Willkommen zurück Freunde der Nacht und des schlechten Geschmacks,
Obwohl es ist ja eine neue FF.
Sei es drum :D.
Ich freu mich das sich vielleicht auch hier der ein oder andere Leser her verirrt hat. Wie auch bei "Camera Obscura", werde ich mich nicht strickt an die Timeline von "Kuroko no Basket" halten. Es wird wieder ein wenig durcheinander geraten, da ich die Handlung entsprechend anpassen muss. Ich hoffe das stört nicht all zu sehr :)
Nun denn, will ich nicht weiter aufhalten.
Viel Spaß mit dem ersten Kapitel und auf bald :D
Eure Jo ^_^Y
* "Baba Jaga" https://de.wikipedia.org/wiki/Baba_Jaga
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Laut quietschten die Sohlen der Spieler auf dem Hallenfußboden, während die Jungen hin und her rannten. Kaiou Suki sah den Jungen dabei zu, wie sie trainierten, während ihre beiden Freundinnen Momoi Satsuki und Kagami Haruka Gesellschaft leisteten. Wobei Momoi die Jungs noch genauer unter die Lupe nahm. Nach der Niederlage gegen die Seirin-High, gleich in der ersten Runde des Winter Cups, war die Mannschaft ohnehin brutal auf dem Boden der Tatsachen gelandet. Und auch wenn Kaiou und Momoi fast damit gerechnet hatten, dass die Spieler ihren Frust an der Fotografin auslassen könnten, war dies nicht der Fall, was die Mädchen beruhigte. Denn auch wenn die Rothaarige die Schwester des Power Forwards der Seirin-High war, so konnte sie im Endeffekt ja nichts dazu.
Mit einem Lächeln im Gesicht dankte Kaiou still einer höheren Macht, dass die Jungs doch reifer waren als sie dachte. Für die Mannschaft hieß es nunmehr, an sich arbeiten und es beim nächsten Mal besser machen.
Plötzlich vernahm die Journalistin einen Schatten, der auf die Mädchen zuflog und sie stieß ihre rothaarige Freundin aufmerksam machend an.
Im hohen Bogen kam der orangene Ball angeflogen, während sich die Fotografin zeitgleich umdrehte. Erschrocken japsten Kaiou und Momoi auf und wichen von der Rothaarigen zurück. Der Ball kullerte nun über den Boden, als wäre nichts gewesen, während Kagami-chan auf selbigem hockte und sich die Nase hielt.
»Jungs, das war doch jetzt nicht euer Ernst, oder?«, fragte der Rotschopf genervt raunend und ihr traten augenblicklich die Tränen in die Augen. Der Ball hatte sie punktgenau an der Nase getroffen und ein Rinnsal Blut floss ihr aus dem geschundenen Riechorgan.
»Ha-chan, ist alles in Ordnung?«, fragte Momoi erschrocken und legte ihr die Hand auf die Schulter.
»Prima, ganz toll«, knurrte ihre Freundin und versuchte sich auf wackeligen Beinen aufzustellen. So sehr es auch wehtat, hielt sie sich mit Daumen und Zeigfinger die Nase zu, damit das Blut nicht noch mehr hinauslief.
Doch Kaiou musste sich dennoch ein Grinsen verkneifen. Hätte sie ihre Freundin nicht gewarnt hätte Kagami-chan den Ball nur gegen den Hinterkopf bekommen. Wobei sich beides vom Schmerzfaktor her nicht viel genommen hätte.
Sogleich kam eine Handvoll der Spieler, denen der Ball abhandengekommen war, herbei geeilt. Darunter war der blonde Center und baldige Kapitän der Mannschaft Wakamatsu Kōsuke, der sich sofort der Rothaarigen annahm, die mit Tränen in den Augen sich die Nase noch immer hielt.
»Ach Herrjeh. Hab ich dich etwa abgeschossen?«, fragte er und wollte sich sein angerichtetes Massaker genauer ansehen, doch sie schob seine Hand zur Seite.
»Nicht anfassen«, brummte sie, doch das entlockte ihm ein entschuldigendes Lächeln.
»Das nenne ich Zielgenauigkeit«, feixte ein anderer und klopfte Wakamatsu kumpelhaft auf die Schulter. Woraufhin Kagami-chan dem „Kumpeltypen" einen vernichtenden Blick zuwarf.
»Jetzt schulde ich dir wohl einen Milchshake, oder?«
»Einen? Du hast mir die Nase gebrochen«, sagte sie wehleidig.
