Kapitel 12

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Ich hatte so lange darauf gewartet. 

Ich hatte Monate damit zugebracht mir vorzustellen, 

wie es gewesen wäre, wenn sie zu mir zurückgekehrt wäre.

>> Trojan <<

Ich starrte auf den Fleck, an dem Amara vor Sekunden noch gestanden hatte. Meine beschissene Geschichte wiederholte sich. Erst Elize. Jetzt Amara. Ein verficktes Déjà-vu.

Sie hatte mir noch nicht einmal zugehört. Sie hatte mich nicht erklären lassen. Dachte sie wirklich, ich würde meine Exfrau im Studio ficken, während sie im Wartezimmer saß? Hatte ich ihr nicht oft genug gesagt, dass ich nur sie wollte? Verfickte Scheiße!

Ich zwang mich wegzusehen. Amara war längst verschwunden. Träge bewegte ich mich durch die Wohnung. Von ihr war keine Spur zu finden. Es fühlte sich an als zwänge ich meinen Körper durch eine zähflüssige Masse. Jeder Schritt fiel mir schwer. Das Atmen war mir beinahe unmöglich und Nadelstiche malträtierten meinen Magen.

Im Hinterzimmer meines Ladens blieb ich stehen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten, als ich Elize dort vorfand.

„Was machst du noch hier?"

Sie zuckte zusammen. Nervös strich sie sich eine Strähne aus den Augen. Dann begann sich ihre Finger zu kneten.

„Wir müssen reden", sprach sie endlich.

„Reden? Worüber willst du verdammt nochmal reden?", brach es aus mir viel laut heraus.

„Über uns", klärte sie mich auf. Ihre Lippe begann zu zittern. Die ersten Tränen bildeten sich in ihren Augen. Ich hasste es, wenn sie heulte. Früher hatte ich es als mein Versagen verbucht, heute nervte es mich einfach nur noch.

„In Ordnung. Dann erklär mir jetzt bitte ausführlich, warum du mich befummelt hast, als wäre ich dein veficktes Eigentum", verlangte ich von ihr.

Sie verlagerte ihr Gewicht auf das linke Bein. Ich wartete auf eine Erklärung. Als sie reingestürmt gekommen war, war ich zu irritiert gewesen, um sie wegzustoßen. Es war ein Hauch von Vergangenheit und zunächst hatte mein Körper wie gewohnt reagiert. Ihre Nähe hatte immer beruhigend auf mich gewirkt. Schnell hatte es sich falsch angefühlt. Es waren die falschen Hände auf meinem Körper gewesen.

„Die Scheidung war ein Fehler, Trojan. Du hast dich verändert. Du hast so viel geschafft."

Ich fuhr mir über die Stirn. Es pochte verdächtig hinter meinem Schädelknochen.

„Und das ist nicht dein Verdienst", erwiderte ich.

„Das weiß ich. Ich hätte dir beistehen müssen. Ich bin weggelaufen, als es schwierig wurde. Das tut mir leid. Ich verspreche dir, dass es nicht wieder vorkommen wird", entschuldigte sie sich für die vergangenen Jahre.

Ich hatte so lange darauf gewartet. Ich hatte Monate damit zugebracht mir vorzustellen, wie es gewesen wäre, wenn sie zu mir zurückgekehrt wäre. Ich hatte davon geträumt ihren Körper zu verwöhnen, bis sie wieder mir gehört hätte. Ich hatte mir gewünscht, eine Entschuldigung von ihr zu hören. All das bekam ich. Hier war meine Chance. Es war eine Gelegenheit, die ich überhaupt nicht mehr wollte.

Es tat gut zu hören, dass es ihr leidtat. Das war es aber auch schon. Ich wollte sie nicht mehr. Das was zwischen uns gewesen war, war schlicht und ergreifend Vergangenheit. Ich hatte auch nicht vor etwas daran zu ändern.

„Mir tut es auch leid", erwiderte ich ruhiger als zuvor.

Elize ging auf mich zu. Ich erblickte pure Hoffnung in ihrem Gesicht. Sie dachte, dass ich ihr verzeihen würde. Schnell hob ich die Hand, um sie aufzuhalten.

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