In Schnee gekleidet

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Das Treffen neigte sich langsam dem Ende entgegen, als Kaiou die Fotografin anstieß und ihr bedeutete kurz mit ihr vor die Tür gehen zu wollen. Nickend erhob sich der Rotschopf und wollte ihrer Freundin folgen, als jemand sie plötzlich an der Hand festhielt. Überrascht wandte sie sich wieder um und sah, dass Aomine sie gepackt hatte und ihr mit der anderen Hand ihre Jacke reichte.
Verlegen lächelte sie und nahm ihm die Jacke ab. Es war ihm mehr als deutlich anzusehen, dass er ziemlich genervt davon war, für sie die Mutti zu spielen. Aber er hatte nicht die geringste Lust, sich ihr Gejammer anzuhören, wenn sie mit einer fetten Erkältung im Bett lag und den sterbenden Schwan mimte.
Nachdem Kaiou gesehen hatte, wie die beiden Wortlos miteinander agierten, schnappte auch sie sich ihre Jacke und verschwand mit der Rothaarigen vor der Tür der Karaokebar.
Fragend blickte Kagami-chan die Azurblauhaarige an, die ziemlich durcheinander wirkte.
»Ha-chan, was soll ich denn nur machen?«, fragte sie plötzlich, was der Rothaarigen die Überraschung ins Gesicht zauberte.
»Was genau meinst du?«
»Ich meine deinen Bruder«, erklärte sie. »Ich kann machen was ich will, entweder ignoriert er meine Annäherungen komplett oder er rafft es einfach nicht.«
»Ich denke Zweiteres ist der Fall«, entgegnete Kagami-chan tonlos. »Solch offensichtliche Annäherungen, ... nun, wir tun uns damit etwas schwer.«
»Du meinst er ist wirklich genauso blind und ignorant wie du?«, fragte die Journalistin verzweifelt, was ein eingeschnapptes Schnaufen der Fotografin zur Folge hatte.
»So würde ich es jetzt nicht ausdrücken, aber so ungern ich es zugebe, ja ... du scheinst Recht zu haben«, gestand Kagami-chan und schrappte erneut mit der Schuhspitze über die leichte Schneedecke. »Er macht es nicht mit Absicht.«
»Das ist mir klar, aber was soll ich denn noch machen?«
Da zuckte die Rothaarige mit den Schultern.
»Eigeninitiative zeigen?«, schlug sie vor und steckte ihre kalt werdenden Hände in die Jackentaschen. »Du selbst predigst immer „Versuch macht klug", halt dich zur Abwechslung doch mal an deine eigenen klugen Ratschläge«, plötzlich schlich sich ein leichtes aufheiterndes Lächeln auf das Gesicht der Fotografin. »Mir haben deine Tipps schließlich auch geholfen, warum also nicht bei dir?«
Das war eine gute und berechtigte Frage.
Wenn es um andere ging hatte sie immer einen saloppen Tipp parat, aber wehe es ging um sie, da stellte sie sich ja fast genauso dämlich an wie Kagami-chan.
Zustimmend nickte sie schließlich und schenkte der Größeren ein siegessicheres Lächeln.
»Du hast Recht Ha-chan. Ich werde einfach das machen was ich dir immer sage.«
»Weise Entscheidung.«
»Und das Timing könnte besser nicht sein.«
Da runzelte Kagami-chan die Stirn.
»Also das Timing? Hm ... ich weiß nicht. ... Er wird den Kopf ohnehin nicht beisammen haben, weil es da drinnen von Rivalen nur so wimmelt.«
»Genau das meine ich ja, der Zeitpunkt könnte nicht besser sein.«
»Wenn du meinst«, hing die Rothaarige schulterzuckend an. »Halt mich auch dem Laufenden, mich würde interessieren wie er reagiert.«
»Du bist gar nicht neugierig oder?«, feixte Kaiou, was Kagami-chan wiederum ein schiefes Lächeln entlockte.
»Er ist mein Bruder, da lass ich doch nicht alles was Brüste hat dran, außerdem bist du nicht besser.«
Auf diese Äußerung hin musste Kaiou lachen und umarmte ihre Freundin freudestrahlend.
Doch ihre heitere Zweisamkeit wurde unterbrochen, von einem höflichen Räuspern.
Überrascht wandten sich die beiden Mädchen dem Jungen entgegen.
