Kelly
"Nein! Stop! Hör auf! Harvey... bitte." Lachend wende ich meinen Blick von dem Krankenhaus ab, aus welchem ich nun endlich, nach einer unglaublich langen, anstrengenden und langweiligen Woche, entlassen bin.
"Bitte, Harvey. Ich kann selber laufen." Auch dieser Versuch, meinen Freund davon zu überzeugen, selbst zum Auto laufen zu können, versagt. Harvey ist jeden Tag zu mir ins Krankenzimmer gekommen, nachdem ich ihn habe überreden können, doch erst einmal nach Hause zu fahren und sich richtig auszuschlafen. Der Arzt hat uns, also eigentlich mir, aber Riley und Harvey wollten nunmal das Zimmer nicht verlassen, erklärt, dass ich ziemliches Glück gehabt habe. Bis auf eine Gehirnerschütterung, wegen der ich die Woche zur Beobachtung habe bleiben müssen, und den etwas schwerwiegenderen Brellungen meiner Rippen, sei ich erstaunlich gut davon gekommen. Die pochenden Kopfschmerzen werden vermutlich noch eine Weile bleiben, aufgrund der starken Gehirnerschütterung und auch sonst solle ich mich noch eine Weile schonen. Was so viel bedeuten soll, wie eine drei wöchige Krankschreibung von der Uni sowie tagtägliche Besuche meines Freundes und meiner besten Freundin. So direkt hat der Arzt zwar nicht darauf bestanden, doch haben Harvey und Riley das indirekte Angebot sofort entgegen genommen.
"Der Arzt meinte, du sollst dich schonen. Also wirst du nicht selber bis zum Auto laufen!" Auch in Harveys Stimme schwingt eine gewisse Belustigung mit, selbst wenn er mit aller Mühe versucht, diese zu verbergen, um so ernst wie möglich zu wirken. Diese Tatsache bringt mich nur noch mehr zum lachen.
"Riley, wo ist deine Unterstützung? Als beste Freundin bist du praktisch dazu verpflichtet, mir zu helfen!" Natürlich sind meine Worte in ihrer Bedeutung nicht wirklich ernst gemeint, aber meine Freundin, beste Freundin, teilt doch tatsächlich eher die Ansichten meines Freundes, als auf meiner Seite zu stehen.
"Tut mir leid, Süße. Aber in diesem Punkt muss ich Coleman leider recht geben. Du musst dich schonen." Selbst die Brünette kann sich ihr Grinsen nicht lange verkneifen und prustet in der nächsten Sekunde los. Na toll. Vielen Dank auch, beste Freundin. Ebenfalls laut lachend verdrehe ich die Augen. Ich sage nichts mehr dazu und keine zwei Minuten später sind wir am Auto, wo ich von den Armen meines Freundes in den Beifahrersitz gesetzt werde.
In mir macht sich plötzlich ein ungutes Gefühl breit. Mein Lachen verstummt und unmerklich beginne ich, am gesamten Körper zu zittern. Mich überfährt ein kalter Schauer. Seit dem Unfall habe ich nicht noch einmal in einem Auto gesessen. Ich bin zwar nur eineinhalb Wochen im Krankenhaus gewesen, doch die Erinnerung, der Schock, die Schmerzen des Unfalls sitzen mir noch tief in den Knochen und Gedanken. Zu tief.
"Prinzessin? Kels?! Hey, was ist los?" Auch das Lachen meiner Freunde ist inzwischen verstummt. Harvey hat sich leicht in die Hocke gesetzt, um mir nun direkt in die Augen zu schauen. In seiner Stimme schwingt leise, kaum hörbare, jedoch für mich mehr als deutlich, Panik mit, während in seinen Augen, welche in dieser Woche langsam wieder an Glanz und Funkeln gewonnen haben, ein besorgter Ausdruck liegt. Seine warmen Hände liegen ganz leicht auf meinen eiskalten Fingern.
"Ich muss hier raus, bitte. Ich... ich kann das nicht." Ein Flüstern, sodass wahrscheinlich selbst Harvey Schwierigkeiten haben muss, meine Worte zu verstehen. Mehr bringe ich nicht zusatnde. Meine Nerven liegen blank. Panik und Angst erschüttern meinen gesamten Körper. Mit Tränen in den Augen versuche ich, die einzelnen Bilder des Unfalls aus meinen Gedanken zu verbannen. Vergeblich. Auch Riley, welche versetzt hinter Harvey steht, sieht mit großer Sorge in ihren, bis eben noch so strahlenden Augen, auf mich herab. Ich kneife die Lider zusammen, in der Hoffnung, diese blöden Bilder verschwinden endlich aus meinem Kopf. Zwecklos.
"Hey. Hey." Eine seiner warmen Hände wandert zu meiner Wange, um die Tränen wegzustreichen, was mich widerum zöglich die Augen öffnen lässt. Sofort verliere ich mich in diesen unglaublichen Smaragten. Die Bilder, die Schmerzen, die Kälte. Es ist alles wie weggeblasen. Er redet weiter beruhigend auf mich ein, sodass auch das Zittern nach und nach abebbt.
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Find myself - A lie. A love. A mess.
Roman pour AdolescentsKelly ist nun 19 Jahre und steckt mitten in ihrem Studium für Architektur. Als sie durch ihren Nebenjob jedoch ihre Leidenschaft für die Musik und den Gesang wieder aufleben lässt, treten ihr plötzlich Erinnerungen ins Gedächnis, welche sich allerd...