Pack sie dir, ab und weg!

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Frohe Ostern, ihr Lieben!
Ich weiß gar nicht mehr, wie lange dieses Kapitel schon auf meiner Festplatte ist, aber jetzt ist es ja endlich raus xD

Viel Spaß beim lesen und vergesst nicht: "Wer Ostern mit den Eiern spielt, hat Weihnachten die Bescherung."


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»Zu deinen Großeltern nach Osaka?«, fragte sie überrascht und warf ihn bei der Gelegenheit sein Pornoheft an den Kopf. Etwas verärgert drehte Aomine sich zu ihr um und schob das Heft ungewohnt lieblos zur Seite.
»Ja. Mein Großvater ist leider nicht mehr so fit und meine Eltern können nicht fahren durch die Arbeit. Und da bald Ferien sind soll ich das übernehmen.«
»Osaka klingt echt aufregend. Da wünsch ich dir viel Spaß«, sagte Kagami-chan mit einem Lächeln und erhob sich vom Boden. »Aber lass besser diese Hefte hier. Ältere Leute sind da etwas ... empfindlich.«
»Was heißt hier: viel Spaß?«
»Ach so. Du armer Kerl musst da natürlich arbeiten. Das habe ich verdrängt. Armer fauler Aomine«, stichelte der Rotschopf gehässig grinsend.


Wie war sie nur so plötzlich in diese Situation gerutscht? Eigentlich lautete der Plan gehässig zu sein und Aomine leiden zu sehen und sich darauf gefasst zu machen, dass er sie jeden Tag anrief und sich ausheulte wie ätzend das alles sei. Nun stand sie mit am Bahnhof von Osaka, ihre Tasche über der Schulter hängend und grummelte vor sich her. Dieser vermaledeite Mistkerl. Eigentlich wollte sie diese Ferien nichts machen und hatte sich sogar bei seiner Mutter in Laden frei genommen. Sonoko war sichtlich überrascht. Normal nahm sich die Fotografin nie länger frei, außer es standen Arbeiten in der Schule an. Und dann kam plötzlich Aomine um die Ecke und meinte ganz ungeniert, dass sie ihm bei seinen Großeltern helfen wolle. Sonoko hatte über diese Äußerung so gestrahlt das Kagami-chan gezwungen war es so hin zu nehmen. Einspruch erheben war ohnehin vergebens und hätte vermutlich seine Mutter direkt enttäuscht, und diesen Ausdruck hätte Kagami-chan nie ertragen.
Ihre Tante Mayu musste sie gar nicht erst überzeugen oder großartig fragen. Diese wank nur mit einem breiten schelmischen Grinsen ab und genehmigte das Ganze. Sie fragte nicht einmal nach dem Grund.
Und nun stand die Rothaarige wie ausgesetzt am Bahnhof und knurrte missmutig vor sich her. Womit hatte sie das nur verdient?
»Hör auf so grimmig zu schauen. Das gibt Falten«, stichelte Aomine und tätschelte ihr frech den Kopf. Eingeschnappt schob sie seine Hand weg.
»Ich hasse dich«, raunte sie und sah ihn böse von der Seite an.
»Oh. Es spricht. Ich dachte schon du redest gar nicht mehr mit mir.«
Gereizt grummelte und murrte sie unüberhörbar vor sich her, was ihn schon fast wieder belustigt grinsen ließ. Eigentlich dachte er insgeheim bei dieser Aktion, dass es gar nicht verkehrt wäre mal ein paar Tage weit ab vom alltäglichen mit dem Rotschopf zu verbringen.
Also quasi Kises Idee umzusetzen.
Pack sie dir, ab und weg!
Klar stand im Vordergrund erst einmal die Unterstützung seiner Großeltern, aber so ein Tapetenwechsel würde ihr vielleicht ganz gut tun. Leider hielt sie wohl nicht ganz so viel von dieser Geistreichen Idee.

Als sie nach einer weiteren Fahrt mit dem Bus schließlich gefühlt mitten in der Pampa standen, versuchte Kagami-chan sich irgendwie mit der Umgebung vertraut zu machen und diese auf sich wirken zu lassen. Sie war noch nie in Osaka gewesen und so auch noch nie in einer der Provinzen.