»Es tut mir leid. Du solltest wohl ins Krankenzimmer gehen«, schlug der Center vor und wechselte einen Blick mit Kaiou und Momoi.
»Ich bringe sie hin«, meldete sich die Azurblauhaarige zu Wort und führte die Fotografin aus der Halle.
»Du bist ein toter Mann wenn Aomine-san das erfährt«, hauchte Sakurai verängstigt.
Der Center war sich dessen durchaus bewusst, doch Wakamatsu antwortete nur nüchtern: »Ich weiß.«
Das war ja wieder klar, dass es sie erwischte. Das Schicksal konnte es aber auch nicht sein lassen. Hätte sie doch nur nicht reagiert, als Kaiou sie anstieß. Nun lag sie hier auf einer Pritsche, weil ihr Kreislauf zusammen gesackt war, im Krankenzimmer, in dem Kaiou sie abgeliefert hatte und wartete darauf, dass die Krankenschwester wiederkam. Naja, solange musste das Taschentuch reichen, welches ihr in die Hand gedrückt wurde. Langsam schien auch der Schmerz nachzulassen, oder bildete sie es sich ein? Irgendwie war ihr ganz schwindelig und schlecht. War der Aufprall des Balles wirklich so hart gewesen? Sie beschloss für einen kurzen Moment die Augen zu schließen und nicht an den Schmerz zu denken.
Hoffentlich kam die Krankenschwester bald. Leicht vor sich hindösend bemerkte sie nicht, wie die Tür sich öffnete und sich ihr jemand näherte. Und durch den Vorhang, der als Sichtschutz zum Rest des Raumes diente, hätte sie es ohnehin nicht gesehen. Vorsichtig ließ sie die Hand, die sie an der Nase hielt sinken, die Augen noch immer geschlossen. Dann spürte sie den leichten Luftzug, ehe sie merkte, dass sich dich Matte senkte. Langsam öffnete sie die Augen und richtete sich leicht auf.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie überrascht und leicht verärgert. Ihre Stimme klang noch immer, als wäre sie erkältet, da sie heftig durch die Nase sprach. Schnell versuchte sie mit ihrer Hand ihre Nase zu bedecken, doch er hatte es bereits gesehen und musste leicht lächeln.
»Nimm die Hand runter«, sagte der Blauhaarige und griff sich ihre Hand. Eingeschnappt und mit deutlichem Trotz im Blick ließ sie wiederwillig ihre Hand sinken. Als er das ganze Ausmaß ihres „Unfalles" sah, musste er erneut schmunzeln.
»Das sieht wirklich übel aus. Sicher, dass es nur der Ball war?«
»Woher weißt du das schon wieder?«, wollte sie wissen und tupfte sich erneut die Nase vorsichtig mit einem Taschentuch ab.
»Satsuki hat es mir gesagt als ich in der Halle ankam, und Wakamatsu wirkte etwas angespannt. Ich glaube er hat ein schlechtes Gewissen. ... ... Was er auch haben sollte«, hängte Aomine leicht verärgert an.
»Es war keine Absicht, also lass es gut sein«, murrte sie und lehnte sich wieder zurück, »Geh lieber zum Training.«
Mit der Hand wedelnd versuchte die Rothaarige ihn wie eine lästige Fliege zu verscheuchen, doch er war wesentlich schwerer loszuwerden.
»Du brauchst gar nicht die Starke zu mimen«, schnurrte er und tippte leicht ihre Nase an, woraufhin sie ihm sofort einen Schlag mit der flachen Hand gegen den Oberarm gab.
»Spinnst du?! Das tut weh!«, motzte sie und saß nun aufrecht auf der Matte. Der Schmerz war ihr bis in die Ohren gezogen und trieb ihr sofort erneut die Tränen in die Augen.
»Oh, du scheinst wirklich kräftig eine drauf bekommen zu haben«, bemerkte der Hüne und zog die Stirn kraus.
»Ja, und da musst du nicht noch nachhelfen und mich endgültig verstümmeln«, brummte sie und legte ihre Hand an die Stirn, »Mir ist schlecht, ich glaube der Ball hat mir die Nasenwurzel ins Hirn geschoben.«
»Hab dich nicht so. So eine platte Nase und ein blaues Auge haben etwas verwegenes«, säuselte er, während er vorsichtig ihr Kinn anhob, nun glitt erneut ein Schmunzeln über sein Gesicht. Es war schon fast niedlich wie ramponiert sie aussah.
