Kapitel 4

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Kapitel 4

2 Jahre zuvor

Die Laute Musik dröhnt in meinen Ohren, Ashley kommt auf mich zu und schreit mir etwas ins Ohr. Ich kann sie jedoch nicht verstehen, die Musik ist einfach zu laut. Verwirrt wedle ich mit den Armen. „Willst du noch einen Drink?!“, jetzt verstehe ich sie endlich. Begeistert nicke ich, obwohl ich weiss, dass ich schon genug Drinks gehabt habe. Ich bewege mich im Rhythmus der Musik und mustere die eng gedrängten Leute. Mein Blick fällt auf einen Jungen mit schwarzem Haar. Er sieht zum anbeissen aus. Bevor ich mich jedoch überwinden kann, zu ihm rüberzugehen, kommt Ashley zurück. Sie muss meinen Blick gesehen haben, denn sie nickt in die Richtung des Jungen und wackelt anzüglich mit den Augenbrauen. Ich breche in lautes Gelächter aus. Ich nehme ihr den Drink ab, wenn ich schon mal nicht zu Hause bin, kann ich es auch geniessen, meine Eltern würden sowieso nie etwas davon erfahren, ich bin schliesslich in England. Der Alkohol brennt mir im Hals, ich nehme jedoch noch einen Schluck. Und noch einen und noch einen.

Verschlafen öffne ich die Augen. Mit beiden Händen streiche ich mir genervt übers Gesicht, mein Kopf dröhnt unaufhörlich. Leise stöhne ich auf, ich kann mich an gestern gar nicht mehr erinnern. Die Party ist wohl ein bisschen zu gut gelaufen. Ich blinzle ein paar Mal und blicke mich um. Ich bin in einem Zimmer, doch es ist nicht meines. Es ist hell, obwohl die Vorhänge zugezogen sind. Es muss wohl schon bald Mittag sein. Wie bin ich hier nur gelandet? Ich möchte mich aufsetzen, doch mein Kopf protestiert fürchterlich. Geschlagen lasse ich mich wieder ins Kissen fallen. Überall auf dem Boden zerstreut liegen Kleider herum. Der Besitzer des Zimmers muss wohl ziemlich unordentlich sein.

Warte. Das sind gar nicht die Kleider des Besitzers. Das ist mein Kleid! Und mein BH! Schockiert blicke ich neben mich. Und tatsächlich, da liegt ein Junge neben mir. Der Junge mit den schwarzen Haaren. Scheisse.

Ich atme schnell ein und aus. Mann! Warum musste ich mich auch so betrinken! Der Junge ist nur in eine Boxershorts bekleidet, sein Oberkörper ist muskulös. Ich schätze ihn ungefähr 18 Jahre. Er ist wahrscheinlich ein Jahr älter als ich. Ich schlage mir eine Hand ins Gesicht. Ashley muss zu betrunken gewesen sein, um irgendetwas mitzubekommen.

Ich überlege, ob ich den Jungen aufwecken soll, doch er sieht so süss aus, wenn er schläft. Seine langen Wimpern werfen Schatten auf seine Wangen und ich kann nicht anders, als ihn anzustarren.

Doch plötzlich regt er sich und blinzelt, ebenfalls verwirrt. Sein Blick fällt auf mich und ich halte automatisch den Atem an. Seine braunen Augen weiten sich und er stöhnt laut auf. Ich weiss nicht was ich sagen soll, er ebensowenig, so starre ich ihn also einfach weiter an. Ich schlinge die Decke enger um mich, mein Oberkörper ist schliesslich nackt.

Bevor jemand etwas sagen kann, ertönt ein schriller Handyklingelton. Der Junge und ich stöhnen beide auf, sein Kopf muss genauso pochen wie meiner. Schnell greift er nach seinem Smartphone und nimmt ab: „Ja, hallo?“ Seine Stimme klingt rau und tief. Seine Augen weiten sich, als er erkennt, wer am anderen Ende der Leitung ist. Er steht auf und zeigt mir, dass ich leise sein soll. „Hallo Mum.“ Das hat uns gerade noch gefehlt.