Abgelenkt wurde sie von einem schwarzen Schemen der sich den beiden Schülern näherte.
»Mein Gott«, hauchte Kagami-chan entsetzt. Wild mit dem Schwanz wedelnd und mit im Wind flatternden Ohren, näherte sich ihnen ein Hund. Ein sehr großer Hund. Wie hieß diese Rasse mit den großen Ohren und dem schwarzen Fell doch gleich? Dobermann? Rottweiler? Sie meinte sich zu erinnern das diese Kampfmaschine ein Dobermann war.
Ihr kleines inneres Ich war schon längst im Dämmerschlaf einer Ohnmacht und auch ihr größeres selbst war nicht weit davon entfernt. Der Kampfhund kam direkt und ungebremst auf die beiden Schüler zu gerannt. Wobei der Rotschopf das Gefühl hatte er würde direkt sie ansteuern. Und zu ihrem Bedauern tat der Hund das auch.
Panisch machte Kagami-chan einen kleinen Sprung nach hinten, ließ ihre Tasche fallen und kauerte sich am Boden so klein sie konnte zusammen, dabei entfuhr ihr ein ungewohnt spitzer Schrei.
Nach einem kurzen Moment spürte sie wie eine Hundeschnauze sie immer wieder anstieß und aufgeregt an ihr schnupperte. Sie wollte eigentlich Abstand gewinnen und sich von dem Dobermann entfernen, doch ihr Körper gehorchte ihr nicht und sie fing fürchterlich an zu zittern. Als die Hundeschnauze eine Lücke in ihrer Abwehr fand und sie zwischen ihrem Arm und Gesicht hindurch schob um genauer an ihr zu schnuppern, war es ganz vorbei. Panisch sprang sie auf, wobei ihr fast die Beine den Dienst versagten und atmete hektisch. Der Power Forward streckte sofort einen Arm nach ihr aus und umgriff sie, damit sie nicht abhaute, oder gar in sich zusammenfiel.
»Ben, Platz«, hörte sie Aomines tiefe Stimme bedrohlich sagen, woraufhin der Hund direkt Platz nahm und die beiden Besucher weiter Schwanzwedelnd ansah. Verständnislos legte der Hund den Kopf schief und sah zu den Hünen hinauf, er verstand nicht warum er die Neue nicht begrüßen durfte. Er wollte doch "Hallo" sagen.
»Ist es weg?«, fragte der Rotschopf leise in seine Brust hinein. Ängstlich hatte sie sich an Aomine geklammert. Das war wohl eine ihrer schlimmsten Phobien die sie mit ihrem Zwilling teilte. Die Angst vor Hunden. Und egal wie sehr sie sich versuchte zu beherrschen, ihr Körper verkrampfte sich und begann fürchterlich zu zittern. Augenblicklich stand ihr auch der Schweiß auf der Stirn und ihr Herz hämmerte wie ein Presslufthammer in ihrer Brust und erschwerte ihr das Atmen.
»Er sitzt und er wird sich erst wieder rühren, wenn ich ihm das Kommando gebe. Keine Angst.«
»Wieso hast du nicht gesagt, dass sie einen Hund haben?«
»Ehrlich gesagt, habe ich nicht mehr dran gedacht«, sagte Aomine ertappt und tätschelte ihr beruhigend den Kopf. »Er ist harmlos.«
»Es ist ein Hund. Die sind nicht harmlos«, wimmerte sie ungewohnt kleinlaut und lockerte um keinen Preis der Welt ihren Griff, mit dem sie sich bei ihm versteckte. Was sie nicht sah, war nicht da und konnte sie auch nicht sehen. Tolle Tarnung.
Etwas ratlos seufzte der Blauhaarige und schnippte kurz mit den Fingern. Da spitze Ben die Ohren und stand direkt wieder auf allen Pfoten, bereit auf das nächste Kommando.
Doch bevor Aomine den Hund die Anweisung geben konnte, hörte man von weiten einen kurzen schrillen Pfiff. Kurz zuckten die Ohren von Ben und mit einem Blitzstart rannte er zurück in die Richtung aus der er gekommen war.
»Er ist weg.«
»Wirklich?«
»Ja, mein Großvater hat ihn gerufen.«
Bevor sie sich gänzlich aus ihrer Schockstarre löste sah sie sich prüfend um. Hier war wirklich kein Vierbeiner mehr. Sie war gerettet! Und nun hatte sie auch die Zeit den Kopf zu heben, um einen genaueren Blick auf das Gebäude zu erhaschen.
»Ok, ... wow«, war das Einzige was sie in ihrer derzeitigen Verfassung herausbekam.
Das sie das Haus derart beeindruckte wunderte ihn nicht. Er selbst vergaß nur allzu oft wie groß das Anwesen seiner Großeltern war. Aomines Großvater hatte sich in seiner damaligen Firma sehr weit hochgearbeitet und das war schier das Ergebnis. Ein doch recht modern gehaltenes Haus, mit eigenem Garten, der erst an der Grundstücksmauer endete und an dem großen Metalltor durch welches die beiden gegangen waren. Sichtlich eingeschüchtert von dem großen Haus, ging Kagami-chan ehrfürchtig etwas hinter Aomine. Wollte sie sich verstecken? Ein ganz klares Ja dazu. Sie hatte schon einige vergleichbare Häuser gesehen, aber das ihrer Tante wirkte verschwindend klein im direkten Vergleich und bei weitem nicht so prunkvoll und Statussymbolisierend. Der Garten wirkte leider um diese Jahreszeit etwas trist und unaufgeräumt. Oder war das der Grund weshalb sie hier waren? Garten und Hausarbeit?
»Daiki, mein Junge. Schön dich zu sehen«, hörte sie da plötzlich eine Männerstimme freudig sagen. Vorsichtig blickte der Rotschopf hinter Aomine hervor und sah einen Mann ende Sechzig, mit grauen kurzen Haaren und einer Brille die etwas schief auf seiner Nase saß. Sein leicht gebeugter Gang und die zitternden Hände die er Aomine zur Begrüßung entgegen streckte um ihn in eine Umarmung zu ziehen, verrieten in welch schlechter körperlicher Verfassung der Mann wirklich war.
»Meine Güte, bist du aber groß geworden«, sagte der Alte erfreut und klopfte seinem Enkel beherzt auf die Schulter. »Du und deine Eltern lasst euch viel zu selten blicken.«
»Tja, nun bin ich ja da«, entgegnete Aomine weniger warmherzig.
Kagami-chan war sichtlich überrascht, sein Großvater schien wirklich einen lieben Eindruck zu machen. Zumindest auf den ersten Blick. Warum der Power Forward so unterkühlt reagierte, war ihr ein Rätsel.
»Deine Großmutter ist im Haus. Seit ihrem Sturz ist sie nicht mehr so gut zu Fuß«, erklärte der Mann die Abwesenheit seiner Frau.
Kurz seufzte Aomine und nickte nur. Da streckte der Ältere wieder eine seiner Arme aus und legte sie dem Blauhaarigen auf den Rücken. »Komm schon, leg deine Tasche ab und sag ihr "hallo".«
»Moment, da gibt es noch eine Kleinigkeit ...«, begann Aomine, doch plötzlich packte sein Großvater ihn überrascht am Arm und blinzelte ein paar Mal verwirrt.
»Daiki, wer ist das?«, entfuhr es dem Älteren und er richtete sich mit der anderen Hand, die nicht gerade fest den Arm seines Enkels umklammerte, seine Brille.
»Das wollte ich gerade sagen«, stöhnte der Power Forward etwas genervt auf.
Streng mit zusammengekniffenen Augen musterte der Ältere Kagami-chan, die noch immer wie ein Zinnsoldat an Ort und Stelle stand und so tat als wäre sie nicht da.
»I-ich ... guten Tag«, konnte der Rotschopf vor lauter Nervosität gerade so äußern. »Ich bin Kagami Haruka«, stellte sie sich kurz vor und verbeugte sich tief vor den älteren Herren.
Den Blick noch immer prüfend auf ihr, nickte er zufrieden und legte der Fotografin sachte eine Hand auf die Schulter.
»Du kannst dich wieder aufrichten«, sagte er freundlich, da Kagami-chan vor Scham einfach in der Verbeugung verlieb. »Ich bin Jinzai Naoki, der Großvater von Daiki«, stellte er sich höfflich vor.
