Kapitel 3

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Eine Beziehung, egal in welcher Form, machte keinen Sinn. Es käme doch der Tag, an dem ich verschwinden müsste.

>> Amara <<

Obwohl er mich gebeten hatte etwas zu essen zu besorgen, hatte er den Burger nicht angesehen oder mich danach gefragt. Er war nach Hinten verschwunden und nicht wieder aufgetaucht. Ich hatte mich verabschieden wollen und erneut hatte ich mich vor einem Rätsel befunden. Sein Raum war leer gewesen. Wie konnte ein Mensch einfach verschwinden? Irgendetwas übersah ich dabei. Ich wollte aber auch nicht herumschnüffeln. Das hatte mich schon einmal in Schwierigkeiten gebracht. Diesen Fehler beging ich nicht erneut. Es war besser sich aus den Angelegenheiten anderer herauszuhalten.

Es gab nicht viel zutun an in diesem Morgen. Ich starrte meine Kaffeetasse an und hoffte auf eine Offenbarung. Vielleicht sollte ich nach Hinten gehen und mit Trojan sprechen, schließlich wusste ich gar nicht, wie viel ich hier verdiente. Anderseits gäbe ich mich auch mit ein paar Kröten zufrieden. Er hatte mich bisher nicht nach meiner Sozialversicherungsnummer oder einem Ausweis gefragt und das kam mir zugute. Ich konnte weder das eine noch das andere vorlegen. Ehrlicherweise war es mir lieber, wenn das Finanzamt nichts von diesem Job wusste. Tauchte ich in Akten auf, konnte mich Jace finden. Das galt tunlichst zu vermeiden.

Schritte klangen durch den Raum. Ich sah auf. Trojan trug die gleiche starre Maske zu Schau, die ich bereits von ihm gewohnt war.

„Guten Morgen", begrüßte ich ihn dennoch freundlich. Ich musste ja nicht ebenfalls mit schlechter Laune durch die Gänge schreiten, dafür war er zuständig.

„Schließ den Laden ab und komm nach Hinten", verlangte er von mir.

„Wieso?", fragte ich irritiert.

Trojan verdrehte die Augen, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte und einen weiteren Schritt auf mich zu ging. Unruhig zitterten die Muskeln in meinen Schenkeln. Er machte mich nervös. Seine Nähe stimmte mich unruhig. Es war ein Schock gewesen, seinen Geruch wahrzunehmen. Er roch nach einem Waldspaziergang und absolutem Frieden. Etwas das mir niemals vergönnt wäre. Ich war regelrecht erstarrt gewesen, weil ich seinen Körper so stark wahrnehmen konnte, obwohl er mich nicht berührt hatte.

„Willst du das hässliche Teil auf deinem Nacken loswerden oder nicht?"

Erleichterung flutete mich. Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass er mich tatsächlich helfen würde. Ich hatte mit mir selbst gehadert, die gebrandmarkte Haut zu verdecken, denn es wäre das letzte, was mich vielleicht vor dem Tod rettete. Wenn Jace herausfände, dass ich sein Mal entfernt hatte, würde er ausrasten.

Ich musste es aber loswerden. Ich gehörte ihm nicht mehr. Ich wollte diesen Schandfleck nicht mehr der Welt präsentieren.

Nachdem ich den Laden abgeschlossen hatte, verschwand ich nach Hinten. Unbehagen floss durch meine Adern, als ich die Tätowiermaschine erblickte. Ich erinnerte mich noch genau an das letzte Mal. Ich hatte gefesselt auf dem Bett gelegen, während die Nadel meinen Nacken malträtiert hatte. Ich hatte vor Schmerzen geschrien, aber das hatte ihn nicht davon abgehalten. Jace hatte entspannt an seinem Werk gearbeitet und mein Flehen gekonnt ignoriert.

Für einen Moment schloss ich die Augen, versuchte die Erinnerung zu verdrängen und mich zu wappnen. Ich konnte das schaffen. Es war dieses Mal meine Entscheidung. Hier geschah nichts gegen meinen Willen.

„Zieh dein Shirt aus", verlangte der Kerl neben mir.

Meine Brauen rutschten hoch, wobei meine Hände in den Hosentaschen verschwanden.

„Ich möchte eine Tätowierung auf dem Nacken und nicht auf dem Rücken", widersetzte ich mich.

Trojan atmete tief durch. Sein Blick signalisierte mir, dass er keine Widerworte dulden würde.

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