Der Junge läuft aus dem Zimmer und ich bleibe hilflos liegen. Voller Verzweiflung springe ich auf, ziehe mir meine Sachen an, schnappe mir meine Schuhe und suche die Haustüre. Ich höre seine Stimme aus einem der Zimmer, er scheint immer noch am Telefon zu sein. Ich weiss, dass es nicht richtig ist, einfach abzuhauen, aber wenn jemand davon erfährt, kann ich den restlichen Klassenausflug im Zimmer eingesperrt verbringen.

Ich husche so leise wie ich kann durch die Türe und laufe die Treppen hinunter. Der Junge muss hier eine Wohnung besitzen. Ich ziehe meine Highheels an und trete an die frische Luft. Ich atme sie dankbar ein, mein Kopf bringt mich noch um, doch ich ignoriere ihn und nehme das Navi auf meinem Handy hervor. So schnell ich kann laufe ich die Strassen entlang, wenn Mrs Stown merkt, dass ich fehle, bin ich tot.

Beim Miethaus angekommen, schreibe ich Ashley eine SMS: Ash! Ist sie hier?         

Sie weiss genau wen ich meine. Einige Sekunden später kommt ein SMS zurück: Nein, Die Luft ist rein. ;)

Ich schaue mich um und trete leise ins Haus ein, zum Glück ist nicht abgeschlossen. Ich husche an den Zimmern vorbei, zu Zimmer Nummer 11. Dort erwartet mich schon eine ziemlich fertigaussehende Ashley: „Hey! Wo warst du Jill?!“ Sie springt auf, scheint es aber zu bereuen, denn sie hält sich stöhnend den Kopf. „Ich hatte wohl einen One Night Stand“, erkläre ich ihr gepeinigt. Sie starrt mich aus ihren braunen Augen mit einem 'ist das dein Ernst?!'-Blick an. Ich nicke und setze mich auf das Bett. „Oh, mein, Gott!“ Die Blondine springt auf und ab, sie scheint sich nicht mehr einzukriegen. „DU hattest einen One Night Stand?“ Sie scheint es kaum zu glauben, ist auch verständlich, denn das war mir noch nie passiert. Ihr aber auch nicht.

„Wie wars?“, fragt sie und kommt zu mir. Sie setzt sich im Schneidersitz auf das Bett und schaut mich gespannt an. Typisch Ash. „Ich kann mich an nichts erinnern! Das ist ja das Schlimmste! Ich bin einfach so mit dem schwarzhaarigen Jungen im Bett aufgewacht“, erkläre ich ihr verzweifelt. Ihre Augen weiten sich augenblicklich und sie fragt ungläubig: „DER Schwarzhaarige?“ „Ja, DER Schwarzhaarige.“ Sie quietscht aufgeregt und ich halte mir genervt den Kopf. Sie hält sich den Mund zu und reicht mir eine Schmerztablette, die ich dankend annehme.

„Was hat er gesagt? Als ihr aufgewacht seid“, hackt Ash nach. „Nichts. Wir sind aufgewacht, niemand wusste was sagen, sein Telefon hat geklingelt und er ging ran. Und rate wer dran war, seine Mutter!“ „Ach du Scheisse! Und dann?“ „Dann bin ich abgehauen“, erzähle ich und schaue dabei auf meine Hände. „Du bist abgehauen?“, fragt Ash ungläubig und schlägt mir spielerisch gegen die Schulter. „Du bist so... Das kann auch nur dir passieren, was?“, grinst sie breit. Ja, das kann nur mir passieren. Laut lachen wir beide auf, ich ignoriere meinen dröhnenden Kopf einfach.

Gegenwart

Das kann nur er sein. Diese braunen Augen, seine melodische Stimme. Er ist mein damaliger One Night Stand.

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Weiter oder nicht? Gut oder schlecht? Bin auch für Verbesserungsvorschläge offen ;D

xx Ly'

I'm Here For You | Niall Horan | Book 1Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt