Kelly
Völlig übermüdet verlasse ich meinen Kurs in Richtung Cafeteria.
Am liebsten wäre ich heute morgen in meinem Bett liegen geblieben, hätte die Augen wieder geschlossen und versucht mich von diesem komischen und verwirrenden Abend an der Arbeit zu erholen. Dieser Typ macht mich noch verrückt. Die ganze Nacht bin ich aus irgendwelchen Träumen aufgewacht, nur um in einen nächsten Traum, in dem er vorkam, zu fallen. Camyls Worte kreisen nach wie vor in meinem Kopf herum. Auch jetzt noch, als ich an die Essensausgabe trete und mir meinen Salat abhole.
"Ja klar. Sei einfach vorsichtig bei ihm. Glaub mir, ich kenne ihn."
Was zum Teufel hat sie mir damit sagen wollen? Woher kennt sie ihn? Warum weiß sie, was er immer bestellt? Okay, die letzte Frage streiche ich wieder. Er wird ein einfacherer Stammkunde im Mo's sein. Dennoch macht es für mich keinen Sinn. Camyl hat gestern Abend wissen wollen, was das zwischen Harvey und mir ist. Doch das weiß ich selbst nicht einmal. Es stört mich gewaltig, nicht zu wissen, ob er diese komische Spannung, dieses nicht definierbare Gefühl zwischen uns auch gemerkt hat. Ich bitte absofort Camyl oder Ginger oder Jonela, den Tisch zu bedienen an dem er sitzt. Und sollte er doch zum Tresen kommen, werde ich einfach versuchen ihn zu ignorieren. Nein! Ich werde es nicht nur versuchen! Ich werde ihn gekonnt ignorieren! Fertig! So schwer kann das ja wohl nicht sein. Immerhin kenne ich ihn ja noch nicht einmal.
"Kelly?" Ich schrecke aus meinen - mal wieder - zu tief geratenen Gedanken hoch, als ich Rileys Stimme ganz dicht neben mir höre.
"Hm?" Meine "Freundin" beginnt zu grinsen, während wir uns gemeinsam an einen freien Tisch setzen.
"Du scheinst ja heute mal wieder ganz wo anders zu sein. Wie heißt er? Studiert er auch hier? Sieht er gut aus?", überhäuft mich die Brünette mit Fragen, bei denen ich gar nicht weiß, wo sie die alle her holt.
"Bitte? Wer ist denn 'er'? Ich bin einfach nur extrem müde. Die Arbeit gestern war anstrengend, deswegen habe ich ziemlich unruhig geschlafen. Das ist alles." Ich hoffe, sie lässt sich damit - zumindest für's Erste - abspeißen, denn ich habe wirklich keine Lust ihr etwas erklären zu müssen, was ich selbst nicht verstehe. Außerdem würde es gegen meinen neuen Vorsatz verstoßen.
"Okay. Was hast du gestern eigentlich mit Harvey besprochen? Kennt ihr euch irgendwo her?" Ihr verschmitztes Grinsen ist wie weggewischt und einem neutralen Gesichtszug gewichen. Zum Einen erschrecke ich, weil sie mich mit diesem Idioten hat reden sehen, aber zum Anderen bin ich erleichtert, dass sie den unerklärlichen, komischen Blickkontakt zwischen ihm und mir nicht mitbekommen hat.
"Naja, nein. Also ich meine, ich kenne ihn nicht wirklich. Camyl, meine Kollegin von gestern, hat mir nur erzählt, dass er öfters im Diner ist. Ich sehe ihn, wenn dann nur an der Arbeit. Und gestern hat er nur seine Bestellung direkt am Tresen abgeben, weil er scheinbar ein ziemlich ungeduldiger Typ ist, dem sonst alles sofort zugeflogen kommt. Und weil es gerade gepasst hat, hat er noch etwas mit meiner Kollegin geflirtet. Mehr war da gestern nicht. Warum?"
"Ach nur so. Du scheinst dich ja ziemlich über ihn aufzuregen, kann das sein?" Das Grinsen in dem Gesicht von Riley wächst wieder an, woraufhin ich mich frage, was für Information ich ihr ausversehen gegeben habe, aus denen sie sich nun Hirngespinste zusammen spinnen kann.
"Bitte?! Nein. Es ist nur... ach... keine Ahnung. Können wir bitte das Thema wechseln? Dieser Typ verwirrt mich." Bitte, Riley. Lass das Thema ruhen.
"Okay, okay. Ich denke, ich verstehe schon. Wann hast du deine nächste Lesung?" Gott sei dank!
"Ähm..." mein Blick schweift zu der großen Uhr, welche im Speisesaal angebracht ist und dann wieder zurück zu dem Mädchen mir gegenüber "... in zehn Minuten. Eine Dreiviertelstunde Architekturkunde. Warum?" Mit einem fragenden Blick warte ich auf ihre Antwort, in der Hoffnung, dass sie jetzt nicht vorschlägt, mit mir danach shoppen gehen zu wollen, oder so was in der Art. Denn dann streike ich! Ich hasse shoppen!
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Find myself - A lie. A love. A mess.
Teen FictionKelly ist nun 19 Jahre und steckt mitten in ihrem Studium für Architektur. Als sie durch ihren Nebenjob jedoch ihre Leidenschaft für die Musik und den Gesang wieder aufleben lässt, treten ihr plötzlich Erinnerungen ins Gedächnis, welche sich allerd...