Als sich die Fotografin wieder aufgerichtet hatte lächelte sie sogar etwas und Jinzai erwiderte diese Geste ehe er sich erneut an seinen Enkel wandte: »Ich hätte nicht gedacht das du sie wirklich mitbringst.«
Schulterzuckend quittierte Aomine die Äußerung.
Etwas irritiert sah Kagami-chan den Hünen an.
»Wir dachten um ehrlich zu sein, dass unsere Tochter das nur behauptet um die Neugier meiner Frau zu stillen«, erklärte Jinzei ihr unaufgefordert als er ihren Blick sah. »Meine liebe Frau kann etwas ...«
»Schwierig sein«, schloss Aomine den Satz seines Großvaters ab. »Und daher bringen wir die Höflichkeiten besser hinter uns. Also wo ist der Schlosseigene Drache? Sitz er auf seinen Hort und spuckt Gift und Galle?«
Bei der plötzlichen Äußerung des Power Forwards hielt Kagami-chan angespannt die Luft an, neugierig darauf was wohl sein Großvater dazu erwiderte. Doch der Ältere lachte nur verhalten und klopfte den Hünen erneut auf die Schulter.
»Sie wird sich schon benehmen keine Sorge.«
Und genau dieser Satz machte Kagami-chan mehr als genug Sorgen.

Das Haus war von Innen genauso eingerichtet, wie Kagami-chan es erwartet hatte. Geschmackvoll und ohne unnötigen dekorativen Kitsch. Es wirkte nicht ausladend im direkten Sinne, aber es vermittelte unweigerlich das Besuch hier wirklich nur auf Zeit geduldet wurde. Sie kam sich von der Einrichtung eher vor wie in einen dieser etwas nobleren Hotels. Ehrfürchtig hielt sie zu Aomines Großvater Abstand da der Hund sich noch immer in seiner unmittelbaren Nähe befand. Hätte sie mal lieber die Beruhigungstabletten eingepackt. Nach dem sie durch einen etwas längeren Flur gegangen waren, öffnete Jinzei eine der vielen Türen und trat ein. Die beiden Schüler folgten wortlos.
Und nun stand sie vor ihm.
Vor den ominösen Haus- und Hof-Drachen, den Aomine kurz beschrieben hatte. Eine kleine zierliche Frau, im selbigen Alter wie ihr Mann saß auf einem kleinen Sessel und starte finster aus zwei dunkelbraunen Augen auf die beiden Schüler herüber. Ihre langen schwarzen Haare, die sie zu einem strengen Dutt gebunden hatte, waren von grauen und weißen Strähnen durchzogen und gaben den Blick auf ihre sich weiter verfinsternde Miene frei. Von Leben gezeichnet zogen sich tiefe Falten unter ihren Augen und Mundwinkel, die allem Anschein nicht vom Lachen kamen. Wie konnte diese Frau mit Sonoko verwandt sein? Eine gewisse Ähnlichkeit bestand maximal zu ihrem Vater, aber ihre Mutter strahlte absolut keine Sympathie aus.
»Daiki, dass ich das noch erleben darf«, krächzte die ältere Dame und wank ihn zu sich um ihn eingehender zu mustern. »Ich dachte deine Mutter will uns einen Bären aufbinden. Schade das sie nicht selbst kommen konnte. Bedauerlich.«
Kagami-chans Herz pochte ihr bis in den Hals, sie wagte es nicht einmal richtig zu atmen, damit diese Frau nicht auf sie aufmerksam wurde, und plötzlich erschien es ihr als wäre der Hund ihr geringstes Problem. Plötzlich hielt die Dame dem Hünen eine Hand hin.
»Hilf deiner Großmutter doch bitte auf«, bat sie höflich aber bestimmend. Vorsichtig half Aomine ihr aus dem Sessel hoch und sie schritt langsam und auf wackeligen Beinen auf die Fotografin zu, die Augenblicklich an Gesichtsfarbe verlor. Wie sollte sie sich verhalten? Sollte sie sich einfach erstmal vorstellen?
Vorstellen war immer gut, also verbeugte sie sich auch vor ihr tief und versuchte irgendwie einen anständigen Satz zu beginnen: »Sehr erfreut, ich bin ...«
»Ich weiß wer du bist Mädchen«, unterbrach die Frau sie harsch. Vorsichtig richtete sich der Rotschopf wieder auf und sah verunsichert auf ihre Schuhspitzen. Das war ja schlimmer als beim Direktor zu sitzen.