»Hier herrscht ja wirklich eine ausgelassene Stimmung«, sagte der fremde Junge mit einem leichten Lächeln auf den Lippen.
Misstrauisch musterte die Rothaarige den Typen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war.
Er hatte etwas längeres schwarzes Haar, welches seine linke Gesichtshälfte etwas verdeckte. Unter seinem rechten Auge befand sich eine Art Muttermal, was ziemlich charakteristisch wirkte. Was ihr an dem Jungen überhaupt nicht passte war seine gespielte ruhige höfliche Art. Er hatte überhaupt nichts gemacht, aber er war ihr vom Grund auf unsympathisch. So etwas sollte es ja geben, immerhin waren die ersten drei Sekunden bei einer ersten Begegnung ausschlaggebend. Und diese drei Sekunden hatte er komplett verspielt.
Aber Kaiou schien das gar nicht zu bemerken, im Gegenteil. Höflich wandte sie sich dem Jungen entgegen und schenkte ihn sogar ein zaghaftes Lächeln.
»Das ist normal bei einer Weihnachtsfeier. Wir läuten die Ferien ein«, erklärte sie unaufgefordert, was Kagami-chan ein genervtes Schnaufen entlockte.
»Ach, da ist das das berühmte Weihnachtstreffen, zwischen Kaijo, Tōō und Seirin, von dem ich gehört habe? Interessant.«
In den Moment öffnete sich die Eingangstür der Karaokebar und Momoi trat heraus.
»Hey ihr zwei, was macht ihr hi-- ...«, doch sie unterbrach sich selbst als sie diese eigenartige Atmosphäre spürte, die sich auf der Straße breit machte.
Wie festgefroren standen Kaiou, Kagami-chan und dieser Junge auf dem Gehweg und stierten sich wortlos an.
Irrte sie sich, oder kam ihr der Junge nicht seltsam bekannt vor?
In der Zeit, in der sich Momoi zu ihren zwei Freundinnen gesellte, rumorte es auf eigenartige Weise in dem Rotschopf.
Wieso beschleunigte sich plötzlich ihr Herzschlag so? War es, weil dieser Junge sie ganz direkt ansah? Nein, allein daran lag es nicht, aber es war ohne Zweifel etwas in seinem Blick, was ihren Puls so rasen ließ und es war nicht angenehm. Es war als würde er sie von seinem tiefsten Inneren hassen. Er lächelte vielleicht, aber seine Augen verrieten ihn. Sie waren viel zu kühl und abweisend, geradezu herablassend wandte er sich an die Rothaarige.
»Du musst Taigas Schwester sein? Was ich überhaupt frage, es ist natürlich unübersehbar«, sagte er, doch auch das klang als würde er seine aufgesetzte Fassade wahren wollen.
Grimmig dreinblickend nickte sie. Nur weil er den Smarten Typen mimen wollte, hieß es nicht, dass sie genauso schauspielern musste. Er konnte ihre Abneigung ruhig sehen und spüren.
»Und du bist?«, fragte sie genervt und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Himuro Tatsuya«, antwortete er kurz und knapp.
In dem Moment entglitten ihr die finsteren Gesichtszüge und sie sah fast ein wenig erschrocken und fassungslos aus. Was Kaiou und Momoi nicht entging. Besorgt warfen sie der Fotografin einen Seitenblick zu, die noch immer wie versteinert den Jungen anstarrte.
»Du bist also dieser Himuro?«, knurrte Kagami-chan nun bedrohlich leise und ihre Überraschung machte nun Platz für Groll und aufsteigende Wut. Auch ihre Körpersprache hatte sich nun grundlegend geändert, sie hatte die Arme wieder gesenkt und die Fäuste geballt.
»Ach, also hat Taiga bereits etwas von mir erzählt?«, fragte er gespielt überrascht und legte ein kühles Lächeln auf.
Kaiou und Momoi sahen förmlich wie es in der Rothaarigen arbeitete und sie einfach alles hinunterschluckte. Ihre Miene verfinsterte sich von Sekunde zu Sekunde, doch sie blieb still, ging nicht weiter auf seine Frage ein, selbst nicht als der Basketballspieler sich direkt provokativ vor sie stelle und sie von oben herab musterte.
»Wie ich sehe bist du ohne ihn auch ganz gut zurechtgekommen, oder? Du scheinst den großen Bruder nicht wirklich nötig zu haben.«
Nun war es bei der Fotografin gänzlich vorbei, doch Kaiou reagierte Geistesgegenwärtig und hielt Kagami-chans rechtes Handgelenk fest, ehe diese ihre Hand bedrohlich gegen Himuro erheben konnte.
Sofort warf die Rothaarige ihrer Freundin einen bösen Blick zu, doch als Kaiou den Kopf leicht schüttelte, entspannte Kagami-chan sich sogleich wieder.
Nur Gott allein wusste, was für einen Groll sie wirklich gegen diesen Jungen hegte. Die Abneigung war schon kaum mehr messbar und würde jede Skala sprengen. Aber sie musste sich beruhigen, er hatte sie viel zu unvorbereitet getroffen und sie wollte ihrem Temperament nicht gänzlich die Oberhand lassen. Verächtlich schnaufend wandte sich der Rotschopf wieder dem Schwarzhaarigen entgegen.
»Du hast Recht. In manchen Situationen brauche ich den großen Bruder wirklich nicht. Da solltest du froh sein, dass meine kleine Freundin in der Nähe ist«, sagte sie gefährlich ruhig und wandte sich schließlich ganz von ihm ab.
Kaiou sah ihr erleichtert nach, während Momoi dem Spieler noch einen kurzen Blick zuwarf und dann der Fotografin folgte. Nur Kaiou stand noch draußen und seufzte genervt, bevor sie sich an Himuro wandte.
»Ich weiß zwar nicht wer du bist, aber was du hier veranstaltest grenzt an Suizid. Es ist unklug von dir, sie so zu reizten«, sagte die blauhaarige Journalistin ernst und taxierte ihn streng mit ihren blauen Augen, doch das Lächeln auf seinen Lippen verschwand nicht.
»Frag einfach mal Taiga, wenn es dich interessiert«, entgegnete er und warf noch einen letzten Blick zur Tür. »Ich denke ich sollte nicht dazwischen platzen.«
»Was willst du eigentlich hier? Bist du nur da um Ärger zu machen?«, wollet Kaiou nun wissen.
»Ärger? Mir liegt nichts ferner. Ich wollte lediglich sehen ob die Gerüchte um dieses „ominöse" Treffen stimmen. Ich hab mich überzeugt und nun ...«, er hob, sich verabschiedend, die Hand, »... verabschiede ich mich wieder. Schön Abend noch.«
Statt ihm den „schönen Abend" zu erwiedern knurrte Kaiou verächtlich und sah ihm noch eine Weile nach.
Wenn das der Himuro Tatsuya war, weshalb ihre Freundin vor wenigen Monaten noch so schlecht auf ihren Bruder zu sprechen war, verhieß das nichts Gutes. Da war definitiv Ärger im Verzug und dem wollte sie so gut es ging entgegensteuern.
Eine verärgerte Fotografin und Freundin konnte sie nicht gebrauchen und einen wütenden Schwarm auch nicht, das ließ ihre Chancen sonst noch gen Nullpunkt sinken.
Nun war es an ihr die Hände zu Fäusten zu ballen und mit ernster Miene betrat sie wieder die Lokalität.

In der Bar selbst ließ sich zu Kaious Erstaunen die Rothaarige nichts anmerken, sie spielte die Heitere so gut, dass es schon fast Oscarreif war. Wofür ihr die Blauhaarige in diesem Moment mehr als dankbar war. Denn so sah sie ihre Chancen, sich erneut vor ihr ausbreiten.
Zielstrebig ging sie auf den rothaarigen Power Forward zu und tippte ihn vorsichtig auf die Schulter.
»Kagami-kun.«
Überrascht drehte er sich zu ihr um.
»Wollen wir nicht ein Duett anstimmen?«, fragte sie und deutete auf die kleine Bühne am anderen Ende der Bar, auf der bereits zwei Spieler der Kaijo-High Arm in Arm mit zwei anderen der Tōō-High ein heiteres *"We are the Champions" trällerten. Wenn sie nicht wüsste das Alkohol unter Jugendlichen verboten war, hätte sie fast darauf gewettet, dass welcher im Spiel war. Warum sonst lagen sich die Jungs sonst so in den Armen? Aber dem war nicht so, es war einfach die Stimmung und die konnte anheizender sein als jeder Promillespiegel. Und von der Rivalität, die auf dem Spielfeld herrschte, war hier nichts zu spüren.
Abwehrend hob Kagami-kun schließlich die Hände und ein leicht verlegenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
»Ähm, ... das ist keine gute Idee. Singen liegt mir nicht.«
»Es geht auch nicht ums Können, sondern um den Spaß dabei«, versuchte sie ihn weiter zu überreden und schnappte sich nun seinen Arm. »Komm, versuchen wir es einfach.«
In den Moment wo Kaiou den Hünen wirklich auf die Beine zerrte entfuhr seinem Zwilling ein belustigtes Lachen.
»Er gibt es nicht zu, aber er kann sogar dreistimmig singen. Laut, schief und mit wachsender Begeisterung«, witzelte die Fotografin und erntete dafür einen blick von der bösen Sorte von Kagami-kun, was sie jedoch mit einem schiefen, finsteren Grinsen quittierte.
Tja, da hatte Kaiou also ihren Willen durchgesetzt. So einfach war das manchmal.

Der Abend neigte sich nun gen Ende und die Schüler verabschiedeten sich voneinander.
Kein böses Wort wurde getauscht, kein Streit ausgefochten und selbst Wakamatsu hatte sich zusammengerissen und sich sogar mit Haykawa Mitsuhiro dem Power Forward von Kaijo zusammengesetzt und geredet, in einem für die beiden doch recht normalem Ton.
Alles in allem war das ein wirklich vielversprechender Abend gewesen und das Kagami-chan Himuro begegnete, hatte sie auch recht schnell verdrängt. Langsam verabschieden sich nun auch die Letzten und traten den Heimweg an. Auch Riko und Hyūga setzten sich langsam in Bewegung.
Es war für den Kapitän der Serin-High eine Selbstverständlichkeit die kleine Braunhaarige nach Hause zu bringen. Zumal er auch unbewusst fürchtete, dass ihr Vater ihm irgendein Leid antun würde, sollte er sie nicht begleiten.
Und so gingen beide nebeneinander her und ließen den Abend Revue passieren.
Entgegen aller Erwartungen war es wirklich ein angenehm abwechslungsreicher und fröhlicher Abend gewesen. So konnten die Ferien wirklich beginnen.
Mit einem Lächeln im Gesicht sah Hyūga in den Schneewolken verhangen Himmel und genoss die kühle Abendluft. Bis er merkte, dass Riko nicht mehr neben ihm herging. Suchend blickte er sich um, bis er sich umdrehte und just in dem Moment ein Schneeball angeflogen, welcher ihn punktgenau im Gesicht traf.
Ein lautes, schadenfrohes, helles Lachen war zu hören und mit einem tiefen Grummeln wischte er sich den Schnee aus dem Gesicht und richtete sich die Brille.
Sein Coach fand das offensichtlich sehr komisch, und hielt sich vor Lachen sogar den Bauch.
Aber Rache war Blutbad. Flink bückte sich der Shot Guard und sammelte Schnee zusammen, den er in die gewünschte runde Form presste und behände Schwung holte. Zielsicher traf er sie ebenfalls im Gesicht, was ihr einen spitzen erschrockenen Schrei entlockte, ehe sie wieder anfing zu lachen.
So ging es eine Weile hin und her, bis beide etwas erledigt und laut lachend den weiteren Heimweg antraten.

Damit Kaiou nicht allein nach Hause ging, hatte sich Kagami-kun bereit erklärt sie zu begleiten. Wobei bereit erklärt nicht ganz stimmte.
Seine Schwester hatte ihn in einer ruhigen Minute zur Seite genommen und ihn darum gebeten, sie sicher nach Hause zu bringen, da niemand weiter in ihre Richtung ginge.
Als er das erfahren hatte, hatte er nicht lange überlegt und zugestimmt. Er war nicht der Schlag Junge, der ein Mädchen im Dunkeln allein durch die Straßen gehen ließ und so gingen beide nun schweigend nebeneinander her.
Ab und an drang ein leises frösteln an seine Ohren, welches Kaiou von sich gab, bis er zu der Journalistin sah und begriff warum sie so schlotterte.
»Du hast ja kaum was an«, mahnte er die Blauhaarige, die ihn verlegen ansah.
»Naja, vorhin war es noch nicht so kalt und da dachte ich, ich könnte den Schal und die Mütze zu Hause lassen«, gestand sie und zog sich ihren Jackenkragen etwas zurecht.
