Kapitel 23

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Kelly

"Kommst du mit zu mir?", höre ich seine Stimme, als wir auf dem Parkplatz zu seinem Auto laufen, nachdem ich mich von Camyl und meinen Freunden verabschiedet habe. Seine Stimme. Die Stimme meines Freundes. Meines festen, wirklichen Freundes

Harvey und ich haben jetzt insgesamt drei Stunden im Mo's gespielt. Während er auf der Gitarre die Melodie vorgegeben hat, habe ich ihn mit dem Text dazu begleitet. An manchen Stellen haben wir auch gemeinsam gesungen und manchmal habe ich dazu auch am Klavier gesessen und gespielt. Doch das alles ist mir vorgekommen, als würde es gar nicht wirklich passieren. Es hat sich alles viel zu sehr wie ein Traum angefühlt. Und doch ist alles real. Ich habe den Applaus nur an mein Ohr dringen gehört, so als wäre er ganz weit weg. Als säße ich in meiner eigenen, kleinen Blase. Mit ihm. Es war, nein es ist der beste Abend meines Lebens. 

Er hat sofort meinen Blick auf sich gezogen, schon als ich vorhin den ersten Fuß in das Diner gesetzt habe. Als ich dann direkt vor ihm gestanden habe und schon wieder beginnen wollte, sich für etwas zu entschuldigen, was eigentlich mein Fehler gewesen ist, habe ich nicht anders gekonnt, als ihn vor all den Leuten, welche zu uns gestarrt haben, zu küssen. Dieser Kuss ist so anders gewesen, als alle anderen zuvor. Verzweifelt. Sehnsüchtig. Entschuldigend. Verliebt. Ja, er hat ebenfalls Gefühle für mich. Ernsthafte Gefühle.

"Kels?" Seine großen, warmen Hände liegen plötzlich um meine Taillie. Uns trennen keine dreißig Zentimeter. Auf seinen Lippen liegt ein belustigtes Grinsen. Verdammt, sieht er gut aus. 

"Sorry." Ich lächle ihn an, ehe ich weiter spreche. "Ich würde gern mit zu dir kommen. Aber ist deine Familie denn nicht zuhause?" Mir wird unwohl, wenn ich mich mit der Vorstellung konfrontiere, seine Familie kennenzulernen. Wir sind gerade mal seit drei Stunden, sechzehn Minuten und... 40 Sekunden zusammen. Ja, ich habe mitgezählt. 

"Na und? Du siehst perfekt aus, falls es das ist. Was sollen sie denn machen'? Rausschmeißen können sie dich nicht. Mal ganz davon abgesehen, dass meine Eltern dich sowieso abgöttisch lieben werden, Wie könnten sie auch nicht." Mir schießt die Hitze in meine Wangen. So viele Komplimente bin ich einfach nicht gewohnt. Ganz zu schweigen, von der presenten Nähe eines verdammt attraktiven jungen Kerls, wie er es ist. "Unabhängig davon, schlafen die eh schon. Also..." Er gibt mir einen flüchtigen Kuss, bevor es sich von mir löst, um mir die Beifahrertür aufzuhalten. "...My lady." 

"Danke sehr.", bringe ich unter einem unterdrückten, verdammt dämlichen Kichern hervor und nehme im Sitz platz. Kurze Zeit später stehen wir auch schon vor dem großen Anwesen der Colemans. Harvey ist gerade dabei mir die Tür aufzuhalten, als ich selbst nach dem Autotürgriff greifen will. 

"Wow, wow. Langsam Kels!" Wie ich sein raues Lachen liebe. Und seine starken Arme, welche mich gerade aufgefangen haben und nun zur Haustür tragen. 

"Ich kann selbst laufen.", gebe ich ihm lachend zu verstehen, doch er ignoriert es gekonnt, wobei er mich durch das große Haus weiterhin im Brautstyle trägt. Verdammt! Dieser Bizeps! Diese- Nein! Halt! Stop! Nicht weiter denken! 

"Harvey bitte! Du sollst mich nicht die Treppe hoch tragen. Bitte! Ich bin viel zu schwer!" Ich beherrsche mich um einen wütenden Ton, doch durch mein Flüstern kommt es nicht so rüber, sodass ich mir gleich wieder das Lachen verkneifen muss. Ich will jetzt niemanden aufwecken.

"Warum sagen das Mädchen eigentlich immer? Wenn du zu schwer wärst, hätte ich dich doch schon längst abgesetzt.", erklärt er mir Kopf schüttelnd und trägt mich tatsächlich die Treppe nach oben in sein Zimmer, wo er sich dann mit mir auf sein Bett fallen lässt. 

"Hättest du nicht. Das würde viel zu sehr an deinem Ego kratzen.", gebe ich mit einem siegerischen Grinsen zurück, woraufhin er nur amüsiert die Augen verdreht. Ich liege mit dem Rücken auf seinem Bett, während er sich mit den Händen links und rechts von meinem Kopf abstützt. Seine Knie halten meine Beine an Ort und Stelle. 

Find myself - A lie. A love. A mess.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt