Kapitel 18

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Ich hatte so fucking lange auf den Anblick ihres wunderschönen Gesichts verzichten müssen.

Jetzt wollte sie mich all dem berauben.

Wie konnte sie nur?

>> Trojan <<

Mir war absolut klar, dass es falsch war. Es war verflucht nochmal ein Drahtseilakt ihr diese Option zu gewähren und dennoch hatte ich es getan. Ich hatte mich sechs verdammte Monate von ihr ferngehalten. Ich hatte ausgeharrt. Jeden verschissenen Tag hatte ich auf Benton gewartet und in den Nächten hatte ich kaum ein Auge geschlossen. Er war nicht aufgetaucht. Irgendwann zogen sogar meine Männer ab und kamen nur noch sporadisch vorbei, um nach dem Rechten zu sehen.

Dafür tauchte Amara auf. Ich hatte sie für ein Gebilde meiner Fantasie gehalten. Ich hatte nicht hin- aber auch nicht wegsehen können. Sie hatte in einer dunkelroten Winterjacke vor mir gestanden und war mir in ihrer typischen Art auf die Nerven gegangen.

Ich ging zur Glastür herüber, wollte sie gerade schon öffnen, da erblickte ich wieder dieses Antlitz. Sie stand vor dem Laden, grinste mich an und hob ihre behandschuhten Hände hoch. In jeder steckte ein Becher, aus dem es dampfte. Ich beeilte mich und hielt ihr schließlich die Tür auf.

Mit ihr zog ein kalter Schwall Luft hinein, weshalb ich die Tür hinter ihr wieder schloss.

„Du bist hier", hörte sich meine Stimmer freudiger an als beabsichtigt.

Ihr Grinsen wurde breiter. Sie reichte mir einen Becher. Ich nahm ihn entgegen.

„Kaffee. Er ist aber nur schwarz. Ich wusste nicht, wie du ihn magst", deutete sie auf den Becher.

Ich nickte. Natürlich nicht. Sie erinnerte sich an wirklich nichts. Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte sie zum Schreibtisch, stellte ihren Becher ab, ehe sie die Jacke und die Handschuhe auszog. Die Jacke landete auf dem Stuhl, wobei sie die Handschuhe in ihre Jackentasche steckte.

„Was ist meine Aufgabe?", schritt sie direkt zur Tat.

Sie auf diesem Stuhl zu sehen, weckte so viele Erinnerungen. Es wirkte hier nicht mehr so leer und dennoch war es anders. In Amara steckte viel mehr Lebensfreude. Vielleicht hätte ich sie nicht zurückholen sollen. Vielleicht blieben so all die schlechten Erinnerungen von ihr fern.

Sie wartete geduldig auf meine Antwort. Ich brachte es nicht übers Herz sie jetzt doch fortzuschicken.

„Kaffeekochen, Fegen, Rechnungen bezahlen und meine Kunden empfangen", antwortete ich widerwillig.

Auch wenn es nach nichts besonderem klang, nickte sie und stand wieder auf. In der Küche fand sie einen Besen und begann direkt zu fegen. Sie sah dabei zufrieden aus.

„Ich habe nicht so schnell mit dir gerechnet", war ich noch nicht bereit das Gespräch zu beenden.

„Ich habe zuhause nichts anderes zu tun als zu putzen. Ich werde dadurch noch wahnsinnig", offenbarte sie mir.

Ein kalter Windzug und das Türglöckchen zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich sah zur Seite. Travis trat in den Raum. Ich nickte ihm zu.

Er blieb stehen. Sein ungläubiger Blick lag auf Amara. Irritiert sah er zu mir.

„Nein, das ist nicht Elize. Das ist Amara", beantwortete ich seine unausgesprochene Frage.

„Wer ist Elize?", drehte sich Amara zu uns.

„Seine Exfrau", beantwortete für mich Travis ihre Frage. Ich nickte lediglich. Sie erinnerte sich vielleicht nicht, aber an diesem Punkt waren wir bereits gewesen. Eigentlich wollte ich nichts vor ihr verbergen, dass hatte uns beide fast in den Wahnsinn getrieben. Es fiel mir nur schwer über die Zeit mit ihr zu sprechen. Es fühlte sich an, als risse Jemand an meinen Rippen.

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