Der Mensch war ein Gewohnheitstier.
Was einst als Luxus erschien, konnte im nächsten Moment zur Normalität werden, bis man das, was man besaß, nicht mehr zu schätzen wusste.
>> Trojan <<
Irgendwas zerrte an meinen Nerven. Nicht irgendetwas. Irgendwer. Ich kannte sogar den Namen, schließlich war dieser kaum zu übersehen gewesen. Verachtung windete sich durch meine Eingeweide und wollte sich seinen Weg nach Außen bahnen.
Amaras Körper erzählte eine Geschichte, die die Dunkelheit in ihren Augen unterstrich. Man musste blind sein, um die Misshandlungen zu übersehen. Ich konnte vielleicht die Vergangenheit nicht ungeschehen machen, aber ich konnte sie vor der Zukunft schützen. Wenn mir dieser Wichser in die Finger geriete, nähme ich ihn auseinander wie eine Weihnachtsgans. Ich würde kein zweites Mal zögern. Nicht wie damals. Ich befand mich nicht mehr im Einsatz und es war auch keine wehrlose Frau, die vor mir stände. Ich hatte kein Problem damit einem Mann die Fresse zu polieren.
Seufzend entkrampfte ich meine Finger, die ich zu Fäusten geballt hatte. Ich hasste Menschen. Wir waren die verabscheuungswürdigsten Kreaturen dieser Welt, die keine Achtung vor der Natur oder dem Leben hatten. Der Mensch war ein Gewohnheitstier. Was einst als Luxus erschien, konnte im nächsten Moment zur Normalität werden, bis man das, was man besaß, nicht mehr zu schätzen wusste. Ich konnte mich davon nicht freisprechen. Mir war es nicht anders ergangen.
Ich schlenderte in den Verkaufsraum, blickte auf die Frau hinter dem Schreibtisch nieder. Amara war vertieft in den Bildschirm und klickte zwischendurch auf den Mauszeiger. Entweder sie spielte etwas oder sie hatte tatsächlich eine Aufgabe gefunden. Um diese Jahreszeit war es still in dieser Gegend. Nur vereinzelt tummelten sich Termine in meinem Kalender, wenn der Sommer anbrach. Heute Morgen war es bereits so warm gewesen, dass ich bei meinem täglichen Gang zum Diner gänzlich auf meine Lederjacke verzichten hatte können.
„Was machst du da?", fragte ich sie schließlich, weil sie mich nicht beachtete.
Amara hob den Kopf. Der goldene Ring um ihre Iris funkelte durch das hereinstrahlende Licht.
„Ich suche eine Wohnung", gab sie zu.
„Während der Arbeitszeit?", hob ich die Braue und schob meine Hände in die Hosentaschen. Der graue Stoff war so verblichen, dass sie mehr dreckig als grau wirkte.
„Hast du eine bessere Aufgabe für mich?", wollte sie wissen und legte interessiert ihr Kinn in die Handfläche, während sie den Ellbogen auf das Holz stützte.
Amara war schlagfertig. Das mochte ich irgendwie an ihr. Die meisten Frauen fühlten sich von mir eingeschüchtert oder schmierten mir Honig ums Maul. Das war auch einer der Gründe, weshalb ich ihre Gesellschaft mied. Elize war auch immer frech gewesen. Wieder eine Gemeinsamkeit der Beiden, die mich unruhig werden ließ.
Erlaubte ich Amara zu bleiben, weil ich ein Stück meiner Ehefrau behalten wollte? Ich konnte es nicht leugnen, dass ein Teil meines verkümmerten Herzens ihr deswegen zugestand zu bleiben. Es war lächerlich und widerlich zugleich. Ich wusste genau, dass Amara nicht Elize war. Elize hatte eine unbeschwerte Vergangenheit, bis ich in ihr Leben getreten war. Amara dagegen war eindeutig gezeichnet. Sie waren nicht völlig gleich und dennoch gab es Parallelen. Ich war krank. Ein kranker und vielleicht auch einsamer Mann, aber wenigstens gestand ich es mir ein. Ich kannte meine Schwächen.
Ich umrundete den Tisch und stellte mich hinter sie. Sie sah sich gerade ein freies Zimmer vom alten Jenkins an. Das ich nicht lachte. Dort würde sie bestimmt nicht wohnen. Nur über meine Leiche.
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SAVING ART
RomanceWenn er mich erwischt, wird er mich häuten. Ich bin nicht nur abgehauen, ich habe auch das Geld aus seinem Safe gestohlen. - Amara - Ich weiß, dass es nicht sein kann, dennoch kann ich sie nur anstarren. Sie sieht ihr so verdammt ähnlich und ich bin...