Eingeschnappt warf sie ihm einen Blick von der Sorte „Mach-nur-weiter-so-und-du-wirst-schon-sehen-was-du-davon-hast" zu. Bei Männern war es vielleicht ein Makel den man auf Zeit attraktiv fand, aber sie wollte nicht mit einem farbenfrohen Veilchen herumrennen und so wie ihr das Riechorgan wehtat, würden sich wohl bald auch die Bereiche unter ihren Augen verfärben.
Großartig!
Na, was wollte sie denn mehr?
Plötzlich spürte sie eine große raue Hand auf ihrer, die sie neckisch in den Handrücken kniff. Verärgert zog sie die Hand zurück.
»Sag mal, willst du mir absichtlich Schmerzen zufügen, du kleiner Sadist?«, knurrte sie und funkelte ihn böse an.
»Schmerzverlagerung«, sagte er trocken und zuckte mit den Schultern. Doch ehe sie weiter wettern konnte, öffnete sich die Tür erneut und die Krankenschwester kam die Tür hereingeschritten, mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht, wandte sie sich sogleich an die Fotografin.
»Oh, das sieht aber böse aus«, sagte sie prompt als sie einen flüchtigen Blick auf die Nase warf, »Da wirst du wohl zum Chirurgen müssen.«
Toll. Ganz toll, genau darauf hatte sie sowas von gar keine Lust.
Nach dem Training ging Kaiou gedankenverloren mit ihrem Schreibblock in der Hand über den verschneiten Schulhof. Sie hatte mal wieder Lust auf ein gemütliches Wochenende. Vorzugsweise nicht alleine und das ganze vor Weihnachten. Vielleicht sollte sie mal wieder einen gemütlichen Videoabend machen, ... mit Momoi und Kagami-chan, das klang doch schon mal nicht schlecht. Vielleicht konnte sie auch Kagami-kun überreden, dass er mal vorbei schaute. Bei den Gedanken presste sie ihren Block ganz nah an ihre Brust und atmete tief durch. Seit dem Seirin gegen ihre Schule gewonnen hatte, war der Rothaarige für die Journalistin noch interessanter geworden. Sie hatte zwar schon immer eine kleine Schwäche für den Power Forward gehabt, aber das wurde dadurch noch verstärkt. Mit roten Wangen ging sie weiter ihres Weges und zog ihr Handy hervor.
Vielleicht sollte sie mal Kagami-chan von ihrer Blitzidee berichten, mal sehen was die davon hielt und ob sie Lust dazu hatte. Außerdem konnte sie wohl eine kleine Abwechslung nach ihrem Nasendilemma gebrauchen.
Von leichter Vorfreude gepackt wählte sie die Nummer ihrer Freundin und wartete gespannt ab.
Das Wochenende versprach spannend zu werden.
Wenige Tage später war es auch schon so weit. Der Freitag war unbestreitbar der schönste Tag der Woche, denn dann hieß es Wochenende! Und da Momoi und Kagami-chan dem Videoabend zugesagt hatten, stand dem auch nichts mehr im Wege. Kurzfristig würde sich dann noch entscheiden ob auch der Zwilling der Fotografin an den Videoabend teilhaben würde und natürlich Kuroko, auf Momois Wunsch hin. Aber eigentlich standen die Chancen ganz gut. Dem Abend entgegenfiebernd beschleunigte die Azurblauhaarige ihren Schritt nach Hause, immer im Hinterkopf habend, dass Kagami-kun auch bald vor ihrer Tür stehen würde.
Aber was sollte sie nur anziehen?
Als ihr der Gedanke durch den Kopf zog, legte sie die Stirn in Falten.
Wieso machte sie sich über derart Sinnloses Gedanken?
Kagami-kun wirkte nicht wie die Art Junge, die sich viel drum scherten wie ein Mädchen aussah. Vermutlich stand er ohnehin eher auf die „Naturbelassenen" Mädchen, die sich nicht übertrieben schminkten und aufhübschten und sich wie ein Model präsentierten. Das erinnerte sie daran wie er Shirahama hatte abblitzen lassen. Das war vermutlich nur gewesen, weil sie Grund allen damaligen Übels war, aber auch so machte er nicht den Eindruck auf sie, jedem aufgetakelten Weibsbild hinterher zu hetzten.
Na da wäre das ja ein Problem weniger, da konnte auch ihre Lieblings-Jogginghose mal etwas Aufmerksamkeit abbekommen. Schließlich sollte es gemütlich werden.
Hach, wie sie sich freute.
Und schon rannte sie den Rest des Weges nach Hause.
Die Rothaarige war indes ziemlich zerknirscht nach Hause gegangen und hatte sich sofort in ihr Zimmer verkrochen. Sie hatte eigentlich gar keine Lust auf diesen Filmeabend. Klar, sie hatte zugesagt, aber eigentlich nur damit Kaiou sie nicht weiter nervte. Ihr tat noch immer höllisch die Nase weh, auch wenn der Arzt ihr versicherte, dass es lediglich nur eine fiese Prellung war, aber nicht weiter tragisch. Im Spiegel an ihrem Kleiderschrank begutachtete sie rasch ihre Nase. Die Schiene war nicht schön, aber sie verhinderte immerhin, dass ihr die Nase zu sehr schmerzte und sie bekam anständig Luft durch die Nase, was wollte sie also mehr?
Vorsichtig fuhr sie mit ihrem Finger über den Wangenknochen. Die dunkle Färbung von der Prellung war schon deutlich zurückgegangen, na, immerhin etwas.
Plötzlich hörte sie die Klingel, aber da ihre Tante da war, ging sie nicht zur Tür. Stattdessen ließ sie sich wenig elegant auf ihr Bett fallen und atmete tief durch.
Am liebsten würde sie hier liegen bleiben.
Die Augen fest verschlossen lag sie auf ihrer Matte und schnappte sich ihr Kissen, welches sie lieblos zusammenknüllte und sich gegen die Brust drückte.
Sie hasste diese Jahreszeit, es war kalt, ungemütlich, dunkel und Weihnachten stand vor der Tür. Boar nee, Weihnachten. Genervt brummte sie, bis sie hörte, wie sich ihre Tür öffnete.
Überrascht schaute sie auf und setzte sich aufrecht hin.
»Was machst du denn hier?«, fragte sie überrascht.
»Tolle Begrüßung. Wirklich, da fühlt man sich doch gleich geliebt«, entgegnete Aomine sarkastisch und schloss die Tür hinter sich.
»Wir haben uns den ganzen Tag in der Schule gesehen.«
»Ich bin hier, weil deine Tante angerufen hat«, erklärte er.
Verwirrt schoss eine ihrer Brauen in die Höhe und sie sah ihn skeptisch an.
»Meine Tante?«
»Ja, sie meinte sie macht sich Sorgen wegen deiner Nase«, nachdem er das geäußert hatte, musste der Blauhaarige sich ein Grinsen verkneifen, »Du weißt schon, das große klobige Ding in der Mitte deines Gesichtes.«
Er hatte es noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte sie ihm das Kissen so stark sie konnte entgegengeworfen, doch er fing das Federkissen auf halbem Wege ab und kicherte gehässig in sich hinein.
»Warum so kratzbürstig?«, fragte Aomine schmierig grinsend und legte das Kissen bei Seite, »Du gehst mich in letzter Zeit wegen jeder Kleinigkeit an.«
»Entschuldige«, sagte sie daraufhin kleinlaut.
»Ist irgendetwas passiert?«, wollte er wissen.
»Nein, ... mir tut nur noch immer die Nase weh. Nichts weiter«, wank sie ab.
»Ha-chan! Kommst du mal bitte!«, hörte sie plötzlich die Stimme ihrer Tante rufen.
Seufzend erhob sie sich und wandte sich an Aomine.
»Ich bin gleich wieder da«, daraufhin war sie aus dem Zimmer verschwunden. Aomine stand noch immer mit den Händen in den Taschen da und runzelte fragend die Stirn.
Da war doch schon wieder irgendwas im Busche. Sie verhielt sich ja nicht ohne Grund so gereizt und abweisend. Er dachte eigentlich, dass es sich langsam eingerenkt hatte, es lief doch alles eigentlich ganz gut. Sich fragend am Hinterkopf kratzend drehte er sich ihren Schreibtisch entgegen, neben dem ein großes Bücherregal stand.
Desinteressiert las er die Buchrücken und schnappte sich nach Zufallsprinzip eines der Bücher.
Bei genauerer Betrachtung sah er, dass es ein Sachbuch für Fotografie war. Das hätte er sich eigentlich denken können. Der Großteil der Bücher handelte davon, welche Belichtung am geeignetsten in bestimmten Situationen war und aus welchen Winkeln und Perspektiven die Bilder am besten wirkten.
Sie nahm die Sache wirklich ernst. Gelangweilt blätterte er sich durch das Buch und sah sich nur die Fotos an, die zugegeben, wirklich super waren. Wie würde sie jetzt sagen? Atmosphärisch.
Im Augenwinkel sah er, wie etwas aus den Buch hinaus fiel und gleitend zu Boden schwebte.
