Epilog

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Harvey

"Ich kann es immer noch nicht fassen, dass du es gekauft hast." Die Stimme meiner Freundin reißt mich aus meinen Gedanken. Wir stehen vor dem Haus, in welchem sie ihre ersten drei Lebensjahre verbracht hat. Ja, es gehört jetzt tatsächlich uns. Ich habe letzte Woche den Kaufvertrag unterschrieben. Kelly hat mir vor circa einem halben Jahr erzählt, dass man es abreißen wolle, da es mittlerweile so verfallen ist. Der Ausdruck in ihren ozeanblauen Augen hat mir beinahe das Herz gebrochen. Sie vermisst ihre Eltern, auch wenn sie nur drei Jahre mit ihnen hat verbringen können. Drei viel zu kurze Jahre. Ihr ganzes Leben lang hat ihr etwas Entscheidendes gefehlt. Nicht wirklich zu wissen, wo sie hingehört. Und das möchte ich heute ändern. 

Riley, Killian und die Jungs wissen schon seit letzter Woche Bescheid und müssten eigentlich jeden Moment kommen. Meiner Freundin habe ich erklärt, dass sie alle dabei helfen wollen, das Haus zu entrümplen, sodass wir gemeinsam mit den Renovierungsarbeiten beginnen können. 

Man könnte mir nachsagen, es sei zu früh. Immerhin haben wir vor zwei Monaten erst unser Studium abgeschlossen und sind nun dabei, uns ein Leben aufzubauen. Mit heute sind wir genau vier Jahre zusammen. Ich habe ihr als Überraschung heute morgen beim Frühstück, in unserer Wohnung in New York von dem Hauskauf erzählt. Es ist dieselbe Reaktion gewesen, wie damals, als ich ihr gebeichtet habe, mit ihr zusammen nach New York ziehen zu wollen. Und wir haben es tatsächlich durchgezogen. Ich könnte nicht glücklicher sein. Jeden Tag an dem ich mit ihr in meinen Armen, ihren Kopf auf meiner Brust gebeetet, aufwache und ihr beim Schlafen zusehe, wird mir bewusst, wie sehr ich sie liebe. Mein einziger Wunsch ist es, mein gesamtes Leben mit diesem Mädchen zu verbringen. Meinem Mädchen. Wobei sie mit ihren dreiundzwanzig, in einem Monat vierundzwanzig Jahren schon längst nicht mehr wie ein Mädchen aussieht. Mittlerweile halte ich eine unglaublich starke, verboten schöne, kluge, aber vor allem selbstbewusste Frau in den Armen. Nicht mehr lange und ich werde sie meine Frau nennen können. Vorausgesetzt natürlich, dieser Tag heute verläuft so, wie ich ihn mir ausgemalt und mit unseren Freunden geplant habe. 

"Worüber denkst du nach?" Ihre Hände sind hinter meinem Nacken verschränkt, meine ruhen auf ihrer Taillie. Mein Blick gleitet vom Haus zurück in ihre wunderschönen Augen, in denen ich mich jeden Tag wieder verliere. Es ist wie ein Reflex, dass sich ein bescheuertes, verliebtes Lächeln auf meinen Lippen abzeichnet, sobald ich Kelly ansehe. 

"Das ich dich liebe." Sofort erröten ihre Wangen und das Lächeln in ihrem Gesicht wächst ihr über beide Ohren. Und wie ich sie liebe... Ich genieße es in vollen Zügen, selbst noch nach vier Jahren eine solche Wirkung auf meine Freundin zu haben. Innerlich hoffe ich, dass es auf ewig so bleiben wird und ich der Einzige bleibe, der diese Reaktion allein mit seinen Worten in ihr hervorrufen kann. 

"Klar." Es reift nur so vor Sakasmus. Ich muss grinsen. "Aber-" Meine Freundin wird von einem lauten Hupen unterbrochen und keine Sekunde später rennt Kels auf ihre beste Freundin zu, welche widerrum aus dem Auto meines besten Freundes springt. Während sich die Mädchen, in diesem Moment sind sie wirklich wieder Mädchen, laut kreischend umarmen, grinsen Mason und ich uns, die Augen verdrehend, an. Als mein bester Freund neben, Joey, Cooper und Cedrick auf mich zu geschlendert kommt, erkenne ich auch in seinen Zügen die verliebten Blicke, welcher er seiner Freundin zu wirft. Riley und Mason haben es vor zwei Jahren geschafft, sich gegenseitig ihre Gefühle zu gestehen. Zugegeben haben Kels und ich auf ihrer Feier zum einundzwanzigsten Geburtstag ein wenig nach geholfen. Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls freue ich mich für meinen Kumpel, dass auch er glücklich ist. Er hat es verdient. 

"Na, Kumpel. Aufgeregt?" Mason schlägt mir freundschaftlich zur Begrüßung auf die Schulter. Ich weiß sofort was er meint und kaum habe ich mit "Wo denkst du hin?!" geantwortet, drehen wir uns erneut zu den Autos um. Killian parkt laut hupend neben meinem Audi, ehe er erst seine Schwester mit einer herzlichen Umarmung begrüßt und dann auf mich zu kommt. Die Mädels folgen ihm, sodass wir nun alle zusammen stehen. Sofort ziehe ich meine Freundin wieder zu mir, was sie mit einem Augen rollen quittiert. Killian zwinkert mir wissend zu und hat ebenso ein dämliches Grinsen im Gesicht wie der Rest unserer Freunde. 

Find myself - A lie. A love. A mess.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt