dafür habe ich keine Zeit.«
»Dafür?«, wiederholte Kuroko ein einziges Wort, was ihm eigentlich schon die Antwort liefern sollte, zu dieser Jahreszeit.
»Wie gesagt, ist albern«, wich der Power Forward aus und ging an seinem Schatten vorbei.
»Momoi-san und ich wollen ins Kino gehen.«
Plötzlich hielt der Rotschopf inne und drehte sich seinem Freund wieder entgegen.
Sichtlich überrascht über diese Information die Kuroko so bereitwillig und nüchtern ausplauderte, sah er den Hellblauhaarigen ernst an.
»Was wir danach oder davor machen entscheiden wir spontan.«
Noch mehr Information!
»Ähm, nun ..., schön für euch«, stammelte Kagami-kun etwas hilflos.
»Was ich damit sagen will ist, vielleicht erwartet Kaiou-san auch etwas von dir. Eine Art "Aufmerksamkeit".«
Musste er sich schon "Beziehungstipps" von Kuroko anhören und geben lassen?!
Der selbst nicht gerade seine Beziehungen sonderlich gut pflegte und eher stoisch an seiner "Beziehung" mit der ehemaligen Managerin seines alten Teams umsprang. Das die so einen Narren an den Kleinen gefressen hatte, wunderte ihn ohnehin. Aber wo die Liebe hinfiel ...
Überlegend ging der Hüne ein paar potentielle Möglichkeiten durch und dachte über Kurokos Worte nach. Vor lauter Anstrengung vom Überlegen wurde sein Kopf ganz rot und er fasste sich an die Stirn.
»Himmel, was macht man denn mit einem Mädchen am Valentinstag?«, knurrte er verzweifelt.
Ein sachtes Lächeln glitt bei der Frage über Kurokos Gesicht, als er ihm die offensichtliche Antwort darauf gab.
»Zeit verbringen.«


Gelangweilt ging Aomine den langen Schulflur entlang. So richtig Lust auf Training hatte er eigentlich nicht. Aber als er sich schmerzlich an die Niederlage gegen Seirin, gegen ihn, erinnerte, war sein innerer Schweinehund fast überwunden. Außerdem war es vermutlich nicht verkehrt sich ab und an im Club sehen zu lassen. Und so etwas Bewegung tat ihn bestimmt auch ganz gut.
Wem machte er eigentlich etwas vor? Er ging wenn überhaupt nur aus Langerweile zum Training, weil ihn Kagami-chan seit Tagen immer wieder versetzte. Selbst im Laden seiner Mutter war sie seit einiger Zeit nicht mehr anzutreffen. Auf Nachrichten, oder Anrufe reagierte sie auch nur bedingt und in der Schule, war sie auch nur Schall und Rauch. Was war nur los mit diesem Weib? Was hielt sie so auf Trab das sie einfach keine Zeit mehr hatte?
Gefrustet grummelte er vor sich hin. So war es entschieden. Zwar hatte er noch immer nicht die offensichtlich nötige Motivation, aber immerhin wendete er auf dem Gang und ging in richtig Sporthalle. Er wollte gerade das Schulgebäude verlassen, als eine Gestallt um die Ecke geschossen kam. Etwas gehetzt ging sie eiskalt an dem Blauhaarigen vorbei, der ihr missmutig nachsah.
»Ich freu mich auch riesig dich zu sehen«, rief er ihr im sarkastischen Tonfall nach. Erst als sie seine Stimme hörte hielt sie inne, drehte sich ihm schnell entgegen und sah ihn entschuldigend an.
»Sorry, ich habe ... ich bin ...«, versuchte sie sich aus der Affäre zu ziehen, da sie ihn wirklich nicht gesehen hatte.
»In Eile, schon klar. Den Spruch kenn ich schon«, sagte er kopfschüttelnd und drückte mit der Schulter die Tür zum Schulhof auf.
»Warte mal kurz«, rief Kagami-chan ihm nach und hetzte ihm hinterher. »Ich habe dich wirklich nicht gesehen.«
»Ich bin ja auch so leicht zu übersehen«, grummelte er und steckte Hände tief in die Hosentaschen, als er weiter seines Weges ging.
»Würdest du mir glauben, wenn ich sage das Kaiou mich umher scheucht?«, sagte der Rotschopf und hielt ihm am Arm fest. »Bleib doch mal stehen.«
Wiederwillig hielt er inne und sah sie mit einem Blick an den sie so an ihm noch nie gesehen hatte. Er glaubte ihr nicht.
»Ich bin in geheimer Mission unterwegs«, erklärte sie schließlich.
Das entlockte Aomine ein aufgesetztes kurzes Lachen.
»Na klar James Bond. Und jetzt noch mal von vorne.«
Genervt verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah ihn beleidigt an.
»Glaubst du mir nicht, oder was? Was ist denn nur los?«
»Du machst in letzter Zeit ziemlich viel für den Club, oder für Kaiou, findest du nicht?«
Nichtverstehend zog sie die Stirn kraus. Was meinte er denn damit?
»Ich bin eben ein bisschen engagierter als andere, die nur in den Club gehen, wenn ihnen gerade danach ist.«
Die Zurechtweißung kam angeflogen wie ein Pfeil und verfehlte auch nicht das Ziel.
»Gut das du gerade vom Club sprichst. Ich müsste dann auch mal weiter«, sagte der Power Forward abwehrend und setzte seinen Gang fort.
»Hast du deine Tage, oder was?«, rief sie ihm genervt nach. »Wenn du nicht abgelichtet werden willst, werde ich wohl oder übel noch ein paar Mal gestresst an dir vorbeirennen müssen.«
Weniger wegen der Beleidigung blieb er erneut stehen und drehte sich dem Rotschopf entgegen. Eher ihre andere Äußerung brachte ihn dazu inne zu halten und ihr einen skeptischen Blick zu zuwerfen.
»Was heckt die kleine Heuschrecke schon wieder aus?«, fragte Aomine und ging grimmig dreinschauend auf die Fotografin zu.
»Sie will unbedingt ein paar ... brauchbare Fotos und hat damit gedroht uns beide ablichten zu lassen. Und da nicht einmal ich ein simples Bild von dir bekomme, ohne das du zu Staub zerfällst, mein kleiner Hobby-Dämon, versuche ich dir den Arsch zu retten«, gestand Kagami-chan schließlich die Halbwahrheit. Sie konnte ihm unmöglich sagen, dass sie wegen ihm so aufgescheucht umhersprang. Das sie Tipps und Tricks befolgte und sich irgendwie in einer Art Crashkurs Wissen aneignete, wie man einem wichtigen Menschen eine kleine Freude machte. Er würde sie vermutlich auslachen. Sie war zuvor nie in dieser Situation gewesen und plötzlich musste sie sich damit auseinander setzten. Das würde er nie verstehen.
»Dai-chan! Ha-chan!«, hörten sie da plötzlich eine bekannte Stimme laut ihre Namen rufen. Ebenso gehetzt kam Momoi auf die beiden zugelaufen und zeigte noch im Gehen drohend auf den Hünen.
»Du bist zu spät«, keifte sie und schwang mahnend den Zeigefinger. Genervt seufzte Aomine auf und verdrehte die Augen.
»Das ist meine Schuld, Momo«, mischte sich die Fotografin sogleich ein, bevor das Geschimpfe losging und hob beschwichtigend die Hände.
»Ha-chan?«, skeptisch musterte Momoi ihre beiden Freunde. »Ihr habt doch nicht gestritten, oder?«
»Nein«, kam es für Momois Geschmack von beiden ein wenig zu schnell.
Ungläubig verengte die Managerin die Augen zu Schlitzen und versucht die Wahrheit aus ihnen heraus zu starren. Doch weder Aomine noch Kagami-chan gaben nach.
Just in dem Moment kam schon die nächste Person um die Ecke gesaust.
»Gut das ich euch treffe! Es eilt. Also ...«, ohne Zeit zu verlieren, verteilte Kaiou Suki fleißig Zettel und drückte jeden, auch Momoi ungefragt einen kleinen Bogen Papier in die Hand.
»Das hätte ich gerne spätestens in zwei Tagen wieder. Keine Ausnahmen, kein Schummeln, keine Absprachen«, sagte sie und zeigte dabei besonders drohend auf die Fotografin und das Basketball-Ass.
Als der Hüne kurz die Zeilen überflog, prustete er plötzlich laut los und schüttelte fassungslos den Kopf.
»Kaiou, das ist doch nicht dein Ernst?«
Nach Aomines Reaktion war auch Kagami-chans Neugier geweckt und sie überflog ebenfalls die ersten Zeilen.
Dabei riss sie ungläubig die Augen auf und stierte ihre Freundin ebenso perplex an.
»Das ist ... das ist ...«
»Brilliant! Ich weiß. Die Idee kam mir spontan, da der Artikel irgendwie nicht so richtig will, dachte ich eine Umfrage zu dem Thema wäre klasse. Du weißt schon, aus analytischen Zwecke. Statistiken.«
»Das ist etwas arg privat. "Wie oft in der Woche habt ihr Sex", ist nicht gerade etwas auf das man antwortet«, sagte nun auch Momoi etwas irritiert und überflog die Fragen.
»Oder wo die Leute die Wahrheit sagen«, bemerkte Aomine.
»Wenn du eine Ziffer einträgst, lernst du mich kennen«, knurrte der Rotschopf.
»Also die Frage nach dem: "Wie gut ist dein Partner im Bett. Beziffere zwischen eins und zehn" finde ich durchaus interessant. Sind die Bögen anonym?«, fragte der Blauhaarige provozierend.
»Null«, platze da die Fotografin trocken raus.
Sie hatte es noch nicht ganz ausgesprochen da hatte sich Aomine den Rotschopf schon gepackt.
»Du freches Stück«, knurrte er gespielt beleidigt.
»Uwahh ...! Nein, los lassen!«, rief sie und versuchte ihn von sich zu drücken. »Wehe du ...! Nein!«
Aus Rache für ihren frechen Kommentar, hatte er ihr seine kalten Hände unter die Bluse geschoben. Flink sprang sie etwas von ihm weg und hob abwehrend die Hände.
»Geh dich aufwärmen, Eisberg. Ab, hinfort mit dir zum Training!«
»Ihr seid echt unglaublich«, äußerte Kaiou tonlos und schüttelte den Kopf. »Von euch kann ich vermutlich keine ehrlichen Antworten erwarten.«
»Hast du denn deinen eigenen ausgefüllt?«, fragte Momoi die Journalistin.
»Nun, ... ja. Schließlich muss man mit gutem Beispiel vorangehen.«
»Den will ich auf der Stelle sehen«, sagte Kagami-chan.
Eine heftige Röte breitete sich plötzlich auf Kaious Gesicht aus und sie sah erschrocken die Fotografin an.
»Das kann ich unmöglich dir zeigen.«
»Wieso willst du ihres sehen? Hast du Angst das dein Bruder ein befriedigendes Sexualleben hat als du?«, spöttelte Aomine.
»Es gehören immer Zwei dazu, Ahomine«, erwiderte der Rotschopf gehässig grinsend.
Diese Schlagfertige Antwort entlockte ihm ein kurzes Lachen.
»Eins zu 167 für dich, Hexe.«

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