KellyVier weiße Wände.
Ein großes Balkonfenster mit weißen und blauen Vorhängen sticht mir als erstes ins Auge, als ich das Zimmer betrete. Rechts davon befindet sich ein, durch die sterilen weißen Wände, kaum auffallender, weißer Schreibtisch samt weiß gestrichenem Holzstuhl.
Darüber ist an der Wand ein Regal aus Eichenholz angebracht, was mich an die quatratischen Regalboxen von IKEA erinnert. Darauf steht eine einsame kleine Grünpflanze in einem weißem Blumentopf.
Die andere Seite vom Fenster wird von einem, höchst wahrscheinlich, ein Meter achztig breitem weißen Bett besiedelt. Dazu gehören eingebaute, ausziehbare Bettkästen. Ausgestattet hat man es mit blauen großen Kissen, die im gleichen Ton zum Vorhang gehalten sind. Über dem weißem Bettlaken ist eine blau-weiß gemusterte, dünne Baumwolldecke ordentlich zurecht gelegt. Auch hier findet sich ein Holzregal im IKEA Stil an der Wand wieder. Dieses ist jedoch in einem ungewöhnlichem blau-grau Ton gestrichen.
An der Kopfseite des Bettes, welche zu mir, also zur Zimmertür zeigt, steht zum einen eine weiße Kommode mit drei Schubladen, und zum anderen eine weitere, noch viel größere Grünpflanze, ebenfalls im weißen Blumentopf. Auf der Kommode befindet sich zudem eine kleine unscheinbare Nachttischlampe.
Neben der Zimmertür, links von mir, ist ein kleine Küche eingebaut, die die gleiche blau-graue Farbe aufweißt, wie das Regal über dem Bett. Laut der Internetbeschreibung soll sie außer einem Spülbecken, einem kleinen Kühlschrank, einer Mikrowelle, einem Backofen sowie einer zweiteiligen Herdplatte nichts weiter enthalten, als Regale, in dem einfache Lebensmittel, Teller, Töpfe und Besteck gelagert werden können. Bei einer Länge von zwei Metern ist das auch nicht wirklich verwunderlich.
So, ich glaub, das wär's. Naja, bis auf das Bad rechts von mir.
Ich lunse durch die weiße, offenstehende Tür mit silberner Türklinke und entdecke eine Toilette geradewegs durch, daneben eine kleine ebenerdige Dusche mit Handbrause sowie Regendusche und das Waschbecken müsste sich demnach direkt links neben dem Türrahmen befinden.
Mein neues Heim.
Ich meine, ich werde die meiste Zeit sowieso in der Uni oder im Diner sein. Von daher brauche ich nicht unbedingt soviel Platz.
Ich stelle die zwei Pappkartons, welche ich im Fahrstuhl hier rauf, in den fünften und damit letzten Stock, gefahren habe, auf die Küchenzeile und atme tief durch.
Es sind zwar nur noch drei Kartons und mein Koffer, aber dennoch ist es mehr als anstrengend.
Oder vielleicht atme ich auch nicht so tief, weil die Kartons so schwer waren, sondern weil es ein komisches und doch zugleich so befreiendes Gefühl ist, nun endlich alleine zu wohen. Aus dem Haus der Eltern, oder wohl eher dem Haus meiner Mutter ausgezogen zu sein. Zu wissen, für die nächsten vier Jahre sechshundertneunundsechszig Meilen von diesem entfernt zu studieren.
Ich liebe meine Mutter über alles und der Abschied von ihr ist mir unglaublich schwer gefallen, aber ich bereue es nicht. Neunzehn Jahre miteinander gelebt zu haben. Neunzehn Jahre auf dem selben Fleck gelebt zu haben. Irgendwann wird die Luft zu stickig und man muss raus kommen, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Mein Bruder ist nach achtzehn Jahren schon abgehauen. Es versetzt mir, wie jedes Mal einen Stich, wenn ich an Killian denke. Er ist, kaum das er achtzehn geworden ist, Hals über Kopf, einfach so, vom einen auf den anderen Tag ausgezogen. Von da an, ist das Einzige, was ich von ihm gesehen habe, einige übergroße Shirts von ihm in meinem Kleiderschrank und eine Postkarte immer zu meinem Geburtstag gewesen. Diese sind so einfach gestaltet gewesen, dass ich nie habe auch nur erahnen können, wo sich mein Bruder in diesem Augenblick befinden könnte.
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Find myself - A lie. A love. A mess.
Teen FictionKelly ist nun 19 Jahre und steckt mitten in ihrem Studium für Architektur. Als sie durch ihren Nebenjob jedoch ihre Leidenschaft für die Musik und den Gesang wieder aufleben lässt, treten ihr plötzlich Erinnerungen ins Gedächnis, welche sich allerd...