Kapitel 16

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Doch ich wusste,

dass es nicht für immer anhalten würde.

So wie ich wusste, 

dass für Amara und mich kein ganzes Leben vorherbestimmt gewesen war.

>> Trojan <<


Da lag sie. Blass. Geschlossene Lider. Unzählige Nadeln und Geräte klebten an ihrem Körper, während ihren Hals eine Kette aus blauen Fingerabdrücken zierte. Sie wirkte so schwach. So gebrechlich.

Es lag eine Ewigkeit zurück, dass ich eine Träne vergossen hatte, dennoch wurden meine Augen feucht. Ich wollte weinen. Nicht, weil sie hier lag. Nicht, weil ihr Körper eindeutig gezeichnet wurde. Amara hatte so viel erleiden müssen, aber sie war am Leben. Sie lebte verdammt nochmal!

Ich trat einen Schritt näher, traute mich nicht sie zu berühren und damit ihre Schmerzen zu verschlimmern. Hatte sie denn Schmerzen? Ich wünschte, sie würde die Augen öffnen. Ich wünschte, ich könnte ihre Stimme hören. Nur ein einziges Mal. Ich wollte sichergehen, dass dies hier kein Trugbild war. Vielleicht war ich auch im Flieger eingeschlafen und träumte nur, dass es ihr gut ging. In diesem Fall wollte ich nicht aufwachen. Nie wieder.

Eine Hand holte mich zurück in die Realität. Fest drückten Finger meine Schulter. Ich sah zur Seite.

Agent Robert Davis stand hinter mir. So etwas wie Mitgefühl lag in seinem Blick. Er trat neben mich, sah auf die schlafende Frau herab.

„Der eingeschleuste Pfleger war ein Spitzel. Er hatte den richtigen Moment abgewartet, um ihre Identität preiszugeben und Benton zu informieren. Als klar war, dass wir mit der Verhaftung der Männer beschäftigt waren, ist er abgehauen, anschließend hat er abgewartet. Er wusste, dass wir den Laden durchsuchen, und hat diesen Augenblick genutzt, um in ihr Zimmer zu gelangen", klärte mich der Agent auf.

Verblüfft sah ich ihn an. Mit dieser Ehrlichkeit hatte ich nicht gerechnet. Normalerweise konnte man lange darauf warten irgendwelche Informationen zu erhalten, zudem war ich nur ein Außenstehender. Ich durfte mich nicht einmal in diesem Zimmer aufhalten.

„Sie kann sich nicht an uns erinnern. Die Ärzte gehen davon aus, dass sie eine dissoziative Amnesie erlitt. Sie glaubt wir hätten das Jahr Zweitausenfünfzehn", fuhr Davis fort.

Amnesie. Was für eine Scheiße. Vielleicht war es besser so. Vielleicht erinnerte sie sich so auch nicht an all die Misshandlungen. Den Schmerz. Das Leid.

„Warum erzählen sie mir das alles?", hakte ich nach.

Der Agent atmete tief durch.

„Ich möchte, dass sie gehen und sie in Ruhe lassen. Wenn sie sich selbst an nichts erinnern kann, dann ist es einfacher für sie in der Menge zu verschwinden. Wir wissen nicht, wo sich Jace aufhält. Sie wäre sicherer, wenn kein bekanntes Gesicht in ihrer Nähe ist", legte er endlich die Karten offen auf den Tisch.

Ich sollte mich von ihr fernhalten. Konnte ich das? War dies wirklich der richtige Weg?

Es wäre so einfach noch ein paar Schritte vorzugehen und ihre Hand in meine zu nehmen. Sie brauchte jetzt Halt. Amara brauchte Jemanden, der für sie da war.

Doch ich hatte einen ganzen LKW voller eigener Probleme und Benton wusste, dass sie bei mir gelebt hatte. Er wusste, wo sich mein Laden befand. Sie wäre niemals bei mir sicher. Ich müsste die Nächte wachbleiben mit der Waffe in der Hand, damit ihr nichts geschähe. Wie viele Nächte könnte ich mich selbst vom Schlaf abhalten, bis ich unvorsichtig werden würde? Nicht genug. Der Kerl ginge nicht planlos vor.

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