Verwundert sah er auf den Zettel und stellte das Buch zurück in das Regal. Die Stirn runzelnd hob er es auf, es sah schwer nach einem Foto aus, einem das noch gar nicht so alt wirkte.
Auf der weißen Rückseite stand ein Datum, mehr nicht. Neugierig drehte Aomine das Bild herum und sah es sich genau an.
Überraschung legte sich auf seine Miene, es war allem Anschein nach eine Art Familienporträt. Unverkennbar ihre Eltern und ihr Bruder.
Die ältere Frau, die auf dem Bild an der Seite saß und sanft in die Kamera lächelte, hatte lange rotschwarze Haare, die ihr locker über die Schultern fielen. Ihre ausdrucksstarken Augen zeugten von einem gesunden Selbstvertrauen. Die zwei Kinder, die zu ihrer rechten saßen waren allem Anschein nach die Zwillinge.
Aomine musste kräftig schlucken, als er die Fotografin erkannte. Sie wirkte auf den Bild so anders. Sie trug ihre Haare lang, den Pony vorne gerade geschnitten, was sie irgendwie niedlich wirken ließ und sie lächelte, sie wirkte sichtlich zufrieden und glücklich und auch ihr Bruder hatte auf dem Bild eine eigenartig unbekümmerte Ausstrahlung. Dann glitt sein Blick zu dem Mann der hinter den Kindern stand und schief grinste. Er wirkte wie ein ernst zu nehmender und knallharter Geschäftsmann. Das lag vermutlich an diesem harten kühlen Blick den er hatte, obwohl er lächelte wirkte er böse.
Stirnrunzelnd betrachtete er das Foto.
Wenn er ehrlich war, hatte sie ihm noch nie etwas über ihre Eltern erzählt. Die Einzigen, die er aus ihrer Familie kannte, waren ihr Bruder und ihre Tante. Und ihre Tante Mayu hatte wirklich keinerlei Ähnlichkeit mit ihr. Was Kagami Taiga wieder wett machte und die Ähnlichkeit unbestreitbar war.
Doch wenn er so die Mutter betrachtete, hatten die Zwillinge definitiv so ziemlich alles von ihr. Die Haarfarbe, die Augen, den Teint. Nur der Blick, den schienen beide von ihrem Vater zu haben.
Den Kopf leicht schieflegend, betrachtete der Blauhaarige weiter prüfend das Bild.
Ihre Mutter war auffallend hübsch. Das hätte er nicht gedacht. Kagami-chan war an sich auch nicht hässlich, aber es schien dennoch irgendetwas zu fehlen, was ihre Mutter definitiv zu haben schien. Nur wollte ihm einfach nicht auffallen was es war.
Plötzlich wurde ihm das Foto förmlich aus der Hand gerissen. Fragend sah er der Fotografin nach, die sichtlich wütend das Bild lieblos in einer Schublade verstaute und sich mit bösem Blick zu ihm umdrehte.
»Hör auf in meinen Sachen zu stöbern.«
»Es ist mir entgegen gefallen«, sagte er nüchtern.
Mit einem kurzen verärgerten Laut war es für sie auch abgehackt, doch ihn hatte die Neugier gepackt, denn jetzt wo er sich genau umsah, bemerkte er, dass nicht ein Foto an der Wand hing, oder auf dem Schreibtisch stand. Sie war Fotografin und besaß nicht ein Foto, das war reichlich merkwürdig, also hakte er nach.
»Was machen deine Eltern eigentlich beruflich?«, versuchte er die Frage beiläufig klingen zu lassen, doch sie überging die Frage einfach und wühlte in ihrer Tasche.
»Hast du mein Handy gesehen? Ich kann es nicht finden, hab es wohl wieder verlegt«, sagte sie ablenkend und suchte weiter nach ihrem Telefon.
»Du brauchst gar nicht versuchen meiner Frage auszuweichen«, erwiderte Aomine ernst.
Da schnaufte sie einmal verächtlich auf und drehte sich ihm nun entgegen. In ihrer Miene war blanke Ablehnung und Dessinteresse zu erkennen.
»Weiß ich nicht.«
»Wie bitte? Du musst doch wissen was ...«
»Tu ich aber nicht und jetzt frag nicht weiter«, blockte sie ab und öffnete nun eine andere Schublade um nach dem Handy zu suchen.
Schulterzuckend nahm er die ziemlich abwehrende Antwort hin und setzte sich auf ihr Bett, weiter beobachtend wie sie ihr Zimmer auf den Kopf stellte.
Als er sich seufzend zurücklegte, spürte er etwas hartes an seiner Schulter und setzte sich sofort wieder auf um zu ergründen was es war. Als er unter die Decke gegriffen hatte hob er missmutig eine Braue.
»Hey, Kagami.«
Als die Angesprochene sich ihm entgegen drehte, warf er ihr das Handy entgegen, welches sie gerade so noch auffing.
»Danke«, nun schien sich ihre Laune erheblich gebessert zu haben, »Sehr schön, nun kann ich Suki und Momo absagen.«
»Du willst was?«, fragte der Power Forward verdutzt.
»Ja, ich hab keine Lust auf diesen blöden Filmabend«, murrte sie und eine leichte Röte breitete sich auf ihren Ohren aus.
»Du weißt schon, dass mir Satsuki schon seit Tagen damit in den Ohren liegt, oder? Wenn du das jetzt absagst hör ich mir ihr Gejammer Wochenlang an.«
»Nimm es hin wie ein Mann«, gab die Rothaarige flink zur Antwort und tippte hastig eine SMS, doch ehe sie auch nur weiter machen konnte, hatte Aomine ihr das Handy entrissen.
»Du gehst da hin, keine Wiederrede.«
»Wer bist du? Mein Vater? Vergiss es«, empörte sie sich und hielt auffordernd die Hand hin, »Und jetzt gib das Ding her.«
»Was für Filme wollt ihr euch denn ansehen, dass du keine Lust drauf hast?«
»Weiß ich nicht, irgendwelche Liebesschnulzen und darauf hab ich keinen Bock, ich hab meine eigene Schnulze, die reicht.«
»Vorsicht, Hexe. Diese Liebesschnulze kann ganz schnell in einer Tragödie enden.«
»Bei dir wohl eher in einem Porno«, sagte sie trocken und hob eine Braue.
Woraufhin er nur finster grinste.
»Du brauchst dir bei eurem Weiberabend keine Pornos ansehen, wenn das das Problem sein sollte. Sag einfach Bescheid, du bekommst die Livevorstellung«, raunte er.
»Idiot«, knurrte Kagami-chan nun und versuchte ihm das Handy zu entreißen. Leider gelang ihr das nicht so wie sie es geplant hatte, denn bei ihrem zweiten Versuch verlor sie das Gleichgewicht und riss den Hünen zu Boden. Mit einem dumpfen Aufschlag waren beide gen Boden gefallen. Wenig elegant, war die Fotografin auf ihm gelandet und lag einen kurzen Moment der Länge nach über ihm, doch schnell wog sie ihre Chancen ab und griff erneut nach dem Mobiltelefon.
»Vergiss es, Hexe. Da musst du früher aufstehen«, sagte er herausfordernd und hielt das Handy soweit es seine Arme zuließen weg von ihr.
»Mann, stell dich nicht so an. Gib her.«
Da zog er sie kurz an ihrem Hosenbund etwas zurück, so dass ihre Gesichter sich wieder auf einer Höhe befanden.
»Hab ich schon erwähnt, dass ich bestechlich bin?«, ließ er selbstgefällig grinsend verlauten, was sie noch mehr provozierte.
»Vergiss - ...«
Doch ehe ein weiterer Laut des Protestes über ihre Lippen kam, brachte er sie schon zum Schweigen und hatte sie zu sich herunter gezogen, und ihr einen Kuss aufgedrückt. Die Zeit in der sie zu perplex war etwas zu unternehmen, hatte er mit einer Seitwärtsrolle schon die Positionen gewechselt und befand sich nun über der sichtlich genervten Rothaarigen, die mit der sich entwickelnden Situation ziemlich unzufrieden wirkte.
»Ich bin immer noch bestechlich«, flüsterte er und beugte sich wieder zu ihr herunter, als ihn plötzlich etwas am Hinterkopf traf. Etwas überrascht, hob er den Kopf, richtete sich etwas auf und suchte den Boden nach dem Gegenstand ab. Auch Kagami-chan wirkte überrascht und hatte sich auf die Ellenbogen abgestützt.
Als er sah was da lag, durchfuhr ihn ein plötzlicher Schreck und beide Jugendliche wandten ihren Blick zur Tür.
»O... – O-ba-san«, stammelte Kagami-chan verlegen, auch Aomine schien die Situation unangenehmer zu sein, als er selbst es für möglich hielt.
»Was denn? Ich wollte nur sichergehen, dass ihr es dieses Mal nicht vergesst«, sagte Mayu-san die schmierig grinsend im Türrahmen stand.
Leicht fassungslos sah der Hüne die Ältere an.
Hatte sie ihm gerade wirklich eine Packung Kondome gegen den Kopf geworfen?! Unfassbar!