»Du bist Kagami Haruka-san, habe ich Recht? Meine Tochter lobt dich in den höchsten Tönen. Wenn auch nur die Hälfte von dem wahr ist, wie sie dich beschrieben hat, bin ich eigentlich ganz froh darüber das du meinen Enkel bekleidet hast.«
War das ein Kompliment oder eine Beleidigung? Dessen war sich Kagami-chan nicht so Recht sicher.
Strengen Blickes richtete sie sich wieder an Aomine, der sichtlich genervt war und zähneknirschend das Ganze hinter sich bringen wollte.
»Gehe ich recht in der Annahme das dieses junge Mädchen deine Freundin ist, Daiki-kun?«
Die Frage kam aber sehr offensiv. Das klang ja fast wie ein Vorwurf. Als erwarte sie das der Blauhaarige mit "nein" antwortete.
Verunsichert wechselte sie einen Blick mit dem Power Forward, der jedoch unerwartet lässig lächelte.
»Ja.«
Seine ehrliche Antwort, die ohne Zögern kam, trieb der Fotografin die Röte ins Gesicht und sie wusste vor lauter Verlegenheit gar nicht wie sie sich verhalten sollte.
»Dann reicht euch ein Zimmer. Ich bin vielleicht alt, aber nicht naiv. Außerdem kenne ich meine Pappenheimer«, sagte sie nun ein wenig humorvoller und sah ihren Enkel wissend an. Anschließend wandte sie sich ein letztes Mal an den Rotschopf, der sich absolut fehl am Platz fühlte.
Ihre dunklen Augen brannten sich bedrohlich mahnend in sie hinein. Ja, der Hund war definitiv das harmloseste Geschöpf in diesem Haus, entschied sie für sich.
Das würde eine verdammt lange Woche werden.

Erschöpft von der Anspannung und ihrem eigenen steifen Verhalten, ließ sie sich mit dem Gesicht voran auf das große Bett fallen und blieb regungslos liegen. Eigentlich hatte sie fest damit gerechnet das die Familie ihrer Chefin genauso heiter und aufgeschlossen war wie Sonoko selbst. Leider musste Kagami-chan sehr bald und sehr direkt feststellen das dem nicht so war. Der Großvater schien ganz in Ordnung zu sein, aber Aomines Großmutter würde vermutlich zum Problem werden. Am besten hielt sie sich von der alten Dame fern und half draußen in Garten. Weit ab vom Sichtbereich der Hausherrin. Etwas niedergeschlagen seufzte der Rotschopf in die frisch bezogene Decke hinein. Das würde nicht so einfach werden wie sie gehofft hatte.
»Warum stöhnst du so vor dich hin?«, fragte der Power Forward und deponierte seine Tasche direkt neben ihrer. Mit einem Ruck drehte sich die Fotografin auf dem Rücken und starrte an die Lampe an der Decke die direkt über dem Bett hing.
»Sie hasst mich.«
Nichtverstehend blickte er Kagami-chan an während er sich ein frisches T-Shirt aus der Tasche zog.
»Wen meinst du?«, fragte Aomine.
»Na wen schon? Deine Großmutter«, brummte die Rothaarige etwas enttäuscht.
»Sie hasst seit ihrem Unfall die ganze Welt. Mach dir nichts draus. Sie behandelt dich wie alle anderen Außenstehenden«, entgegnete der Hüne Schulterzuckend. Kagami-chan wunderte seine Reaktion. Aomine wirkte schon seit der Ankunft auffallend ablehnend und desinteressiert.
Mit einem weiteren Ruck setzte Kagami-chan sich auf dem Bett auf und verfolgte Aomine mit ihrem skeptischen Blick, wie dieser in dem Zimmer von einer Ecke in die andere lief nur um seine Tasche doch in eine andere Ecke zu stellen. Das frische T-Shirt noch immer in der anderen Hand haltend.
Wenn sie es nicht besser wüsste würde sie fast meinen das er absolut gar nicht davon angetan war in Osaka zu sein.
»Du magst sie nicht besonders, oder?«, fragte die Fotografin vorsichtig. Erst da hielt der Blauhaarige wieder inne und zuckte erneut nur mit den Schultern. Erst jetzt legte er das T-Shirt, welches er die ganze Zeit durch den Raum spazieren trug auf dem Bett neben Kagami-chan ab und zog das welches er die Reise über trug aus.
Unweigerlich schlich sich ein leichter Rotschimmer in ihr Gesicht. Sie kam nicht umhin ihn nicht anzustarren und zu mustern. Immer wieder, wenn sie seinen vom Sport geformten Körper sah wurden ihre Ohren ganz warm und sie musste kräftig schlucken. Er machte sich aber auch nicht die Mühe sich sonderlich eilig wieder anzuziehen. Und so konnte sie ihn einen kurzen Augenblick still bewundern und den Anblick den er bot genießen. Sie sah es gerne und mit Faszination wie seine Muskeln bei jeder Bewegung arbeiteten und sich an und entspannten. Allerdings musste sie leicht irritiert feststellen das er mehr als angespannt war. Ihre Augen folgten den Verlauf seiner großen kräftigen Hände, weiter seinen Armen hinauf zu seinen Schultern und dem breiten Kreuz. Sie mochte seinen Rücken. Die Form, die Statur, diese Haut. Ihr Blick forschte weiter und dabei legte sie unbewusst den Kopf leicht schief. Als er sich wieder ein Wenig zu ihr umgedreht hatte schluckte sie nochmals beim Anblick seiner muskulösen Brust und dem Sixpack. Wie konnte ein ganz normaler Schüler nur so gebaut sein?
Automatisch Biss sie sich auf die Unterlippe und senkte den Blick ein wenig weiter. Die Art von Ablenkung kam ihr nur gerade Recht. Seine Jeans saß etwas weiter unten, weil er den Gürtel gelockert hatte und gab somit einen Teil seines Lendenbereichs Preis. Oh. Er trug heute schwarz. Seine Auswahl an Farben ließ bei der Unterwäsche aber auch zu wünschen übrig. Und das wo er sie doch immer damit aufzog. Völlig in seinem Bann gezogen machten sich ihre Gedanken und Fantasien selbständig. Vollkommen fasziniert von ihm hatte sich ihr Blick an ihn festgesetzt und sie biss sich mittlerweile so fest auf die Lippe das diese fast blutete.
»Kagami, du sabberst«, riss seine tiefe raue Stimme sie aus ihrer Hypnose und sie blinzelte ein paar Mal da sie das vor lauter staunen total vergessen hatte. Er stand direkt vor ihr und wollte sich eigentlich das andere Shirt nehmen als er bemerkte wie sie ihn musterte und direkt aufgescheucht wirkte als er sie angesprochen hatte.
Ein schiefes Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er wirkte belustigt als er den Rotschopf am Kinn nahm und sie dazu brachte zu ihm aufzusehen.
»Du hast nicht ein Wort mitbekommen von den was ich gerade zu dir gesagt habe, oder?«, sagte Aomine und eine seiner Brauen hob sich spottend.
Mit leicht verklärtem Blick sah sie zu ihm auf und schüttelte ertappt den Kopf. Ihre Gedanken waren wahrlich schnell abgedriftet und vor allem weit. Sie brauchte einen Moment um zu realisieren das er direkt vor ihr stand und fest ihr Kinn gepackt hatte. Er konnte ihr alles von der Nasenspitze ablesen und grinste dementsprechend wissend.
»Du wirst doch nicht etwa dumme Gedanken hegen? Ich denke nicht das die schwachen Herzen meiner Großeltern das verkraften«, witzelte Aomine provokativ.
»Deine Großmutter höchst selbst hat uns zusammen in dieses Zimmer gesteckt. Außerdem bist du selbst daran schuld. Was musst du dich auch so plötzlich ...«, doch er ließ sie nicht ihren Satz beenden und mit der Hand mit der er sie am Kinn gefasst hatte drückte der Power Forward sie spielerisch leicht flach auf das Bett. Während Aomine sich mit der linken freien Hand auf dem Bett abstürzte und auch sein linkes knie auf diesem positioniert hatte, hielt er mit der rechten Hand die Fotografin weiter fest auf die Matte gedrückt.
»Na na. Vorsicht Hexe. Wo kommt denn der Mut so plötzlich her?«
Erschrocken beschleunigte sich ihre Atmung und Herzschlag gleichzeitig. Aus einem Reflex heraus umgriff sie mit ihren Händen seine Rechte, die sich zwar um ihren Hals gelegt hatte ihr aber nicht weh tat, sondern wirklich nur so fest wie nötig fixierte.
Ohne Vorwarnung wurde es in ihrem Magen ganz warm und die Erregung schlich sich auf leisen Sohlen heimtückisch in ihrem Unterleib. Wieso machte sie diese verdammte bedrohliche Seite von ihm so an? Und warum ausgerechnet jetzt? Sie schluckte trocken. Versuchte ruhiger... Entspannter zu atmen. Doch das war in ihrer Position und Situation leichter gedacht als getan.
»Aomine ...«, haucht sie aufgeregt.
Tief beugte er sich zu ihr herab, so das sie nur noch Millimeter trennten.
»Was?«, raunte dieser dem Rotschopf ins Ohr.
»Es hat geklopft.«
Irritiert sah er ihr in die dunkelroten Augen und lauschte angestrengt.
Klack. Klack. Klatsch.
Tatsache. Sie hatte recht. Jemand klopfte leicht an die Tür. Doch die Art wie unregelmäßig wunderte ihn. Bis er einen Geistesblitz hatte und sich wissend an Kagami-chan wandte.
»Das ist der Hund. Der kommt mit seinem Wedeln an die Tür«, quälend zart ließ er seine Lippen über ihren kreisen. Gerade nah genug das sie sein freches Grinsen auf ihren spürte. »Der ist genauso aufgeregt wie du.«
Mit der Hand mit der er ihren Hals umgriff überstreckte er diesen ein wenig um besser heran kommen zu können. Neckisch biss der Blauhaarige vorsichtig in die empfindliche Haut und arbeitete sich langsam zu ihrem Schlüsselbein.
Unruhig zog sie die Beine an und versuchte nun doch sich von seinem Griff zu lösen.
»Lass das«, zischte sie nervös. »Wenn plötzlich jemand reinkommt.«
Langsam ließ er von ihr ab und entspannte ihren Nacken wieder.
Mit ernster Miene sah Aomine auf dem Rotschopf, die ihn etwas trotzig ansah.
»So unwahrscheinlich ist das wirklich nicht«, stimmte er ihr zu und zog die Stirn kraus.
»Braver junge«, knurrte sie leise und kämpfte noch immer gegen seine starke Hand an.
Mit einem überlegenen Lächeln näherte er sich der Fotografin wieder. Sofort erschlafften ihre Glieder. Ihre Muskeln schienen sich aufzulösen, wie so oft, wenn er sie küsste. Sie mochte die Wärme die dabei auf sie überzugehen schien. Sie mochte seinen Geruch, seine Haut. Die Berührungen seiner Hände. Seine fordernde und seine gebende Seite. Jeder Muskel in ihrem Körper schien sich zu lockern, bis es wahrhaftig kräftig an der Tür klopfte. Erschrocken fuhren beide hoch.
»Immer das gleiche. Egal wo man ist«, knurrte der Power Forward als er sich ganz von ihr erhoben hatte. Geistesgegenwärtig griff Kagami-chan nach seinem T-Shirt und warf es ihm zu. Flink hatte er es sich übergezogen und just in diesem Moment ging die Tür auf.
»Es gibt gleich essen. Ihr wart schließlich den ganzen Tag unterwegs. Vermutlich habt ihr Hunger«, sagte Aomines Großvater freundlich und lächelte die beiden einnehmend an.
»Wir sind schon so gut wie unterwegs«, versicherte der Blauhaarige zähneknirschend.
Sein Großvater hingegen musterte seinen Enkel kurz und grinste schelmisch ehe er zufrieden nickte und wieder hinaustrat.
Etwas fragend sah Aomine auf die Tür die sich vor seiner Nase wieder geschlossen hatte und kratzte sich überlegend am Hinterkopf.
»Was sollte dieses Grinsen?«
Da deutete Kagami-chan kurz auf seine Jeans deren Gürtelenden lose nach unten hingen und die Hose die leicht offenstand.
»Deine Hose ist offen, du Genie.«

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