Kapitel 19

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Für ihn ging es über das Körperliche hinaus.

Nur war ich zu egoistisch,

um auf seine Lippen jemals wieder zu verzichten.

>> Amara <<

Trojan behauptete zwar mir nicht aus dem Weg zu gehen, doch er tat es. Er sprach nun etwas mehr mit mir, vermied aber verfängliche Themen.

Ich war mir sicher, dass ich ins Schwarze getroffen hatte. Er empfand noch etwas für mich. Und ich? Ich wusste meine Gefühle nicht einzuordnen. Mehr denn je wünschte ich mir mich einfach erinnern zu können. Wie konnte ich nur so viele Jahre einfach vergessen? Wie konnte ich Trojan vergessen? Es war absurd. Ich fühlte mich in seiner Nähe wohl. Die meiste Zeit fühlte ich mich sogar sicher und doch konnte ich mich nicht an diesen Mann erinnern.

Ich stand auf und ging zur Fensterfront hinüber, beobachtete die Menschen, die durch die Straßen hetzten. Es wurde alles unruhiger. Einige erledigten ihre Weihnachtseinkäufe. Andere wiederum gingen jetzt erst zur Arbeit oder kamen von der Arbeit wieder.

Mit einem Mal wurde es unheimlich ruhig. Plötzlich fiel etwas Weißes vom Himmel. Die ersten Flocken blieben auf dem Boden liegen. Schnee. Ich erstarrte.

Es war so entsetzlich kalt. Schnee bedeckte die vereisten Holzbretter unter meinen Knien, während neue Flocken vom Himmel schwebten. Sie verhöhnten mich. Sie verhöhnten mich genauso, wie es der Mann hinter der Scheibe tat. Mein Ehemann.

Jace saß im Warmen auf einem Sessel, den er extra direkt vor die Terassentür verfrachtet hatte. Er hielt eine Tasse in der Hand, nahm einen Schluck und glotzte mich selbstzufrieden an. Ihm machte die Kälte im Inneren nichts aus.

Ich blickte an mir herunter. Meine Hände zitterten, während ich versuchte das kurze Kleid weiter hinunterzuziehen. Es reichte mir gerade einmal über die Oberschenkel. Es war nicht lang genug, um meine eiskalten Füße darin einzuwickeln oder mir sonst in irgendeiner Art und Weise Wärme zu spenden.

Meine Zähne schlugen aufeinander, als mein Kiefer zu klappern begann. Deutlich sah man den Dunst meines Atems in der Luft. Langsam versteiften sich meiner Finger, wollten mir nicht mehr gehorchen.

Und Jace? Er sah mich einfach nur an. Genugtuung lag in seinem Blick. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Einst hatte ich sein Lächeln geliebt. Es war liebevoll gewesen. Jetzt bedeutete es für mich nur, dass die Strafe noch nicht vorbei war. Das hier war nur der Anfang.

Ich hatte das falsche Kleid ausgewählt. Es war eindeutig zu kurz für die Außenwelt und nur für seine Augen bestimmt gewesen. Ich hätte mich selbst Ohrfeigen können. Ich hätte es besser wissen müssen und doch hatte ich es angezogen. Ich mochte dieses Kleid. Es war dunkelgrün und enganliegend. Hübsche Perlen zierten den Rand des herzförmigen Brustausschnittes. Ich hatte nicht nachgedacht.

Ich versuchte mich aufzurappeln, damit die Kälte des Bodens nicht weiter in mich eindringen konnte. Doch es wurde dadurch nicht wärmer. Ich offenbarte meinem Ehemann so nur, wie sehr ich fror. Jedes Glied zitterte. Ich hatte keine Kontrolle mehr über mich.

Eine Träne rollte über meine Wange. Heiß benetzte sie meine Haut und schenkte mir wenigstens ein bisschen Wärme.

Erst als ich aufschluchzte und es kaum noch ertrug mit nackten Füßen auf der Terrasse zustehen, öffnete sich die Tür.

„Oh mein armes Püppchen", rief er bestürzt.

„Komm rein, dann kann ich dich aufwärmen", schob er gönnerhaft hinterher.

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