»Ich wollte wirklich nicht stören, aber nach der Letzten ... Misere, ... nun ... außerdem hat es ziemlich übel gerumst, da sah ich es als meine Pflicht an nachzusehen«, sagte die Schwarzhaarige ganz ungeniert.
»Und anklopfen?«, entfuhr es der Fotografin und sie schob den noch immer leicht perplexen Aomine von sich herunter, der sich dann auf den Boden setzte.
»Hab ich«, sagte sie verteidigend, »Aber ich kann das verstehen, wenn man im Eifer des Gefechtes nichts hört und wahrnimmt.«
Nun fuhr Kagami-chan eine heftige Röte ins Gesicht und auch Aomine wirkte leicht verlegen.
Es war eine Sache wenn sein eigener Vater sie mehr oder minder „erwischte", aber ihre Tante? Das war ihm dann doch nicht ganz so geheuer und irgendwie sogar unangenehm.
Doch diese schien es mit einem wissenden Grinsen zu quittieren und zwinkerte den beiden nur kokett zu.
»Ach ja, Ha-chan. Momoi-chan hat angerufen und gefragt wann du vorbeikommst. Kaiou-chan wäre wohl auch schon da. Es gab wohl eine kleine Planänderung.«
Und somit war die Situation nun endgültig gecrasht.
Genervt hatte der Rotschopf nun doch ihre Tasche genommen und war nun auf dem Weg zu der rosahaarigen Managerin. Da Aomine in der gleichen Richtung wohnte, begleitete er sie das Stück bis zu seiner Jugendfreundin.
»Das war ja wohl nix, kannst dich also doch nicht davor drücken«, sagte der Power Forward gehässig.
Missmutig brummend nahm sie seine Äußerung hin.
»Wieso sträubst du dich davor so?«, wollte er nun wissen, woraufhin Kagami-chan nur angestrengt seufzte.
»Mir tut die Nase weh und ich bin irgendwie ein wenig genervt.«
»Warum?«
Sie zuckte mit den Schultern.
»Ich weiß nicht, ist jedes Jahr um die Jahreszeit so.«
»Winterdepression? Oder ist es wegen Weihnachten?«, fragte er schief grinsend.
»Ich denke ersteres. Mir fehlt die Sonne, das schöne Wetter, die Wärme ...«
Sie hatte ihren Satz noch nicht ganz beendet da griff er sich die Rothaarige, schwang sie kurz an ihrem Arm herum und zog sie dann eng zu sich. Einen Arm fest um sie gelegt, während er ihr mit der freien Hand behutsam auf die Nasenspitze tippte. Reflexartig hatte sie die Augen fest zusammengekniffen, doch der erwartete Schmerz blieb aus.
»Wenn du mich anlügst Hexe, sorg ich schon dafür, dass dir warm wird, weil du dann nämlich auf dem Scheiterhaufen landest.«
»Hör auf mich Hexe zu nennen«, kicherte sie gespielt eingeschnappt.
»Was denn? Ist dir *Baba Jaga lieber?«, flüsterte er während er sich zu ihr herabbeugte, doch bevor sich ihre Lippen berührten, zuckten die beiden erschrocken zusammen, weil ein Handy laut zu klingeln begann. Genervt stöhnte Aomine auf bevor er den Anruf entgegen nahm.
»Das darf doch nicht wahr sein«, knurrte der Power Forward und hielt sich das Telefon ans Ohr, »Ja? Was willst du?«
Angestrengt lauschte der Hüne in den Hörer, ehe er genervt die Augen verdrehte und sich an die Stirn griff.
»Sie ist doch schon unterwegs.«
Momo. Das war ja klar, dachte Kagami-chan und tauschte einen leicht genervten Blick mit Aomine.
»Was?«, entfuhr es ihm plötzlich, »Auf keinen Fall.«
Nun sah der Rotschopf ganz schön fragend aus der Wäsche.
»Nein, ich liefere sie nur bei dir ab und mach mich dann wieder nach Hause. Nein, keine Wiederrede, bis gleich«, sagte er ruppig und legte auf.
Nun war es an der Fotografin diebisch zu grinsen.
»Du sollst wohl auch da bleiben?«
»Ich weiß nicht, was das soll«, sagte er zähneknirschend und steckte das Handy wieder ein.
»Wenn ich das auch noch wüsste, wäre ich nicht nur eine Hexe, sondern auch noch Hellseherin.«
»Sie ist schon auf den Weg«, sagte Momoi dennoch heiter, obwohl sie gerade so unfreundlich von Aomine abgewimmelt wurde.
