Kelly
"Familienvater der Anderson Tod vor dem Grab seiner Frau aufgefunden. Kinder vermisst.
Vergangenen Samstag hat man den Familienvater Phillip Anderson tot am Grab seiner Frau gefunden. Er sei schlimm zugerichtet worden, berichtet die Polizei. Man wolle sich das Überwachungsmaterial des Hauses genauer ansehen, um einen genauen Tatverlauf sowie die Täter bestimmen zu können. Bekannt ist bis jetzt, dass die Täter, Schuld am Tod des Vaters, sich sehr wahrscheinlich an den beiden Kindern Killian (6) und Kailey (3) vergriffen und vermutlich entführt haben. Die Mutter sei wenige Wochen zuvor an einem Herzstillstand verstorben, erzählt die Polizei weiter. Phillip Anderson wollte dazu damals keine Auskunft geben. Die Kinder hätten genug durchmachen müssen. Schließlich sei das kleine Mädchen dabei gewesen, als die Mutter Tod zu Boden fiel."
Ich muss kurz tief die Luft einsaugen. Das Bild der beiden kommt mir wieder ins Gedächnis, als sie in dem großen Saal getanzt haben und die Frau plötzlich zu Boden gesakt ist. Das kleine Mädchen hat irgendetwas von Mommy geschrien, erinnere ich mich dunkel zurück.
"Nicht aufhören. Bitte les' weiter.", fordere ich meinen Freund mit brüchiger Stimme auf, was er nach einem kurzen, tiefen Atemzug dann auch tut.
"Dienstboten seien mit jeglicher Hilfe zu spät gewesen. Auch sie haben extreme Verletzungen davon tragen müssen, sind Aussagen der Polizei. >Ich habe nur noch sehen können, wie meiner kleinen Elly der Mund gestopft wurde. Sie haben ihr und ihrem Bruder die Augen verbunden, nachdem sie die Kinder, ebenso wie ihren Vater zur Bewusstlosigkeit geschlagen haben.<, berichtet eine der Dienstmädchen Namens Mary. >Wie sollen diese Kinder je ein normales Leben führen können? Sie werden, wenn man sie denn daraus befreien kann, mit einem unüberwindbaren Trauma klar kommen müssen. Werden wir sie jemals wieder sehen?<, spricht die Frau unter Tränen weiter."
Mary? Der Name kommt mir bekannt vor, so als hätte ich ihn schon einmal gehört. Ich krame für einen Moment in meinen Erinnerung, bis ich mich ein weiteres Mal an die Szene in dem großen Saal erinnere. Der Mann wollte, dass das kleine Mädchen eine Mary holt. Die Mary? Ist sie vielleicht das Kindermädchen? Mein Blick schweift kurz zu dem Karton, aus dem ich kurz darauf eine weitere Zeitung hole. Ich lasse meinen Blick darüber schweifen, werfe sie weg, als ich nichts finde und suche weiter.
"Kels? Was wird das? Was suchst du?" Harvey hat die Zeitung aus der Hand gelegt und sich nun ebenfalls wieder über den Karton gelehnt.
"In diesem Artikel werden wir nicht viel herausfinden. Ich suche nach einem Artikel, welcher danach entstanden ist. Ob die Kinder gefunden worden sind.", erkläre ich ihm meinen Ansatz. Er nickt nur und so kramen wir gemeinsam weiter, bis Harvey ein Zeitungsbündel in der Hand hält, welches er länger begutachtet, als die letzten, die er in der Hand gehabt hat.
"Hast du etwas?" Keine Antwort. Jetzt weiß ich, wie es ihm eben mit mir ging, wo ich keine Reaktion gegeben habe. Aber aus seinem Gesichtsausdruck kann ich mal wieder rein gar nichts lesen. Seine Augen überfliegen das Titelblatt, bevor sie sich erschrocken weiten. Was liest er da?
"Harvey? Was ist das? Hast du etwas gefunden? ... Gott! Verdammt was steht denn da!?" Als ich es nicht mehr aushalte, reiße ich ihm den Artikel aus der Hand. Ich höre nur, wie ein leises "Kelly, vielleicht... vielleicht sollte ich es dir lieber vorlesen." seinen Mund verlässt, doch darauf achte ich schon gar nicht mehr. Die Zeilen haben mich viel zu sehr in ihren Bann gezogen.
'...ein Jahr später. Man hat die Anderson Kinder am Straßenrand außerhalb von San Francisco finden können. Von den Tätern dieser abscheulichen Tat keine Spur. Beide Kinder waren abgemagert und übersäht mit blutigen Verletzungen. Nachdem beide ins Krankenhaus gebracht und dort umgehend versorgt wurden, haben die elternlosen Kinder ihr zuhause vorerst im Kinderheim. >Es wird schwer werden, jemanden zu finden, der gleich beide Geschwister adoptieren wird. Sie haben ziemlich viel durchgemacht, was sich früher oder später auch in ihrem Verhalten wiederspiegeln wird, wenn es das nicht schon längst tut. Es ist traurig, dass so etwas leider keine Seltenheit ist.<, sagt eine Sprecherin der Kriminalermittlung. Wir fragen nach. >Wie denken Sie, wird man mit den Kindern jetzt weiter verfahren? Bekommen Sie eine Therapie?< Darauf antwortet uns die zugehörige Betreuerin der Kinder, Mary Walters. >Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um meinen Engeln ein halbwegs normales Leben zu ermöglichen<. >Stimmt es also, dass Sie den Kindern neue Identitäten zugelegt haben? Dürfen wir ihre Namen erfahren?<. >Ja. Ja, dass ist richtig. Ich habe ihren Familiennamen geändert. Aber den Vornamen meines Engels werde ich hier nicht Preis geben. Die Jones Geschwister sollen ihre Kindheit ohne Paparazzi ausleben können.<'
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Find myself - A lie. A love. A mess.
Teen FictionKelly ist nun 19 Jahre und steckt mitten in ihrem Studium für Architektur. Als sie durch ihren Nebenjob jedoch ihre Leidenschaft für die Musik und den Gesang wieder aufleben lässt, treten ihr plötzlich Erinnerungen ins Gedächnis, welche sich allerd...