Kapitel 14

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Ich hatte mich in die blöde Zicke verliebt. 

So sehr, dass ich selbst nicht darüber nachdenken wollte.

>> Trojan <<

Vergeblich versuchte ich mich auf die Zeichnung vor mir zu konzentrieren. Normalerweise half mir das Zeichnen. Es verdrängte jeden Gedanken, der mir den Verstand raubte. Heute war es anders. Alles war anders.

Wenn ich gedacht hatte zu wissen, wie sich Liebeskummer anfühlte, dann hatte ich mich getäuscht. Amara hatte es geschafft dieses Gefühl auf ein neues Level zu steigern.

Wut strömte durch meine Adern. Wie konnte eine einzige Frau in so kurzer Zeit so viel Unheil anrichten? Nicht einmal meine Exfrau hatte es geschafft mich so durcheinander zu bringen und doch saß ich nun hier, bemitleidete mich selbst. Verdammt, ich war zu einer Pussy mutiert.

Ich schmiss den Stift auf den Tisch vor mir. Das alles brachte doch nichts. Ich hatte es heute Morgen mit Sport versucht, mit Zeichnen und wild umhertigern. All das war keine große Hilfe gewesen.

Ich hatte mich in die blöde Zicke verliebt. So sehr, dass ich selbst nicht darüber nachdenken wollte. Zu allem Überfluss machte ich mir auch noch Sorgen um sie. Ich sollte wütend sein. Amara hatte mich bestohlen und mir nicht vertraut, aber ich war nicht wütend auf sie. Ich war wütend auf mich selbst. Ich hatte sie einfach gehen lassen.

Fuck off. Wieder stand ich auf. Wieder lief ich Kreise durch den Laden, versuchte irgendeine Beschäftigung zu finden. Es war alles sauber, beinahe steril. Heute stand kein Termin an und die Zeichnung hinter mir, wollte mir nicht gelingen. Ich legte den Kopf in den Nacken. Meine Haare rutschen über meine Schultern und blieben auf meinen Schulterblättern liegen.

Das Schrillen meines Telefons unterbrach mein Selbstmitleid. Seufzend begab ich mich zum Tisch und hob das Gerät hoch.

„Devils's Sign", meldete ich mich unfreundlicher als beabsichtigt.

Scheiße nochmal, so vergraulte ich nur potenzielle Kunden.

Am anderen Ende der Leitung blieb es still. Ich wartete einen Augenblick. Manchmal riefen Neukunden an und waren so nervös, weil es ihr erstes Tattoo sein sollte, dass sie sich nicht trauten etwas zu sagen.

Als die Stille dann unangenehm wurde, sprach ich erneut in den Hörer:

„Hallo?"

Ich vernahm Atemgeräusche. Fester presste ich das Teil gegen mein Ohr, um etwas mehr hören zu können.

„Wenn das ein verdammter Telefonstreich sein soll, dann habe ich dafür gerade keinen beschissenen Nerv", knurrte ich.

„Ich möchte mit Amara sprechen", erklang es schließlich doch durch die Leitung.

Meine Brauen rutschten hoch, während meine freie Hand sich zur Faust ballte. Es war eine männliche Stimme.

Ich konnte mich nicht daran erinnern, dass Amara jemals mit Jemanden telefoniert oder Menschen erwähnt hätte, mit denen sie telefonieren wollte. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Brust breit.

„Sie ist nicht da", zischte ich zurück.

Hatte sie mich vielleicht schon ersetzt? Diesen Gedanken verwarf ich genauso schnell, wie er gekommen war. Warum zum Teufel sollte sie dann die Nummer des Tattoostudios herausgeben? Abgesehen davon, wäre es ein Rekord nach nur drei Tagen sich einen neuen zu suchen. Diese Frau hatte ein Problem damit anderen zu vertrauen, da warf sie sich wohl kaum dem Nächstbesten an den Hals.

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