Das Elend konnte ja keiner mit ansehen. Also griff sich Kagami-kun behände seinen Schal und nahm ihn sich ab und legte ihn Kaiou um, die mit einem Male Rot wie ein Hydrant war. Wie festgefroren, sah sie zu dem Power Forward auf, der den Schal noch richtete und sie weiter mahnend ansah.
»Es ist Winter, wie kannst du davon ausgehen, dass es abends noch mild ist?«
»Ich bin Optimistin.«
»Du bist leichtsinnig.«
»Ok, das auch«, sagte sie schließlich kichernd und mummelte sich in den warmen Schal, der noch die Restwärme des rothaarigen Hünen hatte.
»Sag mal, Kagami-kun ...«, begann Kaiou vorsichtig und hatte somit die volle Aufmerksamkeit des Rotschopfes. »... h- hast du ...«
Wieso bestand ihr Hirn plötzlich aus Stichpunkten? Das war ja peinlich! Mussten ihre Synapsen ausgerechnet jetzt Schockgefroren sein?
»Hab ich was?«, fragte er und legte die Stirn in Falten, während er weiter ging.
»... e-eine ...« VERDAMMT, jetzt frag endlich! Und stell dich nicht so an!, hämmerten die Gedanken in ihrem Kopf. Aber es kam einfach nicht über ihre Lippen. Stattdessen blieb der Power Forward nun stehen und sah sie fragend an.
Alles weitere was dann geschah, hatte nichts mehr mit dem rationalen Denken zu tun, welches sie so anpries. Dadurch, dass ihr Hirn nicht arbeiten wollte und ihr den Dienst komplett versagte, entschied es sich dafür einen Kurzschluss zu verursachen und schickte total falsche Signale durch ihre Sehnen und Nerven.
Mit einem großen Schritt stand sie nun direkt vor Kagami-kun und griff ihn sich ohne Vorwarnung am Kragen seiner dicken Winterjacke.
Mit ungeahnter Kraft, die sie in ihren dünnen Ärmchen hatte, zog sie den Hünen zu sich hinab, stellte sich selbst auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Einfach so, ... aus der Not heraus, weil sie einfach nicht diese blöde Frage stellen konnte. Da hieß es improvisieren, oder wie sie gerne sagte: „Eigeninitiative zeigen".
Und das tat sie. Nach wenigen Augenblicken löste sie sich wieder von ihm und sah ihn mit tiefrotem Gesicht an. Er selbst sah nicht minder erschrocken und überrascht aus. Völlig perplex und etwas neben sich stehend blinzelte er ein paar Mal, rührte sich jedoch nicht vom Fleck.
Langsam dämmerte es ihm, was sie hatte fragen wollen und ein leichter Rotschimmer legte sich auf sein Gesicht, eher er schwer schluckte und dann sagte: »Die Antwort ist „nein".«
Etwas fassungslos stierte Kaiou ihr Gegenüber an und ihr entglitt augenblicklich jede Mimik. Langsam ließ sie die Hände sinken und ihren Kopf ebenfalls.
Da schwante Kagami-kun das er sich falsch ausgedrückt hatte und wedelte abwehrend und etwas unbeholfen mit den Händen.
»Moment, ich meine nicht „nein" in dem Sinne. Es ging ...«, versuchte er zu erklären, woraufhin die Blauhaarige wieder aufsah. »... ich meinte damit deine Frage.«
»Meine Frage?«, entfuhr es ihr mit hochrotem Kopf und sofort klatschte sie sich verlegen die Hände an die Wangen. »Meine Frage? Also, das ist so ... ich meine, es tut mir Leid ..., das war total blöd und aufdringlich von mir ... und ... ähm ... also«
Nun war es komplett aus. Dass sie selbst sich mal so ungeschickt anstellen würde, darauf hätte sie nie gewettet. Sie selbst hielt sich eigentlich immer für den selbstsicheren und direkten Typen ... obwohl ... direkt war sie offensichtlich, nur das mit der Selbstsicherheit war noch ausbaufähig.
»Komm, ich hab Haruka versprochen dich sicher nach Hause zu bringen«, sagte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf während er ihr unsicher seine linke Hand entgegen streckte.
Von einem Moment auf den anderen hellte sich das Gesicht von Kaiou auf und sie strahlte den Power Forward an. Dankbar verschlang sie ihre kalten Finger in seiner großen warmen Hand und ließ sich von ihm nach Hause geleiten.
Tja, manchmal war das alles so einfach.

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