Kapitel 11

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Wenn ich es ihm leichter machen wollte, 

müsste ich ihm wehtun. 

Das begriff ich genau in diesem Moment.

>> Amara <<

Während Trojan die Wade einer Frau im Hinterzimmer tätowierte, spielte ich auf dem Computer Solitaire. Eigentlich würde es reichen, wenn ich nur ein paar Stunden hier arbeiten würde. Dann würde sich Trojan erheblich Geld sparen. Aber zu meinen Aufgaben gehörte es auch, Kunden in Empfang zu nehmen und da jederzeit Jemand hereinkommen könnte, verbrachte ich den ganzen Tag im Studio. Vielleicht sollte es mich stören. Ich war eine junge Frau, die die Welt entdecken müsste. Die Wahrheit war jedoch, dass ich mich hier versteckte, denn nur hier fühlte ich mich wirklich sicher. Bei Trojan fühlte ich mich sicher und das machte mir am meisten Angst.

Das klingelnde Telefon forderte meine Aufmerksamkeit.

„Devil's Sign. Amara Moradi", meldete ich mich.

Am anderen Ende der Leitung war es still. Mein Magen verkrampfte sich. Es war nicht das Wissen, sondern ein Gefühl. Ich ahnte, dass sich nicht um einen Scherzanruf handelte.

Ein Klacken erklang, gefolgt von einem Zischen. Ich kannte dieses Geräusch. Es war ein Feuerzeug. Meine Finger bohrten sich tiefer in das Plastik in meinen Händen.

„Es war gar nicht so leicht dich zu finden, Püppchen", hörte ich seine Stimme.

Ich hatte gehofft diese Stimme nie wieder hören zu müssen. Ich hatte gehofft, dass ich mich gut genug versteckt hatte. Ich hatte mich geirrt. Meine ständige innere Unruhe war berechtigt gewesen.

„Jace", wisperte ich mehr zu mir selbst als in den Hörer hinein. Mein Blick fiel sofort auf die Tür des Hinterzimmers. Erleichtert schloss ich die Augen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass diese geschlossen war. Trojan durfte davon nichts mitbekommen.

„Warum bist du nur gegangen?"

Man hörte deutlich den Missmut in seiner Stimme. „Und bestohlen hast du mich auch noch. Du böses, böses Mädchen", schob er hinterher.

„Ich gebe dir das Geld zurück!", versuchte ich leise zu sprechen, was mir kläglich misslang.

„Zu spät, Amara. Was denkst du denn, wie es aussieht, wenn meine verdammte Ehefrau einfach verschwindet? Für diese Stadt bist du bereits gestorben. Sei also ein braves Mädchen und lass es uns hinter uns bringen", informierte er mich gelangweilt.

Das war es. Ich hatte es gewusst und dennoch war ich abgehauen. Ich hatte wirklich gedacht, dass ich es schaffen könnte. Was für ein Irrtum.

„Ich könnte dir mehr Geld beschaffen. Bitte, Jace", gab ich noch nicht auf.

Ein freudloses Lachen erklang am anderen Ende der Leitung und endete in einem ungeduldigen Klopfen. Ich sah ihn beinahe vor mir, wie er hinter seinem massiven Schreibtisch hockte und mit seinen Fingerknöcheln auf das Holz pochte, um dann die Hand an seine Lippen zu führen und an einer Zigarette zu ziehen.

„Ich habe genug Kohle. Ich brauche deine mickrigen Kröten nicht. Du möchtest Gnade von mir? Du weißt, dass ich mir keine Schwäche erlauben kann", erwiderte er in einem nachsichtigen Ton.

„Bitte, Jace. Lass mich zurückkommen. Ich werde alles tun, was du von mir verlangst."

Mein Herz schlug schwer in meiner Brust. Wieder erniedrigte ich mich vor diesem Mann, doch welche Möglichkeiten hatte ich noch? Er hatte die Telefonnummer des Studios herausgefunden. Er wusste, dass ich mich hier aufhielt. Das bedeutete, dass er auch Trojan kannte. Trojan war damit genauso in Gefahr.

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