Kapitel 1

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Liebe Leser*innen, bitte lest diese Geschichte mit bedacht.
Triggerwarnung: Gewalt, Missbrauch, Sternenkinder, Mord

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Kapitel 1
Nie wieder. 

Ich würde mich nie wieder meinen Gelüsten unterwerfen, 

bis sie mich beherrschten.

>> Amara <<

Zehntausend Dollar. Wie hatte ich nur so dumm sein können? Ich hatte Jace zehntausend Dollar gestohlen. Suchte er mich schon? Ihm müsste längst aufgefallen sein, dass ich verschwunden war. Was für eine Scheiße. Sollte er mich finden, war ich tot. Er würde mich für meinen Verrat ausweiden. Fuck. Fuck. Fuck.

Ich war sowas von geliefert.

Seufzend ließ ich den Kopf auf die klebrige Tischplatte fallen. Die Keime konnten nicht schlimmer sein als die Zukunft, die mir blühte.

Fünf Tage Flucht zermürbten meine Knochen. Vor Erschöpfung zitterten meine Muskeln und forderten endlich etwas Schlaf ein. Mein Kopf war nur noch nicht bereit loszulassen. Ich hob meinen Kopf. Der einzige Mitarbeiter in diesem Laden schüttete erneut Kaffee in meine Tasse. Das wäre jetzt mein vierter Kaffee an diesem Morgen. Das förderte nicht gerade meine Konzentrationsfähigkeit.

Aus dem Augenwinkel sah ich mein Antlitz in der Scheibe. Es war immer noch ungewohnt, dass meine Haare wieder in ihrem natürlichen Schwarz glänzten. Mit meiner olivfarbenen Haut, den dunklen Augen und einst blondgefärbten Haaren hatte ich exotisch ausgesehen. Perfekt, um mich als Accessoire herumzuführen. Jetzt kringelten sich die Haare in wilden, schwarzen Locken über meinen Rücken.

Die Türglocke läutete. Ich machte mich klein, wollte ich doch nicht gesehen werden. War es so weit? Hatte Jace mich erwischt? Ich schielte rüber.

An meinem Tisch lief ein Mann vorbei. Seine Haut war noch dunkler als die meine. Ich entspannte mich. Das war nicht Jace.

Der Kerl blieb an der Theke des Diners stehen, grüßte den Mann dahinter. Selbst durch die Jacke sah man, dass der Typ regelmäßig trainierte. Seine Rasterlocken waren ordentlich zusammengebunden. Fest schmiegte sich die Lederjacke um seine Arme. Ein ansehnlicher Hintern mit langen, muskulösen Beinen perfektionierte seine Erscheinung.

„Kaffee und einen Donut", drang seine tiefe Stimme zu mir herüber. Er klang, als habe er sein Leben lang geraucht und gesoffen. So rau war seine Stimme. Ein leichter Schauer floss über meinen Rücken. Ich rieb mir die Stirn. Die Müdigkeit machte mich zur leichten Beute. Ich zwang mich wegzusehen. Nie wieder. Ich würde mich nie wieder meinen Gelüsten unterwerfen, bis sie mich beherrschten.

Dennoch ertappte ich mich dabei, wie ich immer wieder kurz zur Seite sah. Er drehte sich um. Seine Augen wanderten durch das in die Jahre gekommene Diner. Ein Ruck ging durch seinen Körper, als er mich erblickte. Er streckte den Rücken durch. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Er starrte mich an. Rohe Wildheit traf mich unvorbereitet. Ich sah das Tier in ihm. Ich verstand nur nicht, wieso er mich mit diesem Blick bedachte.

Der angenehme Schauer verwandelte sich in Furcht, obwohl der Mann attraktiv war. Dunkle Augenbrauen lagen über fast schwarzen Augen, eine leicht schiefe Nase, volle Lippen und eine schmale Narbe auf seiner Wange komplettieren seine Züge. Ich wusste am besten, dass unter jeder Haut ein Monster schlummern konnte. Kopfschüttelnd schmiss ich einen Zwanziger auf den Tisch. Ich musste hier raus. So hatte mich Jace auch angesehen. Diesen Blick kannte ich zu Genüge und es hatte mir nichts Gutes gebracht.

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