»Prima«, freute sich die Journalistin, bis es plötzlich an der Tür klingelte.
Überrascht sahen sich die beiden an.
»Das ging aber schnell«, bemerkte Kaiou.
Doch da schüttelte Momoi den Kopf.
»Ich glaube nicht, dass sie das schon sind.«
Und die Managerin sollte Recht behalten, denn vor ihr stand ihr Schwarm Kuroko, mit seinem treuen Husky. Sichtlich erfreut fiel sie dem Hellblauhaarigen um den Hals.
»Tetsuu-kunnn-«, trällerte sie und ließ wieder von ihm ab, »Du hast Kagami-kun wohl doch nicht mitgebracht?«, fragte sie überrascht.
»Doch, er traut sich nur nicht so nah an Nummer Zwei heran«, sagte Kuroko und deutete hinter sich, wo sich der rothaarige Power Forward hinter der Hecke abgeduckt hatte.
»Kagami-kun?«, erklang nun die fragende Stimme Kaious, was den Hünen aufhorchen ließ.
Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wieso musste Kuroko aber auch den Hund mitnehmen? Konnte die Bestie nicht zu Hause bleiben?
Langsam rappelte sich der Rotschopf auf und kam vorsichtigen Schrittes näher. Das würde ein langer Abend werden.
»Tai?«
Überrascht wandte sich Kagami-kun um und sah sich seinem Zwilling gegenüber, die ihn verwirrt anblinzelte.
»Haruka? Verdammt, was ist mit deiner Nase?«, entfuhr es ihm und er verkniff sich ein zu offensichtliches Lachen.
»Nichts, eine kleine Auseinandersetzung mit einem Basketball«, näselte sie und wank genervt ab.
»Die du offensichtlich verloren hast.«
»Ich wusste nicht, dass du auch kommst«, sagte die Rothaarige, überging dabei die gehässige Äußerung ihres Bruders und sah zur Haustür, wo Kuroko mit dem Hund stand, »Dein Teamkamerad ist auch da und ... ..., ist das ein Hund?«
Schwer seufzend bestätigte Kagami-kun ihre Frage, woraufhin sie wie ferngesteuert ein paar Schritte zurück wich und gegen ein lebendiges Hindernis stieß.
»Was ist denn jetzt schon wieder?«, brummte das Ass der Tōō-High und schob die Fotografin vor sich her, ehe er den Grund für ihr Zögern erblickte.
Als auch Kagami-kun seinen Rivalen bemerkte, war die Luft plötzlich eigenartig geladen. Die beiden Power Forwarde funkelten sich finster an, sagten jedoch nichts. Und diese unheilvolle Stille war gefährlicher und bedrohlicher, als wenn sie einfach aufeinander losgegangen wären.
Um die Situation etwas zu lockern klatschte Kaiou kurz in die Hände und nahm Kagami-kun einfach an die Hand, welcher sichtlich überrascht war.
»Ihr holt euch hier draußen noch eine fiese Erkältung. Kommt endlich rein.«
»Sie hat Recht. Rein mit euch. Meine Mutter kommt erst am Sonntag wieder«, sagte die Rosahaarige und machte eine einladende Geste.
»Tja, das ist mein Stichwort«, sagte Aomine fies grinsend an die Rothaarige gewandt. »Viel Spaß, Hexe.«
Entrüstet sah sie ihn an, doch ehe sie etwas sagen konnte, hatte Momoi ihn schon mit kräftigem Griff am Arm gepackt.
»Jetzt wo du schon mal da bist, Dai-chan«, säuselte sie süffisant grinsend und zog ihn mit sich.
Im ersten Moment passte ihm das so gar nicht, aber eine innere Stimme hielt ihn einfach so davon ab, doch das Weite zu suchen.
Plötzlich schlich sich ein finsteres Lächeln auf die Lippen des Blauhaarigen, als er zu Kagami-kun sah, und ihm kam dabei ein Gedanke.
Schaden konnte es eigentlich nicht.
»Du hast Recht. Ich denke, ich sollte bleiben.«
Nun war dem Power Forward der Seirin-High bewusst, dass es ein verteufelt langer Abend werden würde. Und das nicht nur für ihn.
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Alter Ego
Fanfiction[Fortsetzung zu "Camera Obscura"] Nachdem sich mehr oder weniger der heimtückische "Alltag" bei Aomine und Haruka eingeschlichen hat, kommt es für die beiden sonst so verbal-schlagfertigen Streitsuchtis richtig dicke. Denn ganz unerwartet scheint si...